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Steuerarten: Welche Steuern gibt es in Deutschland?

von Anna Ostrowska, 07.07.2024

Fast alle machen es, aber kaum jemand tut es gern: Steuern zahlen. Doch wo, wie und wann klingelt die Steuerkasse? Manch kuriose Steuern wie für Spielkarten, Essigsäure und Speiseeis gehören der Vergangenheit an. Aber fürs Auto zahlst du weiterhin die Kfz-Steuer, bei jedem Einkauf die Mehrwertsteuer und von deinem Gehalt geht die Lohnsteuer ab. Es gibt in Deutschland noch zahlreiche weitere Steuerarten. Wir machen klar, welche es gibt und welche die wichtigsten sind. 

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • Der Staat finanziert über Steuern die Ausgaben für die Öffentlichkeit. 
  • In Deutschland gibt es fast 40 verschiedene Steuerarten. 
  • Die wichtigsten Steuereinnahmen sind die Umsatz- und Einkommensteuern. 

Steuereinnahmen in Deutschland

An den Steuern scheiden sich die Geister. Wer sie zahlen muss, beschwert sich über sie. Wer sie bekommt, freut sich über sie. Über eine Sache herrscht allerdings Einigkeit: Steuern sind wichtig. Ohne sie fehlte dem Staat Geld für alle öffentlichen Einrichtungen und Sozialleistungen. Schulen, Straßen, Krankenhäuser, Kindergeld, Wohngeld – das sind nur ein paar Beispiele, die es ohne Steuereinnahmen nicht gäbe. Die beliefen sich im Jahr 2023 in Deutschland auf rund 916 Milliarden Euro.  

Gezahlt haben das – wie üblich – überwiegend die Bürger*innen und die Unternehmen. Und zwar nach detaillierten Richtlinien, die in der sogenannten Abgabeverordnung stehen. Sie regelt, wer Steuern entrichten muss, wie viel und wann. Eine große Rolle spielt dabei auch das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Je höher es ist, desto mehr Steuern sammelt der Staat insgesamt ein.  

Die wichtigsten Einnahmequellen sind die Umsatz- und Einkommensteuer: Sie machen rund zwei Drittel der Steuereinnahmen in Deutschland aus. Auf diese beiden Steuerarten kommen wir deswegen später nochmal zurück.

Was ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP)?

Wie gut es einem Land wirtschaftlich geht, wird am BIP gemessen. Das ist der Gesamtwert aller in einem Jahr hergestellten Waren und angebotenen Dienstleistungen. Wer – ob Staatsbürger*in oder nicht – sie produziert hat oder anbietet, spielt keine Rolle. Entscheidend ist der Ursprung im jeweiligen Land. Daher der Begriff Inlandsprodukt. 

Aber welche und wie viele Steuern gibt es eigentlich in Deutschland? Tatsächlich gibt es hierzulande nahezu 40 unterschiedliche Steuerarten (siehe Grafik). Die Einnahmen daraus sind in der Regel nicht zweckgebunden. Das heißt: Wer das Geld bekommt, kann es für seine Ausgaben verwenden. Beispiel: Die Hundesteuer gehört zu den Gemeindesteuern und geht somit an die Gemeinden. Die können damit städtische Tierheime oder Parks für Hunde unterstützen. Müssen sie aber nicht. Genauso gut dürfen sie die Abgabe für den Straßenbau nehmen. 

Neben den Gemeindesteuern gibt es noch die Gemeinschaft-, Bundes- und Ländersteuern sowie die EU-Eigenmittel. In der folgenden Übersicht siehst du, welche Steuerarten wohin fließen.

Grafik Verteilung Steuern zwischen Bund Länder Gemeinden

Verkehr-, Besitz- und Verbrauchsteuern

Moment mal. Diese drei Steuerarten stehen doch gar nicht in der Grafik. Gibt es etwa noch mehr? Nein, Verkehr-, Besitz- und Verbrauchsteuern sind einfach nur eine andere Einteilung von Steuerarten wie auch die Bundes-, Länder- und Gemeindesteuern. Üblich ist beispielsweise auch die Unterscheidung zwischen direkten und indirekten Steuern.  

Verkehrsteuern

Die bekannteste Verkehrsteuer ist die Umsatzsteuer – umgangssprachlich auch als Mehrwertsteuer bekannt. Es gibt sie in Deutschland seit 1968. Fällig ist sie für fast alle Dienstleistungen und Wareneinkäufe. 

Seit 2007 gilt der reguläre Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent. Wieso regulär? Weil es noch die ermäßigte Mehrwertsteuer von sieben Prozent gibt. Der niedrigere Steuersatz gilt zum Beispiel für: 

  • Grundnahrungsmittel, wie Gemüse und Obst 
  • Bücher 
  • Tickets für öffentliche Verkehrsmittel 
  • Kunst- und Kulturangebote  
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© finanzministeriumTV 

Zu den Verkehrsteuern gehören außerdem folgende Steuerarten: 

Verbrauchsteuern 

Verbrauchsteuern sind beim Gebrauch oder Verbrauch von bestimmten Produkten fällig. Dazu zählen die: 

  • Energiesteuer  
  • Tabaksteuer 
  • Alkoholsteuer 
  • Alkopopsteuer 
  • Kaffeesteuer 
  • Stromsteuer 
  • Biersteuer 
  • Einfuhrumsatzsteuer

Wohlgemerkt: Du zahlst zum Beispiel beim Kauf von einem Kilogramm Röstkaffee zusätzlich zur Mehrwertsteuer die Kaffeesteuer in Höhe von 2,19 (Stand: 2024). Die Höhe dieser Steuerart variiert nach Kaffeeprodukt. Für löslichen Kaffee sind es 4,78 Euro pro Kilogramm. 

Übrigens: Wenn du etwas aus einem Nicht-EU-Land kaufst, zahlst du ebenfalls zusätzliche Steuern – den sogenannten Zoll. 

Seit wann gibt es Steuern?

Seit etwa 5.000 Jahren organisieren sich die Menschen in Gemeinschaften – und erheben Steuern. Früher zahlten sie es in Form von Arbeitseinsätzen (Frondienste) oder Naturalien wie Lebensmittel oder Holz. Den schlechten Ruf verdanken die Steuern teils ihrer Geschichte: Damals wurden damit nicht die Gemeinschaftsausgaben finanziert, sondern das exzessive Leben der Machthabenden. 

Und seit wann gibt es überhaupt Geld? Das erfährst du im Artikel „Jede Menge Zaster: Die wechselvolle Geschichte des Geldes”. 

Besitzsteuern

Zu den sogenannten Besitzsteuern zählen: 

Unter den Besitzsteuern ist die Einkommensteuer die bekannteste. Schließlich wird sie auf jedes Einkommen fällig – es spielt keine Rolle, ob es der Arbeitslohn, Mieteinnahmen oder die Rente ist. Aber das heißt nicht, dass zwangsläufig Steuern vom Einkommen abgehen. Denn es gibt einen Grundsteuerfreibetrag von 11.604 Euro (Stand: 2024). Liegt das gesamte Bruttojahreseinkommen unter diesem Betrag, fallen keine Steuern an. Geringverdiener*innen wie zum Beispiel viele Minijobber*innen werden also nicht direkt zur Kasse gebeten. 

Was sind Abgeltungsteuern?

Du zahlst Abgeltungsteuer für Erträge aus Kapitalanlagen wie Dividenden und Zinsen. In der Regel sind es 25 Prozent, aber es gibt einen Steuerfreibetrag von 1.000 Euro (bis 2022: 801 Euro) für Singles. Bei Ehepaaren oder Lebenspartnern ist der Freibetrag doppelt so hoch. Wichtig ist: Um davon zu profitieren, musst du einen Freistellungsauftrag stellen.  

Die Lohnsteuer ist keine zusätzliche Steuerart, eher eine Sonderform der Einkommensteuer. Sie betrifft alle Angestellten, die Lohn, Gehalt oder sonstiges Entgelt verdienen. Die Arbeitgeber ziehen die Lohnsteuer direkt vom Verdienst ab und überweisen diese ans Finanzamt. Wie viel? Das hängt unter anderem von der Lohnsteuerklasse, den Steuerfreibeträgen und der Gehaltshöhe ab. Aber mehr als 45 Prozent sind es nicht. Das ist der aktuelle Höchststeuersatz (Stand: 2024).

Mehr zur Besteuerung von Einkommen findest du im Artikel „Steuerprogression: Was bedeutet das?“.

Unternehmer*innen hingegen zahlen in der Regel neben der Einkommen- und Umsatzsteuer noch zusätzlich die Gewerbesteuer – das hängt davon ab, wie hoch der Gewinn ausfällt und ob sie freiberuflich arbeiten oder nicht.

Eine junge Frau tankt
© istock/grinvalds/2014  Autobesitzer*innen zahlen mehrfach in die staatliche Steuerkasse ein: an der Zapfsäule, beim Hauptzollamt und auch noch bei der Versicherung.

Direkte und indirekte Steuern

Oft ist auch die Rede von direkten und indirekten Steuern. Dabei ist die Antwort auf folgende Frage entscheidend: Auf welchem Weg kommt deine Abgabe zum Finanzamt?  

  • Indirekt passiert es zum Beispiel beim Tanken – dort zahlst du nämlich den Energiesteuersatz (eine Art der Verbrauchsteuer) und die Mehrwertsteuer (eine Art der Verkehrsteuer) an der Kasse. Die Tankstelle verdient daran nichts, sondern schuldet diese Steuern dem Finanzamt. Alle Arten der Verbrauchsteuern gehören ebenfalls zu den indirekten Steuern. 
  • Direkte Steuern zahlst du hingegen für dein Auto in Form von Kraftfahrzeugsteuern – deren Höhe richtet sich nach der Größe des Hubraums des Fahrzeugs. Die Steuer gehen direkt von dir an das Hauptzollamt – ohne den Umweg über die Zapfsäulenkasse. 

Übrigens: Was ein Auto dich sonst noch so kostet, liest du in dem Artikel „Auto: So hoch sind die Kosten im Monat”. Außerdem kannst du indirekt Steuern sparen – durch geringeren Spritverbrauch oder eventuell auch dank der Pendlerpauschale

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