Geldtransfer ins Ausland: So funktionieren Moneygram, Western Union & Co.
Ihre Familienangehörigen oder Freund*innen im Ausland brauchen dringend Geld – aber sie haben kein Girokonto? Oder es muss unbedingt Bargeld sein? Wie soll das gehen? Für den weltweiten Geldtransfer gibt es verschiedene Anbieter wie Moneygram oder Western Union. In deren Filialen oder auf deren Website können Sie auch Bargeld ins Ausland überweisen. Wir machen klar, wie es funktioniert und worauf Sie achten müssen.
Themen in diesem Artikel
- So überweisen Sie Geld ins Ausland
- So viel kostet es
- So finden Sie seriöse Anbieter
- So nutzen Betrüger*innen Geldtransferdienste aus
Auf den Punkt
- Über Agenturen für Geldtransfer können Sie Bargeld ins Ausland schicken.
- Sie brauchen kein Konto, um Geld empfangen oder senden zu können. Aber ein gültiges Ausweisdokument wie einen Personalausweis oder Reisepass.
- Die Kosten für die Transaktion sind in der Regel höher als bei normalen Banküberweisungen ins Ausland.
- Die anfallenden Kosten variieren von Anbieter zu Anbieter. Und sind von vielen weiteren Faktoren wie dem aktuellen Wechselkurs abhängig.
- Es gibt unabhängige und kostenlose Vergleichsportale für Geldtransferanbieter.
So überweisen Sie Geld ins Ausland
Der Geldtransfer über Finanzanbieter funktioniert weltweit und in beide Richtungen. Sprich: Man kann sowohl Geld aus dem Ausland empfangen als auch ins Ausland senden. Zu solchen Anbietern gehören Wise, Moneygram, Worldremit, und es gibt noch viele mehr. Sie haben diese vielleicht schon einmal gesehen – ihre kleinen Filialen liegen meistens in Bahnhöfen, an Flughäfen oder an touristischen Plätzen. Andere haben auch Vertriebspartner, Western Union kooperiert zum Beispiel mit der Deutschen Post. Deshalb können Sie von jeder größeren Filiale der Deutschen Post und der Postbank Geld verschicken.
Doch wer sollte das überhaupt tun, wo man doch genauso gut Geld per Banküberweisung quer durch die ganze Welt versenden kann?
Für wen?
Geldtransferdienste sind eine Alternative für alle, die nicht wie üblich von einem Konto zum anderen überweisen können, zum Beispiel:
- Personen ohne Konto, die Rechnungen bezahlen wollen.
- Flüchtlinge, deren Familien in den Herkunftsländern kein Konto haben.
- Touristen im Ausland, die Karte und Bargeld verloren haben.
Wie geht das?
Sie können entweder online über die Website beziehungsweise der App des Anbieters Geld verschicken. Oder Sie machen es persönlich in einer der Filialen. Online können Sie allerdings nur Geld vom Konto oder von einer Kreditkarte überweisen. Bei manchen Geldtransferanbietern – wie zum Beispiel beim Paypaldienst „Xoom” – können Sie auch das Guthaben bei einem Prepaid-Handy aufladen lassen.
Wichtig zu wissen: Nicht jeder Geldsendedienst bietet alle Sende- und Bezahloptionen an. Und hat auch nicht dieselben Zielländer im Angebot.
Wenn Sie zu einer Geldtransfer-Filiale oder der eines Vertriebspartners gehen, um Geld zu verschicken, ob nun bar, per Kreditkarte oder Kontoüberweisung – läuft es dann so ab:
- Sie müssen einen gültigen Identitätsnachweis vorlegen.
- Sie füllen ein Sendeformular aus: Persönliche Daten, Höhe des Betrages und die Daten der empfangenden Person.
- Daraufhin erhalten Sie die Referenznummer für die Transaktion.
- Meistens ist das Geld schon wenige Minuten danach beim Anbieter im Empfängerland abholbereit.
- Der*die Empfänger*in muss beim Abholen des Geldes ebenfalls ein gültiges Ausweisdokument sowie die Referenznummer vorzeigen.
Es ist vom Land und Anbieter abhängig, welche Dokumente zur Identifizierung akzeptiert werden.
Vorsicht: Achten Sie darauf, den Namen des Empfängers oder der Empfängerin korrekt, in lateinischen Buchstaben und ohne Umlaute zu schreiben. Andernfalls wird das Geld nicht ausgezahlt.
So viel kostet es
Wenn Sie einen Geldtransferdienst nutzen, kostet das manchmal mehr oder weniger, als wenn Sie einfach Geld von einem Bankkonto zum anderen überweisen. Welche Kosten aber genau für den Transferservice auf Sie zukommen, hängt von mehreren Kriterien ab:
- Höhe des Betrags: Wie viel Geld wird geschickt?
- Nation: Aus welchem und in welches Land wird Geld gesendet?
- Wechselkursgebühren: Wenn Sie zum Beispiel Euro einzahlen, aber Dollar auszahlen lassen, können Umrechnungskosten hinzukommen.
- Transfergebühren: Das ist die Höhe der Gebühren, die der Anbieter für die Überweisung berechnet. Manchmal gibt es auch bei ein und demselben Anbieter verschiedene Preise, zum Beispiel, wenn Sie den Transfer online abwickeln. Diese Kosten werden in der Regel direkt vom Überweisungsbetrag abgezogen.
- Empfangsgebühren: Möglicherweise kommen noch Gebühren bei der Bank im Empfängerland dazu. Zum Beispiel für die Auszahlung oder Währungsumrechnung.
- Zeit: In welcher Zeit sollen die Begünstigten das Geld erhalten: Nach ein paar Minuten, am selben Tag oder später?
- Überweisungsart: Wird das Geld per Kreditkarte beziehungsweise Bankkonto überwiesen oder bar eingezahlt? Und wo landet es beim Begünstigten ‒ auf dem Handy, Konto oder in einer Filiale zur Abholung?
Was ist der Wechselkurs?
Es ist vom Wechselkurs ‒ auch Devisenkurs genannt ‒ abhängig, wie viel Sie beim Geldwechseln in einer Fremdwährung bekommen. Zum Beispiel von Euro in Dollar oder umgekehrt. Denn der Wert der Währungen schwankt – je nach aktueller Kaufkraft und Wettbewerbsfähigkeit.
Wenn viele dieser Faktoren zusammenkommen, können die Transaktionsgebühren bis zu 15 Prozent vom gesendeten Betrag ausmachen.
Beispiel: Sie wollen Ihrer Oma in der Ukraine von Deutschland aus 500 Euro in bar schicken. Sie hat kein Konto. Dann kommen je nach Anbieter zwischen 9 und 35 Euro an Kosten dazu. Moneygram zum Beispiel berechnet 10,20 Euro Wechselkursgebühren und 3,99 Euro Transfergebühren. Die Gesamtkosten belaufen sich somit auf 14,19 Euro. Ihre Oma bekommt in diesem Fall also Hrywnja (das ist die ukrainische Währung) im Wert von 485,81 Euro ausgezahlt (Stand: Ende 2021). Das kann sich aber schon am nächsten Tag ändern, da die Kosten von den aktuellen Wechselkursen abhängig sind.
So finden Sie seriöse Anbieter
Auch bei Geldtransferdiensten gibt es schwarze Schafe. Zum Beispiel solche, bei denen Sie die Preise nicht klar erkennen können. Plötzlich zahlen Sie dann mehr als angenommen. Seriöse Geldtransferanbieter informieren ihre Kund*innen über alle anfallenden Kosten.
Daher lautet unser Tipp: Nutzen Sie ein unabhängiges Vergleichsportal. Zum Beispiel das von der Bundesregierung ‒ geldtransfair.de. Die Internetseite steht Verbraucher*innen kostenlos zur Verfügung und soll für Transparenz auf dem Geldtransfermarkt sorgen. Auf dem Portal können Sie über 20 Banken und Finanzdienstleister für Geldtransfers in 27 Ländern vergleichen. Und herausfinden, welcher Anbieter der schnellste und günstigste für Sie ist. Dann kommt mehr von Ihrem Geld bei den Empfänger*innen an. Weitere unabhängige Vergleichsportale sind geldtransfer.org und worldbank.org (nur englisch).
Geldtransfair.de - Weil jeder Cent zählt!
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So nutzen Betrüger*innen Geldtransferdienste aus
Leider nutzen auch Betrüger*innen die Finanzdienste auf verschiedene Art und Weise für ihre Zwecke. Zum einen für Geldwäsche. Zum anderen, um an das Geld von hilfsbereiten Menschen zu kommen. Eine der gängigsten Betrugsmaschen ist der sogenannte Enkeltrick: Der vermeintliche Enkel oder die Enkelin (oder Cousin*e etc.) ruft an oder schreibt eine E-Mail. Oft sammeln die Ganov*innen Informationen über Ihre Opfer in sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram & Co. und kommen Ihnen dadurch vielleicht sogar vertraut vor. Diese Person erzählt Ihnen von ihrer schrecklichen Notlage und bittet Sie, so schnell wie möglich Geld zu schicken. Und hebt dann mit der Referenznummer und einem gefälschten Ausweis Ihr Geld ab. Wie Sie diese Masche rechtzeitig durchschauen, lesen Sie im Ratgeber „Enkeltrick enttarnen: Keine Chance für die falschen Verwandten.”
Ein weiterer Trick, um an Ihr Geld zu kommen, ist der Fake-Onlineshop. Sie kaufen zum Beispiel ein Fahrrad bei einem Onlineshop. Das kann zum Beispiel eine gefakte Amazon- oder Otto-Shop-Website sein. Dabei werden Sie aufgefordert, den Kaufpreis über einen Transferanbieter zu bezahlen und die Referenznummer mitzuteilen. Danach würde man Ihnen umgehend das Fahrrad schicken. Ihr Geld wird dann mit einem gefälschten Dokument abgeholt und Sie bekommen das Fahrrad nie zu sehen. Gegen solche Onlineshop-Betrüge, kann der Käuferschutz von manchen Onlinebezahldiensten helfen.
Oder Sie haben per Mail oder Messenger eine Rechnung von einer unbekannten Person oder Firma bekommen? Und diese fordern Sie auf, mit einem Geldtransferdienst zu bezahlen? Dann sollten bei Ihnen alle Alarmglocken klingeln. Wie Sie sogenannte Cyberkriminelle rechtzeitig enttarnen, lesen Sie in diesem Ratgeber.
Senden Sie also nur Geld über einen Geldtransferanbieter an vertrauenswürdige Personen, die Sie persönlich kennen.
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