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Willkommen in der Gleitzone: Was ist ein Midijob?

von Detlev Neumann, 10.01.2024

Du möchtest mehr verdienen als bei einem Minijob, aber eine Vollzeitstelle ist auch nicht das Richtige? Wie wäre es dann mit einem Midijob? Für den gibt es in der Regel mehr Geld als beim Minijob und die volle Leistung der Sozialversicherung obendrauf – und das bei meist geringen Beiträgen und teils ohne Lohnsteuer. Klingt gut? Dann lies hier weiter und erfahre, was genau ein Midijob ist und was ihn so attraktiv macht.

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

Auf den Punkt

  • Midijobs sind Beschäftigungen mit einem Gehalt zwischen 538,01 Euro und 2.000 Euro (ab 1. Januar 2025: 556,01 bis 2.000 Euro)
  • Vom Verdienst gehen gestaffelt Beiträge für Sozialversicherung und Rentenversicherung ab. 
  • Trotz geringerer Abgaben beim Midijob gibt es die volle Leistung dieser Absicherungen. 
  • Für Midijobs werden je nach Steuerklasse teils keine oder nur geringe Steuern fällig. 
  • Midijobs können mit Minijobs, Vollzeitbeschäftigungen und Rente kombiniert werden. 

Was ist ein Midijob?

Wer bei Midijob an einen Midirock denkt, liegt damit richtig. Denn bekannt ist die Bezeichnungen aus der Modewelt. Demnach sind Miniröcke sehr kurz, Maxiröcke reichen ungefähr bis zu den Fußknöcheln und Midiröcke knapp unter die Knie. 

Warum wir das erwähnen? Weil sich daran gut erklären lässt, was ein Midijob ist: eine Beschäftigung zu einem Gehalt, das zwischen dem eines Minijobs und dem einer klassischen Anstellung liegt. In Zahlen ausgedrückt heißt das seit dem 1. Januar 2024:

  • Bei einem Minijob darf man pro Monat bis zu 538 Euro verdienen. 
  • Bei einem Midijob darf man zwischen 538,01 Euro und 2.000 Euro verdienen. 
  • Bei einer klassischen Anstellung gibt es keine Gehaltsobergrenze. 

Wichtig: Bei einem Midijob gibt es keine Grenze abgeleisteten Stunden. Stattdessen zählt für die Einordnung ausschließlich die durchschnittliche Höhe des Monatsgehalts. Das bedeutet, dass du zum Beispiel im Januar mehr und im Februar weniger arbeiten und verdienen darfst. Wichtig ist nur, dass dabei unterm Strich und übers Jahr gesehen nicht mehr als maximal 2.000 Euro pro Monat herauskommen – egal, wie viele Stunden du dafür im Midijob gearbeitet hast.  

Die Grenze zwischen Minijob und Midijob orientiert sich am Mindestlohn. Lange Zeit lag die Minijob-Grenze bei 450 Euro pro Monat. Im Jahr 2023 wurde sie auf 520 Euro erhöht, für das Jahr 2024 auf 538 Euro. Für das Jahr 2025 sind 556 Euro geplant. Die Grenze zwischen dem Midijob und einer voll sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung soll allerdings bei 2.000 Euro bleiben. (Stand: Dezember 2023)

Der Sinn des Midijobs

Der Sinn des Midijobs

Das Modell des Midijobs gibt es seit 1. April 2003. Die damalige Bundesregierung führte es als Teil der sogenannten Hartz-Reformen zur Arbeitspolitik ein. Der Midijob sollte arbeitslosen Menschen den Einstieg in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung erleichtern. Sie sind damit für vergleichsweise geringe Beiträge kranken- und rentenversichert.  

Midijob und Sozialversicherung

Ein wesentlicher Vorteil von Midijobs gegenüber Minijobs ist, dass du damit Anspruch auf volle Leistungen aus der Sozialversicherung hast. Du profitierst also von: 

  • Krankenversicherung (inklusive Lohnfortzahlung und Krankengeld
  • Pflegeversicherung 
  • Rentenversicherung 
  • Arbeitslosenversicherung 

Obwohl du teils weniger Beiträge dafür zahlst als bei einer normalen Beschäftigung. 

Wie hoch deine Abgaben ausfallen, hängt von deinem Midijob-Gehalt ab. Je mehr du verdienst, desto höher ist auch dein Prozentsatz für die Abgaben an die Sozialversicherung. Bei einem Verdienst von 538,01 Euro ist das also weniger als bei der Höchstgrenze von 2.000 Euro. Sobald du diese erreichst, werden die üblichen Sätze fällig. Wegen dieser Staffelung der Beiträge zur Sozialversicherung ist beim Midijob auch von der Gleitzone, vom Gleitzonenentgelt oder Übergangsbereich die Rede. 

Wie viel genau an Sozialversicherung fällig wird, kannst du mit einem Midijob-Rechner herausfinden. Zum Beispiel mit diesem kombinierten Gehaltsrechner & Midijob-/Übergangsbereichsrechner.  

Ein Paar sitzt am Küchentisch im Wohnzimmer und berechnet am Laptop die Abgaben für einen Midijob
© istock/Oscar Wong  Bei der Berechnung der Abgaben für einen Midijob leistet ein Online-Rechner gute Dienste.

Midijob und Steuern

Wie wird ein Midijob nun versteuert? Grundsätzlich gilt: Je mehr du verdienst, desto mehr Steuern musst du zahlen (das liegt an der sogenannten Steuerprogression). Auch als Midijobber*in musst du deine sämtlichen Einkünfte zusammenrechnen und versteuern. Allerdings verdienen viele Midijobber*innen weniger als den Grundfreibetrag von 10.908 Euro (für das Steuerjahr 2023) beziehungsweise 11.784 Euro (für 2024). Daher müssen sie keine Einkommenssteuer zahlen.  

Und auch wer bis zu 2.000 Euro im Monat verdient, hat eine verhältnismäßig geringe Steuerlast. Zumindest, wenn der Midijob deine einzige, also hauptberufliche Beschäftigung ist. Das gilt für die Lohnsteuerklassen 1 bis 4. 

Anders sieht das bei der Steuerklasse 5 aus. Die kannst du wählen, wenn du verheiratet bist und dein*e Ehepartner*in in Steuerklasse 3 ist. In dem Fall musst du in Steuerklasse 5 zwar die volle Lohnsteuer zahlen (ohne Grundfreibetrag), aber dafür sind die Abgaben in der Steuerklasse 3 vergleichsweise gering.  

Und dann ist da noch die Steuerklasse 6. In die rutschst du, wenn du neben dem Midijob noch eine sozialversicherungspflichtige Hauptbeschäftigung hast und deinen Midijob also nur als Nebenjob ausübst. In diesem Fall bleibst du zwar für deinen Hauptjob in deiner bisherigen Lohnsteuerklasse, aber das Einkommen im Nebenjob wird nach Steuerklasse 6 versteuert. Übersteigt dieses Einkommen 538 Euro im Monat, musst du nicht nur die Lohnsteuer, sondern auch die vollen Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Hier gilt auch kein Grundfreibetrag mehr. 

Deine steuerlichen Angaben zum Midijob gehören in der Steuererklärung in die Anlage N (Einkünfte aus nichtselbständiger Arbeit). Übrigens: Geldwerte Vorteile, wie eine kostenlose Kinderbetreuung über deinen Arbeitgeber, werden nicht auf dein Einkommen angerechnet. Urlaubs- oder Weihnachtsgeld aber schon. Liegst du damit über dem Gleitzonenentgelt, ist es kein Midijob mehr. 

Midijobs: Alles Wichtige auf einen Blick

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© Factorial HR Deutschland 

Midijob und Urlaub

Arbeitest du als Midijobber*in, hast du den üblichen gesetzlichen Urlaubsanspruch. Wie hoch der ausfällt, hängt von der Anzahl deiner Arbeitstage pro Woche ab. Beispiele: 

  • Bei einer 6-Tage-Woche gibt es 24 Urlaubstage. 
  • Bei einer 5-Tage-Woche gibt es 20 Urlaubstage.
  • Bei einer 4-Tage-Woche gibt es 16 Urlaubstage. 

So viel Urlaub steht dir mindestens zu. Du kannst mit deinem Arbeitgeber aber auch mehr abmachen. Möglicherweise besteht dazu eine tarifliche oder eine betriebliche Vereinbarung. Die Urlaubsregelung sollte im Arbeitsvertrag stehen.  

Midijob und Minijob

Übst du zum Midijob noch einen Minijob aus, dann fallen für den Midijob zwar (gegebenenfalls) Steuern sowie Beiträge für die Sozialversicherung an, für den Minijob aber nicht. Was du mit dem verdienst, darfst du komplett behalten. Du darfst neben dem Midijob sogar mehrere Minijobs haben. Allerdings wird dann das Gehalt für den zweiten Minijob und für jeden weiteren zum Midijob-Gehalt hinzugerechnet und dann sozialversicherungspflichtig. 

Wenn du einen Midijob zusätzlich zu einer sozialversicherten Hauptbeschäftigung machst, fallen die niedrigeren Beitragssätze beim Midijob flach. Stattdessen zahlen Sie dann für beide Beschäftigungen jeweils die vollen Abgaben für Sozialversicherungen und für den Midijob sogar die vollen Steuern (siehe oben). 

Geht ebenfalls: Midijob + Midijob. Hier musst du allerdings darauf achten, dass das Gehalt zusammengerechnet unter der Grenze von 2.000,01 Euro bleibt – unabhängig von der Anzahl deiner Midijobs. Andernfalls sind die Vergünstigungen (geringere Abgaben) futsch. 

Eine reifere Frau arbeitet gut gelaunt in einer Textilwerkstatt
© istock/Choreograph/2021  Rentner*innen können ihr Ruhegeld mit einem Midijob erhöhen.

Midijob und Rente

Wer seine Altersrente mit einem Midijob aufbessern will, darf das tun. Seit dem 1. Januar 2023 gibt es auch keine Hinzuverdienstgrenze mehr für Frührentner*innen (bekannt als Rente ab 63). Wegen eines Hinzuverdienst muss also niemand mehr Kürzungen der Rente befürchten – außer, dass bei höherem Einkommen natürlich höhere Steuern auf die Rente anfallen.  

Noch eine Anmerkung zum Thema Frührente und Hinzuverdienst: Es bleibt dabei, dass eine vorgezogene Altersrente die monatliche Rente mindert. Unter Umständen lohnt es sich aber, früher in (Teil-)Rente zu gehen und nebenbei (Teilzeit) weiterzuarbeiten. Wie das funktioniert, liest du im Ratgeber „Hinzuverdienst zur Rente: Was lohnt sich?“. 

Midijob: Vorteile und Nachteile für Arbeitnehmer*innen

Je nach Perspektive ist bei der Gleitzonenregelung der größte Vorteil der größte Nachteil: Bei Midijobs werden Abgaben für Sozialversicherung und Rentenversicherung fällig. Das heißt, dass du die volle Leistung dieser Absicherungen mit Abzügen vom Midijob-Gehalt bezahlst. Letztlich musst du selbst wissen, was dir beispielsweise der finanzielle Schutz bei Arbeitslosigkeit oder die eigene Altersvorsorge wert sind. Um die Entscheidung für oder gegen einen Midijob zu erleichtern, stellen wir kurz die Pros und Contras zusammen. 

Die Vorteile 

  • Es besteht voller Schutz der Sozialversicherung und der Rentenversicherung.
  • Wegen gehaltsabhängiger Staffelung sind die Beiträge zur Sozialversicherung oft relativ gering. 
  • Der Verdienst wird vollständig für die Rente berücksichtigt. 
  • Es gibt keine beziehungsweise kaum Lohnsteuer in den Steuerklassen 1 bis 4, sofern der Midijob die einzige Beschäftigung ist. 

Die Nachteile 

  • Das Gehalt darf 2.000 Euro im Monat nicht übersteigen.
  • Vom Verdienst müssen Beiträge für Sozialversicherung und Rentenversicherung gezahlt werden. 
  • Es fällt die volle Lohnsteuer bei Steuerklasse 5 in Verbindung mit Steuerklasse 3 von Ehe-/Lebenspartner*in an. Ebenso, falls der Midijob als Nebenjob in Steuerklasse 6 fällt.

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