Rentenpunkte kaufen: Für wen lohnt sich die Sonderzahlung?
Jahr ab 1. Juli | Rentenwert West in Euro | Rentenwert Ost in Euro |
2018 | 32,03 | 30,69 |
2019 | 33,05 | 31,89 |
2020 | 34,19 | 33,23 |
2021 | 34,19 | 33,47 |
2022 | 36,02 | 35,52 |
2023 | 37,60 | 37,60 |
Wer kann Rentenpunkte kaufen?
Es gibt noch ein paar weitere Einschränkungen beim Kauf von Rentenpunkten. Du musst bestimmte Bedingungen erfüllen:
- Du musst mindestens 50 Jahre alt sein.
- Du darfst deine Regelaltersgrenze noch nicht erreicht haben (wann das der Fall sein wird, hängt von deinem Geburtsjahr ab und steht auch in deiner Renteninformation).
- Du solltest mindestens 35 Beitragsjahre ansammeln können, bevor du 63 wirst und theoretisch in Rente gehen könntest. Weil dafür ab dem Alter von 50 noch 13 Jahre Zeit sind, solltest du also bis 50 mindestens 22 Jahre (35 – 13) angesammelt haben, um dann einen Rentenpunkt kaufen zu können.
Was kostet ein Rentenpunkt?
Wie oben erwähnt, gibt es exakt einen Rentenpunkt für die, die im jeweiligen Jahr das Durchschnittsgehalt verdient haben. Von diesem Gehalt gehen dann natürlich unter anderem die Sozialversicherungen ab, und dazu gehören die Beiträge an die DRV. Von der Höhe dieser Beiträge auf das Durchschnittsgehalt hängen die Kosten für einen Rentenpunkt ab.
Schauen wir uns das für das Jahr 2024 genauer an. Von dem oben genannten Durchschnittsgehalt von 45.358 Euro würdest du von deinem Bruttoeinkommen ganz regulär rund 4.218 Euro in die DRV einzahlen.
Allerdings: Du zahlst als Angestellte*r von deinem Bruttoeinkommen genau genommen nur die Hälfte deiner Beiträge in die DRV. Die andere Hälfte, beim Durchschnittsgehalt also noch einmal rund 4.218 Euro, übernimmt dein Arbeitgeber. Wenn du nun einen zusätzlichen Rentenpunkt kaufen möchtest, musst du den gesamten Beitrag selbst zahlen.
Konkret bedeutet das: Für das Jahr 2024 beträgt die Sonderzahlung für einen zusätzlichen Rentenpunkt 8.436,59 Euro (West) beziehungsweise 8.320,11 Euro (Ost). Wie viel die Entgeltpunkte in Zukunft kosten werden, hängt davon ab, wie sich die Löhne und das Durchschnittsgehalt entwickeln.
Übrigens: In manchen Unternehmen gibt es die Möglichkeit, eine Sonderzahlung für Rentenpunkte vom Arbeitgeber zu bekommen. Diese Zahlung gilt dann nicht als Lohn, sondern als Entschädigungszahlung (wie das bei einer Abfindung der Fall wäre), und ist damit für dich zur Hälfte steuerfrei. Die andere Hälfte kannst du genauso von der Steuer absetzen wie die Sonderzahlungen, die du selbst tätigst – das schauen wir uns als nächstes an.
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Rentenpunkte von der Steuer absetzen
Rentenpunkte kosten einiges Geld – das ist ein Nachteil. Es gibt es auch eine gute Nachricht: Du kannst deine Sonderzahlung von der Steuer absetzen. Die Kosten zählen nämlich zu den Altersvorsorgeaufwendungen, die du bei den Sonderausgaben in deiner Steuererklärung angeben kannst. Dadurch verringert sich dein zu versteuerndes Einkommen, kurz zvE, und du zahlst entsprechend weniger Steuern.
Einen Haken gibt es aber: Du kannst unter Umständen nicht die vollen Kosten für deine Rentenpunkte absetzen. Es gibt nämlich eine Höchstgrenze für die Altersvorsorgeaufwendungen. Diese liegt bei:
- 27.566 Euro für Alleinstehende
- 55.132 Euro für gemeinsam veranlagte Paare
(Stand: 2024)
Einen Teil dieser Höchstsumme hast du als Angestellte*r in der Regel schon genutzt, nämlich für deine Beiträge an die DRV, die ganz regulär aus deinem Bruttoeinkommen abgehen. Dadurch verringert sich entsprechend das Geld, das du für zusätzliche Rentenpunkte absetzen kannst.
Wichtig: Du musst nicht alle deine möglichen Rentenpunkte in einem Jahr kaufen. Du kannst auch dieses Jahr eine Teilzahlung tätigen und nächstes Jahr wieder Rentenpunkte kaufen, die dann erst nächstes Jahr steuerlich relevant werden. Allerdings: Es kann gut sein, dass Rentenpunkte nächstes Jahr teurer werden (siehe oben, es kommt auf die Lohnentwicklung an). In diesem Fall würde es sich nur bedingt lohnen, mit dem Kauf zu warten.
Mehr zu der Frage, welche Versicherungen und Vorsorgeaufwände du bis zu welcher Höchstgrenze absetzen kannst, erfährst du im Ratgeber „Geschützt und gespart: Diese Versicherungen kann man von der Steuer absetzen“.
Rentenpunkte kaufen: Schritt für Schritt Anleitung
Schauen wir uns nun an, wie du am besten vorgehst, wenn du Rentenpunkte kaufst – oder auch, wenn du erst einmal herausfinden möchtest, wie viele du überhaupt kaufen könntest und was das kosten würde. Diese Auskunft kannst du nämlich unverbindlich anfragen und dich erst dann entscheiden. Aber der Reihe nach.
Kontenklärung
Zuerst solltest du dein Rentenkonto klären lassen. Das geht mit dem Antrag V0100 online bei der DRV. Die Kontenklärung bedeutet konkret: Die DRV prüft alle deine bisher gesammelten Rentenansprüche und listet deine Beitragsjahre auf.
Diese Angaben benötigst du für den eigentlichen Antrag (dazu gleich mehr). Es lohnt sich aber auch unabhängig von der Frage nach Sonderzahlungen, dein Rentenkonto einmal klären zu lassen. So kannst du nämlich sichergehen, dass in deinem Rentenverlauf keine Lücken sind, zum Beispiel, wenn die DRV Ausbildungs- oder Erziehungszeiten noch nicht verzeichnet haben sollte.
Auskunft über die Höhe der Beitragszahlung
Nun kannst du den eigentlichen Antrag stellen, damit die DRV dir ausrechnet, wie viele Rentenpunkte du insgesamt kaufen kannst, um deine (theoretische) vorgezogene Rente auszugleichen. Der offizielle Name dieses Antrags lautet deswegen „Antrag auf Auskunft über die Höhe der Beitragszahlung zum Ausgleich einer Rentenminderung bei vorzeitiger Inanspruchnahme einer Rente wegen Alters“. Auch dieses Formular gibt es online als V0210.
In diesem Antrag gibst du nun an, welche Rente du zu welchem Zeitpunkt in Anspruch nehmen möchtest. Wie oben erwähnt, verpflichtet dich dieser Antrag nicht dazu, auch tatsächlich zu diesem früheren Zeitpunkt in Rente zu gehen. Außerdem benötigst du eine Bescheinigung deines Arbeitgebers (V0211) über dein Gehalt im letzten und im aktuellen Kalenderjahr.
Rentenpunkte kaufen
Nachdem die DRV deine maximalen Rentenpunkte und die dafür nötige Geldsumme berechnet und dir zugesendet hat, hast du drei Monate Zeit, alle oder einen Teil dieser Rentenpunkte zum angegebenen Preis zu kaufen. Solltest du im Ausland leben, verdoppelt sich die Frist auf sechs Monate. Lässt du dir mehr Zeit, berechnet die DRV die Kosten neu, und es ist gut möglich, dass die Rentenpunkte dann teurer werden (siehe oben).
Rentenbeiträge für Ausbildungszeiten
Es gibt noch eine weitere, nicht ganz so bekannte Möglichkeit, Rentenansprüche zu kaufen: als Ausgleich für deine Ausbildungszeiten (sofern du nicht zur gleichen Zeit gearbeitet und bereits Beiträge gesammelt hast). Das geht nachträglich, aber nur bis zum Alter von 45 Jahren. Eine Auskunft über ausgleichbare Zeiten erhältst du im Alter von 43 Jahren mit deiner sogenannten Rentenauskunft. Oder du bringst mögliche Lücken durch eine Kontenklärung vorher selbst in Erfahrung.
Die Höhe deiner Einzahlung kannst du selbst festlegen. Sie muss zwischen Mindestbetrag für die freiwillige Rentenversicherung (im Jahr 2024: 100,07 Euro pro Monat) und dem Höchstbetrag (1.404,30 Euro pro Monat) liegen. Je mehr du zahlst, desto mehr steigt deine spätere Rente. Für diesen Antrag stellt die DRV dir ein Formular, V0080, online zur Verfügung. Auch hier ist eine Teilzahlung möglich.
Die Rentenlücke anders schließen
Der Kauf von Rentenpunkten ist nicht die einzige Möglichkeit, um deine Rentenlücke zu schließen – also dafür zu sorgen, dass du im Alter genug Geld zur Verfügung hast. Stattdessen – oder in Ergänzung – gibt es zum Beispiel folgende Wege, deine Rente aufzubessern:
- Riester-Rente
- Betriebsrente
- Hinzuverdienst zur Rente, zum Beispiel ab 63 in Teilzeit arbeiten
- Vermögensaufbau, zum Beispiel durch einen Sparplan in ETFs
Einen Überblick über diese und mehr Optionen und welche sich für wen lohnen könnte, findest du in unserem Ratgeber: „Private Altersvorsorge: Diese Möglichkeiten lassen dich entspannter Richtung Rente blicken“.
Was ist besser: Rentenpunkte kaufen oder ein ETF-Sparplan?
Zwei Alternativen werden am häufigsten gegeneinander gerechnet: Was lohnt sich mehr, Rentenpunkte kaufen oder in einen ETF-Sparplan investieren? Dabei wird die durchschnittliche Rendite eines ETFs mit der „Rendite“ eines Rentenpunkts verglichen. Dahinter steckt folgende Überlegung: Wenn du in einen ETF-Sparplan investierst, kaufst du damit Anteile am ETF, deren Wert im Laufe der Zeit (durchschnittlich) steigt. Im Alter kannst du diese Anteile nach und nach verkaufen und durch diese Gewinne deine Rente aufbessern. Wenn du hingegen einen Rentenpunkt kaufst, hast du dieses Geld sozusagen bei der DRV „investiert“ und bekommst im Alter „Rendite“ in Form von einer höheren monatlichen Rente ausgezahlt.
Bei der Rente hängt dein „Gewinn“ von zwei Fragen ab:
- Wie alt wirst du? Die höhere Rente bekommst du für den Rest deines Lebens. Je länger du lebst, umso mehr hast du davon.
- Wie hoch steigt der Rentenwert? Nach aktuellem Stand müsstest du knapp 19 Jahre lang Rente beziehen, um deine Sonderzahlung pro Rentenpunkt wieder einzuspielen. Wie du aber an der Tabelle oben siehst, wird der Rentenwert ständig angepasst. Entsprechend mehr Rente bekommst du und hast deine Sonderzahlung schneller wieder drin. Die Rentenanpassungen sind quasi deine „Zinsen“.
Bei ETFs hängt es davon ab, wie viel dein ETF tatsächlich im Wert steigt. Beide Fragen lassen sich nicht im Vorfeld beantworten.
Ein „Investment“ in Rentenpunkte gilt als sicherer, weil du die Rentenpunkte auf jeden Fall gutgeschrieben und im Rentenalter wieder ausgezahlt bekommst. Allerdings bekommst du das Geld auch erst im Rentenalter.
ETFs gelten hingegen zwar im Vergleich zu anderen Anlagen als relativ sicher, aber ein gewisses Verlustrisiko bleibt wie bei jedem Handel an der Börse. Dafür ist dein Geld in einem ETF flexibler verfügbar, falls du es früher benötigen solltest, zum Beispiel für einen Immobilienkauf. Es bleibt also eine individuelle Frage, was sich mehr lohnt – vielleicht ja sogar beides.