Junge Frau sitzt im Sessel vor einem Fenster und reckt erleichtert beide Arme in die Höhe
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Schulden abbauen: So entkommst du der Schuldenfalle

Dagmar Sörensen
von Dagmar Sörensen, 11.05.2025

Das neue Auto kaufen und mit einem Kredit finanzieren – das ist nur allzu verlockend. Und kein Problem, solange die Einnahmen fließen. Was aber, wenn plötzlich Kurzarbeit droht oder der Job ganz verloren geht, die Verpflichtungen aber bleiben? Den Kopf in den Sand zu stecken, hilft da nicht. Sondern nur, sich der Sache zu stellen. Diese Tipps helfen dir dabei, die Schulden abzubauen und deine Finanzen wieder in den Griff zu bekommen.

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • Schreib dir ganz ehrlich auf, wem du wie viel schuldest, um einen klaren Überblick zu bekommen. 
  • Stell deine Schulden deinen Einnahmen und Ausgaben gegenüber. Ein sorgfältig geführtes Haushaltsbuch hilft dir dabei. 
  • Mach einen Schuldenplan: Priorisiere deine Schulden und sprich offen mit deinen Gläubigern über deine Rückzahlungspläne. 
  • Mach dir Gedanken, wie du mehr Geld verdienen und gleichzeitig überflüssige Ausgaben streichen kannst. 
  • Bleib realistisch und gönn dir zwischendurch kleine Belohnungen – so hältst du länger durch. 
  • Wenn die Schulden weg sind, fang an zu sparen: Auch kleine Beträge summieren sich mit der Zeit. 

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Schritt 1: Mach eine Liste deiner Schulden

Viele Menschen haben Schulden und brauchen Geld, um ihre laufenden Verpflichtungen zu erfüllen. Wie kannst du deine Schulden reduzieren und nach und nach schuldenfrei werden? 

Grundsätzlich gilt: Deine Schulden verschwinden nicht von heute auf morgen. Du brauchst Zeit und einen Plan. Am Anfang steht eine ehrliche und schonungslose Bestandsaufnahme, um festzustellen, wie dramatisch die Situation tatsächlich ist: Wem schuldest du wie viel? Wie viele Zinsen werden dafür regelmäßig fällig? Wann muss das Geld zurückgezahlt werden? 

Eine einfache Liste verschafft dir einen Überblick. Diese könnte zum Beispiel so aussehen: 

GläubigerGrundSummeBedingungen
BankDispokredit5.000 Euro8,5 % Zinsen
AutohändlerAutokauf20.000 Euromtl. Rate 350 Euro
VermieterMietschulden1.000 Eurosofort fällig
StromversorgerZahlungsrückstand200 Eurosofort fällig

 

Schritt 2: Verschaff dir einen Überblick über deine finanzielle Situation

Jetzt kennst du deinen Schuldenstand. Stell dem deine finanzielle Situation gegenüber: Welches Einkommen steht dir zur Verfügung? Hast du eventuell noch Rücklagen, auf die du zugreifen kannst? Diese Fragen lassen sich vermutlich noch einfach beantworten. 

Schwieriger könnte die nächste Frage sein: Weißt du eigentlich, wohin dein Geld jeden Monat fließt? Mach auch dazu eine Aufstellung. Zieh dazu deine Kontoauszüge zu Rate und denke auch an Zahlungen, die vielleicht nur einmal jährlich anfallen, zum Beispiel die Kfz-Steuer. 

Sei bei dieser Aufstellung besonders sorgfältig! Nur so findest du heraus, wie viel Geld du überhaupt für den Schuldenabbau übrig hast.

Tipp: Ein (digitales) Haushaltsbuch ist eine sinnvolle Unterstützung. Allerdings nur, wenn du es gewissenhaft führst und auch Kleinigkeiten notierst. Mach dir bewusst: Jeden Morgen ein belegtes Brötchen für 3 Euro auf dem Weg zur Arbeit macht im Monat schon 60 Euro, die in der Kasse fehlen.

Junge Frau sitzt auf dem Boden, vor sich Stapel mit Rechnungen
© istock/Rawpixel/2018  Wichtig beim Schuldenabbau: Trage alle offenen Rechnungen zusammen.

Professionell und kostenlos: Schuldnerberatung

Wenn der Schuldenberg schon zu groß geworden ist oder du den Überblick verloren hast: Such dir professionelle Hilfe. In Deutschland gibt es mehr als 1.400 anerkannte Schuldnerberatungsstellen, die dich kostenlos unterstützen – beim Abbau deiner Schulden oder im schlimmsten Fall dabei, Privatinsolvenz anzumelden. Die meisten gehören zu gemeinnützigen Organisationen wie der Caritas, der Arbeiterwohlfahrt oder dem Deutschen Roten Kreuz.

Schuldnerberatungsstellen in deiner Nähe findest du hier.

Schritt 3: Stell einen Schuldenplan auf

Du weißt nun, wie hoch deine Schulden sind und wie viel du im Monat maximal für die Rückzahlung zur Verfügung hast. Leg als Nächstes fest, in welcher Reihenfolge du die Forderungen am besten begleichst. Das ist der sogenannte Schuldenplan. Und so erstellst du ihn:

  • Sortiere die Schulden bzw. Gläubiger nach Priorität. Das heißt: Ganz oben auf die Liste kommen die Schulden, bei denen dir ernsthafte Konsequenzen drohen. Zum Beispiel die Forderungen des Stromversorgers, der dir sonst den Saft abdreht. Oder die Mietschulden, weil du sonst im schlimmsten Fall auf der Straße landen könntest. Diese Schulden müssen als Erstes vom Tisch. 
  • Die restlichen Schulden sortierst du nach der Höhe der Summe: Die kleinsten zuerst, dann die nächsthöheren. Wenn du die Schulden nach dieser Reihenfolge abbezahlst, siehst du schnell Erfolge, die Gläubigerliste wird kürzer und du hältst leichter durch. Konzentriere dich immer auf den nächsten Schritt, statt an allen Fronten gleichzeitig zu kämpfen. 

Am Ende könnte dein Schuldenplan zum Beispiel so aussehen: 

GläubigerKreditsummeTilgungsplanZeitpunkt TilgungBemerkungen
Stromversorger 2001 x 200sofort 
Vermieter10005 x 200in 6 MonatenTilgungsbeginn nächsten Monat
Bank5.000

25 x 200 +Zinsen

200 Euro

In gut 2,5 JahrenUmwandlung Dispo in Ratenkredit zu 2 % p.a. Tilgungsbeginn in 7 Monaten  
Autohändler20.000  Rückgabe des Autos vereinbaren

Wenn der Schuldenplan steht: Rede mit deinen Gläubigern! So unangenehm diese Aufgabe ist, sie ist alternativlos. Denn der Schuldenplan funktioniert nur, wenn die Gläubiger vom Ende der Liste geduldig auf ihr Geld warten. 

Erkläre deshalb offen und ehrlich deine Situation. Stelle deinen Schuldenplan vor und erläutere, welcher Gläubiger wann mit einem Teil seines Geldes rechnen kann und wann die Forderung vollständig erfüllt sein wird. Zeige deinen guten Willen und deine Entschlossenheit, die Dinge anzupacken.  

Wenn du deine Gläubiger überzeugst, kannst du umso leichter einen Kompromiss aushandeln, zum Beispiel kleinere Raten oder Teilzahlungen über einen längeren Zeitraum und/oder eine tilgungsfreie Zeit. Schließlich bekommen die meisten Gläubiger ihr Geld lieber später zurück als gar nicht.

Mann nutzt einen Taschenrechner, um seine Einnahmen und Ausgaben zu berechnen
© istock/SARINYAPINNGAM/2019   Wie viel kannst du zum Schuldenabbau einsetzen? Stelle Einnahmen und Ausgaben gegenüber.

Schritt 4: Einnahmen erhöhen, Kosten senken

Klar: Je mehr du für die Schuldentilgung zur Verfügung hast, umso schneller kannst du den Schuldenplan abarbeiten. Dafür brauchst du entweder mehr Geld oder du musst weniger ausgeben. Am effektivsten ist eine Kombination aus beiden Maßnahmen. 

Einnahmen erhöhen

Um zu mehr Einnahmen zu kommen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Bezahlte Überstunden
  • Nebenjob
  • Untervermietung eines Zimmers, wenn dein Vermieter es erlaubt
  • Verkauf von überflüssigen Dingen auf Flohmärkten oder im Internet
  • Möglicherweise staatliche Unterstützung, zum Beispiel durch Wohngeld

Kosten senken

Betrachte deine Kostenaufstellung: Gibt es Ausgaben, die du dir sparen kannst? Zahlst du vielleicht ...

  • Beiträge an (Sport-)Vereine, die du nicht mehr besuchst?
  • Zeitschriftenabonnements, obwohl du daran kein Interesse mehr hast?
  • zu viel für deinen Strom- und/oder Mobilfunkanbieter? Prüfe einen Wechsel. 
  • täglich für ein Mittagessen außer Haus? Nimm eine Lunchbox mit. 
  • hohe Dispozinsen? Rede mit deiner Bank über eine Umschuldung in einen Ratenkredit. 

Einsparmöglichkeiten ergeben sich darüber hinaus auch mit folgenden Spartipps:

  • Kauf beim Discounter statt im Supermarkt und mach dir vorher eine Einkaufsliste. 
  • Kauf nur, was du wirklich brauchst und dir leisten kannst. 
  • Nimm häufiger mal das Fahrrad statt das Auto.

Und tatsächlich kann dir auch ein Kredit helfen, raus aus den Schulden kommen, wenn deine Bonität noch nicht durch negative Schufa-Einträge gelitten hat. So kannst du zum Beispiel teure Kredite durch einen günstigeren ersetzen. Durch niedrigere Zinsen sparst du auf Dauer Geld – und du hast im besten Fall mehrere Gläubiger in einen einzelnen umgewandelt, weil du deine Schulden bei deinen bisherigen Gläubigern mit dem neuen Kredit bezahlt hast.

Mehr Infos und Tipps findest du auch in unserem Ratgeber „Notgroschen trotz wenig Geld: So sparst du richtig“.

Schritt 5: Nimm dir nicht zu viel vor

Du möchtest deine Schulden so schnell wie möglich loswerden – das ist nachvollziehbar. Trotzdem solltest du dir einen gewissen Spielraum zugestehen. Wenn du deinen Schuldenplan abarbeitest und trotzdem ein paar Euro übrigbleiben, belohne dich ab zu mit einem Kinobesuch, einem Stück Torte beim Konditor oder was auch immer dir Freude macht. So fällt es leichter, auch über einen längeren Zeitraum durchzuhalten. 

Fröhliche junge Frau füttert ihren Freund in einem Café mit Kuchen
© istock/EmirMemedovski/2016  Ab und zu eine Belohnung erleichtert das Durchhalten.

Schritt 6: Bau dir ein finanzielles Polster auf

Aus heutiger Sicht klingt dieser Satz für dich vielleicht utopisch. Dabei hast du die Basis für einen Vermögensaufbau schon gelegt! An dem Tag, an dem du deine Schulden abgebaut hast, startest du das neue Projekt: Sparen. Und deine Erfahrungen helfen dir dabei. 

Du machst im Grunde einfach so weiter wie gehabt. Der einzige Unterschied: Das Geld, das du jetzt nicht mehr für die Schuldentilgung benötigst, sparst du stattdessen – zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto oder in einem ETF. Tu das grundsätzlich am Anfang eines Monats, sonst „versickert“ die Summe schnell. Selbst wenn es nur kleine Beträge sind: Im Laufe der Zeit sammelt sich ein Polster an und ermöglicht dir die Erfüllung des ein oder anderen Wunsches. Ganz ohne die Gefahr, wieder in die Schuldenfalle zu tappen.  

Mehr darüber, wie du im Alltag langfristig besser mit deinem Geld umgehst, erfährst du im KlarMacher Artikel „Die Finanzen im Griff: So kommst du besser mit deinem Geld aus“. 

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