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Kreditwürdig genug für die neue Wohnung? So prüfen Sie Ihre Bonität

von Thorsten Schierhorn, 28.06.2023

Hand aufs Herz: Begleichen Sie jede Rechnung superpünktlich, oder haben Sie auch schon mal die eine oder andere Zahlung verschusselt? Wenn Sie nicht zu den Über-Korrekten gehören, fragen Sie sich vielleicht, wie es um Ihre Kreditwürdigkeit bestellt ist. Die sogenannte Bonität kann darüber entscheiden, ob ein Vermieter Sie einziehen lässt oder wie teuer Ihr Kredit wird. Glücklicherweise können Sie leicht prüfen, wie viel Vertrauen Sie in Sachen Finanzen genießen.

Themen in diesem Artikel

Selbstcheck: Wie steht es um Ihre Kreditwürdigkeit?

Geht es Ihnen vor allem darum, ein grundsätzliches Gefühl für Ihre Bonität zu bekommen, können Sie einen kurzen Selbstcheck machen. Beantworten Sie für sich folgende Fragen:

  • Haben Sie Rechnungen gar nicht oder erst nach mehreren Mahnungen beglichen
  • Konnten Vertragspartner wie Versandhändler, Mobilfunkanbieter etc. Beträge nicht wie vereinbart abbuchen, weil Ihr Konto gesperrt oder nicht gedeckt war?
  • Haben Sie es versäumt, Kreditraten pünktlich zu zahlen?
  • Gab es ein gerichtliches Mahnverfahren oder einen Vollstreckungsbescheid gegen Sie?
  • Hat die Bank Ihnen einen Kredit gekündigt, weil Sie die Raten nicht bezahlt haben?
  • Wurde ein Inkasso-Verfahren gegen Sie eingeleitet?
  • Sind Sie in ein öffentliches Schuldnerregister eingetragen worden?
  • Mussten Sie Privatinsolvenz anmelden?

Konnten Sie alle Fragen mit „Nein“‘ beantworten, haben Sie sich in Geldfragen zuverlässig gezeigt. Entsprechend gut dürfte es um Ihre Kreditwürdigkeit bestellt sein.

Was Sie bei einer offiziellen Bonitätsauskunft beachten müssen

Neue Vertragspartner werden sich nicht allein auf Ihre Selbsteinschätzung verlassen. Um Ihre Vertrauenswürdigkeit zu erfahren, fragen sie bei einer Auskunftei an – oder auch bei mehreren. Die bekannteste Auskunftei ist die Schufa. Aber es gibt auch noch andere Unternehmen, die Finanzdaten von Verbrauchern wie Ihnen sammeln. Mit diesen erstellen sie dann ein Profil, das anderen hilft, Ihre Kreditwürdigkeit einzuschätzen.

Bei diesen Auskunfteien können Sie eine Bonitätsauskunft anfordern, damit Sie wissen, welche Informationen über Sie gespeichert sind. Falls Ihnen dabei Fehler auffallen, können Sie die entsprechenden Einträge korrigieren lassen. Bei korrekten Einträgen geht das leider nicht, auch wenn sie sich negativ auf Ihre Kreditwürdigkeit auswirken.

Früher war eine kostenlose Bonitätsauskunft nur einmal im Jahr möglich, seit 2018 sind Schufa & Co aufgrund der Datenschutz-Grundverordnung der EU (DSGVO) häufiger dazu verpflichtet. Fragen Sie zu oft an, muss die Auskunftei Ihr Anliegen jedoch nicht mehr gebührenfrei bearbeiten. Wo hier genau die Grenze liegt, ist allerdings nicht gesetzlich geregelt. Die Bearbeitungszeit, bis Sie Ihre Auskunft erhalten, kann durchaus mehrere Wochen in Anspruch nehmen.

Ein Zusteller reicht einer Frau ein Paket an der Haustür
© istock/vm/2019  Bevor Sie Ihr Paket ohne Vorkasse entgegennehmen können, wird der Versandhändler sich über Ihre Bonität informieren.

Bonitätsauskunft bei der Schufa

Die Schufa bietet verschiedene Formen der Bonitätsauskunft an, nicht alle sind kostenlos. Wenn Sie sichergehen wollen, dass Sie nichts zahlen müssen, wählen Sie die „Datenkopie (nach Art. 15 DS-GVO)“ auf der Meine-Schufa-Seite.

Für die Bonitätsauskunft benötigt die Schufa einige Angaben von Ihnen:

  • Anrede
  • Vor- und Nachname
  • Geburtsdatum
  • die aktuelle Adresse

Darüber hinaus ist es sinnvoll, Sie geben auch ehemalige Adressen und, falls zutreffend, frühere Namen an, damit die Auskunft vollständig ist. Eine Kopie Ihres Ausweises können Sie freiwillig zur Verfügung stellen. Dies hilft der Schufa sicherzustellen, dass Sie wirklich Ihre eigenen Daten abfragen. Informationen zu anderen dürfen nur Geschäftspartner der Schufa abrufen – und das auch nur, wenn ein berechtigtes Interesse besteht.

Die kostenpflichtigen Angebote der Schufa bieten ein paar Extras wie eine elektronische statt einer postalischen Auskunft, weiterführende Informationen und einen tagesaktuellen Stand. Auch können Sie eine Übersicht für einen zukünftigen Vermieter erstellen lassen. Aus dieser erfährt er nicht mehr als das, was für ihn notwendig ist.

Bonitätsauskunft bei anderen Auskunfteien

Auch wenn in Deutschland die Bonitätsauskunft oft mit der Schufa-Auskunft gleichgesetzt wird, gibt es noch weitere Anbieter, bei denen Sie sich regelmäßig über Ihre Daten informieren sollten.

Arvato Financial Solutions/Arvato infoscore

Der Finanzdienstleister Arvato Financial Solutions ist Ihnen vielleicht auch unter dem Namen Arvato infoscore begegnet oder als Betreiber der Webseite inkassoportal.de. Ihre Selbstauskunft können Sie unter folgender Adresse postalisch bei der infoscore Consumer Data GmbH beantragen:

infoscore Consumer Data GmbH
Abteilung Datenschutz
Rheinstraße 99
76532 Baden-Baden

Nennen Sie neben Ihrem Wunsch nach einer Selbstauskunft Ihren Vor- und Zunamen (und gegebenenfalls Ihren Geburtsnamen), Ihr Geburtsdatum und Ihre aktuelle sowie gegebenenfalls frühere Adressen der letzten fünf Jahre. Die Auskunftei bittet zudem darum, dass Sie eine gut lesbare Kopie Ihres Personalausweises (Vorder- und Rückseite) beilegen, um Rückfragen zu vermeiden. Dies ist jedoch freiwillig. Alternativ können Sie auch ein Fax mit denselben Angaben an die +49 7221 5040-3201 schicken oder dieses Online-Formular nutzen.

Eine Frau fährt im offenen Cabrio
© istock/gradyreese/2019  Bevor Sie einen Autokredit aufnehmen, fragen Sie Ihre Bonität bei allen Auskunfteien ab – nicht dass falsche Einträge den Kredit verteuern!

Creditreform Boniversum

Die Auskunftei Creditreform Boniversum GmbH hält auf ihrer Webseite ein Online-Formular bereit, über das Sie eine Selbstauskunft anfordern können. Auch hier sind Ihr Name, Ihr Geburtsdatum und Ihre Adresse sowie Ihre E-Mail-Adresse erforderlich. Alternativ erreichen Sie den Verbraucherservice auch postalisch unter

Creditreform Boniversum GmbH
Consumer Service
Hellersbergstr. 11
41460 Neuss

oder per E-Mail unter selbstauskunft@boniversum.de. Die Bonitätsauskunft soll dann innerhalb von einer bis zwei Wochen auf dem Postweg bei Ihnen eintreffen.

CRIF Bürgel

Das internationale Unternehmen CRIF Bürgel gehört zu den größten Auskunfteien. Viele Ihrer Vertragspartner werden sich dort über Sie informieren. Für die Selbstauskunft stellt CRIF Bürgel ein Formblatt zur Verfügung, das Sie online ausfüllen und absenden können. Alternativ können Sie die Selbstauskunft auch postalisch unter der Adresse

CRIF Bürgel GmbH
Team Selbstauskunft
Friesenweg 4, Haus 12
22763 Hamburg

oder per Fax (+49 40 89803-309) oder E-Mail (selbstauskunft@crifbuergel.de) beantragen. Auch hier müssen Sie Ihren Namen, Ihr Geburtsdatum und Ihre Adresse angeben.

Da CRIF Bürgel wie alle Auskunfteien einen Identitätsnachweis benötigt, vereinfacht es den Ablauf, wenn Sie direkt eine Kopie Ihres Personalausweises oder Reisepasses mitschicken. Verzichten Sie darauf, wird sich das Unternehmen für diesen Beleg mit Ihnen in Verbindung setzen. Neben der kostenlosen Selbstauskunft bietet CRIF Bürgel auch ein sogenanntes Miet-Zertifikat an. Ähnlich wie das Modell der Schufa lässt es Ihren zukünftigen Vermieter nur das Nötigste wissen und ist ebenfalls kostenpflichtig.

Bonify: Bonitätsauskunft per App

Ein recht neues Modell hat bonify entwickelt. Das Unternehmen ist selbst keine Auskunftei, bietet aber kostenlos und unbegrenzt Bonitätsprüfungen an, online oder per App. Dafür arbeitet bonify mit Creditreform Boniversum zusammen, auf deren Daten alle Auskünfte basieren. Nutzer von bonify können ihre Daten direkt korrigieren lassen, falls sie Fehler entdecken – aber eben nur bei Creditreform Boniversum. Die Überprüfung bei der Schufa, CRIF Bürgel oder Arvato ersetzt die Anfrage nicht. Bonify finanziert sich über Produktangebote, für die sie eine Provision bekommen, falls Nutzer zugreifen. Außerdem „bezahlen“ Kunden des jungen Unternehmens die kostenlosen Abfragen mit Daten, die sie über sich preisgeben.

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