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Lebensversicherung – sinnvoll oder Geldfalle?

von Thorsten Schierhorn, 13.01.2025

Fragst du dich auch manchmal, was wohl mit deinen Kindern und Lebenspartner*in passiert, wenn du plötzlich stirbst? Wovon sollen sie leben? Wie das Dach über dem Kopf bezahlen, das Essen, ihre Kleidung? Die Versicherer haben darauf eine Antwort: eine Lebensversicherung. Aber ist das Geld dort wirklich sinnvoll angelegt? Die KlarMacher sagen dir, wann und für wen sich eine Lebensversicherung lohnt.

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • Es gibt zwei Arten von Lebensversicherungen: die Risikolebensversicherung und die Kapitallebensversicherung.
  • Eine Risikoversicherung sichert die Hinterbliebenen ab, falls du frühzeitig stirbst.
  • Eine Kapitallebensversicherung tut das auch und ist zusätzlich eine Geldanlage.
  • Risikolebensversicherungen können sinnvoll sein, wenn du Familie hast und die hauptverdienende Person bist und/oder finanzielle Verpflichtungen hast.
  • Eine Kapitallebensversicherung lohnt sich wegen hoher Kosten bei einer geringen Rendite in der Regel nicht.
  • Eine gute Alternative sind eine separate Risikolebensversicherung und eine weitere Geldanlage für die private Altersvorsorge.

Lebensversicherung ist nicht gleich Lebensversicherung

Ob eine Lebensversicherung für dich sinnvoll ist oder nicht, hängt zunächst an einer Frage: Welche Lebensversicherung meinst du? Es gibt nämlich zwei Varianten, die Risikolebensversicherung und die Kapitallebensversicherung.

Risikolebensversicherung: Absicherung im Todesfall

Hiermit sicherst du andere Personen ab, etwa deine Kinder oder Lebenspartner*in. Denn solltest du vor ihnen sterben, zahlt die Versicherung eine vereinbarte Summe an die Hinterbliebenen. Diese können dadurch den Lebensstandard halten, Kredite abbezahlen oder Ausbildungskosten decken. Die Beiträge bei einer Risikolebensversicherung sind meist deutlich niedriger als bei der anderen Variante, der Kapitallebensversicherung. Allerdings: Wenn du nicht innerhalb der Vertragslaufzeit stirbst, behält die Versicherung das eingezahlte Geld für sich.

Kapitallebensversicherung: Schutz und Geldanlage in einem

Die Kapitallebensversicherung wird auch kapitalbildende Lebensversicherung genannt. Sie ist eine Kombination aus Risikolebensversicherung und Geldanlage. Sprich: Auch hier bekommen deine Hinterbliebenen im Todesfall eine festgelegte Geldsumme ausbezahlt, damit sie finanziell versorgt sind. Aber wenn du bis Vertragsende nicht verstirbst, ist das eingezahlte Geld nicht weg. Stattdessen erhältst du das eingezahlte Geld zusammen mit den angesammelten Zinsen zurück. 

Übrigens: Mit einer Lebensversicherung – egal ob Risiko- oder Kapitallebensversicherung – kannst du nicht nur Familienangehörige absichern. Auch unverheiratete Partner*innen, Freund*innen oder Geschäftspartner*innen können als Begünstigte eingesetzt werden. 

Lebensversicherungen: Lohnen sie sich jetzt wieder? I Marktcheck SWR

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Eine Risikolebensversicherung lohnt sich, wenn …

Eine Risikolebensversicherung kann sich lohnen, wenn du Angehörige hast, die im Falle deines Todes in finanzielle Schwierigkeiten geraten können. Zum Beispiel, weil du den Hauptteil zum Einkommen beiträgst. Oder weil ihr als Familie gerade ein Haus gekauft habt, für das ihr die Kreditraten bezahlen müsst. Dann bietet die Risikoversicherung klare Vorteile:

  • Du bestimmst, wer im Todesfall wie viel Geld erhalten soll. Das können Kinder, Lebenspartner*in oder auch andere Personen wie Geschäftspartner*innen sein – je nachdem, wer durch deinen Tod finanziell abgesichert werden muss.
  • Die Laufzeit ist flexibel. Du legst selbst fest, wie lange die Absicherung gelten soll. Bis zu deiner Rente? Bis zum Ende einer Baufinanzierung? Bis die Kinder eigenes Geld verdienen?
  • Die Beiträge sind recht niedrig. Zum Beispiel sind es in der Regel nur wenige Euro im Monat, wenn 100.00 Euro ausbezahlt werden sollen, sofern du in einer Vertragslaufzeit von zehn Jahren stirbst.
  • Du kannst die Beiträge von der Steuer absetzen. Denn sie gehören zu den „Sonstigen Vorsorgeaufwendungen“. Doch es gilt ein Höchstbetrag von 1.900 Euro für Angestellte und 2.600 Euro für Selbstständige (Stand: 2024). Und da auch die Beiträge zur Krankenkasse und Pflegeversicherung zu den Vorsorgeaufwendungen zählen, kann es sein, dass du den Höchstbetrag dadurch schon ausgeschöpft hast. Mehr Details dazu erfährst du in diesem Ratgeber „Lebensversicherung versteuern: Wie viel lässt der Staat für deine Träume übrig?”. 

Allerdings hat die Risikolebensversicherung auch ein paar Nachteile:

  • Im „Erlebensfall“ ist das Geld weg. Tritt der sogenannte ‚Erlebensfall‘ ein – das heißt, du überlebst die Vertragslaufzeit – erhältst du die eingezahlten Beiträge nicht zurück.
  • Die Versicherung will eine Gesundheitsprüfung. Dazu musst du vor dem Vertragsabschluss einige Fragen beantworten, etwa ob du rauchst, eine Risikosportart betreibst, Übergewicht oder eine Vorerkrankung hast. Je höher dein Risiko ist, frühzeitig zu versterben, umso höher fallen dann die Beiträge aus. Im Extremfall bekommst du gar nicht erst eine Risikolebensversicherung.

Nicht sinnvoll ist eine Risikolebensversicherung, wenn du jung bist, unabhängig und keine größeren finanziellen Verpflichtungen hast.

Ein junges Paar sitzt nachdenklich im Wohnzimmer am Tisch und überprüft Dokumente
© istock/urbazon/2021  Eine Risikolebensversicherung kann unter Umständen eine Bedingung sein, um eine Baufinanzierung zu erhalten.

Eine Kapitallebensversicherung lohnt sich kaum, weil …

Jahrzehntelang war die Kapitallebensversicherung ein Klassiker für alle, die eine Absicherung ihrer Familie mit einer Geldanlage verbinden wollten – zum Beispiel, um fürs Alter vorzusorgen. Doch diese Kombination lohnt sich heute kaum noch. Warum? Wegen dieser Nachteile:

  • Hohe Kosten: Die Kosten einer kapitalbildenden Lebensversicherung sind oft intransparent und hoch. Provisionen, Verwaltungsgebühren und Co. können einen hohen Anteil deiner Einzahlungen auffressen. Besonders in den ersten Jahren nutzt das Versicherungsunternehmen in der Regel einen Großteil deiner Beiträge für die Deckung der Kosten, statt sie gewinnbringend anzulegen.
  • Geringe Rendite: Versicherungsunternehmen müssen dir gerade einmal 0,25 Prozent Zinsen garantieren. So will es das Gesetz (Stand: 2024). Ansonsten musst du darauf hoffen, dass dein Versicherer das Geld gut anlegt und eine hohe Rendite erwirtschaftet. Allerdings müssen die Versicherer bei der Geldanlage besonders sichergehen, deswegen fallen die Überschüsse meistens sehr gering aus.

Immerhin: Für das Jahr 2025 ist eine Anhebung des Garantiezinses auf 1,00 Prozent geplant. Und die Kapitallebensversicherung bietet in manchen Fällen dieselben Vorteile wie die Risikolebensversicherung, etwa …

  • die freie Auswahl der Personen, die im Todesfall Geld erhalten sollen
  • die flexibel wählbare Dauer der Laufzeit
  • die steuerliche Absetzbarkeit der Beiträge

Aber ausgerechnet bei der Besonderheit, dass du gleichzeitig Geld anlegst, kann die Kapitallebensversicherung nicht punkten. Angesichts der hohen Kosten und der niedrigen Zinsen sind andere Möglichkeiten zur Altersvorsorge deutlich lukrativer (siehe nachfolgendes Kapitel).

Welche Alternativen gibt es zur Kapitallebensversicherung?

Wenn du deine Angehörigen absichern und gleichzeitig Vermögen aufbauen möchtest, gibt es oft bessere und flexiblere Alternativen zur Kapitallebensversicherung. Der Trick: Trenne die Absicherung und die Geldanlage voneinander. Für den Versicherungsschutz für deine Liebsten im Fall deines Todes setzt du auf die günstigere Risikolebensversicherung. Für deine Altersvorsorge lässt du dich beraten zu einer privaten Rentenversicherung oder einem ETF-Sparplan. Wenn du das Geld nicht so lange anlegen willst, lohnt sich auch ein Sparbrief.

Diese Kombination aus Risikolebensversicherung und gezielter Geldanlage bietet dir oft mehr Transparenz, Flexibilität und bessere Renditechancen als eine reine Kapitallebensversicherung.

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