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Wie viel Steuern muss ich zahlen?

von Anna Ostrowska, 29.12.2023

Es heißt: Im Leben ist nichts so sich sicher wie der Tod – und Steuern. Aber zahlen wir wirklich alle Steuern? Wie hoch ist die Einkommensteuer wirklich? Was, wenn du selbstständig bist oder Gewinne aus Aktien erzielst – wie wird das alles versteuert? Hier geben wir einen Überblick.

Themen in diesem Artikel

Grundfreibetrag: Muss ich überhaupt Steuern zahlen?

Zuerst einmal: Ob und wie viel Steuern du zahlst, hängt vor allem davon ab, wie viel du verdienst. Es gibt nämlich den sogenannten Grundfreibetrag: Das ist ein Betrag, den die Menschen mindestens für ihren Lebensunterhalt brauchen. So hat der Staat das festgelegt. Deswegen bleiben Einkommen bis zur Höhe des Grundfreibetrags in Deutschland steuerfrei.  

Der Grundfreibetrag im Jahr 2024 beträgt 11.604 Euro (Stand: Januar 2024). Weil die Kosten aber steigen und somit auch das Notwendige immer teurer wird, passt die Bundesregierung den Grundfreibetrag regelmäßig an.

Was bedeutet das jetzt für die Steuer? Ganz einfach: Wenn du weniger als den Grundfreibetrag verdienst, dann zahlst du keine Steuern. Für 2024 heißt das also, dass du keine Steuern zahlst, sofern dein Bruttoeinkommen für das gesamte Jahr unter 11.604 Euro liegt. Dabei ist es egal, ob dein Einkommen aus Erwerbsarbeit oder aus anderen Quellen kommt, zum Beispiel, wenn du Immobilien vermietest – dazu unten mehr.  

Deswegen zahlen zum Beispiel auch Menschen mit einem 538-Euro-Minijob (556-Euro-Minijob ab 2025), also einem Jahreseinkommen von 6.456 Euro (12 × 538 Euro), in der Regel keine Steuern.  

Umsatzsteuer – alle zahlen sie, aber indirekt

Umsatzsteuer – alle zahlen sie, aber indirekt

Welche Steuer zahlen wir wirklich alle, egal, wie viel Geld wir verdienen? Die Umsatzsteuer! Du kennst sie vielleicht auch als Mehrwertsteuer. Die Umsatzsteuer fällt auf fast alle Dienstleistungen und Waren an. Das heißt, dass wir sie immer automatisch mitbezahlen, wenn wir etwas kaufen. Solche Steuern nennen sich indirekte Steuern. Die Umsatzsteuer ist die wichtigste, aber nicht die einzige indirekte Steuer in Deutschland: Auch die Energiesteuer auf Benzin und Öl gehört zum Beispiel dazu.  

Einkommensteuer: Progression und Steuerklasse

Was passiert nun, wenn du mehr verdienst als den Grundfreibetrag? Dann zahlst du auf alles, was über diese 11.604 Euro hinausgeht, Einkommensteuer. Wohlgemerkt: Der Grundfreibetrag bleibt immer steuerfrei, egal, ob du 100 Euro oder 100.000 Euro mehr verdienst.  

Die Frage, wie viel Prozent Steuern, also welchen „Steuersatz“ du auf dein höheres Einkommen zahlst, ist allerdings nicht so einfach zu beantworten. In Deutschland gilt nämlich die sogenannte Steuerprogression. Das bedeutet, dass höhere Einkommen mit einem höheren Steuersatz besteuert werden: Wer mehr hat, soll mehr geben. Das leuchtet sofort ein, ist in der Umsetzung aber komplex, weil der Steuersatz schrittweise ansteigt. Wie das genau funktioniert, erfährst du in unserem Artikel: „Steuerprogression: Was bedeutet das – kinderleicht erklärt“. 

Neben der Höhe deines Einkommens hat auch deine Steuerklasse einen großen Einfluss darauf, wie viel Steuern du bezahlst. Insgesamt gibt es in Deutschland sechs Steuerklassen. In der Regel stuft dich das Finanzamt automatisch in die richtige Steuerklasse ein. Entscheidend ist für die Einstufung, ob du verheiratet bist und ob du Kinder hast. Alleinstehende Menschen ohne Kinder sind zum Beispiel in der Steuerklasse 1.  

Steuern zahlen im Studium?

Steuern zahlen im Studium?

Die meisten Studierenden, die nebenher jobben, sind in der Steuerklasse 1 – vorausgesetzt sie sind nicht verheiratet und haben keine Kinder. Allein die Tatsache, dass du in einer Steuerklasse bist, bedeutet aber nicht automatisch, dass du Steuern zahlen musst: Auch für Studierende gilt, dass nur Einkommen oberhalb des Grundfreibetrags steuerpflichtig sind.

Fragst du dich gerade, was eigentlich mit der Lohnsteuer ist? Die Begriffe „Lohnsteuer“ und „Einkommensteuer“ werden oft verwendet, als wären sie austauschbar, aber genau genommen ist Lohnsteuer ein Unterbegriff der Einkommensteuer. Lohnsteuer zahlst du nämlich nur auf dein Einkommen, wenn du angestellt bist und einen monatlichen Lohn erhältst. 

Es gibt aber auch andere Arten von Einkommen, zum Beispiel, wenn du E-Books verkaufst oder online Kurse anbietest und damit passives Einkommen hast: Auch solche Einkünfte musst du versteuern, sofern du insgesamt über dem Grundfreibetrag liegst. „Einkommensteuer“ ist also ein Sammelbegriff für die Steuern auf alle möglichen Arten von Einkommen. 

Aber wie viel Einkommensteuer zahlst du denn jetzt? Das kannst du zum Beispiel mit diesem Rechner vom Bundesministerium für Finanzen überprüfen. Außerdem zeigen wir dir, welche Freibeträge außer dem Grundfreibetrag für dich gelten, und was du alles von der Steuer absetzen kannst

Eine Frau rechnet mit ihrem Kind in der Küche vor einem Laptop
© istock/kate_sept2004/2021  Kinder ja oder nein? Für die Steuerklasse macht das einen Unterschied.

Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag

Wenn du getauft bist, zahlst du neben der Einkommensteuer wahrscheinlich auch die sogenannte Kirchensteuer. Diese Steuer erhebt der Staat im Auftrag der Kirche. Wenn du zum Beispiel Mitglied der katholischen oder evangelischen Kirche bist, wird diese Steuer automatisch vom Arbeitgeber zusammen mit der Lohnsteuer an das Finanzamt abgeführt. Bist du aus der Kirche ausgetreten, dann entfällt für dich diese Steuer. 

Die Höhe der Kirchensteuer unterscheidet sich je nach Bundesland: In Bayern und Baden-Württemberg sind es neun Prozent, in allen übrigen Bundesländern acht Prozent der Einkommensteuer. Das bedeutet konkret: Zunächst wird deine Einkommensteuer berechnet und dann schlägt das Finanzamt auf deine Einkommensteuer noch einmal acht beziehungsweise neun Prozent Kirchensteuer drauf.  

Übrigens: Alle Religions- oder Weltanschauungsgemeinschaften, die vom Staat als Körperschaft öffentlichen Rechts anerkannt sind, dürfen Steuern erheben. Die meisten Gemeinschaften verzichten allerdings darauf, zum Beispiel die orthodoxen Kirchen. 

Neben der Kirchensteuer gibt es noch den Solidaritätszuschlag (Soli). Er wurde eingeführt, um den finanziellen Mehraufwand der deutschen Wiedervereinigung zu schultern. Seit einer Reform im Jahr 2021 ist der Soli allerdings für fast alle Steuerzahlenden ganz oder teilweise weggefallen. Ob du den Soli noch bezahlst und wenn ja, in welcher Höhe, berechnet das Finanzamt automatisch. Für Alleinstehende zum Beispiel wird der Soli erst bei einer Einkommensteuer in Höhe von 18.130 Euro fällig (Stand: 2024). 

Eine Frau und ein Mann schneiden Stoff zu in einer Schneiderwerkstatt
© istock/eclipse_images/2019  Nicht angestellt, sondern selbstständig? Dann kommen auch Umsatzsteuer und eventuell Gewerbesteuer auf dich zu.

Steuern für Selbstständige und Freiberufler*innen

Wenn du nicht angestellt bist, sondern selbstständig oder freiberuflich arbeitest, dann gilt auch für dich, dass du Einkommensteuer bezahlst, sobald dein Einkommen über dem Grundfreibetrag liegt. Dabei ist das Einkommen die Summe deiner Einkünfte minus die Summe deiner Kosten, also alle Ausgaben, die du als Selbstständige*r oder Freiberufler*in für deine Arbeit hast. Wichtig: Selbstständige und Freiberufler*innen sind immer verpflichtet, eine Steuererklärung abzugeben.  

Außerdem bekommst du es als Selbstständige*r oder Freiberufler*in direkt mit der Umsatzsteuer zu tun: Da du in der Regel Waren oder Dienstleistungen anbietest, bist du verpflichtet, die Umsatzsteuer von sieben oder 19 Prozent auf deinen Preis aufzuschlagen und direkt an das Finanzamt abzuführen. Im Gegenzug kannst du dir die Umsatzsteuer, die du selbst anderen bezahlt hast, als Vorsteuer beim Finanzamt mit der Umsatzsteuer verrechnen lassen. Klingt kompliziert und bürokratisch? Ist es leider oft. Deswegen lohnt es sich gerade für Selbstständige, sich von einer Steuerberatung helfen zu lassen. 

Immerhin: Sogenannte Kleinunternehmen sind von der Umsatzsteuer befreit. Kleinunternehmer*in bist du, wenn dein Umsatz in einem Jahr unter 22.000 Euro liegt und im folgenden Jahr voraussichtlich unter 50.000 Euro bleibt (Stand: 2024). Gerade am Anfang deiner Selbstständigkeit bleibt dir also einiges an Bürokratie erspart. 

Wenn du nicht freiberuflich arbeitest, sondern selbstständig ein Gewerbe betreibst, musst du außerdem die Gewerbesteuer zahlen. Ob das notwendig ist, entscheidest aber nicht du selbst, sondern das Finanzamt. Wo die Grenze zwischen der Freiberuflichkeit und der Selbstständigkeit verläuft, erklären wir in unserem Artikel: „Selbstständig oder freiberuflich: Was ist der Unterschied?“.

Doppelter Gewinn

Doppelter Gewinn

Wenn du im Lotto sechs Richtige hattest, kannst du gleich doppelt jubeln: Gewinne aus Glücksspielen sind steuerfrei!  

Außer Lohn: Mieten als Einkommen

Du vermietest eine Wohnung, ein Zimmer oder vielleicht auch nur einen Autostellplatz, den du nicht selbst brauchst? Dann musst du wahrscheinlich auch auf dieses Einkommen Steuern zahlen: Sobald deine Mieteinnahmen 520 Euro im Jahr übersteigen, sind sie steuerpflichtig. Diese steuerliche Freigrenze soll im Jahr 2024 auf 1.000 Euro angehoben werden.

Du musst aber nicht jeden Cent, den Mieter*innen dir überweisen, versteuern: Schließlich hast du als Vermieter*in auch Kosten, zum Beispiel, wenn Reparaturen notwendig sind. Solche Kosten kannst du von deinen Mieteinnahmen abziehen. Versteuern musst du dann, was übrigbleibt. 

Eine Frau und ein Mann messen die Länge einer Wand in einer Wohnung aus
© istock/alvarez/2021  Du vermietest eine Wohnung? Auch das ist steuerpflichtiges Einkommen.

Abgeltungsteuer: Steuern auf Kapitalerträge

Du verdienst Geld mit Aktien, also durch Verkäufe oder Dividenden? Oder du bekommst Zinsen, etwa für deine Spareinlage in Festgeld? Auch das ist Einkommen und damit steuerpflichtig. Allerdings werden solche „Kapitalerträge“ anders versteuert als Lohn oder Mieteinnahmen. Für Kapitalerträge fällt nämlich die Abgeltungsteuer an – und die beträgt pauschal 25 Prozent. Falls du Kirchensteuer zahlst, kommt die noch obendrauf. In der Regel führt die Bank, bei der du dein Aktien-Depot oder Festgeldkonto hast, diese Steuern automatisch ans Finanzamt ab.

Wohlgemerkt gibt es auf Kapitalerträge einen eigenen Freibetrag, den sogenannten Sparerpauschbetrag. Im Jahr 2024 liegt er bei 1.000 Euro für Alleinstehende. Die 25 Prozent Abgeltungssteuer fallen erst auf Gewinne an, die über dem Sparerpauschbetrag liegen. Wichtig: Um von dem Sparerpauschbetrag zu profitieren, musst du einen Freistellungsantrag stellen.

Mit der Abgeltungsteuer sind die Steuern auf die Kapitalerträge dann aber erledigt. Du musst sie in deiner Einkommensteuererklärung nicht mehr anführen. Es kann sich trotzdem lohnen, die Kapitalerträge in der Anlage KAP einzutragen: Wenn der Steuersatz (siehe oben) auf dein Einkommen unter 25 Prozent liegt, also niedriger ist als die Abgeltungsteuer, kannst du dir einen Teil der gezahlten Abgeltungsteuer vom Finanzamt zurückholen. Wenn du die entsprechenden Angaben machst, prüft das Finanzamt, ob etwas verrechnet werden kann.

Geld aus einer Schenkung oder Erbschaft

Geld aus einer Schenkung oder Erbschaft

Auch Geld, dass du nicht regelmäßig verdienst, sondern auf einen Schlag erhältst, wie eine Erbschaft oder eine Schenkung, sind für die Steuer relevant. Wie hoch zum Beispiel die Erbschaftssteuer ausfällt, hängt vor allem davon ab, wie der Verwandtschaftsgrad zu der verstorbenen Person war. Kinder haben einen Freibetrag von 400.000 Euro.

Steuern in der Rente

Auch wenn du in der Rente keinen Lohn mehr erhältst, hat sich die Sache mit den Steuern damit nicht erledigt. Sobald dein Einkommen in der Rente den Grundfreibetrag übersteigt, musst du eine Steuererklärung machen und auch Steuern zahlen. Zu dem Einkommen zählen neben der gesetzlichen Rente auch Einkünfte aus der privaten Altersvorsorge oder aus Mieteinnahmen.

Auf die Frage, wie hoch deine Steuern als Rentner*in sind, gibt es keine pauschale Antwort. Wie bei der Einkommensteuer zur berufstätigen Zeit ist auch bei Rentner*innen der Familienstand entscheidend. Außerdem macht es einen Unterschied, wann du in Rente gehst: Erst ab 2040 ist die gesamte Rente steuerpflichtig. Davor war beziehungsweise ist es nur ein bestimmter Anteil. Die Details findest du in unserem Artikel „Steuern auf die Rente: Bleibt noch genug für eine Extrarunde?“.

Eine Frau sitzt mit ihrem Hund im Auto und schaut auf ein Feld
© istock/enigma_images/2021  Auf den Hund gekommen? Nicht nur auf Autos fallen Steuern an, sondern auch auf unsere vierbeinigen Freunde.

Haus, Auto, Hund? Weitere mögliche Steuern

Zu guter Letzt wollen wir noch einen Blick auf die Steuern werfen, die nichts mit deinem Einkommen zu tun haben, sondern damit, was du besitzt. Wenn du zum Beispiel eine eigene Immobilie hast, dann zahlst du zwar keine Miete mehr, hast aber einige andere Ausgaben, unter anderem eine Steuer: die Grundsteuer. Das ist eine Steuer, die auf Grundbesitz anfällt, also auf den Boden, auf dem deine Immobilie steht.  

Ein eigenes Auto bringt ebenfalls Steuern mit sich: Die Höhe deiner Kfz-Steuer hängt vor allem davon ab, wie schwer dein Auto ist und zu welcher Schadstoffklasse es gehört. Und auch der beste Freund des Menschen ist nicht steuerfrei: Je nachdem, wo du wohnst, fallen unterschiedlich hohe Hundesteuern an.   

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