
Die Aufgaben des Finanzamts: Nicht nur Steuern kassieren

Klar, das Finanzamt ist nicht überall beliebt. Aber irgendwie müssen die Steuern und Abgaben ja organisiert werden, mit denen zum Beispiel Straßen gebaut und Schulen bezahlt werden. Und das Finanzamt macht noch viel mehr. Zum Beispiel unterstützt es Bürgerinnen und Bürger in Geldfragen. Oder es sorgt dafür, dass sich niemand um die Steuern herumdrückt. Die ganze Aufgabenvielfalt des Finanzamts liest du hier.
Themen in diesem Artikel
- Zur Kasse bitte! Steuern erheben und verwalten
- Der Klassiker des Finanzamts: Steuererklärungen prüfen
- Steuern säumig? So greift das Finanzamt durch
- Von wegen verstaubt: Serviceleistungen des Finanzamts
- Vom Verein bis zur Villa: Weitere Aufgaben des Finanzamts

Auf den Punkt
- Das Finanzamt ist ein wichtiger Bestandteil des deutschen Steuersystems. Es kümmert sich um fast alle Angelegenheiten, die mit Steuern zu tun haben.
- Die Behörden unterstützen Privatpersonen und Unternehmen bei Steuerfragen. Dazu gehören Auskünfte, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Online-Services.
- Die Finanzämter decken außerdem Steuerbetrug auf, bewerten Immobilien und prüfen, ob Eltern mehr vom Kindergeld oder vom Kinderfreibetrag profitieren.
Zur Kasse bitte! Steuern erheben und verwalten
Die Hauptaufgabe des Finanzamts ist es, Steuern zu erheben. Welche? Eigentlich fast alle, bis auf wenige Ausnahmen wie zum Beispiel die Kraftfahrzeugsteuer. Diese wird vom Zoll verwaltet. Zu den wichtigsten Steuerarten, die an die Finanzämter fließen, gehören zum Beispiel die Einkommensteuer, die Körperschaftsteuer und die Abgeltungssteuer.
Ein Blick auf deine Lohnabrechnung zeigt dir: Die Abzüge für die Lohnsteuer gehen ebenfalls direkt ans Finanzamt. Oder hast du im Restaurant die Rechnung bezahlt? Der Anteil an Mehrwertsteuer auf deinem Bon wandert auch zur Behörde.
Außerdem landen Erbschaftssteuern, Schenkungssteuern und Grunderwerbsteuern auf dem Schreibtisch des Finanzamts. Du merkst also: Überall, wo Geld verdient oder ausgegeben wird, spielt das Finanzamt eine wichtige Rolle.
Die Überwachung der Steuerzahlungen gehört ebenfalls zu den Kernaufgaben eines Finanzamts. Es stellt sicher, dass die entsprechenden Steuern korrekt berechnet und fristgerecht gezahlt werden. Aber was passiert, wenn das nicht der Fall ist? Das erklären wir in diesem Abschnitt.
Und was macht das Finanzamt mit dem ganzen Geld? Steuern gehören zu den wichtigsten Einnahmequellen des Staates – im Jahr 2023 flossen rund 916 Milliarden Euro in die öffentlichen Kassen. Damit werden unter anderem die Ausgaben für staatliche Leistungen und Institutionen finanziert – wie zum Beispiel öffentliche Schulen, Krankenhäuser, der Straßenbau und die Sozialhilfe.
Der Tax Freedom Day
Der „Tax Freedom Day“ (Steuerfreiheitstag) markiert den Tag im Jahr, an dem der durchschnittliche Bürger oder die Bürgerin theoretisch genug Geld verdient hat, um alle Steuern und Abgaben zu zahlen. Dazu wird berechnet, wie viele Tage des Jahres nötig sind, um die Steuerlast zu decken.
Ein Beispiel: Beträgt die Steuerlast 40 Prozent des Einkommens, fällt der Tax Freedom Day auf den Tag, an dem 40 Prozent des Jahres vergangen sind – also etwa auf den 15. Mai. Ab dann würde das Einkommen nur noch für den eigenen Verbrauch oder Ersparnisse verwendet.
Der Tax Freedom Day soll verdeutlichen, wie hoch die Steuer- und Abgabenlast in einem Land ist. Länder mit niedrigeren Steuern erreichen den Steuerfreiheitstag früher, während er in Ländern mit hohen Steuern auf einen späteren Zeitpunkt fällt. In Deutschland liegt er meist zwischen Mai und Juli, je nach Berechnungsmethode. In Ländern wie den USA, wo die Steuerlast geringer ist, liegt er deutlich früher im Jahr.
Der Klassiker des Finanzamts: Steuererklärungen prüfen
Hast du schon mal eine Steuererklärung gemacht? Wenn ja, hast du direkt mit dem Finanzamt zu tun gehabt. Denn das Finanzamt prüft anhand deiner Steuererklärung, ob du zu viele oder zu wenige Abgaben geleistet hast.
Das Finanzamt nutzt deine Angaben außerdem, um zu kontrollieren, ob alles korrekt ist. Schließlich gehört es auch zu den Zielen des Finanzamts, Steuerbetrug zu verhindern. Deshalb ist es wichtig, sorgfältig und ehrlich vorzugehen.
Bei Unternehmen schaut das Finanzamt oft noch genauer hin: Es führt regelmäßig Betriebsprüfungen durch, um die Richtigkeit der Steuererklärungen sicherzustellen. Dabei nehmen Prüfer*innen Geschäftsunterlagen, Buchhaltung und Belege genau unter die Lupe. Betriebsprüfungen werden meistens angekündigt, können in Ausnahmefällen aber auch unangemeldet erfolgen.
Nach der Prüfung der Angaben verschickt das Finanzamt die Steuerbescheide. Diese Bescheide legen verbindlich fest, wie viel Steuern gezahlt oder erstattet werden müssen. Die gute Nachricht: Die meisten Steuerpflichtigen können sich über eine Rückerstattung freuen – im Durchschnitt etwas über 1.000 Euro. Seltener kommt es vor, dass eine Nachzahlung fällig wird, etwa aufgrund von Fehlern in der Steuererklärung.
Übrigens: Wusstest du, dass du dir eine Steuererstattung für manche Ausgaben schon vor der Abgabe deiner Steuererklärung sichern kannst? Das geht, wenn du beim Finanzamt eine Lohnsteuerermäßigung beantragst. Was sich genau dahinter verbirgt, erklären wir dir hier.
Und noch ein Hinweis: Wer genau zur Abgabe einer Steuererklärung verpflichtet ist, erklären wir dir ausführlich in unserem Ratgeber „Pflicht oder Kür: Wer muss keine Steuererklärung abgeben?”.

Steuern säumig? So greift das Finanzamt durch
Eine weitere zentrale Aufgabe des Finanzamts ist es, ausstehende Steuern einzutreiben – also wenn Steuerpflichtige ihrer Zahlungspflicht nicht nachkommen. Fordert dein Steuerbescheid eine Nachzahlung, die du nicht innerhalb der vorgegebenen Frist begleichst, gerätst du in Zahlungsverzug. Das Finanzamt verschickt in solchen Fällen zunächst Mahnungen. Bleibt auch das ohne Reaktion, leitet es ein Vollstreckungsverfahren ein. Dazu zählen Maßnahmen wie die Pfändung deines Lohns oder deines Kontos.
Besonders ernst wird es bei Steuerbetrug: Wer absichtlich falsche Angaben macht oder gar nichts zahlt, riskiert ein Steuerstraf- oder Bußgeldverfahren. Hier drohen empfindliche Strafen, die weit über die eigentliche Steuerschuld hinausgehen. Kurz gesagt: Wer nicht zahlt, zahlt am Ende meist noch mehr!
Übrigens: Zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung arbeitet das Finanzamt eng mit anderen Behörden zusammen – wie dem Zoll und dem Bundeszentralamt für Steuern (BZSt). Durch den Abgleich von Daten und gemeinsame Ermittlungen können sie Ungereimtheiten aufdecken und Verdachtsfälle effektiver verfolgen.
Struktur der Finanzämter
In Deutschland gibt es über 500 Finanzämter, die in verschiedene Abteilungen unterteilt sind, wie etwa die Rechtsbehelfsstelle oder die Bewertungsstelle. Diese Abteilungen übernehmen entsprechend unterschiedliche Aufgaben. Zwar sind die Grundaufgaben der Finanzämter überall gleich, doch es gibt je nach Bundesland Unterschiede.
Zum Beispiel variieren die Zuständigkeiten für bestimmte Steuerarten. In Berlin übernehmen teilweise die Bezirksämter Aufgaben, die in anderen Bundesländern die Finanzämter erledigen. In Bayern gibt es zusätzlich ein Landesamt, das nicht nur die Steuerverwaltung unterstützt, sondern auch für die Ausbildung der Finanzbeamt*innen zuständig ist.
Von wegen verstaubt: Serviceleistungen des Finanzamts
Doch das Finanzamt ist nicht nur der Geldeintreiber des Staates, sondern auch Anlaufstelle für Steuerfragen. Du kannst dich also bei Unklarheiten an dein zuständiges Finanzamt wenden. Die Mitarbeitenden geben dir Auskünfte zu:
- Formularen und Fristen
- Steuerplichten
- Steuerfreibeträgen
Auch online bietet das Finanzamt viele Services an. Über ELSTER kannst du unter anderem deine Steuererklärung elektronisch einreichen und deine Steuerklasse ändern. Die meisten Formulare und Merkblätter findest du direkt auf den Webseiten. Manche Finanzämter bieten Online-Terminvereinbarungen an.
Wichtig: Das Finanzamt kann keine Steuerberatung leisten, sondern nur allgemeine Informationen geben. Falls du bei der Steuererklärung Hilfe brauchst, kannst du eine Steuerberatung aufsuchen oder Steuersoftware nutzen, die dich bei der Erstellung unterstützt.
Wie ist das Finanzamt aufgebaut?
Meine Zustimmung kann ich jederzeit unter Datenschutz widerrufen.
Vom Verein bis zur Villa: Weitere Aufgaben des Finanzamts
Du glaubst, das war’s? Weit gefehlt! Das Finanzamt hat weitere spannende Aufgaben, zum Beispiel:
- Es spielt bei internationalen Steuerangelegenheiten eine Schlüsselrolle und sorgt für korrekte Besteuerung.
- Das Finanzamt erteilt Freistellungen, wie zum Beispiel die Gemeinnützigkeitsprüfung für Vereine. Wenn ein Verein als gemeinnützig anerkannt wird, genießt er Steuervergünstigungen.
- Die Behörde nimmt für steuerzahlende Eltern die Günstigerprüfung vor, das heißt, es ermittelt, ob die Auszahlung von Kindergeld oder der Kinderfreibetrag für die Eltern vorteilhafter ist.
- Außerdem kümmert sich die Behörde um die Bewertung von Grundstücken und Immobilien, um auf dieser Grundlage die Berechnung der Grundsteuer und der Erbschaftsteuer vornehmen zu können. Wenn du also ein Haus erbst oder verkaufst, benötigt das Finanzamt eine Bewertung, um die Steuern korrekt berechnen zu können. Auch bei der Schenkung von Immobilien spielt die Bewertung durch das Finanzamt eine wichtige Rolle.
Du siehst: Trotz der teils unbeliebten Rolle des Finanzamts ist es in vielen Bereichen des Alltags unverzichtbar.
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