Wissen

Motorrad fahren: Was kostet der Unterhalt deiner Maschine?

von Detlev Neumann, 08.06.2023

Motorrad-Führerschein bestanden und bezahlt? Check! Maschine gekauft? Check! Sicherheitskleidung besorgt? Check! Damit hast du schon drei wesentliche Posten beglichen. Doch wird dich dein Motorrad noch mehr kosten. Versicherung, Steuern, Werkstatt und anderes gehört regelmäßig dazu. Da kommt einiges pro Jahr zusammen. Was dich dein eigenes Motorrad an Unterhalt kosten kann, haben die KlarMacher aufgelistet.

Themen in diesem Artikel

Motorradversicherungen: Welche gibt es, was kosten sie?

Klare Sache: Bevor du dich auf dein Motorrad schwingen und damit am öffentlichen Straßenverkehr teilnehmen darfst, musst du eine Haftpflichtversicherung abschließen. Die wird landläufig auch als Motorradversicherung bezeichnet. Sie gilt als minimaler Basisschutz. Willst du mehr Absicherung, dann kannst du freiwillig auch eine Teil- oder Vollkasko abschließen.

In jedem Fall gilt: Wie viel dich Motorradversicherung und Co. kosten werden, lässt sich nicht so einfach sagen, weil es dabei auf individuelle Umstände ankommt.

Selbstbeteiligung spart Beitragskosten

Selbstbeteiligung spart Beitragskosten

Für Pakete aus Haftpflichtversicherung sowie Teil- oder Vollkaskoversicherung können einige Hundert Euro zusammenkommen. Mit einer Selbstbeteiligung kannst du die Prämie(n) senken. In dem Fall zahlst du einen Teil der Schadenssumme aus eigener Tasche. Üblich ist eine Selbstbeteiligung (Selbstbehalt) von 150 bis 300 Euro. Es sind aber auch höhere Summen möglich. 

 

Haftpflichtversicherung

Wie die Bezeichnung bereits erahnen lässt, ist diese Versicherung Pflicht. Ohne sie darfst du dein Motorrad nicht auf öffentlichen Wegen fahren! Sie springt ein für Sach-, Vermögens- oder Personenschäden, die du im Straßenverkehr verursachst. Warum ist sie ein absolutes Muss? Weil die Folgen von Unfällen manchmal so teuer sind, dass du sie aus eigener Tasche schwer bezahlen kannst. Unter Umständen würden Geschädigte dann auf ihren Kosten sitzenbleiben.  

Die Haftpflichtversicherung springt beispielsweise im Schadenfall finanziell ein …

  • für Reparaturen.
  • fürs Abschleppen.
  • für Gutachten.
  • für Mietwagen.
  • für eine juristische Beratung.
  • für die Wiederbeschaffung bei Totalschaden.
  • für einen Nutzungsausfall.
  • für eine Wertminderung.

Das kann sich auf immense Beträge summieren. Deshalb solltest du unter anderem auf die Deckungssumme achten. Die unterscheidet sich von Versicherung zu Versicherung. Höher ist im Zweifel besser. Die gesetzlich vorgeschriebene Mindestsumme liegt jedenfalls bei:

  • 7,5 Millionen Euro für Personenschäden
  • 1,12 Millionen Euro für Sachschäden
  • 50.000 Euro für Vermögensschäden

Diese Untergrenze kann aber schnell überschritten sein. Was dann darüber hinaus geht, musst du selbst bezahlen. Passieren kann das, wenn du eine Massenkarambolage auslöst oder du Geschädigten eine lebenslange Rente zahlen musst. Deshalb solltest du eine deutlich höhere als die gesetzliche Deckungssumme vereinbaren. Möglich (und durchaus sinnvoll) sind Beträge von bis zu 100 Millionen Euro.

Junge, rothaarige Frau kniet verzweifelt neben einem Motorrad
© istock/urbazon/2019  Die Motorradversicherung zahlt nur die Schäden von Unfallgegnern, nicht für Reparaturen an der eigenen Maschine.

Ein solcher Schutz hat seinen Preis. Doch wie viel dich am Ende die Motorradversicherung kosten wird, hängt nicht nur davon ab. Ähnlich wie bei der Kfz-Versicherung für Autos spielen dabei viele Faktoren eine Rolle. Bei einigen kommt es auch auf deine persönlichen Umstände an. Entscheidend für die Höhe der Beiträge sind vor allem:

  • dein Alter
  • dein Wohnort (betrifft Typklasse und Regionalklasse)
  • deine Schadenfreiheitsklasse
  • Typ des Motorrads
  • Motorleistung des Motorrads
  • Datum der Erstzulassung
  • voraussichtliche, jährliche Fahrtstrecke
  • Abstellort des Motorrads (beispielsweise öffentliche Straße oder Garage)
  • technische Ausstattung, zum Beispiel ein Antiblockiersystem (ABS)

Dazu noch einige Hinweise: Je höher deine Schadensfreiheitsklasse ist, desto niedriger ist deine Versicherungsprämie. Unfallfreies Fahren wird damit belohnt. Das gilt auch für eine sicherheitsrelevante Technik. Manche Versicherungen gewähren Rabatte, wenn ein ABS eingebaut ist. Apropos Sicherheit: Weil Fahranfänger*innen weniger Erfahrung haben, müssen sie in der Regel mehr bezahlen als länger geübte Motorradfahrer*innen. Und Augen auf, auch bei der Anzahl der Pferdestärken beziehungsweise Kilowatt. Höhere Motorleistung bedeutet höhere Beiträge.  

Mit welchem Preisschild die Versicherungen diese und ähnliche Faktoren jeweils auszeichnen, ist sehr unterschiedlich. Deshalb solltest du die Angebote genau prüfen und auch nach einem Vertragsabschluss regelmäßig vergleichen. Findest du günstigere Policen mit ähnlichem Leistungsumfang, kannst du die bestehende Versicherung kündigen beziehungsweise zu einer anderen wechseln.

Die Haftpflichtversicherung zahlt übrigens nicht für Unfälle, wenn …

  • diese vorsätzlich verursacht wurden.
  • Fahrerflucht besteht.
  • sie mit einem unangemeldeten Motorrad passiert sind.
  • die Prämien nicht bezahlt wurden.
  • zu deren Hergang falsche Angaben gemacht wurden.
  • das verursachende Motorrad nicht verkehrstüchtig war.

Was kostet die Motorrad-Haftpflichtversicherung?

Was kostet die Motorrad-Haftpflichtversicherung?

Ein pauschaler Betrag lässt sich wegen der vielen individuellen Faktoren nicht nennen. Dementsprechend ergibt sich eine große Spanne bei der Motorradversicherung. Sie reicht von weniger als 100 Euro bis zu 600 Euro oder mehr pro Jahr. 

 

Wichtig: Die Haftpflichtversicherung kommt nicht für Unfallschäden an deinem Motorrad auf. Diese musst du selbst bezahlen. Als alleiniger Schutz ist sie deshalb nur interessant, wenn du bereits sehr erfahren auf dem Sattel bist, besonders vorsichtig fährst und deine Maschine nicht mehr viel wert ist. Andernfalls solltest du noch eine Kaskoversicherung abschließen.

Teilkaskoversicherung

Möchtest du auch Schäden an deiner eigenen Maschine finanziell absichern, brauchst du mindestens eine Teilkaskoversicherung. Sie übernimmt die Kosten von Schäden, die du nicht selbst verursacht hast. Dazu zählen Ereignisse wie:

  • Feuer
  • Hagel
  • Sturm
  • Überschwemmungen
  • Explosionen
  • Glasbruch

Etwas aus der Reihe tanzt hier ein weiterer abgedeckter Schadensfall: Wildunfall. Den übernimmt die Motorrad-Teilkasko, obwohl du daran eine Mitwirkung haben kannst. Außerdem zahlen viele Anbieter auch nach Zusammenstößen mit Nutztieren (beispielsweise Kühe oder Schafe) sowie Vögeln und Haustieren (Hunde, Katzen und ähnliche) ein. Oft ist dann nicht mehr von Wildunfällen, sondern von Tierschäden die Rede.

Eine Sonderstellung nimmt in diesem Zusammenhang das Problem Marderbiss ein. Schließlich ist das nicht im engeren Sinne ein Unfall. Versichert sind oft nicht nur angeknabberte Kabel und Schläuche, sondern ebenso Folgeschäden, etwa am Motor.

Ein Halteverbotsschild ragt halb aus einer überfluteten Straße hervor
© istock/Smileus/2015  Die Teilkasko springt auch bei Unwettern ein und zahlt beispielsweise für Schäden infolge von Überschwemmungen.

Geld bekommst du überdies für dein gestohlenes Motorrad oder für entwendete Einzelteile der Maschine. Entscheidend ist hier, bis wann jeweils der Neuwert von der Versicherung gezahlt wird. Manche machen das nur innerhalb von sechs Monaten ab der Erstzulassung, andere springen noch nach 18 Monaten voll ein.

Im Gegensatz zur Haftpflichtversicherung kommt es hier bei der Prämie generell nicht auf die individuellen Umstände an. Allerdings gibt es die Teilkasko oft in mehreren Klassen oder Paketen, die sich im Leistungsumfang unterscheiden. Das betrifft in erster Linie die mitversicherten Schadensfälle und dementsprechend die Höhe der Deckungssummen.

Was kostet die Motorrad-Teilkasko?

Was kostet die Motorrad-Teilkasko?

Auch hier ist kein konkreter Betrag zu nennen, weil die Anbieter sehr unterschiedlich kalkulieren. Über den Daumen gepeilt bist du ab etwa 30 Euro pro Jahr mit einer Mindestabdeckung und einem gleichzeitigen Selbstbehalt von 150 Euro dabei. 

 

Vollkasko

Die Vollkaskoversicherung erweitert den Leistungsbereich der Teilkasko um selbstverschuldete Schäden. Außerdem erstattet sie, wenn die gegnerische Versicherung nicht zahlen will oder wenn wegen Fahrerflucht niemand für den Schaden haftbar gemacht werden kann. Ebenfalls abgedeckt sind Folgen von Vandalismus.

Dieser Rundum-Schutz ist teurer als die Teilkasko. Deshalb solltest du gut überlegen, ob du eine Vollkasko für dein Motorrad abschließen möchtest. Sinnvoll kann das unter folgenden Umständen sein:

  • Das Motorrad ist neu, selten oder sehr wertvoll.
  • Du least ein Motorrad. Dann musst du es in der Regel mit einer Vollkasko versichern.
  • Das Risiko für Schäden ist groß, weil du viel oder sogar täglich mit deinem Motorrad unterwegs bist.
  • Du willst überhaupt keinen Schaden selbst bezahlen.
Nahaufnahme eines gesplitterten Rückspiegels
© istock/Appography/2019  Die Vollkasko bietet finanziellen Schutz bei selbstverursachten Schäden am eigenen Motorrad.

Der Versicherungsschutz der Vollkasko gilt für alle fest ein- und angebauten Motor­rad­teile. Doch kommen bewegliche Dinge wie beispielsweise Gepäckstücke, Smartphone oder Navigationsgeräte abhanden, gibt es kein Geld. Ebenso wenig für Schäden, die du grob fahrlässig oder vorsätzlich verursachst. Es sei denn, die Versicherung verzichtet ausdrücklich auf diese Einschränkung. Achtung: Bei Fahren unter Alkohol- oder sonstigem Drogeneinfluss besteht in der Regel kein Versicherungsschutz.

Was kostet die Motorrad-Vollkasko?

Was kostet die Motorrad-Vollkasko?

Da hier ebenfalls mehrere variable Faktoren die Kosten bestimmen, lässt sich keine pauschale Summe nennen. Im Vergleich zur Teilkasko musst du aber mit deutlich höheren Beiträgen rechnen. Ohne Selbstbeteiligung werden oft mehrere Hundert Euro fällig.

Wie viel wird dich dein Motorrad an Steuern kosten?

Für manche Maschinen fallen Steuern an, für andere nicht. Den Unterschied machen der Antrieb und dessen Power aus. Genauer gesagt geht es um den Hubraum, die Kilowattleistung und die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit des Gefährts. Geregelt ist das in der Verordnung über die Zulassung von Fahrzeugen zum Straßenverkehr. Demnach brauchst du für zwei Kategorien von motorisierten Zweirädern normalerweise keine Steuern zu zahlen.

  • Leichtkrafträder: Das sind Motorräder mit 125 oder weniger Kubikzentimetern (cm³) Hubraum sowie einer Leistung von höchstens 11 Kilowatt (kW). Das sind nach alter Rechnung rund 15 Pferdestärken (PS). Die Hubraumangabe steht in Feld P.1 der Zulassungsbescheinigung Teil I. Die Leistung findest du dort unter P.2.
  • Kleinkrafträder: Das sind Motorräder, die höchstens 25 Kilometer pro Stunde (km/h) fahren können. Dieser Wert steht in Feld T.

Potentere Maschinen werden als Krafträder bezeichnet. Für diese musst du in der Regel Steuern abführen. Ausschlaggebend für die Berechnung der Steuerhöhe ist der jeweilige Hubraum. Dabei gilt: Hat dein Motorrad mehr als 125 cm³, dann musst du je angefangene 25 cm³ 1,84 Euro pro Jahr zahlen (Stand: 2023). Dazu einige Beispiele.

Größe des Hubraums Kfz-Steuer pro Jahr rund
200 cm³14 Euro
500 cm³36 Euro
650 cm³47 Euro
1.000 cm³73 Euro
1.300 cm³95 Euro

Weniger Steuern für dein Motorrad zahlst du, wenn du es nur einige Monate im Jahr mit einem Saisonkennzeichen fährst. Ebenfalls günstiger kommst du mit einem Modell weg, das älter als 30 Jahre ist und deshalb ein sogenanntes H-Kennzeichen für Oldtimer bekommen kann.

Keine Lust, selbst alles zusammenzuzählen? Dann hilft dir der Kfz-Steuer-Rechner des Bundesministeriums der Finanzen weiter.

TÜV und Co.: Wie hoch sind die Kosten fürs Motorrad?

In Deutschland musst du die technische Verkehrstüchtigkeit deines Motorrads regelmäßig prüfen lassen. Das passiert alle zwei Jahre im Rahmen der Hauptuntersuchung, kurz HU. Gleichzeitig ist die Abgasuntersuchung (AU) fällig. Beides dürfen nur zugelassene Stellen vornehmen. Dazu zählen: 

  • Technischer Überwachungsverein (TÜV)
  • Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein (DEKRA)
  • Gesell­schaft für Technische Über­wachung (GTÜ)

Wann du dort deine Maschine das nächste Mal zur HU beziehungsweise zur AU vorstellen musst, steht zum Beispiel auf der Prüfplakette auf dem Kennzeichen.

Die Kosten für das HU-AU-Paket unterscheiden sich je nach Bundesland und Prüforganisation. Im Schnitt musst du mit rund 70 Euro rechnen.

Video: WAS PRÜFT DER TÜV? Motorrad Hauptuntersuchung!

Klicken Sie hier, um die Inhalte von YouTube anzuzeigen.

Meine Zustimmung kann ich jederzeit unter Datenschutz widerrufen.

© Louis 

Wie viel kosten Inspektion und Wartung für ein Motorrad?

Früher oder später wirst du mit deiner Maschine zwecks Wartung die Werkstatt aufsuchen müssen. Sei es wegen einer turnusmäßig vorgesehenen Inspektion, weil etwas kaputt ist oder neue Reifen aufgezogen werden müssen.  

Wie viel dabei an Kosten zusammenkommt, hängt vom Einzelfall ab. Zu unterscheiden ist beispielsweise eine kleine von der großen Inspektion. Für eine kleine Inspektion musst du normalerweise zwischen 70 und 200 Euro hinlegen. (Stand: 2023) Bei der großen Inspektion werden mehrere Hundert Euro fällig. Der Endpreis hängt von Modell und den erforderlichen Arbeiten ab – wie auch bei den Kosten für ein Auto.

Möchtest du Geld sparen, kannst du – je nach Erfahrung und Geschick – einiges selbst machen. Allerdings solltest du nichts anfassen, was die Fahrsicherheit direkt betrifft, beispielsweise die Bremsanlage. Bei Do-it-yourself-Maßnahmen ist auch zu beachten, dass du sie nicht in das Wartungsheft eintragen und damit dokumentieren kannst. Das kann dazu führen, dass du beim Verkauf des Motorrads weniger Geld bekommst.

Was gehört noch zum Unterhalt deines Motorrads?

  • Treibstoff: Hier kommt es auf den Verbrauch des Motorrads an, auf deinen Fahrstil und darauf, wie oft du mit der Maschine unterwegs bist. Nicht zu vergessen ist der Preis pro Liter Treibstoff an der Tankstelle. Deshalb können die Spritkosten sehr unterschiedlich ausfallen.
  • Stellplatz: Parkst du deine Maschine regelmäßig draußen, ist sie Wind und Wetter ausgesetzt. Zwar kannst du es mit einer Haube schützen, doch die hilft nicht gegen den schädlichen Einfluss von Hitze und Kälte. Besser für das Gefährt ist ein Platz in einer Garage. Falls du keine hast und eine mieten möchtest, können die Kosten sehr unterschiedlich ausfallen. Von 20 Euro bis zu 100 Euro oder mehr sind möglich.
  • Wertverlust: Hier geht es um den Preis, den du beim Weiterverkauf deines Motorrads erwarten kannst. Der Wert nimmt vor allem kurz nach der Anschaffung eines fabrikneuen Modells stark ab. Nach etwa zehn Jahren ist ein eher beständiges Niveau erreicht. Grundsätzlich kannst du den Wertverlust bremsen, wenn du auf eine geringe Laufleistung achtest und das Motorrad technisch und optisch in Schuss hältst.

Wie hat dir der Artikel gefallen?

1
1

Das könnte dich auch interessieren: