Vorsorge

Basisrente für Selbstständige: Wann ist die Rürup-Rente sinnvoll?

von Detlev Neumann, 13.11.2024

Muss man sich denn wirklich um alles selbst kümmern? Wenn du dein eigener Chef bist, schon: Kundenakquisition, Krankenkasse, Bilanz, Steuererklärung und so weiter und so fort. Was dabei leicht in den Hintergrund gerät, ist die Altersvorsorge. Ein Versäumnis, das sogar zu Altersarmut führen kann. Dagegen lässt sich seit 2005 mit der Rürup-Rente steuerbegünstigt etwas tun. Sie hilft besonders Gutverdienenden. Aber was ist die Rürup-Rente genau und für wen ist sie noch sinnvoll?

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • Die Rürup-Rente oder Basisrente gehört zur privaten Altersvorsorge.
  • Sie lohnt sich besonders für gutverdienende Selbstständige, weil sie die Beiträge von der Steuer absetzen können.
  • Die Rürup-Rente kann in der Regel nicht gekündigt oder an Hinterbliebene übertragen werden, außer gegen einen Aufpreis. 

Rürup-Rente: Die Alternative zur gesetzlichen Rente

Die Rürup-Rente ist für Selbstständige das, was die gesetzliche Rente für Angestellte und Arbeiter ist: ein monatlich und lebenslang ausgezahltes Ruhegeld. Beide gehören zur Säule I im 3-Säulen-Modell der Altersversorgung in Deutschland.

Die 2005 eingeführte Rürup-Rente zählt zur sogenannten Basisvorsorge und wird deshalb auch Basisrente genannt. Der Vorteil: Wer damit etwas fürs Alter anspart, muss weniger Steuern zahlen. Warum kommt es zu diesem Steuervorteil? Weil die Beiträge zur Rürup-Rente zu den sogenannten Sonderausgaben zählen, genauer gesagt zu den Altersvorsorgeaufwendungen. Und die kannst du von der Steuer absetzen – sofern du sie in deiner Steuererklärung angibst. Im Gegenzug musst du zwar das Geld versteuern, das du dann als Rente ausbezahlt bekommst – aber weil man in aller Regel weniger Rente bekommt als Gehalt, fallen die Steuern auf die Rente geringer aus. 

Von der Rürup-Rente können viele Berufstätige profitieren. Im Grunde alle, die in Deutschland Einkommensteuer zahlen müssen. Also zum Beispiel auch Angestellte und Beamt*innen.

Gedacht hatte ihr Erfinder und Namensgeber, der Ökonom Hans-Adalbert „Bert“ Rürup, seine Basisrente aber vor allem für Selbstständige. Die verfügten vorher über keine staatlich unterstützte, Möglichkeit zur Altersvorsorge. Entweder, weil sie von der Sozialversicherungspflicht befreit waren, oder weil sie weder eine betriebliche Altersvorsorge noch eine Riester-Rente nutzen konnten.

Übrigens: Es gibt auch Selbstständige, für die eine Versicherungspflicht gilt und die deswegen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müssen. Mehr erfährst du in unserem Ratgeber „Mal Pflicht, mal Kür: Gesetzliche Rentenversicherung für Selbstständige“.

Wer ist selbstständig?

Beruflich selbstständig sind alle, die ihre Arbeitskraft auf eigene Rechnung einsetzen. Außerdem haben sie keine Vorgesetzten, von denen sie Anweisungen bekommen. Selbstständige gehören keinem Unternehmen an, sondern entscheiden eigenverantwortlich über die Art ihrer Arbeit sowie wann und wie sie sie ausführen. Dabei tragen sie auch das wirtschaftliche Risiko ihrer Tätigkeit allein. Sie sind oft nicht sozialversicherungspflichtig und müssen sich dann selbst um ihre Altersvorsorge kümmern.

Rürup-Rente: Für wen ist sie sinnvoll?

Kurz gesagt: Für Selbstständige, die gut verdienen. Sie profitieren von den Steuervorteilen besonders. Wie viel sie für die Rürup-Rente zurücklegen, bestimmen die Sparer*innen nämlich selbst. Weil Gutverdienende besonders viel in die Rentenkasse einzahlen können, können sie umso mehr von der Steuer abziehen. Im Idealfall wird der Steuervorteil bis zum Höchstbetrag ausgereizt – mehr absetzen kann man nicht. Dieser Höchstbetrag für die Altersvorsorgeaufwendungen wird jährlich angepasst und liegt 2024 bei 27.566 Euro (Alleinstehende) und 55.131 Euro (Verheiratete). Sie können die Rürup-Rente also als Alternative oder Ergänzung zur freiwilligen gesetzlichen Rentenversicherung nutzen. 

Keine gute Idee ist der Abschluss einer Rürup-Rente hingegen für *innen beziehungsweise für Unternehmer*innen, die erst am Anfang stehen. In beiden Fällen ist das Einkommen meistens noch nicht sehr hoch. Der Steuervorteil ist dann relativ gering – und das Plus unterm Strich recht klein, wenn die Steuern in der Auszahlungsphase anfallen. Die Beiträge kann man dann besser in das Unternehmen stecken, damit es schnell wächst.

Zwischenfazit: Die Faustregel besagt, dass vor allem Gutverdienende von der Rürup-Rente profitieren. Allerdings gibt es keine pauschale Antwort darauf, ab welchem Einkommen sich die Rürup-Rente lohnt. Neben dem Einkommen gibt es außerdem noch weitere Faktoren, die deine Entscheidung für oder gegen die Rürup-Rente beeinflussen könnten. Die schauen wir uns im Folgenden an. 

Bei einem Ausflug im Wald umarmen auf einer Decke zwei Kinder ihre Eltern
© istock/vlada_maestro/2018  Die Rürup-Rente kann unter Umständen im Todesfall die Hinterbliebenen unterstützen.

 

Die unterschiedlichen Arten der Basisrente

Die Rürup-Rente ist nicht nur eine der vielen Arten der privaten Altersvorsorge, es gibt sie auch selbst in unterschiedlichen Formen. Diese weichen in erster Linie darin voneinander ab, was mit deinen Beiträgen passiert, während du einzahlst. Zu den wichtigsten Formen der Rürup-Rente gehören:

  • Die „klassische“ Rürup-Rente: Deine Beiträge bleiben beim Versicherer und deine Rentenhöhe wird garantiert, aber hier besteht kaum Aussicht auf höhere Zinsen oder Rendite – zusätzliche Gewinne hängen allein von der wirtschaftlichen Lage des Versicherers ab.
  • Der Rürup-Fondssparplan: Hier investiert der Versicherer deine Beiträge in ETFs oder Investmentfonds. Das bedeutet: Du hast die Chance auf höhere Rendite (wenn sich der Kurs des Fonds gut entwickelt), aber auch weniger Sicherheit. Schließlich könnte der Kurs auch im Keller hängen, wenn du in Rente gehst – das kann bei der Börse niemand vorher sagen.
  • Die fondsgebundene Rürup-Rente: Das ist der Mittelweg aus der klassischen Variante und dem Fondssparplan. Der Versicherer investiert nur einen Teil deiner Beiträge in Fonds (also weniger Renditechancen), garantiert dir dafür aber den anderen Teil als Auszahlung (also mehr Sicherheit). Achte auf jeden Fall darauf, welcher Teil investiert und wie viel garantiert wird – es gibt auch fondsgebundene Rürup-Renten ohne Garantie, die quasi wie ein Fondssparplan funktionieren.  

Rürup-Rente: Was sind die wichtigsten Regeln?

Der Grund für die steuerlichen Vergünstigungen: Der Staat will die private Altersvorsorge fördern. Genau dafür ist Rürup-Rente ausschließlich bestimmt. Aus dieser Zweckbindung folgt im Normalfall, dass sie …

  • ... frühestens nach Vollendung des 62. Lebensjahres ausgeschüttet wird.
  • … monatlich überwiesen wird.
  • … nicht als vorzeitige Auszahlung oder Einmalzahlung gewährt wird.
  • … nicht verkauft werden kann.
  • … nicht an eine andere Person übertragen werden kann.
  • … nicht vererbt werden kann.
  • … nicht beliehen oder als Sicherheit verwendet werden kann.
  • … nicht gekündigt werden kann.

Mit manchen Anbietern der Rürup-Rente lassen sich allerdings (kostenpflichtig) einige Ausnahmen von den genannten Regeln vereinbaren. Dazu zählt beispielsweise die sogenannte Beitragsrückgewähr während der Ansparphase. Sie erlaubt im Todesfall die Ausschüttung des bis dahin angesammelten Kapitals an den*die Ehepartner*in beziehungsweise an die Kinder. 

Auch möglich: eine Rentengarantiezeit. Bezieht jemand bereits eine Rürup-Rente und stirbt dann, kann sie damit an die Hinterbliebenen weitergezahlt werden. Allerdings nicht lebenslang, sondern nur für eine anfangs festgelegte Dauer. Das ist die Rentengarantiezeit. Sie liegt meistens zwischen fünf und 25 Jahren.

Beispiel: Ein Selbstständiger geht mit 65 Jahren in den Ruhestand. Seine Rentengarantiezeit beträgt 15 Jahre.  Sollte er nach acht Jahren Rentnerdasein sterben, bekommen die im Vertrag begünstigten Familienmitglieder noch sieben Jahre lang sein Altersgeld. Aber Achtung: Ist eine vereinbarte Rentengarantiezeit abgelaufen, endet die Auszahlung in jedem Fall – auch wenn der Ruheständler dann noch lebt! Diese Option sollte also gut abgewogen werden.

Als Alternative – oder Ergänzung – zur Rürup-Rente gibt es noch weitere Formen der privaten Altersvorsorge. Mehr dazu, welche Optionen es gibt und welche die richtige für dich sein könnte, erfährst du in unserem Ratgeber „Private Altersvorsorge: Diese Möglichkeiten lassen dich entspannter Richtung Rente blicken“.

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