Null-Prozent-Finanzierung: Was müssen Sie dabei beachten?
Null-Prozent-Finanzierung – das klingt erst einmal richtig gut. Und inzwischen bekommt man solche Angebote nicht mehr nur zu besonderen Aktionen, sondern beinahe ständig. Und zwar an den verschiedensten Stellen: im Möbelhaus, beim Autohändler, im Elektrofachmarkt. Da rücken lang gehegte Träume plötzlich ganz nah, auch wenn Sie das nötige Geld gerade nicht auf dem Konto haben. Oder gibt es vielleicht einen Haken an der Sache? Die KlarMacher verraten, warum null Prozent Zinsen trotzdem teuer werden können.
Themen in diesem Artikel
- Wie funktioniert eine Null-Prozent-Finanzierung?
- Wo lauern Kostenfallen?
- Wie Sie am besten vorgehen
- Gibt es Alternativen zur Null-Prozent-Finanzierung?
Auf den Punkt
- Eine Null-Prozent-Finanzierung ist letztendlich nichts anderes als ein Kredit.
- Bei dem Kredit haben Sie zwei Vertragspartner: den Händler und ein Kreditinstitut, mit dem der Händler zusammenarbeitet.r
- In den Kreditverträgen lauern oft Fallstricke wie versteckte Gebühren oder Zusatzversicherungen, die den Kredit verteuern.
- Produkte, die Sie ohne Zinsen finanzieren können, sind oft teurer.
- Die günstigen Konditionen können zu unüberlegten Käufen verleiten und so möglicherweise in die Verschuldung führen.
Wie funktioniert eine Null-Prozent-Finanzierung?
Klar ist es reizvoll, nicht erst lange sparen zu müssen, um sich den Traum vom riesigen Flachbildfernseher oder von der neuen Einbauküche erfüllen zu können. Und warum auch, wenn der Händler doch eine vermeintlich kostenlose Finanzierung anbietet? Das tut er allerdings nicht aus lauter Menschenfreundlichkeit. Vielmehr ist das Angebot für das Geschäft eine Werbemaßnahme, mit der es Sie zum Kaufen bewegen möchte. Daran ist erst einmal nichts Verwerfliches. Aber Sie sollten diese Tatsache im Hinterkopf behalten, wenn Sie über einen Kauf auf Raten nachdenken. Denn in der Regel haben Unternehmen nichts zu verschenken und wollen in erster Linie Geld verdienen. Das gilt auch in Bezug auf die Null-Prozent-Finanzierung.
Genau genommen ist es gar nicht das Geschäft, in dem Sie einkaufen, das hinter der Finanzierung ohne Zinsen steht – auch wenn es in der Werbung so aussieht. Als Kund*in haben Sie es bei einem Ratenkauf mit zwei verschiedenen Vertragspartnern zu tun:
- dem Händler, von dem Sie ein Produkt kaufen
- dem Kreditinstitut, mit dem der Händler für die Null-Prozent-Finanzierungen zusammenarbeitet.
Mit diesem Kreditinstitut, und nicht etwa dem Laden, schließen Sie im Grunde einen ganz normalen Ratenkredit mit fester Ratenhöhe und fester Laufzeit ab. Nur eben ohne Zinsen. Die Kreditsumme zahlt die Bank an den Händler. Dieser zahlt dafür gegebenenfalls eine kleine Gebühr an die Bank. Die hat er aber in der Regel schon in den Produktpreis eingerechnet. Und damit ist das Geschäft raus aus der Angelegenheit. Die fälligen Raten schulden Sie dem Kreditinstitut.
Wichtig: Auch bei einer Null-Prozent-Finanzierung haben Sie ein gesetzliches Widerrufsrecht! Das bedeutet, Sie können den Kredit bis zu 14 Tage nach Abschluss rückgängig machen und Ihren Kauf anders finanzieren. Die Frist läuft, nachdem Sie über Ihr Widerrufsrecht aufgeklärt wurden. Meist ist das das Datum der Vertragsunterzeichnung.
Wenn Kreditvertrag und Kaufvertrag verbunden sind und Sie vom Kaufvertrag des Produktes zurücktreten (etwa weil die Ware defekt ist und der Händler sie weder austauschen noch reparieren kann), ist auch der Kredit hinfällig und Sie müssen keine Tilgungsraten zahlen.
Wo lauern Kostenfallen?
Nicht immer zahlen Sie bei einer Null-Prozent-Finanzierung unterm Strich exakt das, was Sie auch bei einem Sofortkauf bezahlt hätten. Denn manchmal sind die Produkte von vornherein teurer als anderswo. Den Aufschlag braucht der Händler für die Gebühr an die Kreditgeber-Bank. Und es gibt noch mehr Fallstricke:
Zinsbindung und Ratenhöhe
Bei manchen Angeboten gilt der Nullzins nur für einen begrenzten Zeitraum. Ist der Betrag dann noch nicht abbezahlt, werden für die restliche Zeit vergleichsweise hohe Zinsen fällig. Wichtig ist deshalb auch die Höhe der vereinbarten Raten. Lassen Sie sich nicht mit „bequemen” niedrigen Raten ködern. Das bedeutet in erster Linie, dass Sie sehr lange brauchen, um Ihren Kredit abzubezahlen. Fragen Sie genau nach, wann Schluss ist mit der Ratenzahlung. Und für wie lange die Nullzinsen gelten. Passt das zusammen? Und fragen Sie sich selbst, ob Sie sich die Raten über die gesamte Laufzeit problemlos leisten können.
Das dicke Ende kommt zum Schluss: Warnung vor Ballonraten
Dieses Modell ist insbesondere bei Autofinanzierungen verbreitet: Käufer*innen werden mit Null-Prozent-Versprechungen gelockt, oft in Verbindung mit kurzen Laufzeiten und sehr niedrigen Rückzahlungsraten. Die Folge: Am Ende der vereinbarten zinsfreien Laufzeit verbleibt eine sehr hohe Abschlussrate, auch Ballonrate genannt. Wer die nicht auf einen Schlag zahlen kann, muss dafür wieder einen Kredit aufnehmen – verzinst, versteht sich.
Zusatzkosten
Auch ein beliebter Trick: Zinsen werden Ihnen zwar keine berechnet, dafür aber zusätzliche Kosten wie Bearbeitungs-, Kontoführungs- oder Vermittlungsgebühren. Die stehen häufig nur im Kleingedruckten.
Tipp: Solche Vereinbarungen sind oft gar nicht erlaubt. Fragen Sie gezielt nach.
Zusatzversicherungen
Bei Null-Prozent-Finanzierungen wird Ihnen zusätzlich zum Kreditvertrag häufig eine Restschuldversicherung angeboten, manchmal auch Ratenschutzversicherung oder Kreditausfallversicherung genannt. Oft sind solche Zusatzvereinbarungen im Vertrag schon automatisch vorausgewählt, sodass Sie die mit Ihrer Unterschrift unbeabsichtigt mitbuchen. Die Leistungen dieser Zusatzversicherungen sind aber meistens überschaubar und bringen Ihnen im Ernstfall wenig. Dafür sind sie teuer und machen den Zinsvorteil schnell zunichte.
Tipp: Lehnen Sie solche Zusatzversicherungen ab und streichen Sie entsprechende Formulierungen im Kreditvertrag.
Zusätzlicher Rahmenkredit
Ebenfalls eine verbreitete Masche: Mit der Null-Prozent-Finanzierung erhalten Sie – ungefragt und ohne Hinweis im Beratungsgespräch – zusätzlich einen sogenannten Rahmenkredit. Der funktioniert ähnlich wie ein Dispokredit: Es wird Ihnen ein bestimmter Betrag als Kreditrahmen bereitgestellt. Wenn Sie das Geld nicht anrühren, kostet der Rahmenkredit nichts. Wenn Sie das Geld aber nutzen, fallen vergleichsweise hohe Zinsen an.
Die Bank, die die Null-Prozent-Finanzierung abwickelt, schickt Ihnen dafür eine Giro- oder Kreditkarte zu. Über diese können Sie auf das Geld aus dem ungefragt eingeräumten Rahmenkredit zugreifen. Zu Zinsen, die vergleichbar einem Dispokredit sind – oder sogar höher. Nur haben Sie im Vorfeld von diesen Kosten womöglich gar nichts mitbekommen.
Tipp: Kündigen Sie solche Rahmenkredite sofort, sobald Sie davon erfahren. Entwerten Sie unerwünscht zugeschickte Karten und senden Sie sie zurück.
Wie Sie am besten vorgehen
Lassen Sie sich von einer Null-Prozent-Finanzierung nicht dazu verleiten, Dinge anzuschaffen, die Sie gar nicht brauchen und/oder sich eigentlich nicht leisten können. Auch dann nicht, wenn die überschaubaren monatlichen Raten Ihnen das Gefühl vermitteln, dass es schon irgendwie drin ist. Denn wenn dann noch unvorhergesehene Ausgaben auf Sie zukommen, kann es finanziell richtig eng werden.
Gehen Sie planvoll vor:
- Vergleichen Sie zuerst die Preise, wenn Sie vor einer neuen Anschaffung stehen.
- Erst danach, wenn Ihnen ein gutes Angebot vorliegt, kümmern Sie sich um die Finanzierung. Eine günstige Finanzierung nützt Ihnen wenig, wenn dafür das Produkt von vornherein (deutlich) teurer ist als anderswo.
- Verhandeln Sie über Rabatte, bevor Sie einen Finanzierungsvertrag unterschreiben! Sonst verlieren Sie jeden Verhandlungsspielraum und müssen den vom Geschäft angegebenen Preis akzeptieren.
- Seien Sie ehrlich zu sich selbst: Können Sie sich die Raten über die gesamte Laufzeit des Kredits leisten? Verlassen Sie sich nicht auf beruhigende Aussagen der Verkäufer*innen.
- Lesen Sie den Finanzierungsvertrag in Ruhe genau durch und lassen Sie sich nicht zu einer schnellen Unterschrift drängen. Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen. Streichen Sie Passagen, die Sie nicht wünschen.
- Behalten Sie den Überblick und vermeiden Sie mehrere Ratenzahlungsverträge zur gleichen Zeit. Mehrere kleine Beträge summieren sich letzten Endes auch zu einer größeren Belastung.
Achtung: Schufa-Einträge durch Null-Prozent-Finanzierung
Wichtig zu wissen: Auskunfteien wie die Schufa erfassen auch abgeschlossene Null-Prozent-Finanzierungen. Und wer öfter auf Raten einkauft, erscheint nicht sonderlich kreditwürdig. Vor allem dann nicht, wenn er*sie gleich mehrere solcher Finanzierungen parallel laufen hat. Das wirkt sich negativ auf den Schufa-Score aus und kann an anderer Stelle für Probleme sorgen. Zum Beispiel beim Abschluss eines Handyvertrags.
Alternativen zur Null-Prozent-Finanzierung
Manche Anschaffungen lassen sich einfach nicht aufschieben, auch wenn auf dem Konto gerade Ebbe ist. Wer zum Beispiel eine fünfköpfige Familie versorgen muss, braucht schnell Ersatz, wenn der Kühlschrank kaputt ist. Für Student*innen ist es der Super-GAU, wenn das Notebook in der letzten Phase der Abschlussarbeit streikt.
In solchen Fällen kann eine Null-Prozent-Finanzierung der Retter in der Not sein. Zumindest dann, wenn Sie alle Fallstricke kennen – und außerdem ein gutes Angebot für das benötigte Produkt finden. Es gibt aber auch Alternativen, die transparenter sind – und mit denen Sie günstiger wegkommen als mit einer Null-Prozent-Finanzierung mit versteckten Kosten.
Herkömmlicher Ratenkredit von der Bank
Ein normaler Ratenkredit kann sich vor allem lohnen, wenn das Produkt bei anderen Anbietern zu einem deutlich niedrigeren Preis zu haben ist. Möglicherweise kommen Sie dann trotz Zinsen günstiger weg als mit einer Null-Prozent-Finanzierung bei einem höheren Kaufpreis. Weiterer Vorteil: Sie erhalten eine transparente Beratung durch geschulte Bankfachleute, die Ihre Fragen beantworten können. Außerdem wird bei einem herkömmlichen Kredit geprüft, ob Sie sich die monatliche Rate leisten können, ohne in finanzielle Bedrängnis zu geraten. Das klingt zunächst vielleicht nicht wie ein Vorteil, ist aber trotzdem in Ihrem Interesse. Denn es reduziert die Gefahr, dass Sie in eine Schuldenfalle geraten.
Bezahlung per Kreditkarte
Sie brauchen nur einen überschaubaren Betrag und Ihr finanzieller Engpass ist schon bald überwunden? Dann können Sie auch per Kreditkarte bezahlen (zum Beispiel mit der GenialCard). Der Vorteil: Die Kreditkartenabrechnung kommt erst ein paar Wochen später. Und in der Zwischenzeit sieht es auf Ihrem Konto vielleicht schon wieder besser aus, zum Beispiel weil sie inzwischen Ihr Gehalt bekommen haben. Wenn Sie dann den Kreditkartenbetrag komplett ausgleichen, gab es das Geld bis dahin zinslos.
Transparent & fair: Der Privatkredit für neuen Spielraum
Ohne Haken und Ösen und mit günstigen Zinsen: Wenn eine dringend erforderliche Anschaffung Ihr Budget sprengt, greifen wir Ihnen mit dem Privatkredit schnell und unkompliziert unter die Arme!
War der Inhalt für dich hilfreich?
Teile den Artikel: