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Was sind Zinsen und welche gibt es?

von Detlev Neumann, 03.07.2023

Sparer*innen wünschen sich ihn so hoch wie möglich und Kreditnehmer*innen lieber niedrig: den Zins. Fast täglich begegnet er uns, ob bei der Ratenzahlung fürs Onlineshopping, bei der Finanzierung des Autos, beim Konto-Dispo oder auf unserem Sparkonto. Doch was soll das eigentlich mit dem Zins, welche Arten gibt es und welche sind für wen von Bedeutung?

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

Auf den Punkt

  • Zinsen sind der Preis für das Verleihen von Geld. Der Zinssatz wird in Prozent und meistens pro Jahr angegeben.
  • Wer einen Kredit aufnimmt, zahlt Kreditzinsen. Guthabenzinsen erhält man auf Einlagen bei seiner Bank.
  • Die wichtigeren Zinsen beim Darlehen sind die Effektivzinsen. Sie geben an, wie teuer ein Kredit inklusive aller Kosten ist.

Was sind Zinsen überhaupt und wie entstehen sie?

Zinsen sind der Preis, den Sie bezahlen, wenn Sie sich bei jemand anderem Geld leihen. Klassische Geldverleiher sind Banken. Wenn Sie einen Kredit bei Ihrer Hausbank aufnehmen, müssen Sie mehr zurückzahlen, als Sie erhalten haben. Klar: Die Bank verlangt als Gegenleistung Zinsen. Andersherum können Sie Zinsen auch erhalten, nämlich, wenn Sie Guthaben auf Ihrem Sparkonto hinterlegen. Denn dann tun Sie nichts anderes, als der Bank Ihr Vermögen zu leihen. Natürlich können auch Privatpersonen Geld verleihen, und auch bei privaten Darlehen werden Zinsen als Gegenleistung fällig.

Wie verdient eine Bank ihr Geld?

Wie verdient eine Bank ihr Geld?

Banken zahlen Zinsen auf die Guthaben ihrer Kund*innen. Dieses vergeben sie als Kredit an andere Kund*innen und kassieren dafür Zinsen. Die Differenz zwischen den beiden ist ihr Gewinn. Eine Bank verdient also Geld, Indem sie für Kredite höhere Zinsen nimmt, als sie für Einlagen zahlt.

Übrigens: Nicht nur Privatleute oder Unternehmen können Kredite bei einer Bank bekommen. Auch die Banken selbst leihen sich untereinander Geld oder parken überschüssiges Kapital gegenseitig auf Konten. Dafür gibt es einen ganz speziellen Markt mit Zinsen, die nur für Banken untereinander gelten.

Zinssatz ist nicht gleich Zinssatz

Wie hoch die Zinsen sind, wird immer in Prozentsätzen angegeben, dem sogenannten Zinssatz. Wenn Sie diese Prozentzahl mit dem Geldbetrag multiplizieren (= malnehmen), ergibt sich die Summe der Zinsen, die Sie zahlen müssen (beziehungsweise erhalten). Beispiel: Ihre Bank verspricht Ihnen 0,3 Prozent Zinsen für Ihre Geldanlage. Sie haben 1.000 Euro auf dem Konto. 1.000 Euro x 0,3 = 3. Sie bekommen also 3 Euro Zinsen für Ihr Guthaben.

Mit dem Zinssatz können Sie ganz einfach die Angebote verschiedener Banken vergleichen. Wichtig dabei ist das Kürzel „p. a.“ hinter dem Zinssatz. Dieses steht für die lateinischen Wörter „per annum“ oder „per anno”, das bedeutet auf deutsch „pro Jahr“. Und für den Zinssatz, dass er einmal im Jahr auf das Kapital fällig wird. Anders ist es, wenn Sie hinter dem Zinssatz die Abkürzung „p. m.“ entdecken. Diese steht nämlich lateinisch für „pro mense“, auf deutsch „pro Monat“, und der angegebene Zinssatz wird dann jeden Monat berechnet.

Der Unterschied kann richtig ins Geld gehen. Stellen Sie sich vor, Sie nehmen einen Kredit von 10.000 Euro auf. Bei einem Zinssatz von 5 Prozent p. a. werden jährlich 500 Euro Zinsen fällig. Bei monatlicher Berechnung wären es wegen des Zinseszinseffektes dagegen mehr als 6.000 Euro.

Augen auf beim Zinsvergleich

Augen auf beim Zinsvergleich

Passen Sie bei Ratenzahlung- und Kreditkartenangeboten mit monatlichen Zinsangaben auf. Ein Zinssatz von 1,49 Prozent p. m. wirkt auf den ersten Blick zwar vorteilhaft. Ist es aber nicht, denn aufs ganze Jahr bezogen bedeutet das einen Zins von fast 20 Prozent. Andersherum wäre ein solches Zinsangebot für Anleger natürlich ein Traum – allerdings wohl kaum seriös.

Eine kurze Geschichte der Zinsen

Auch wenn sie uns heute so selbstverständlich erscheinen mögen: Zinsen basieren nicht auf einem Naturgesetz, sondern wurden von Menschen gemacht. Wann, das ist nicht ganz klar. Eine Theorie besagt, dass die Sumerer erstmals dafür ein Wort erfanden. Das soll um 2.400 vor Christus gewesen sein. Das ist schon eine Weile her, in der mit den Zinsen viel passiert ist.

Mehrmals wurden sie in unterschiedlichen Ländern und zu unterschiedlichen Zeiten mal eingeführt und dann wieder abgeschafft – oft aus religiösen Gründen. So heißt es schon im Alten Testament: „Du sollst deinem Bruder keinen Zins auferlegen, weder für Geld, noch für Nahrungsmittel, noch für irgendetwas, was man gegen Zins verleiht“. Auch im Koran findet sich ein Zinsverbot. Derartige Bestimmungen betrafen im Laufe der Zeit mal die Zinsen im Allgemeinen, mal nur überteuerte Zinsen (Wucherzinsen) oder nur bestimmte gesellschaftliche Gruppen.

Arten von Zinsen

Zinsen, die Sie bekommen. Zinsen, die Sie bezahlen müssen. Zinsen, die Banken untereinander zahlen … „die“ Zinsen gibt es also nicht. Und jede der Zinsarten hat auch noch ihren eigenen Namen. Klingt kompliziert? Sehen wir uns die wichtigsten Zinsen in Ruhe genauer an.

junges Paar sitzt in seinem Van und genießt den spektakulären Ausblick auf den Lake Tahoe
© istock/adamkaz/2020  Wer es schafft, Zinsen zu kassieren anstatt sie zu zahlen, kann sich einen besonderen Luxus umso leichter leisten.

Guthabenzins

Das sind Zinsen, die Sie beispielsweise für Vermögen auf ihrem Tagesgeld-, Festgeld-, Girokonto und Sparbuch bekommen. Sie werden auch „Einlagenzinsen“ oder „Habenzinsen“ genannt. Hier gilt in der Regel: Je länger Sie auf Ihr Geld verzichten, desto höher ist auch der Zinssatz, den Sie erhalten.

Haben Sie sehr viel Kapital in diese und ähnliche Anlageformen gesteckt, dann könnten Sie möglicherweise allein von den Zinsen daraus leben. In dem Fall lassen Sie das Geld für sich arbeiten und brauchen selbst keinen Handschlag für Ihr Auskommen zu machen. Zumindest theoretisch. Aber weil die Zinsen derzeit so niedrig sind, bräuchten Sie dafür schon ein ziemlich großes Vermögen.

Zinsen auf Vermögensanlagen

Wenn Sie Ihr Vermögen anlegen, um Erträge zu erzielen, werden Sie auch noch auf weitere Arten von Guthabenzinsen stoßen. Eine Bausparkasse zum Beispiel zahlt auf die bei ihr hinterlegten Sparguthaben Bausparzinsen. Sie können Ihr Geld aber auch an Staaten oder Unternehmen verleihen. Das funktioniert über sogenannte festverzinsliche Wertpapiere, für die Sie regelmäßig Anleihezinsen erhalten. Auch wenn Sie kein Geld, sondern sogenanntes Sachkapital an andere überlassen, also zum Beispiel ein Grundstück verpachten oder eine Wohnung vermieten, erhalten Sie eine Vergütung dafür. Man spricht dann von Pacht- oder Mietzinsen.

Kreditzins

Er wird fällig, wenn Sie bei der Bank ein Darlehen aufnehmen. Der Kreditzins gibt prozentual an, was Sie die Kreditaufnahme kostet. Der Kreditzins wird auch als Sollzins bezeichnet. Wie hoch Kreditzinsen ausfallen, hängt davon ab, wie kreditwürdig ein*e Kreditnehmer*in ist. Das heißt: Je höher das Risiko für die Bank, dass der Kredit nicht zurückgezahlt wird, desto mehr Zinsen wird sie verlangen. Zudem gilt: Je länger man für die Rückzahlung benötigt, desto höher liegt in der Regel der Zins.

zwei Kinder spielen im Garten vor einem Backsteinhaus mit einem Modellflugzeug
© istock/Westend61/2022  Wer sein Eigenheim finanziert, muss Kreditzinsen auf seine Baufinanzierung zahlen.

Nominal- und Effektivzins

Der Nominalzins ist ein anderer Begriff für den Sollzins – also die reinen Zinskosten eines Darlehens. Oftmals kommen aber noch weitere Kosten bei einem Kredit hinzu, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind, zum Beispiel Bearbeitungsgebühren. Beim Effektivzins (auch effektive Jahreszins genannt) sind solche indirekten Kreditkosten mit eingerechnet. Damit sehen Sie, wie viel Sie für das Darlehen unterm Strich pro Jahr bezahlen müssen. Möchten Sie einen Kredit aufnehmen, sollten Sie für einen Preisvergleich bei unterschiedlichen Banken also stets den Effektivzins nehmen.

Mehr dazu erfahren Sie im Artikel „Sollzins und effektiver Jahreszins: Was ist was?“.

Dispo und Überziehungszins

Für Ihr Girokonto hat Ihre Bank einen Kreditrahmen festgelegt. Das heißt: Geben Sie mal mehr Geld aus, als Sie auf dem Konto haben, nehmen Sie dafür automatisch einen Dispokredit auf. Sie bleiben also innerhalb des vorgegebenen Rahmens weiter flüssig. Für diesen Kredit fällt der Dispozins an. Er ist meist deutlich teurer als ein Kreditzins. Deshalb kann es sinnvoll sein, für die betreffende Summe ein normales Darlehen aufzunehmen.

Und wenn Sie sogar mehr Geld ausgeben, als der Kreditrahmen zulässt? Dann wird für den darüber hinausgehenden Betrag der Überziehungszins fällig. Er ist sozusagen ein Strafzins für eine nicht genehmigte Überziehung und ist noch kostspieliger als der Dispozins.

Mann sitzt mit Taschenrechner vor seinem Laptop und kalkuliert
© istock/fizkes/2020  Konto überziehen oder doch lieber Kredit aufnehmen? Es lohnt sich oft, mal nachzurechnen.

Kapitalmarkt- und Geldmarktzins

Sie sind für die meisten Privatleute zunächst nicht so wichtig, doch Finanzexpert*innen sprechen viel von Kapitalmarktzinsen. Auch im Wirtschaftsteil der Zeitung tauchen die beiden Begriffe oft auf. Es handelt sich um Zinssätze, die Banken nutzen, wenn Sie sich gegenseitig oder bei der Zentralbank Geld leihen. Auf dem Geldmarkt handeln Banken kurzfristige Kredite bis zu zwei Jahren und auf dem Kapitalmarkt mittel- bis langfristige Kredite.

Und dadurch werden Geld- und Kapitalmarktzinsen dann doch wichtig für die Verbraucher*innen – weil die Zinssätze, mit denen Banken untereinander handeln, die Grundlage für Kredit- und Guthabenzinsen sind. Beispiel: Eine Bank verfügt nicht über genügend Kundeneinlagen, hat also kaum eigenes Kapital. Wie soll sie so Kredite vergeben? Ganz einfach: Indem sie sich das nötige Geld bei anderen Banken leiht. Wenn sie es dann weiterverleiht, muss sie mindestens die Kreditzinsen nehmen, die sie selbst zahlt, sonst würde sie Verluste machen.

Wenn eine Bank dagegen überschüssige Einlagen hat, verleiht sie das Geld an andere Banken und erhält dafür Zinsen. Mit dem Gewinn kann sie Guthabenzinsen an ihre eigenen Kund*innen auszahlen – natürlich nicht, ohne sich ihren Teil einzubehalten.

Leitzins – die Mutter aller Zinsen

Leitzins – die Mutter aller Zinsen

Den Zins, von dem alle anderen Zinsen in Europa abhängen, nennt man „Leitzins“. Vielleicht haben Sie auch schon einmal den Begriff „Hauptrefinanzierungssatz“ dafür gehört. Er wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) festgelegt und hat für die Verbraucher*innen nur eine indirekte Wirkung. Wichtiger ist er für die Geschäftsbanken. Wenn diese sich nicht bei anderen Banken frisches Kapital besorgen können oder wollen, tun sie das bei der EZB. Steigt der Zinssatz, den die Banken für ihre Kredite oder Einlagen bei der EZB bezahlen bzw. erhalten, steigen also auch die Kredit- und Guthabenzinsen für ihre Kund*innen.

Aber warum steigen oder sinken Leitzinsen überhaupt? Die Zentralbank steuert über diesen Mechanismus das Wirtschaftsleben. Sie senkt die Zinsen, um die Kreditwirtschaft zu beleben und den Konsum anzukurbeln. Andersherum kann sie die Zinsen erhöhen, um die Wirtschaftsdynamik auszubremsen und Inflation zu bekämpfen.

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