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„Was, so viel kostet das jetzt!?“ – Darum macht die Inflation alles teurer

von Detlev Neumann, 10.02.2025

„Früher war alles billiger!“ Ja, an Omas oder Opas Spruch ist etwas dran. Jedenfalls stimmt er für viele Dinge des täglichen Bedarfs. Dafür gibt es einen Fachbegriff: die Inflation. Sie zeigt, in welchem Ausmaß Preise ansteigen. Aber warum tun sie das? Und wieso wird dein Geld deswegen immer weniger wert? Und weshalb kann das sogar gut sein? Die KlarMacher lüften das Geheimnis der Preissteigerungen. 

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • Inflation ist der Fachbegriff dafür, wenn die Preise für viele Produkte und Dienstleistungen in einer Volkswirtschaft über eine gewisse Zeit steigen.
  • Dadurch sinkt die Kaufkraft des Geldes, was bedeutet, dass man für dieselbe Menge Geld weniger Waren oder Dienstleistungen kaufen kann.
  • Die Europäische Zentralbank, EZB, strebt eine Inflationsrate von etwa zwei Prozent an, um sowohl übermäßige Preissteigerungen als auch Deflation, das Gegenteil der Inflation, zu verhindern.

Inflation einfach erklärt

Auf lange Sicht steigen die Preise allgemein an. Mal schneller, mal langsamer, aber stetig. Das zeigt ein regelmäßiger Vergleich. Das übliche Ergebnis: Was vor zwölf Monaten noch für einen Euro zu haben war, das kostet heute mehr. Der Euro ist weniger wert als vorher, weil du weniger dafür bekommst – aufgrund der Inflation, auch Geldentwertung genannt.  

Laut Definition steht die Inflation für den Effekt, dass viele Produkte im Laufe der Zeit teurer werden – passiert das extrem schnell und in kurzer Zeit ist von einer Hyperinflation die Rede.

Gemessen wird die Inflation monatlich sowie jährlich in Prozent. Beispiel: 2022 waren die Preise in Deutschland durchschnittlich um 6,9 Prozent angestiegen. Anders ausgedrückt: Der Wert eines Zehn-Euro-Scheins ist im Laufe des Jahres 2022 für alle Bundesbürger*innen auf rund 9,30 Euro gesunken. Das war übers Jahr gesehen die höchste Inflation in Deutschland seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. 

Eine stilisierte Euro-Skulptur mit zwölf Sternen vor dem Wolkenkratzer der EZB
© istock/tichr/2014  Die EZB in Frankfurt soll für den Euroraum die Inflation im Griff behalten.

Als normal und unbedenklich gilt eine Inflationsrate von bis zu zwei Prozent. Diese Grenze wird sogar als optimal angesehen. Der Grund: In dieser Höhe soll sie ein Puffer gegen die Deflation sein – das Gegenstück zur Inflation. In einer Deflation sinken die Preise. Dann könnten die Verbraucher*innen weniger ausgeben, weil sie auf noch günstigere Preise warten. Die Unternehmen machen dann weniger Gewinn und investieren weniger, Entlassungen drohen, die Wirtschaft käme zum Erliegen.

Dann doch lieber Inflation, entschieden die Wirtschaftslenkenden. Denn dann würden die Unternehmen weiter investieren, weil sie auf steigende Preise und Gewinne hoffen. Wenn gleichzeitig die Löhne steigen, gehen die Menschen weiter einkaufen, die Wirtschaft bleibt im Schwung.

Und wer kontrolliert das? Im Euroraum spielt die Europäische Zentralbank, kurz EZB, eine zentrale Rolle bei der Inflationskontrolle. Durch geldpolitische Maßnahmen, wie

beeinflusst sie die Geldmenge und trägt so zur Stabilität der Wirtschaft bei. 

Mehr dazu liest du im Ratgeber „Wächterin des Euro: Diese Aufgaben hat die EZB”. 

Ein Arbeiter in Latzhose und mit Handschuhen zählt 500-Euro-Scheine
© istock/Devenorr/2018  Das Wechselspiel zwischen Inflation und Einkommen lässt den Wert des Lohns mal weniger und mal mehr schwanken.

So wird die Inflationsrate berechnet

Das Statistische Bundesamt ermittelt regelmäßig die Inflationsrate. Wie? Indem sich die Statistiker*innen einen riesigen Einkaufswagen vorstellen, den sogenannten statistischen Warenkorb. In den kommen etwa 750 Dinge des täglichen Bedarfs. Auf dem Einkaufszettel stehen zum Beispiel Lebensmittel, Mieten, Kühlschränke, Fahrzeuge, Frisiersalonbesuche, Handwerksarbeiten und Versicherungspolicen.  

Von allen Produkten und Dienstleistungen wird der Durchschnittspreis gesucht und alles zusammengezählt. Die Gesamtsumme wird mit den Vorjahren verglichen. Um wie viel Prozent ist der Warenkorb teurer geworden? Das Ergebnis ist die Inflations- oder auch Teuerungsrate. 

„Shrinkflation“: Dasselbe zahlen, weniger bekommen

Was tun, wenn ein Unternehmen die Preise erhöhen muss oder will – aber die Kundschaft nicht vergraulen möchte? Manches Unternehmen greift da zu einem Trick: Der Preis für das Produkt bleibt gleich – doch es gibt weniger dafür. Aus einer 100-Gramm-Tafel Schokolade werden plötzlich nur noch 80 Gramm, oder das halbe Pfund Butter wiegt auf einmal nur noch 200 Gramm. Zwar muss die neue Menge auf der Verpackung stehen. Aber wer achtet schon groß darauf? Und selbst wenn: Eine kleinere Menge fühlt sich nicht im selben Maße „teurer“ an wie eine Preiserhöhung. 

Im Wirtschaftssprech gibt es sogar einen Namen für diese Methode: „Shrinkflation“. Der Begriff ist eine Mischung aus dem englischen „to shrink“ (= schrumpfen) und “Inflation”.

Vergleich von Inflation und Tariflohn

Wenn die Preise regelmäßig immer weiter steigen, müssten wir uns dann nicht immer weniger leisten können? Bei solchen Preissprüngen wie 2022 schon. In Normalzeiten lautet die Antwort aber: Nein. Zum einen werden manche Produkte durch neue Produktionsmethoden immer günstiger, zum Beispiel Unterhaltungselektronik. Zum anderen steigen nicht nur die Preise, sondern auch die Löhne. Allerdings nicht im Gleichschritt.  

Wie sich zwischen 2008 und 2024 Inflation und Tariflohn in Deutschland durchschnittlich entwickelt haben, zeigt die folgende Tabelle. 

Vergleich von Inflationsrate und durchschnittlichem Tariflohn in Deutschland

JahrInflationsrateTariflohn
20082,6 Prozent2,9 Prozent
20090,3 Prozent2,6 Prozent
20101,1 Prozent1,8 Prozent
20112,1 Prozent2,0 Prozent
20122,0 Prozent2,7 Prozent
20131,4 Prozent2,7 Prozent
20141,0 Prozent3,1 Prozent
20150,5 Prozent2,7 Prozent
20160,5 Prozent2,4 Prozent
20171,5 Prozent2,4 Prozent
20181,8 Prozent3,0 Prozent
20191,4 Prozent2,9 Prozent
20200,5 Prozent2,0 Prozent
20213,1 Prozent1,7 Prozent
20226,9 Prozent

2,7 Prozent

2023 5,9 Prozent5,6 Prozent
2024                                                         

2,2 Prozent                                                       

6,2 Prozent (Stand: Anfang 2025)

Die wichtigsten Arten der Inflation

Aber was soll dieses Hase-und-Igel-Rennen zwischen Preisen und Einkommen? Könnte man beides nicht einfach einfrieren und fertig? Theoretisch: ja. Praktisch: nein. Das liegt unter anderem an der freien Marktwirtschaft, nach deren Regeln wir hier unser Geld verdienen und ausgeben.  

Somit gilt in Deutschland das Prinzip von Angebot und Nachfrage – wie in den meisten anderen Ländern auch. Das hat Auswirkungen auf die Preise. „Schuld” daran sind drei Arten von Inflation: 

  • Bei der Angebotsinflation steigen die Preise, weil Unternehmen höhere Kosten haben, zum Beispiel durch teurere Rohstoffe oder höhere Löhne. Diese Kosten werden an die Verbraucher*innen weitergegeben, was die Inflation antreibt.
  • Die Nachfrageinflation entsteht, wenn die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen größer ist als das Angebot. Viele Unternehmen erhöhen dann ihre Preise.
  • Bei der Geldmengeninflation wird zu viel Geld in Umlauf gebracht, ohne dass die Menge der Waren und Dienstleistungen entsprechend steigt. Dies führt dazu, dass das Geld an Wert verliert und die Preise steigen.
Eine Hand schützt zwei Stapel mit Münzen vor dem Dominoeffekt durch andere, fallende Stapel
© istock/AndreyPopov/2018  Mit den richtigen Investitionen kann das eigene Vermögen vor dem fallenden Wert bewahrt werden.

Gibt es einen Schutz vor Inflation?

Eine existenzbedrohende Hyperinflation kommt zwar nur selten vor, doch auch die „normale”, langsame Form nagt nach und nach am Geldwert. Die normale Inflation betrifft besonders Sparer*innen, die große Beträge auf ihrem normalen Girokonto oder zu Hause liegen haben – da sie sich für ihr erspartes Geld immer weniger leisten können.

Um das wenigstens auszugleichen, müssen Anleger*innen eine Rendite erzielen, die der Inflationsrate entspricht. Das wäre zwischen 2020 und 2021 ein Zinssatz von 3,1 Prozent gewesen, im Jahr 2022 sogar 6,9 Prozent und ein Jahr später 5,9 Prozent. Mit dem Sparbuch oder Girokonto war das in Zeiten der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) jedoch unrealistisch.

Einen möglichen Schutz vor den Folgen einer Inflation bieten Sachwerte, zum Beispiel Aktien, Edelmetalle oder Immobilien. Warum? Weil ihr Wert weitgehend unabhängig von der Zins- und Geldwertentwicklung ist. Das zeigt sich unter anderem an den Immobilienpreisen und Mieten in Deutschland. Und da Anleger*innen lange Zeit an Spareinlagen praktisch nichts mehr verdienten, kauften sie vermehrt Wohneigentum. Dieser Nachfrageschub treibt die Preise in die Höhe. Und wer viel für „Betongold“ bezahlt hat, der möchte die Investition durch höhere Mieten wieder hereinholen.

In den Jahren 2022 und 2023 erhöhte die EZB den Leitzins nach und nach, so dass es wieder mehr Guthabenzinsen gab. Dennoch sanken die Preise für Immobilien nicht signifikant, weil sie weiterhin mehr abwarfen als ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto.

Wie gesagt: Wir reden hier über einen möglichen Schutz vor Inflation. Ob er funktioniert, hängt maßgeblich von der richtigen Auswahl der Aktien, der Immobilien oder anderer Sachwerte ab.

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Die Inflation in Deutschland – Prognosen

Im Jahr 2024 lag die Inflationsrate bei 2,2 Prozent. Laut aktuellen Prognosen der Wirtschaftsinstitute wird für die Jahre 2025 und 2026 eine weitere Entspannung erwartet: Sie gehen von einer Inflationsrate von 2,0 Prozent aus. Damit würde die Teuerungsrate das Zielniveau der EZB erreichen.

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