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Mehr als du vielleicht denkst: Was ist eigentlich ein Kredit?

von Tanja Viebrock, 03.07.2023

„Was ist ein Kredit?“ Blöde Frage, denkst du? Weiß doch jeder ... man leiht sich Geld und zahlt es dann Monat für Monat mitsamt Zinsen zurück. Fertig! Oder? Ganz so einfach ist es nicht. Zum Beispiel muss nicht zwingend Geld im Spiel sein – auch wenn es in den meisten Fällen natürlich darum geht. Aber tatsächlich gibt es Kredite schon länger als es Geld gibt. Klingt spannender als gedacht, oder? Und was genau hat es eigentlich mit Gläubiger*innen, Schuldner*innen und Sondertilgungen auf sich? 

Themen in diesem Artikel

Eine Frage des Glaubens – seit vorchristlicher Zeit

Laut Definition ist ein Kredit oder auch Darlehen, die „zeitliche Überlassung von Geld oder Sachen zum Gebrauch“. Die Empfänger*innen verpflichten sich dabei, das, was dir vorübergehend gewährt wurde, zurückzugeben – und häufig auch zu einer Gegenleistung dafür, dass sie es nutzen durften. Beim Bankkredit zum Beispiel sind die Zinsen diese Gegenleistung.  

Dieses Konzept ist keineswegs eine moderne Erfindung. Ganz im Gegenteil: Schon um das Jahr 3.000 vor Christus gab es Kreditgeschäfte – lange bevor es so etwas wie Geld gab. Damals wurde in Mesopotamien Saatgut für Getreide an Bauern und Bäuerinnen vergeben. Nach der Ernte gaben sie die Getreidesamen mitsamt einem kleinen Aufschlag zurück.  

Der Vorläufer des modernen Bankkredits, wie wir ihn heute kennen, entstand um das Jahr 400 vor Christus in Griechenland. Der damals bekannteste Banker Pasion verwahrte im Hafen von Piräus Ersparnisse anderer und investierte es. Oder besser gesagt: Er verlieh das ihm anvertraute Geld an Dritte. Von diesen verlangte er 10 bis 12 Prozent Zinsen für seine Dienste.

Das Who's who beim Kredit

Das Who's who beim Kredit

Für die Beteiligten an Kreditgeschäften gibt es unterschiedliche Bezeichnungen, die ein wenig verwirrend sein können. Letztlich geht es aber immer nur um zwei Parteien: Eine gibt etwas ab und eine nimmt es an. Dieses Duo kann unterschiedliche Namen haben:

  • Kreditgeber*in & Kreditnehmer*in sind vor allem im Bankwesen die gebräuchlichsten Bezeichnungen.
  • Gläubiger*in & Schuldner*in: Eigentlich einfach zu merken – die Gläubiger*innen glauben, dass sie ihr verliehenes Geld oder Eigentum zurückbekommen. Die Schuldner*innen sind diejenigen, die Schulden haben.
  • Kreditor*in & Debitor*in: Die Begriffe kommen aus dem Rechnungswesen. Kreditor*innen sind diejenigen, die zum Beispiel einer Firma Ware überlassen, die noch nicht bezahlt ist. Debitor*innen sind diejenigen, die bei einem Unternehmen in der Schuld stehen, also zum Beispiel Kund*innen, die ihre Rechnung noch nicht bezahlt haben. 

Die wohl wichtigste Voraussetzung für dieses System ist Vertrauen: Niemand würde jemand anderem etwas überlassen, ohne daran zu glauben, es zurückzuerhalten. Daher hat der Kredit auch seinen Namen: Die Bezeichnung leitet sich vom lateinischen Wort credere ab, was so viel wie „glauben” oder „vertrauen” bedeutet. 

Mann und Frau besiegeln Absprache mit einem Handschlag
© istock/Tempura/2017  „Hand drauf“ reicht heute leider nicht mehr. Aber Vertrauen ist immer noch eine wichtige Grundlage beim Kredit.

So funktioniert der Kredit heute

Am Grundprinzip hat sich seit Pasions Zeiten im antiken Griechenland gar nicht viel geändert. Natürlich ist heute alles bequemer, schneller und sicherer. Du musst noch nicht einmal zwingend zur Bank gehen: Bei vielen Banken lassen sich Kredite inzwischen komplett online abschließen. Das gilt auch für den Privatkredit, den die Hanseatic Bank in Kooperation mit der SWK Bank anbietet. Bei so einem volldigitalen Kreditantrag weist du deine Identität online nach und unterzeichnest mit deiner digitalen Signatur.

Aber der Reihe nach. So läuft ein Kredit heute ab:

1. Angebot einholen: Im ersten Schritt fragst du bei der Bank an, zu welchen Konditionen sie einen Kredit anbietet. Die Bedingungen sind nämlich nicht für alle Kund*innen gleich. Je größer die Bank die Gefahr einschätzt, dass es Probleme bei der Rückzahlung geben könnte, desto höher fallen die Zinsen aus. Quasi als Gegenleistung für das höhere Risiko, dass die Bank eingeht.

Besonders zahlungskräftige Kund*innen mit hohem monatlichem Einkommen erhalten dementsprechend die besten Konditionen bei Krediten – obwohl gerade sie am wenigsten darauf angewiesen sind. Wer wenig verdient oder einen befristeten Arbeitsvertrag hat, muss üblicherweise höhere Zinsen zahlen, weil das Risiko für die Bank höher ist. Manche Banken vergeben grundsätzlich keine Kredite an Selbstständige.

Übrigens: Solange du nur Konditionen anfragst, hat das keine negativen Auswirkungen auf deinen Schufa-Score.

© Bankenfachverband 

2. Bonitätsprüfung: Bevor dir die Bank einen Kredit anbietet, holt sie Informationen über deine Kreditwürdigkeit ein. Allein der Glaube an die Zahlungsmoral der Kreditnehmer*innen reicht Gläubiger*innen heute in der Regel nicht mehr. Stattdessen werden Daten von Auskunfteien wie der Schufa genutzt. Je besser die Bonität, sprich: die Kreditwürdigkeit dort bewertet wird, desto besser sind die Konditionen, die die Bank anbietet. Liegt die Bonität unterhalb eines bestimmten Scores, wird es sehr schwer, einen regulären Bankkredit zu erhalten. 

Der Bonitätsprüfung musst du bei der Angebotsanfrage zustimmen, meist durch Ankreuzen einer Checkbox. Wenn du diese Einwilligung nicht erteilst, erhältst du in der Regel auch kein Kreditangebot. Die Prüfung selbst findet heutzutage auf digitalem Weg statt, sodass die Bank innerhalb kürzester Zeit die benötigten Informationen hat und ein Angebot erstellen kann.

3. Kreditangebot: Nachdem die Bank die Eckdaten für den geplanten Kredit – darunter Kredithöhe, Laufzeit, das monatliche Einkommen – erhalten und die Bonität geprüft hat, unterbreitet sie den Antragstellenden ein Kreditangebot. Oder sie erteilt ihnen eine Absage, weil ihr das Ausfallrisiko zu groß ist.

Im Angebot ist festgehalten, zu welchem Zins du das gewünschte Darlehen erhalten und wie hoch die monatliche Rate ausfällt.

4. Kredit beantragen: Wenn dir das Angebot zusagt, unterschreibst du es, dann geht es zurück an die Bank. Inzwischen ist das komplett online mit digitaler Signatur möglich. Es geht aber auch klassisch vor Ort in der Filiale oder indem du den Antrag ausdruckst, unterschreibst und per Post an die Bank schickst.

Aus Sicherheitsgründen musst du bei einem Kreditantrag deine Identität beweisen. In der Filiale legst du dafür deinen Ausweis vor. Beim Onlinekredit nutzt du dafür das Postident-Verfahren. Außerdem fordert die Bank einige weitere Unterlagen, die belegen, dass du die Raten auch zahlen kannst:

  • Kopien der letzten Girokontoauszüge
  • Kopien der letzten Gehaltsabrechnungen.

Was sind die Voraussetzungen für einen Kredit?

Was sind die Voraussetzungen für einen Kredit?

Letzten Endes hängt es immer von der jeweiligen Bank ab, unter welchen Voraussetzungen sie einen Kredit gewährt. Doch es gibt einige Bedingungen, die bei jedem Bankkredit erfüllt sein müssen:

  • Mindestalter 18 Jahre
  • Hauptwohnsitz in Deutschland
  • In der Regel: unbefristetes Arbeitsverhältnis und nicht mehr in der Probezeit
  • Ausreichende Bonitätsbewertung bei der Schufa und anderen Auskunfteien

5. Auszahlung: Alle Unterlagen sind vollständig bei der Bank eingegangen? Und geprüft? Dann überweist die Bank den Kredit auf das im Antrag angegebene Girokonto. Wie lange es dauert, bis das Geld auf dem Konto ist, ist von Bank zu Bank unterschiedlich. Bei modernen Onlinekrediten dauert es von der Antragstellung bis zur Überweisung meist nur wenige Tage, bei klassischer Beantragung auf Papier meist ein wenig länger.

6. Rückzahlung: Kurz nachdem das Geld auf dem Konto ist, beginnt auch schon die Rückzahlung. Im Kreditvertrag wurde eine monatliche Rate festgelegt, die du Monat für Monat an die Bank zahlst. Darin sind auch gleich die Zinsen für den Kredit enthalten. Das heißt, am Ende der Laufzeit hast du das geliehene Geld mitsamt Zinsen zurückgezahlt und bist schuldenfrei. 

Solltest du während der Kreditlaufzeit unerwartet mehr Geld zur Verfügung haben als gedacht, kannst du sogenannte Sondertilgungen leisten – also neben der Rate noch einen zusätzlichen Betrag zurückzahlen. Was das bringt: Du bist schneller wieder schuldenfrei und zahlst insgesamt weniger Zinsen für den Kredit, weil du das Geld nicht so lange leihst.

Ein Bierdeckel mit zahlreichen Strichen für konsumierte Getränke auf einem Holztisch
© istock/Max2611/2017  Per Definition ist auch der Deckel in der Kneipe ein Kredit.

Kredit ist nicht gleich Kredit: Wichtige Kreditarten

Wenn wir von einem Kredit sprechen, meinen wir in den meisten Fällen den klassischen Ratenkredit von der Bank, wie er in diesem Artikel beschrieben ist. Es gibt aber noch diverse andere Kreditarten. Viele davon kommen vor allem im Geschäftsleben zum Einsatz. Hier ist ein Überblick über die Kreditarten, die auch für Privatpersonen von Bedeutung sein können.

Übrigens: Nicht immer heißt der Kredit Kredit. Manchmal wird er auch unter dem Begriff „Darlehen“ angeboten.
Hier finden Sie die Antwort auf die Frage: „Kredit und Darlehen: Gibt's da eigentlich einen Unterschied?".

KreditartBeschreibung
AutokreditEigentlich funktioniert der Autokredit wie ein ganz normaler Ratenkredit. Die Besonderheit dabei: Er ist zweckgebunden und darf nur für den Kauf eines Fahrzeugs genutzt werden. Das Auto dient dabei als Sicherheit, deshalb wird der Fahrzeugbrief (Zulassungsbescheinigung Teil II) bei der Bank hinterlegt. Das Auto gehört also praktisch erst einmal der Bank, bis der Kredit abbezahlt ist. Durch diese zusätzliche Sicherheit sind Autokredite mitunter günstiger als ein entsprechender Ratenkredit.
Immobilienkredit / BaufinanzierungDer Immobilienkredit ist wie der Autokredit zweckgebunden: Er darf nur für den Bau oder Kauf einer Immobilie verwendet werden, die gleichzeitig als Sicherheit dient. Solche Immobilienfinanzierungen haben in der Regel eine sehr lange Laufzeit zwischen zehn und 25 Jahren und es geht nicht selten um sechsstellige Beträge. Aufgrund der hohen Summen sind Banken und Baufinanzierer gesetzlich verpflichtet, sehr genau zu prüfen, wer ein solches Darlehen bekommt und wer nicht.
DispokreditDer Dispokredit ist ein klassischer Barkredit. Dir wird ohne große Antragstellung Geld geliehen – sprich: Du darfst dein Konto überziehen. Nachteil dabei: Die Zinsen sind deutlich höher als bei einem Ratenkredit. 
KreditkarteDie Kreditkarte trägt ihren Namen nicht ohne Grund. Denn anders als beim Bezahlen mit der EC-Karte, wo der Betrag direkt von deinem Konto abgebucht wird, gibst du bei der Kreditkartenzahlung erst einmal kein Geld aus. Die Rechnung übernimmt der Kreditkartenanbieter, der sich das Geld dann später mit der Kreditkartenabrechnung von dir zurückholt. Bis dahin hast du quasi einen Kredit. 
PrivatkreditWenn du dir das Geld nicht von der Bank, sondern einer Privatperson leihst, handelt es sich um einen Privatkredit. Die Kreditgeber*innen können befreundete Menschen oder Bekannte sein; es gibt aber auch Portale im Internet, die Kredite von Privatpersonen vermitteln. Interessant ist diese Möglichkeit vor allem für Menschen, die bei der Bank keinen Kredit erhalten. Der Preis dafür sind oft deutlich höhere Zinsen.
  

Streng genommen hast du schon einen Kredit erhalten, wenn du irgendwo auf Rechnung einkaufst. Erinnre dich an die Getreidesamen am Anfang dieses Artikels: Letztlich bedeutet Kredit nur, dass dir jemand etwas überlässt – egal ob Geld oder eine Sache – und darauf vertraut, dass du zu einem späteren Zeitpunkt die Gegenleistung dafür erbringst. Damit ist also auch der Deckel in der Kneipe nichts anderes als ein zinsloser Kredit. 

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