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Schulden abbauen: So entkommen Sie der Schuldenfalle

von Dagmar Sörensen, 16.01.2024

Das neue Auto kaufen und mit einem Kredit finanzieren – bei den derzeitigen niedrigen Zinsen ist das nur allzu verlockend. Und kein Problem, solange die Einnahmen fließen. Was aber, wenn plötzlich Kurzarbeit droht oder der Job ganz verloren geht, die Verpflichtungen aber bleiben? Den Kopf in den Sand zu stecken, hilft da nicht. Sondern nur, sich der Sache zu stellen. Diese Tipps helfen Ihnen dabei, die Schulden abzubauen und Ihre Finanzen wieder in den Griff zu bekommen.

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Schritt 1: Machen Sie eine Liste Ihrer Schulden

Ihre Schulden verschwinden nicht von heute auf morgen. Sie brauchen Zeit und einen Plan. Am Anfang steht eine ehrliche und schonungslose Bestandsaufnahme, um festzustellen, wie dramatisch die Situation tatsächlich ist: Wem schulden Sie wie viel? Wie viele Zinsen werden dafür regelmäßig fällig? Wann muss das Geld zurückgezahlt werden?

Eine einfache Liste verschafft Ihnen einen Überblick. Diese könnte zum Beispiel so aussehen:

GläubigerGrundSummeBedingungen
BankDispokredit5.000 Euro8,5 % Zinsen
AutohändlerAutokauf20.000 Euromtl. Rate 350 Euro
VermieterMietschulden1.000 Eurosofort fällig
StromversorgerZahlungsrückstand200 Eurosofort fällig

 

Schritt 2: Verschaffen Sie sich einen Überblick über Ihre finanzielle Situation

Jetzt kennen Sie Ihren Schuldenstand. Stellen Sie dem Ihre finanzielle Situation gegenüber: Welches Einkommen steht Ihnen zur Verfügung? Haben Sie eventuell noch Rücklagen, auf die Sie zugreifen können? Diese Fragen lassen sich vermutlich noch einfach beantworten.

Schwieriger könnte die nächste Frage sein: Wissen Sie eigentlich, wohin Ihr Geld jeden Monat fließt? Machen Sie auch dazu eine Aufstellung. Ziehen Sie dazu Ihre Kontoauszüge zu Rate und denken Sie auch an Zahlungen, die vielleicht nur einmal jährlich anfallen, zum Beispiel die Kfz-Steuer.

Seien Sie bei dieser Aufstellung besonders sorgfältig! Sie ist die Basis für den Schuldenabbau und kann darüber hinaus eine wertvolle Hilfe sein, um später sogar ein kleines finanzielles Polster aufzubauen.

Tipp: Ein (digitales) Haushaltsbuch ist eine sinnvolle Unterstützung. Allerdings nur, wenn Sie es gewissenhaft führen und auch Kleinigkeiten notieren. Machen Sie sich bewusst: Jeden Morgen ein belegtes Brötchen für 3 Euro auf dem Weg zur Arbeit macht im Monat schon 60 Euro, die in der Kasse fehlen.

Junge Frau sitzt auf dem Boden, vor sich Stapel mit Rechnungen
© istock/Rawpixel/2018  Wichtig beim Schuldenabbau: Tragen Sie alle offenen Rechnungen zusammen.

Professionell und kostenlos: Schuldnerberatung

Wenn der Schuldenberg schon zu groß geworden ist oder Sie den Überblick verloren haben: Suchen Sie sich professionelle Hilfe. In Deutschland gibt es mehr als 1.400 anerkannte Schuldnerberatungsstellen, die Sie kostenlos unterstützen. Die meisten gehören zu gemeinnützigen Organisationen wie der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt oder dem Deutschen Roten Kreuz.

Schuldnerberatungsstellen in Ihrer Nähe finden Sie hier.

Umfassende Tipps bietet auch die Bundesregierung in dem Ratgeber “Schulden abbauen – Schulden vermeiden”, den Sie sich kostenlos herunterladen können.

Schritt 3: Stellen Sie einen Schuldenplan auf

Sie wissen nun, wie hoch Ihre Schulden sind und wie viel Sie im Monat maximal für die Rückzahlung zur Verfügung haben. Legen Sie als Nächstes fest, in welcher Reihenfolge Sie die Forderungen am besten begleichen. Das ist der sogenannte Schuldenplan. Und so erstellen Sie ihn:

  • Sortieren Sie die Schulden bzw. Gläubiger nach Priorität. Das heißt: Ganz oben auf die Liste kommen die Schulden, bei denen Ihnen ernsthafte Konsequenzen drohen. Zum Beispiel die Forderungen des Stromversorgers, der Ihnen sonst den Saft abdreht. Oder die Mietschulden, weil Sie sonst im schlimmsten Fall auf der Straße landen könnten. Diese Schulden müssen als Erstes vom Tisch.
  • Die restlichen Schulden sortieren Sie nach der Höhe der Summe: Die kleinsten zuerst, dann die nächsthöheren. Wenn Sie die Schulden nach dieser Reihenfolge abbezahlen, sehen Sie schnell Erfolge, die Gläubigerliste wird kürzer und Sie halten leichter durch. Konzentrieren Sie sich immer auf den nächsten Schritt, statt an allen Fronten gleichzeitig zu kämpfen.

Am Ende könnte Ihr Schuldenplan zum Beispiel so aussehen:

GläubigerKreditsummeTilgungsplanZeitpunkt TilgungBemerkungen
Stromversorger 2001 x 200sofort 
Vermieter10005 x 200in 6 MonatenTilgungsbeginn nächsten Monat
Bank5.000

25 x 200 +Zinsen

200 Euro

In gut 2,5 JahrenUmwandlung Dispo in Ratenkredit zu 2% p.a. Tilgungsbeginn in 7 Monaten  
Autohändler20.000  Rückgabe des Autos vereinbaren

Wenn der Schuldenplan steht: Reden Sie mit Ihren Gläubigern! So unangenehm diese Aufgabe ist, sie ist alternativlos. Denn der Schuldenplan funktioniert nur, wenn die Gläubiger vom Ende der Liste geduldig auf ihr Geld warten.

Erklären Sie deshalb offen und ehrlich Ihre Situation. Stellen Sie Ihren Schuldenplan vor und erläutern Sie, welcher Gläubiger wann mit einem Teil seines Geldes rechnen kann und wann die Forderung vollständig erfüllt sein wird. Zeigen Sie Ihren guten Willen und Ihre Entschlossenheit, die Dinge anzupacken. Wenn Sie Ihre Gläubiger überzeugen, können Sie umso leichter einen Kompromiss aushandeln, zum Beispiel kleinere Raten über einen längeren Zeitraum und/oder eine tilgungsfreie Zeit. Schließlich bekommen die meisten Gläubiger ihr Geld lieber später zurück als gar nicht. 

Mann nutzt einen Taschenrechner, um seine Einnahmen und Ausgaben zu berechnen
© istock/SARINYAPINNGAM/2019   Wie viel können Sie zum Schuldenabbau einsetzen? Stellen Sie Einnahmen und Ausgaben gegenüber.

Schritt 4: Einnahmen erhöhen, Kosten senken

Klar: Je mehr Sie für die Schuldentilgung zur Verfügung haben, umso schneller können Sie den Schuldenplan abarbeiten. Dafür brauchen Sie entweder mehr Geld oder Sie müssen weniger ausgeben. Am effektivsten ist eine Kombination aus beiden Maßnahmen.

Einnahmen erhöhen

Um zu mehr Einnahmen zu kommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Bezahlte Überstunden
  • Nebenjob
  • Untervermietung eines Zimmers, wenn Ihr Vermieter es erlaubt
  • Verkauf von überflüssigen Dingen auf Flohmärkten oder im Internet
  • Möglicherweise staatliche Unterstützung, zum Beispiel durch Wohngeld

Kosten senken

Betrachten Sie Ihre Kostenaufstellung: Gibt es Ausgaben, die Sie sich sparen können? Zahlen Sie vielleicht ...

  • Beiträge an (Sport-)Vereine, die Sie nicht mehr besuchen?
  • Zeitschriftenabonnements, obwohl Sie daran kein Interesse mehr haben?
  • zu viel für Ihren Strom- und/oder Mobilfunkanbieter? Prüfen Sie einen Wechsel.
  • täglich für ein Mittagessen außer Haus? Nehmen Sie eine Lunchbox mit.
  • hohe Dispozinsen? Reden Sie mit Ihrer Bank über eine Umschuldung in einen Ratenkredit. 

Einsparmöglichkeiten ergeben sich darüber hinaus auch mit folgenden Spartipps:

  • Kaufen Sie beim Discounter statt im Supermarkt und machen Sie sich vorher eine Einkaufsliste.
  • Kaufen Sie nur, was Sie wirklich brauchen und sich leisten können.
  • Nehmen Sie häufiger mal das Fahrrad statt das Auto. 
  • Versuchen Sie, teure Kredite durch günstigere zu ersetzen.

Mehr Infos und Tipps finden Sie auch in unserem Ratgeber „Notgroschen trotz wenig Geld: So sparen Sie richtig”.

Schritt 5: Nehmen Sie sich nicht zu viel vor

Sie möchten Ihre Schulden so schnell wie möglich loswerden – das ist nachvollziehbar. Trotzdem sollten Sie sich einen gewissen Spielraum zugestehen. Wenn Sie Ihren Schuldenplan abarbeiten und trotzdem ein paar Euro übrig bleiben, belohnen Sie sich ab zu mit einem Kinobesuch, einem Stück Torte beim Konditor oder was auch immer Ihnen Freude macht. So fällt es leichter, auch über einen längeren Zeitraum durchzuhalten.

Fröhliche junge Frau füttert ihren Freund in einem Café mit Kuchen
© istock/EmirMemedovski/2016  Ab und zu eine Belohnung erleichtert das Durchhalten.

Schritt 6: Bauen Sie sich ein finanzielles Polster auf

Aus heutiger Sicht klingt dieser Satz für Sie vielleicht utopisch. Dabei haben Sie die Basis für einen Vermögensaufbau schon gelegt! An dem Tag, an dem Sie Ihre Schulden abgebaut haben, starten Sie das neue Projekt. Sie machen im Grunde einfach so weiter wie gehabt. Der einzige Unterschied: Das Geld, das Sie jetzt nicht mehr für die Schuldentilgung benötigen, stecken Sie stattdessen in Ihre Rücklagen. Tun Sie das grundsätzlich am Anfang eines Monats, sonst „versickert“ die Summe schnell. Selbst wenn es nur kleine Beträge sind: Im Laufe der Zeit sammelt sich ein Polster an und ermöglicht Ihnen die Erfüllung des ein oder anderen Wunsches. Ganz ohne die Gefahr, wieder in die Schuldenfalle zu tappen. 

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