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Zinseszins: Der sichere Weg zum Reichtum?

Thorsten Schierhorn
von Thorsten Schierhorn, 18.02.2021

Er ist das Grauen vieler Schüler und der Traum vieler Sparer: der Zinseszins. Denn verkompliziert er zwar die Matheaufgaben, dafür lässt er aber Geldanlagen mühelos wachsen. Hier erfahren Sie, wie Sie ihn berechnen und, noch wichtiger, wie Sie ihn sich am besten zunutze machen. Außerdem klären wir die Frage: Stimmt es wirklich, dass der Zinseszins Millionäre macht?

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Achtung: Welche Zinsen sind wann realistisch?

Achtung: Welche Zinsen sind wann realistisch?

Um den Zinseszins-Effekt anschaulich darzustellen und die Rechnung zu vereinfachen, gehen wir in diesem Artikel mit 5 bzw. 7,5 Prozent von relativ hohen Renditen aus. Bedenken Sie, dass solche Renditen nur mit spekulativen Geldanlagen möglich sind (zum Beispiel in Investmentfonds), bei denen Sie auch mit Verlusten rechnen müssen.

Bei sicheren Geldanlagen wie Sparbrief oder Festgeld ist Ihr Vermögen von der gesetzlichen Einlagensicherung geschützt. Entsprechend geringer fallen die Zinsen und damit der Zinseszins-Effekt aus. 

Was ist eigentlich der Zinseszins?

Das Konzept der Zinsen ist den meisten geläufig: Wer Geld anlegt, bekommt jährlich einen gewissen Prozentsatz hinzu. Wer sich Geld leiht, muss dagegen einen entsprechend höheren Betrag zurückzahlen. In beiden Fällen handelt es sich um Zinsen. Der Zinseszinseffekt kommt – glücklicherweise – in der Regel nur beim Sparen zum Tragen. Er beschreibt, was passiert, wenn Sie sich Ihre Zinsen nicht auszahlen lassen, sondern sie Teil Ihrer Geldanlage bleiben.

In diesem Fall erhalten Sie nämlich im nächsten Jahr auch auf den Zinsgewinn selbst Zinsen. Das heißt, auch wenn Sie nichts weiter in Ihre Geldanlage einzahlen, wird ein größerer Betrag verzinst und Ihr Vermögen wächst schneller. Haben Sie beispielsweise 10.000 Euro für drei Jahre angelegt, auf die Sie jährlich 5 Prozent Zinsen bekommen, könnten Sie sich jährlich 500 Euro Zinsen auszahlen lassen. Sie haben dann am Ende zusätzlich zu Ihrem Startkapital 1.500 Euro Gewinn gemacht.

Alternativ können Sie sich dafür entscheiden, den Zinseszinseffekt zu nutzen, indem Sie die 500 Euro quasi „im Topf“ lassen. In diesem Fall erhalten Sie im zweiten Jahr 5 Prozent Zinsen auf 10.500 Euro – das sind dann schon 525 Euro. Im dritten Jahr werden entsprechend 11.025 Euro verzinst und Sie erhalten 551,21 Euro. Statt 1.500 Euro haben Sie mit Zinseszins also 1.576,21 Euro Gewinn gemacht.

Das klingt noch nicht nach einem riesigen Vorteil, finden Sie? Immerhin haben Sie ohne weiteres Zutun über 76 Euro extra verdient. Und bei einer längeren Laufzeit macht sich der Effekt immer stärker bemerkbar, wie die folgende Grafik zeigt:

Grafik Zinseszins

Wie berechnet man den Zinseszins?

Sie würden Gefallen daran finden, wenn Ihr Erspartes dank Zinseszins immer größer wird? Sie möchten selbst ausrechnen, wie viel nach welcher Zeit drin ist? Was kommt zum Beispiel am Ende heraus, wenn Sie 15.000 Euro für fünf Jahre bei 10 Prozent Zinsen pro Jahr anlegen und den Zinseszinseffekt nutzen? Dabei hilft Ihnen folgende Formel: Kn = K0 x (1+ p/100)n.

Die mag kompliziert aussehen, lässt sich aber leicht anwenden, wenn man erst einmal weiß, wofür die Buchstaben stehen:

Kn = Die Endsumme auf Ihrem Konto
K0 = Ihr Startkapital (hier: 15.000 Euro)
P = Der Zinssatz (hier: 10 Prozent)
n = Die Laufzeit in Jahren (hier: 5 Jahre)

Damit lautet die ausgefüllte Formel: 15.000 € x (1 + 10/100)5. Das Ergebnis sind 24.157,65 Euro – die würden sich bei diesem Rechenbeispiel nach fünf Jahren auf Ihrem Konto befinden. Wenn Sie ein anderes Startkapital haben oder mit einer anderen Laufzeit oder Verzinsung planen, können Sie Ihre Werte entsprechend einsetzen.

Und da vieles schon in der Schule leichter nachzuvollziehen war, wenn es nicht nur im Mathebuch stand, sondern vom Lehrer erklärt wurde, wird der Rechenweg hier noch einmal von YouTube-Lehrer Schmidt veranschaulicht:

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© Lehrerschmidt 

Neben diesem schnellen Rechenweg gibt es noch eine zweite Möglichkeit, bei der Sie Jahr für Jahr vorgehen. Bleiben wir bei unserem Beispiel von eben:

  • Nach dem ersten Jahr bekommen sie erstmalig 10 Prozent Zinsen, also 1.500 Euro. Sie gehen also mit 15.000 Euro + 1.500 Euro = 16.500 Euro ins zweite Jahr.
  • An dessen Ende erhalten Sie wieder 10 Prozent Zinsen. Diese 1.650 Euro addieren Sie wieder auf den Gesamtbetrag und gehen mit 18.150 Euro ins dritte Jahr.
  • Ins vierte Jahr gehen Sie mit 18.150 Euro + 1.815 Euro = 19.965 Euro.
  • Das fünfte Jahr beginnt mit 19.965 Euro + 1.996,50 Euro = 21.961,50 Euro und endet mit 21.961,50 Euro + 2.196,15 Euro = 24.157,65 Euro.

Warum Sie so vorgehen sollen, wo Sie doch diese kompakte Formel haben? Die Stärke dieser Schritt-für-Schritt-Rechnung zeigt sich, wenn Sie zwischendurch Geld einzahlen. Angenommen, Sie legen zu Beginn des letzten Jahres noch einmal 5.000 Euro drauf. Dank der ausführlichen Rechnung wissen Sie, dass Sie diese zu den 21.961,50 Euro hinzuzählen müssen, was 26.961,50 Euro entspricht. So haben Sie am Ende 26.961,50 Euro + 2.696,15 Euro = 29.657,65 Euro auf dem Konto. Auf ähnliche Art können Sie auch unterschiedliche Zinssätze in die Rechnung einfließen lassen.

Wie nutze ich den Zinseszins am besten für mein Sparvermögen?

Der beste Freund des Zinseszinses ist die Zeit. Der wichtigste Tipp ist also: Fangen Sie so früh zu sparen an, wie es Ihnen möglich ist. Umso weniger Geld brauchen Sie einzusetzen, um Ihr Ziel zu erreichen. Dieser grafische Vergleich von drei Sparern veranschaulicht das eindrucksvoll:

Grafik Entwicklung Anlagevermögen

Tanja, Bianca und Thorsten haben ihr Geld alle zu denselben Bedingungen angelegt: Sie bekommen konstant 7,5 Prozent Zinsen pro Jahr. Tanja und Bianca haben zehn Jahre vor Thorsten mit dem Sparen angefangen, und da Tanja bis zu ihrem 65. Geburtstag jedes Jahr 5.000 Euro eingezahlt hat, hat sie das größte Vermögen angehäuft. Bianca dagegen hat nur in den ersten zehn Jahren jeweils 5.000 Euro eingezahlt und danach allein den Zins und Zinseszins für sich arbeiten lassen.

Dass Bianca nicht mit Tanja mithalten kann, liegt auf der Hand. Spannend ist aber, dass Thorsten es in den ganzen Jahren nicht schafft, Biancas Vorsprung einzuholen – obwohl er das Dreifache in seine Spareinlage einzahlt. Hier zeigt sich die ganze Macht des Zinseszinses.

Wollen Sie diese auch auf Ihrer Seite haben, müssen Sie bei der Auswahl Ihrer Geldanlage darauf achten, dass diese „thesaurierend“ ist. Das bedeutet nichts weiter, als dass Ihre Zinsgewinne nicht ausbezahlt werden. Berechnet werden die Zinsen oft nach einem Jahr. Sollten die Abstände bei Ihrer Anlage kürzer sein – beispielsweise monatlich – umso besser: So kommt der Zinseszins schneller zum Tragen.

Eine thesaurierende Geldanlage können Sie in verschiedenen Formen finden: Wenn Sie sichere und planbare Investitionen bevorzugen, wählen Sie zum Beispiel einen Sparbrief oder Tagesgeld. Mehr Risiko, aber auch die Chance auf höhere Rendite bergen thesaurierende Fonds. Sehr beliebt sind da die sogenannten Exchange Traded Funds (ETFs). Da diese Fonds einen Aktienindex wie den DAX nachbilden und so keine teuren Fondsmanager*innen benötigen, sparen Sie mit dieser Option Gebühren.

Mit dem Zinseszins zum Millionär?

Sie träumen von einem siebenstelligen Betrag auf Ihrem Konto? Dem Zinseszinseffekt wird zwar eine geradezu magische Wirkung nachgesagt, ganz leicht ist die Millionengrenze aber auch mit ihm nicht zu knacken. So benötigen Sie tatsächlich gut 30 Jahre zum Ziel, wenn Sie 5.000 Euro Startkapital einsetzen und bei einer Verzinsung von 10 Prozent jedes Jahr weitere 5.000 Euro anlegen.

Sie sehen, um mit dem Zinseszins zum Millionär zu werden, brauchen Sie nicht nur viel Geduld, sondern müssen auch regelmäßig einen hohen Geldbetrag für Ihre Kapitalanlage erübrigen können. Hinzu kommt, dass eine durchschnittliche Verzinsung von 10 Prozent zwar nicht unrealistisch ist, aber nur mit riskanteren Investitionsformen erzielt werden kann – die auch zu Verlusten führen können. Eine Renditegarantie gibt es also nicht. Dennoch: Wie jedes Sparziel ist auch die Million mit Zinseszins viel leichter zu erreichen als ohne.

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