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Jede Menge Zaster: Die wechselvolle Geschichte des Geldes

von Detlev Neumann, 02.11.2022

Geld scheint rätselhafte Eigenschaften zu besitzen. Glaubt man dem Volksmund, regiert es mal die Welt, dann liegt es auf der Straße, stinkt aber nicht. Manche Menschen schwimmen darin, andere scheffeln es oder werfen es aus dem Fenster. Diese und ähnliche Redensarten sind seit Generationen im Umlauf. Genauso wie das Geld selbst. Dies ist seine Geschichte.

 

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Am Anfang war der Tausch

Die Geschichte des Geldes beginnt lange vor seiner eigentlichen Erfindung. Früher kauften die Menschen nämlich noch keine Waren, sondern tauschten sie. Meistens verwendeten sie dazu Sachen, die sie selbst herstellten, sammelten oder jagten. Ein Fischer gab zum Beispiel Fische für Kleidung, ein Schmied Hufeisen für Fische und ein Weber Kleidung für Hufeisen.

Die Sache hatte allerdings einen Haken: Brauchte der Schmied gerade keinen Fisch oder der Weber keine Hufeisen, geriet das System aus dem Takt. Es funktionierte nämlich nur, wenn gerade jemand etwas brauchte, was ein anderer gerade hatte. Und: Ein Schmied konnte zwar einen Vorrat an Hufeisen anlegen, aber dem Fischer war das mit seiner leicht verderblichen Ware nicht möglich.

Der nächste Schritt: Warengeld

Die vorläufige Lösung war ein sogenanntes Zwischentauschmittel, auch Warengeld, Naturalgeld oder Nutzgeld genannt. Wann es eingeführt wurde, ist nicht ganz klar. Aber die ersten Geld-Vorläufer dieser Art waren wahrscheinlich schon vor mehr als 6.000 Jahren im Einsatz.

Ein Landwirt lässt Getreidekörner durch seine Hände rieseln
© istock/da-kuk/2018  Getreide spielte in der Geschichte des Geldes eine große Rolle – in Tibet sogar bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

Warengeld konnte zum Beispiel Getreide sein, Vieh oder etwas ganz anderes. Wichtig war nur, dass es vielfach begehrt und nützlich sowie für eine gewisse Zeit haltbar und beständig war. Es musste stets verfügbar sein, durfte aber auch nicht im Überfluss existieren. Und die Menschen, die untereinander Handel trieben, mussten mit diesem “Zahlungsmittel” einverstanden sein.

Zahlen mit Zähnen

Für die Vorzeit-Menschen war die Globalisierung noch weit weg. Sie handelten gerade mal mit dem Nachbardorf oder den Bewohnern aus dem nächsten Tal. Und nur dort galt dann das "Zwischentauschmittel". Ein paar Kilometer weiter gab es schon das nächste Nutzgeld. So kamen viele Varianten zustande, je nachdem, was in der jeweiligen Gegend gefragt war. Hier eine kleine Auswahl:

  • Salz
  • Schmuck
  • Nutztiere
  • Felle
  • Pottwalzähne
  • Metallstücke
  • Steinscheiben
  • Schneckengehäuse

Auf den ersten Blick scheinen diese Zwischentauschmittel aus grauer Vorzeit zu stammen. Doch der Eindruck täuscht. Manche sind sogar erst vor relativ kurzer Zeit durch “richtiges” Geld ersetzt worden. So galten die Gehäuse von Kaurischnecken in Teilen Afrikas, Asiens und auf einigen Südseeinseln noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts als gültiges Warengeld. Das gilt auch für Getreide in Tibet.

Drei Kaurischneckengehäuse liegen auf einem Strand
© istock/MelanieMaya/2015  Fälschlich oft als Muschelgeld bezeichnet: Die Gehäuse von Kaurischnecken stammen meistens aus den Meeren Südostasiens.

Seit wann gibt es Geld als Münzen?

Wie der Tauschhandel hatte das Warengeld allerdings gewisse praktische Nachteile. Vor allem, was seinen Transport und seine Handhabung anbelangte. Je nach Art war es zu zerbrechlich, zu schwer, zu groß oder zu klein, um es jederzeit und überall mitzuführen.

Da hatten Menschen in Lydien, das lag in der heutigen Türkei, vor etwa 2.700 Jahren eine revolutionäre Idee. Sie hämmerten vergleichsweise weiches Edelmetall zu flachen und einigermaßen runden Stücken. Fertig waren die ersten Münzen in der Geschichte des Geldes. Das Prinzip kam gut an und wurde nach und nach im ganzen Mittelmeerraum angewendet – obwohl es ebenfalls einige Probleme mit sich brachte.

Woher kommt der Begriff Geld?

Geld – das klingt doch so ähnlich wie Gold. Und tatsächlich gibt es hier eine Verbindung. Das Wort “Geld” stammt nämlich vom indogermanischen Begriff für “Gold” ab: Ghel. Eine zweite Wurzel ist das althochdeutsche “Gelt”. Gemeint war damit einerseits Schulden zu tilgen sowie andererseits ein Mittel, um Buße zu tun.

So waren Münzen aus Gold und Silber zwar vergleichsweise handlich. Doch in größeren Mengen, etwa in Säcken, wurden sie sehr schwer. Ein weiteres Problem: Oft waren Geldstücke im Umlauf, die zwar den gleichen Wert anzeigten, aber aus unterschiedlichen Legierungen bestanden. So gab es “gute” (teure) Münzen mit einem hohen Reinheitsgrad an Gold und Silber. Und es gab “schlechte” (billige) Münzen mit beigemengten Metallen minderer Qualität. Deswegen war der aufgedruckte Wert nicht immer garantiert. 

Das ist leicht: Geld aus Papier

Das nächste Kapitel in der Geschichte des Geldes wurde im 11. Jahrhundert in China aufgeschlagen. Auch dort lief damals der Handel mit Münzen aus Metall ab. Ging es bei Geschäften um größere Summen, waren sie wegen ihres hohen Gewichts kaum zu transportieren. Deshalb wurden sie oft einfach in den Läden gelassen und jeweils unter den Namen der Käufer und Verkäufer gesammelt. Diese erhielten im Gegenzug ein Stück Papier, auf dem der Wert ihres Depots verzeichnet war. So wurde der erste Vorläufer des Papiergelds geboren.

Fiatgeld: Das Zahlungsmittel des Vertrauens

Wieso bekommt man für einen Geldschein, der in der Herstellung nur wenige Cent kostet, Waren im Wert von 200 Euro? Ganz einfach: Weil der Händler darauf vertraut, dass er seinerseits damit für 200 Euro einkaufen kann. Sprich: Wenn alle Beteiligten in einem Währungsraum vereinbaren, dass ein Zahlungsmittel einen bestimmten Wert besitzt, dann ist das einfach so. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Kieselstein, ein leeres Schneckengehäuse oder eine Banknote handelt. Wichtig ist nur, dass sich alle Nutzer an die Übereinkunft halten.

Heutiges Geld, dessen Wert nur auf Vertrauen und Absprache beruht, nennt man „Fiatgeld“ (vom Lateinischen für „es sei“). Der Begriff gilt für alle nationalen Währungen, Münzen, Geldscheine und so weiter.

In Europa, genauer gesagt in Spanien, kam es im 15. Jahrhunderts auf. Auf deutschem Boden begann es sich 300 Jahre später zu verbreiten. Es dauerte ein weiteres Jahrhundert, bis sich Papiergeld in Form von Banknoten allgemein als Alternative zum Münzgeld durchsetzte. Das lag an seinen unbestreitbaren Vorteilen: Es wog wenig und war einfach herzustellen. Außerdem ließen sich unterschiedliche Werte aufdrucken. 

Buchgeld – einfach nicht zu fassen

Noch flexibler als Banknoten ist Geld, das man nicht anfassen kann und das trotzdem existiert. Das trifft zum Beispiel auf Beträge zu, die auf Ihrem Girokonto eingehen oder davon abgehen. Anders gesagt: die gebucht werden. Deshalb nennt man sie Buchgeld. Das kann auch ehemaliges Bargeld sein. Nämlich dann, wenn Sie zu Ihrer Bank gehen und am Schalter Scheine oder Münzen auf Ihr Konto beziehungsweise Sparbuch einzahlen – dann wird das Bargeld zu Buchgeld.

Buchgeld ist letztlich eine reine Rechengröße. Es steht unter anderem in Form von Zahlen auf Kontoauszügen, Lastschrift- oder Überweisungsformularen. Damit arbeiteten in ähnlicher Form schon die alten Römer. Heute existiert es im Normalfall nur als Geld auf Ihrem Girokonto – in der Datenbank sind das aber nur Bits und Bytes.

Mit Buchgeld funktioniert übrigens auch jede Kreditkarte. Sie ist nämlich eine Art Girokonto zum Mitnehmen. Was Sie mit der Karte bezahlen, wird davon früher oder später – abgebucht.

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