Willkommen in der Gleitzone: Was ist ein Midijob?

Auf den Punkt

Auf den Punkt
- Midijobs sind Beschäftigungen mit einem Gehalt zwischen 520,01 Euro und 1.600 Euro.
- Vom Verdienst gehen gestaffelt Beiträge für Sozialversicherung und Rentenversicherung ab.
- Trotz geringerer Beiträge gibt es die volle Leistung dieser Absicherungen.
- Für Midijobs werden je nach Steuerklasse teils keine oder nur geringe Steuern fällig.
- Midijobs können mit Minijobs, Vollzeitbeschäftigungen und Rente kombiniert werden.
Was ist ein Midijob?
Wer bei Midijob an einen Midirock denkt, liegt damit richtig. Denn bekannt ist die Bezeichnungen aus der Modewelt. Demnach sind Miniröcke sehr kurz, Maxiröcke reichen ungefähr bis zu den Fußknöcheln und Midiröcke knapp unter die Knie.
Warum wir das erwähnen? Weil sich daran gut erklären lässt, was ein Midijob ist: eine Beschäftigung zu einem Gehalt, das zwischen dem eines Minijobs und dem einer vollwertigen und sozialversicherungspflichtigen Stelle liegt. In Zahlen ausgedrückt heißt das:
- Bei einem Minijob darf man pro Monat bis zu 520 Euro verdienen.
- Bei einem Midijob darf man zwischen 520,01 Euro und 1.600 Euro verdienen.
- Bei einer vollwertigen Stelle gibt es keine Gehaltsobergrenze.
Wichtig: Bei einem Midijob kommt es nicht auf die Anzahl der abgeleisteten Stunden an. Stattdessen zählt für die Einordnung ausschließlich die durchschnittliche Höhe des Monatsgehalts. Das bedeutet, dass du zum Beispiel im Januar mehr und im Februar weniger verdienen darfst. Wichtig ist nur, dass dabei unterm Strich und übers Jahr gesehen nicht mehr als maximal 1.600 Euro pro Monat herauskommen – egal, wie viele Stunden du dafür im Midijob gearbeitet hast.
Diese Höchstgrenze gibt es übrigens seit Oktober 2022. Das liegt an der Erhöhung des Mindestlohns, den die Bundesregierung damals eingeführt hat. Damit stieg der Mindestlohn von 10,45 Euro auf 12,00 Euro an. In dem Zuge wurde die erlaubte Gehaltsspanne für Midijobs angepasst. Deshalb liegt sie jetzt zwischen 520,01 Euro und 1.600 Euro.
Der Sinn des Midijobs
Der Sinn des Midijobs
Das Modell des Midijobs gibt es seit 1. April 2003. Die damalige Bundesregierung führte es als Teil der sogenannten Hartz-Reformen zur Arbeitspolitik ein. Der Midijob sollte arbeitslosen Menschen den Einstieg in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erleichtern. Sie sind damit für vergleichsweise geringe Beiträge beispielsweise kranken- und rentenversichert.
Midijob und Sozialversicherung
Ein wesentlicher Vorteil von Midijobs gegenüber Minijobs ist, dass du damit Anspruch auf volle Leistungen aus der Sozialversicherung hast. Du profitierst also von:
- Krankenversicherung (inklusive Entgeltfortzahlung und Krankengeld)
- Pflegeversicherung
- Unfallversicherung
- Rentenversicherung
- Arbeitslosenversicherung
Obwohl du teils weniger Beiträge dafür zahlst als bei einer normalen Beschäftigung.
Wie hoch deine Abgaben ausfallen, hängt von deinem Midijob-Gehalt ab. Je mehr du verdienst, desto mehr musst du für die Sozialversicherung zahlen: Bei einem Verdienst von 520,01 Euro ist das also weniger als bei der Höchstgrenze von 1.600 Euro. Sobald du diese erreichst, werden die üblichen Sätze fällig. Wegen dieser Staffelung der Beiträge zur Sozialversicherung ist beim Midijob auch von der Gleitzone, vom Gleitzonenentgelt oder Übergangsbereich die Rede.
Wie viel genau an Sozialversicherung fällig wird, kannst du mit einem Midijob-Rechner herausfinden. Zum Beispiel mit diesem kombinierten „Gehaltsrechner & Midijob-/Übergangsbereichsrechner“.
Midijob und Steuern
Als Midijobber*in musst du grundsätzlich deine sämtlichen Einkünfte zusammenrechnen und versteuern. Es gibt jedoch Ausnahmen von dieser Regel. So entfällt bei einem Midijob die Lohnsteuer ganz oder zu einem großen Teil, wenn er deine einzige, also hauptberufliche Beschäftigung ist. Das gilt für die Steuerklassen 1 bis 4.
Anders sieht das bei der Steuerklasse 5 aus. Die kannst du wählen, wenn du verheiratet bist und dein*e Ehepartner*in in Steuerklasse 3 ist. In dem Fall musst du in Steuerklasse 5 zwar die volle Lohnsteuer zahlen, aber dafür sind die Abgaben in der Steuerklasse 3 vergleichsweise gering.
Und dann ist da noch die Steuerklasse 6. In die rutscht du, wenn du neben dem Midijob noch eine sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung hast. Dann musst du nicht nur die Lohnsteuer, sondern auch die vollen Sozialversicherungsbeiträge zahlen.
Deine steuerlichen Angaben zum Midijob gehören in der Steuererklärung in die Anlage N (Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit). Übrigens: Geldwerte Vorteile, wie eine kostenlose Kinderbetreuung über deinen Arbeitgeber, werden nicht auf dein Einkommen angerechnet. Urlaubs- oder Weihnachtsgeld aber schon. Liegst du damit über dem Gleitzonenentgelt, ist es kein Midijob mehr.
Midijob und Urlaub
Arbeitest du als Midijobber*in, hast du den üblichen gesetzlichen Urlaubsanspruch. Wie hoch der ausfällt, hängt von der Anzahl deiner Arbeitstage pro Woche ab. Beispiele:
- Bei einer 6-Tage-Woche gibt es 24 Urlaubstage.
- Bei einer 5-Tage-Woche gibt es 20 Urlaubstage.
- Bei einer 4-Tage-Woche gibt es 16 Urlaubstage.
So viel Urlaub steht dir mindestens zu. Du kannst mit deinem Arbeitgeber aber auch mehr abmachen. Möglicherweise besteht dazu eine tarifliche oder eine betriebliche Vereinbarung. Die Urlaubsregelung sollte im Arbeitsvertrag stehen.
Midijob und Minijob
Übst du zum Midijob noch einen Minijob aus, dann fallen für den Midijob zwar (gegebenenfalls) Steuern sowie Beiträge für die Sozialversicherung an, für den Minijob aber nicht. Was du mit dem verdienst, darfst du komplett behalten. Du darfst neben dem Midijob sogar mehrere Minijobs haben. Allerdings wird dann das Gehalt für den zweiten Minijob und für jeden weiteren zum Midijob-Gehalt hinzugerechnet und dann sozialversicherungspflichtig.
Wenn du einen Midijob zusätzlich zu einer sozialversicherten Hauptbeschäftigung machst, fallen die niedrigeren Beitragssätze beim Midijob flach. Stattdessen zahlen Sie dann für beide Beschäftigungen jeweils die vollen Abgaben für Sozialversicherungen und Steuern.
Geht ebenfalls: Midijob + Midijob. Hier musst du allerdings darauf achten, dass das Gehalt zusammengerechnet unter der Grenze von 1.600,01 Euro bleibt – unabhängig von der Anzahl deiner Midijobs. Andernfalls sind die Vergünstigungen (geringere Abgaben) futsch.
Midijob und Rente
Wer seine Rente mit einem Midijob aufbessern will, darf das tun. Teils ist das aber nur bis zu einer Höchstgrenze ohne Abzüge von der Rente möglich.
Vor Erreichen der Regelaltersgrenze
Frührentner*innen heißen so, weil sie in den Ruhestand gehen, bevor sie ihre Regelaltersgrenze erreicht haben. Wann das so weit ist, hängt jeweils vom Alter ab. Das betrifft in erster Linie die Geburtsjahrgänge 1947 bis 1963. Deren Regelaltersgrenze steigt schrittweise von 65 auf 67 Jahre an. Wer aus dieser Gruppe jünger in den Ruhestand wechselt, darf die Rente grundsätzlich um maximal 6.300 Euro pro Jahr aufstocken. Was darüber ist, kann der Staat von der Rente abziehen.
Ausnahme: Für die Jahre 2021 und 2022 liegt die kürzungsfreie Hinzuverdienstgrenze bei 44.590 Euro beziehungsweise 46.060 Euro. Damit sollten Rentner*innen wegen der Personalengpässe während der Corona-Krise zum Wiedereinstieg in den Job motiviert werden.
Nach Erreichen der Regelaltersgrenze
Sobald die Regelaltersgrenze überschritten ist, fällt die Hinzuverdienstgrenze weg. Rentner*innen dürfen dann so viel Geld mit einem Midijob (oder mit einer anderen Beschäftigung) machen, wie sie wollen. Mehr darüber erfahren Sie in der Broschüre „Altersrentner: So viel können Sie hinzuverdienen“ der Deutschen Rentenversicherung.
Nicht vergessen: Ihre Rente und Nebenverdienste sind steuerpflichtig! Lies zu diesem Thema unseren Ratgeber „Steuern auf die Rente“.
Midijobs: Alles Wichtige auf einen Blick
Midijob: Vorteile und Nachteile für Angestellte
Je nach Perspektive ist bei der Gleitzonenregelung der größte Vorteil der größte Nachteil: die Beiträge zu Sozialversicherung und Rentenversicherung. Das heißt, dass du die volle Leistung dieser Absicherungen mit Abzügen vom Midijob-Gehalt bezahlst. Letztlich musst du selbst wissen, was dir beispielsweise der finanzielle Schutz bei Arbeitslosigkeit oder die eigene Altersvorsorge wert sind. Um die Entscheidung für oder gegen einen Midijob zu erleichtern, stellen wir kurz die Pros und Contras zusammen.
Die Vorteile
- Es besteht voller Schutz der Sozialversicherung und der Rentenversicherung.
- Wegen gehaltsabhängiger Staffelung sind die Beiträge zur Sozialversicherung oft relativ gering.
- Der Verdienst wird vollständig für die Rente berücksichtigt.
- Es gibt keine beziehungsweise kaum Lohnsteuer in den Steuerklassen 1 bis 4, sofern der Midijob die einzige Beschäftigung ist.
Die Nachteile
- Das Gehalt darf 1.600 Euro (ab Oktober 2022: 1.600 Euro) nicht übersteigen.
- Vom Verdienst müssen Beiträge für Sozialversicherung und Rentenversicherung gezahlt werden.
- Es fällt die volle Lohnsteuer bei Steuerklasse 5 in Verbindung mit Steuerklasse 3 von Ehe-/Lebenspartner*in an.
- Es gibt keine steuerlichen Vergünstigungen bei der Kombination des Midijobs mit einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung (= Midijob als Nebenjob).