E-Auto laden: Welche Kosten kommen für eine Ladung auf dich zu?

von Thorsten Schierhorn, 16.05.2024

An der klassischen Benzin-Tankstelle ist es so einfach: Kraftstoff einfüllen und währenddessen genau sehen, wie viel Liter an Bord fließen und was sie dich am Ende kosten. Aber beim E-Auto? Da findest du an den Ladesäulen Angaben zur Restladezeit oder zur „gezapften“ Strommenge. Aber was bedeutet das an der Kasse? Und wie viel kostet dich die Ladung Strom zu Hause? Wo ist es günstiger, wo kannst du etwas sparen? Dieses und mehr erfährst du in diesem Ratgeber.

Themen in diesem Artikel

E-Auto: So berechnest du die Ladekosten

Damit du weißt, was dich die Fahrt mit einem E-Auto kostet, benötigst du zwei Informationen:

  • Wie hoch ist die Speicherkapazität der Batterie, sprich: Wie viele Kilowattstunden (kWh) fließen in den Akku, bis er voll ist? Das erfährst du beim Händler oder im Internet.  
  • Wie hoch ist die Reichweite deines E-Autos, sprich: Wie viele Kilometer (km) schafft es mit einer Stromladung? Das hängt – wie bei einem Verbrenner auch – ab vom Modell und Gewicht des Wagens, von der Verkehrssituation, vom Wetter und deiner Fahrweise. Für diese Angabe musst du also erst etwas Erfahrung sammeln und darauf achten, wie weit du seit der letzten Vollladung gekommen bist. Oder nach 100 Kilometern einmal „nachladen“. Zur Orientierung: Laut einem ADAC-Test von 2023 lag der Stromverbrauch der Testmodelle zwischen 16,7 und 30,9 Kilowattstunden pro 100 Kilometer.

Aber Achtung: Beim Aufladen (zum Beispiel bei dir zu Hause) kommt es zu Ladeverlusten. Das heißt: Es fließt mehr Strom, als in der Batterie ankommt (siehe Kasten).

Du hast diese beiden Informationen zusammen? Dann ist die Rechnung ganz einfach:

Speicherkapazität (in kWh) geteilt durch Reichweite (in km) mal 100 = Verbrauch in kWh pro 100 Kilometer.

Deinen errechneten Verbrauch nimmst du jetzt mal den Preis einer Kilowattstunde, den du bezahlst. Und der schwankt kräftig, je nachdem, wo du den Akku lädst (siehe nächstes Kapitel). Nehmen wir an, du lädst an der Steckdose zu Hause und bezahlst rund 31 Cent pro Kilowattstunde. Bei einem Verbrauch von 20 Kilowattstunden für 100 Kilometer hieße das: 20 × 0,31 Euro = 6,20 Euro. Das bedeutet: Eine Fahrt von 100 Kilometern mit deinem E-Auto kostet dich 6,20 Euro an Strom.

AC und DC: Was ist was?

Fans der Hardrocker AC/DC wissen es schon: Die Buchstaben stehen für „Wechselstrom/Gleichstrom“. Und das nicht nur beim Bandnamen, sondern auch an den Ladesäulen.

AC (Wechselstrom) ist der übliche Stromtyp aus unseren Steckdosen. Der Akku eines E-Autos benötigt allerdings DC (Gleichstrom). Deshalb gibt es im Auto einen sogenannten Umrichter, der den Wechselstrom in Gleichstrom umwandelt. Übrigens: Auch der Umrichter verbraucht Energie. Du musst deshalb mehr Strom laden (und bezahlen), als am Ende im Akku ankommt. Laut ADAC kann der Unterschied bis zu 25 Prozent betragen. Du bräuchtest dann eine 125-kWh-Ladung für eine 100-kWh-Batterie.

Anders ist es, wenn du dein Auto an einer DC-Ladesäule anschließt. Dann kann der Strom – ohne Umweg über den Umrichter – direkt in die Batterie fließen. Das geht schneller und die Lademenge ist höher. AC bringt es auf eine übliche Leistung von 11 bis 22 kW, bei DC sind es 50 bis 240 kW. Die Ladeverluste betragen hier nur zwischen 5 und 10 Prozent.

Dafür sind DC-Ladestationen größer und teurer und lohnen sich deshalb vor allem für die Ladestellen von Tankstellen, an Autobahnen oder auf Supermarkt-Parkplätzen.

Zu Hause oder Ladestation: Der Strompreis schwankt kräftig

Es gibt nicht den einen (!) Strompreis, wenn du dein E-Auto auflädst. Sondern fast so viele, wie es Möglichkeiten gibt, wo und wie dein Wagen wieder genügend Saft erhält. Das kann die Kosten pro gefahrene 100 Kilometer im Zaum halten – oder kräftig erhöhen.

Laden an der heimischen Steckdose

Hier kann der Strompreis täuschen. Denn über eine normale Steckdose dauert der Ladevorgang bis zu 13 Stunden. Weil nur wenig Strom fließt, kommt umso weniger in der Batterie an – die Ladeverluste nehmen zu. Das ist so, als würde beim Benzintanken immer rund ein Viertel daneben gehen. Deine Kosten sind also höher, als sie es laut Speicherkapazität und Strompreis eigentlich sein sollten. Auf der anderen Seite: Es gibt bei vielen Anbietern einen sogenannten Autostromtarif, der deutlich günstiger ist als der Normaltarif für Fernseher und Kühlschrank.

Laden an einer heimischen Wallbox

Auch eine Wallbox – eine spezielle Ladestation für zu Hause – liefert Wechselstrom (siehe Kasten). Allerdings fließt bei ihr der Strom schneller, die Ladezeit ist kürzer, und die Ladeverluste sind geringer. Aber denk dran: Auch hier sind die Kosten durch den Schwund unterm Strich höher, als du es mit deinem Strompreis ausrechnest.

Auto ist in einer Garage mit Solardach an eine Steckdose angeschlossen
© istock/ Scharfsinn86/2022  Eine Solaranlage ist teuer in der Anschaffung, macht sich aber durch den Gratis-Strom bezahlt.

Laden mit einer Solaranlage

Das ist langfristig die günstigste Variante: kostenloser Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage (Solar). Und wenn es den Strom umsonst gibt, sind auch die Ladeverluste egal. Weiterer Pluspunkt: Die Energie ist umweltfreundlich, weil kein Öl, Gas, Holz und keine Kohle dafür verbrannt werden. Dafür musst du aber erstmal kräftig investieren. Zum einen in die Photovoltaikanlage, zum anderen in einen Speicher für den Fall, dass die Sonne einmal nicht scheint und du trotzdem Strom brauchst.

Wie dir der Staat bei solchen Kosten unter die Arme greift, liest du in unserem Ratgeber „Investieren, um zu sparen: Das geht (und staatliche Förderung gibt’s auch)“.

Laden an einer öffentlichen Ladestation

Hier wird es erst recht kompliziert bei der Frage, mit welchem Strompreis man rechnen soll. Denn es gibt unzählige Anbieter mit ebenso unzähligen Tarifen und Bezahlmodellen. Zum Beispiel stellen manche Stadtwerke für ihre Kund*innen Ladesäulen auf, aber nur in den Gebieten, wo sie auch Strom liefern. Wer quer durchs Land unterwegs ist, braucht dann Quellen, über die man überall an Strom kommt – etwa die Ladestationen anderer Stadtwerke. Doch egal wie: Die Preise pro Kilowattstunde sind in der Regel höher als zu Hause, manchmal sogar doppelt so hoch. Und bei der Abrechnung geht der Wirrwarr weiter. Es gibt ...

  • Abrechnung nach Strommenge: Hier zahlst du für jede Kilowattstunde, die du lädst.
  • Abrechnung nach Zeit: Je länger du stehst und lädst, umso teurer wird es. Das soll verhindern, dass jemand eine Ladestation blockiert.
  • Abrechnung pro Aufladung: Hier zahlst du einen immer gleichen pauschalen Betrag, egal wie viel du in dein Auto lädst oder wie lange.
  • Abrechnung plus Startgebühr: Hier zahlst du entweder nach Strommenge oder nach Zeit, aber es kommt immer ein fester Betrag obendrauf.

Video: Elektro-Laden (2021) | Wie lädt man ein E-Auto richtig? | Test mit Lars Hänsch-Petersen

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© Auto Bild 

Außerdem hängt der Preis davon ab, ob du an einem DC-Schnellladepunkt oder einem AC-Normalladepunkt stehst, ob du eine Ladekarte von einem festen Anbieter hast (zum Beispiel vom ADAC) oder per App oder per Girocard beziehungsweise Kreditkarte bezahlst. Und als wäre das noch nicht kompliziert genug, gibt es bei manchen Anbietern eine feste monatliche Grundgebühr (dafür ist dann der Strompreis günstiger), bei manchen nicht (das macht den Strom teurer, aber du sparst die Grundgebühr).

Die Kosten pro 100 Kilometer Autofahrt schwanken entsprechend. Bei einem Abo mit Grundgebühr sind es vielleicht nur um die 6 Euro, an einer überregionalen Schnellladestation – womöglich noch an der Autobahn – können es über 15 Euro sein.

Übrigens: Ab Juli 2023 müssen alle Ladestationen das kontaktlose Bezahlen ermöglichen. Das geht auch mit den Kreditkarten der Hanseatic Bank.

Eine Person sitzt vor einem Lenkrad und bedient ein Touchpad mit dem Finger
© istock/ nito100/2018  Wer per App nach der nächsten freien Ladestation sucht, kann meistens direkt nach Kosten, Steckertyp und vielem mehr filtern.

E-Auto kostenlos laden ist nur noch selten drin

Es war eine prima Idee, die Supermärkte wie Edeka und Kaufland, Discounter wie Aldi und Lidl, Möbelhäuser und Baumärkte hatten: Wer dort einkaufen ging, konnte in der Zwischenzeit das E-Auto an einer Gratis-Ladesäule „betanken“. Schade nur, dass dort dann auch andere E-Autofahrer*innen ihren Wagen anschlossen. Mittlerweile haben so gut wie alle ehemaligen Gratis-Anbieter diesen Service beendet und verlangen jetzt Geld für den Fahrzeug-Strom.

Du suchst dennoch nach einer kostenlosen Ladestation? Dann können dir die Apps Chargemap (die Downloadlinks für Android und iOS findest du auf dieser Seite) und Nextcharge (für Android und iOS) weiterhelfen, indem du dir per Filterfunktion nur die kostenfreien Anbieter anzeigen lässt. Das geht auch auf der Website Ladesäulenregister (dafür beim Filter „Abrechnungsmodus“ die Option „Kostenlos“ einstellen). Aber Achtung: Es kann immer sein, dass ein Anbieter seine Preispolitik kurzfristig ändert. Deshalb sind die Angaben in der App oder auf der Website womöglich veraltet, wenn du eine Ladestation ansteuerst. 

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