„Bist du es wirklich?“: So funktionieren Postident und Video-Ident
Die richtige Kreditkarte ist per Onlinesuche gefunden, also nur noch die persönlichen Daten eingeben und den Antrag abschicken. Aber Moment! Deinen Namen, das Geburtsdatum und deine Adresse kennen doch so einige. Woher will das Kreditkartenunternehmen wissen, dass wirklich du den Antrag stellst – und nicht irgendein*e Spaßmacher*in? Oder sogar ein*e Betrüger*in? Keine Sorge. Postident, Video-Ident und Selfie-Ident sorgen für Klarheit.
Themen in diesem Artikel
- Postident: So geht die Identifizierung in der Postfiliale
- Video-Ident: So geht die Identifizierung online
- Vorsicht Falle: So erkennst du betrügerische Video-Ident-Verfahren
Postident: So geht die Identifizierung in der Postfiliale
Wenn du nicht persönlich bei dem Kreditkarteninstitut vorbeikommen kannst, um dich auszuweisen, dann mache es stattdessen doch in der nächsten Postfiliale. Das ist die Idee hinter dem Postident-Verfahren mit der Identifizierung am Schalter. Das ist für dich völlig kostenlos und funktioniert so:
- Wenn du online einen Vertrag abschließt, sendet dir der Anbieter einen sogenannten Postident-Coupon zu, – zum Beispiel online als PDF oder per Post.
- Mit dem Coupon, deinem Personalausweis oder Reisepass sowie gegebenenfalls den Vertragsunterlagen gehst du in die nächste Postfiliale. Achtung: Falls Ihre nächstgelegene Postfiliale kein Postident-Verfahren anbietet, kannst du auf dieser Webseite nach einer geeigneten Filiale suchen.
- Mitarbeitende in der Postfiliale scannen den Coupon. So wissen sie, um welchen Vertragsabschluss bei welchem Anbieter es sich handelt.
- Du zeigst deinen Personalausweis beziehungsweise Reisepass vor.
- Die Post-Angestellten prüfen, ob du wirklich die Person bist, die in den Vertragsdaten genannt ist.
- In der Regel musst du noch eine Unterschrift leisten, entweder auf einem Papierdokument oder auf einem Signpad (einem kleinen Bildschirm).
- Das Post-Personal sendet eine Bestätigung an den Anbieter, mit dem du den Vertrag geschlossen hast.
Der große Vorteil des Postident-Verfahrens: Im Unterschied zu Video-Ident musst du keinerlei technische Voraussetzungen erfüllen.
Video-Ident: So geht die Identifizierung online.
Diese Methode zur Online-Identifikation wird je nach Anbieter auch Videoident-Verfahren oder VideoIdent genannt bzw. geschrieben. Aber was ist Video-Ident eigentlich?
In der Regel ist es nicht dein Vertragspartner selbst, der die Identifikation durchführt. Sondern du erhältst einen Link zu einem Partnerunternehmen. Bei der Hanseatic Bank ist es zum Beispiel der Dienst WebID, der für die Identifikation zuständig ist. Für dich als Kund*in ist Video-Ident immer kostenlos.
Für das Video-Ident-Verfahren brauchst du:
- eine stabile Internetverbindung, am besten über WLAN, damit es bei der Übertragung nicht ruckelt. Optimal ist eine Übertragungsgeschwindigkeit von mindestens 0,5 MBit pro Sekunde.
- einen Browser, der eine „Web-Echtzeitkommunikation“ ermöglicht, auch WebRTC genannt. Dieses ist bei den gängigen Browsern Google Chrome, Mozilla Firefox und Opera der Fall.
- eine Videokamera, zum Beispiel eine Webcam oder die Kamera von deinem Smartphone oder Tablet.
- ausreichend Licht, damit man Sie über die Videoverbindung gut erkennen kann.
- deinen gültigen Personalausweis oder Reisepass.
Zur Sicherheit prüfst du, ob dein Virenscanner auf dem neuesten Stand ist, bevor du dich auf der Video-Ident-Seite einloggst. Das Video-Ident-Verfahren gilt zwar als sehr sicher, aber es gibt auch unseriöse Anbieter und Kriminelle, die ein Risiko darstellen können.
Nun kann es losgehen:
- Rufe die Webseite auf, von der dein Vertragspartner dir einen Link geschickt hat. Gib gegebenenfalls die erforderlichen Log-in-Daten ein, die du zusammen mit dem Link bekommen hast.
- Du wirst von einer Fachkraft des Unternehmens begrüßt, das mit der Identifizierung beauftragt ist.
- Das Personal führt dich durch den Identifizierungsprozess. Dabei musst du unter anderem deinen Personalausweis oder Reisepass gut sichtbar in die Kamera halten.
- In der Regel erhältst du zum Abschluss eine TAN per SMS. Mit der Eingabe dieser Zahlenkombination schließt du den Vorgang ab.
- Die Fachkraft bestätigt, dass du der genannte Vertragspartner bist.
Vorsicht Falle: So erkennst du betrügerische Video-Ident-Verfahren
Kriminelle haben das Video-Ident-Verfahren für sich entdeckt, um Konten im Namen ihrer Opfer zu eröffnen. Diese Konten nutzen sie zum Beispiel zur Geldwäsche oder für Onlineshops, die dann niemals die Ware versenden.
Doch wie bringen die Kriminellen andere Personen dazu, per Video-Ident ein Konto zu eröffnen? Eine ihrer Methoden ist, gefälschte Stellenanzeigen im Internet zu platzieren. Wer sich darauf bewirbt, muss beim angeblichen Online-Bewerbungsverfahren seine persönlichen Daten angeben und womöglich auch ein Foto des Personalausweises senden. Mit diesen Informationen bereiten die Betrüger*innen den Antrag für ein Konto vor, auf das sie dann selber Zugriff haben, für das aber ihr Opfer geradestehen muss.
Jetzt müssen ihre Opfer „nur“ noch das Video-Ident-Verfahren durchlaufen, um die Kontoeröffnung zu bestätigen. Dafür gaukeln die Täter*innen zum Beispiel vor, dass es sich bei dem Job um einen Heimarbeitsplatz handelt. Für den Zugang aufs angebliche Firmennetzwerk sei eine Online-Identifikation bei einer Partneragentur nötig. Oder das Verfahren sei ein Testauftrag, um zu prüfen, ob alles technisch richtig läuft.
So schützt du dich vor Betrügern:
- Gib bei Online-Bewerbungen keine sensiblen Daten preis, zum Beispiel deine Ausweisnummer.
- Lehne Video-Ident-Verfahren im Rahmen einer Job-Bewerbung ab. Beide haben nichts miteinander zu tun.
- Sollst du ein Video-Ident-Verfahren testen, benutze keinesfalls deine eigenen Daten.
- Wenn du Zweifel bekommst, erkundige dich, ob es das Unternehmen wirklich gibt. Ist es ein großer Firmenname, frage in der Zentrale nach, ob es das Stellenangebot wirklich gibt.
- Erstatte sofort Anzeige bei der Polizei, wenn du glaubst, dass du Opfer eines Betrugs geworden bist.
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