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Kryptowährung Ethereum: Was ist das? Brauche ich das?

von Thorsten Schierhorn, 12.01.2024

Dollar, Yen und Rubel? Das sind längst nicht mehr die einzigen Währungen, mit denen gezahlt wird. Im Internet wandern auch sogenannte Kryptowährungen von Konto zu Konto. Neben dem bekannten Bitcoin ist der Ether eine feste Größe, die Währung eines Projekts namens Ethereum. Was unterscheidet Ethereum von anderen Kryptowährungen? Soll man dort investieren? Hier erfahren Sie es.

Themen in diesem Artikel

Was ist Ethereum?

Oft werden Ethereum und Bitcoin in einem Atemzug genannt. Klar, denn beide gehören zur Welt der Kryptowährungen. Trotzdem sind Ethereum und Bitcoin nicht dasselbe. Denn ein Bitcoin ist eine reine Währung, also virtuelles Geld, von dem es weder Münzen noch Scheine gibt .

Ethereum ist mehr: Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Internet-Plattform, auf der jeder mitmachen und mitbestimmen kann. Die Idee für Ethereum stammt vom russisch-kanadischen Programmierer Vitalik Buterin. Der wollte eigentlich den Bitcoin vorantreiben. Buterin fand, dass die Blockchain, eine Art gemeinsames Kassenbuch von allen angeschlossenen Rechnern, nicht nur für die Überwachung von Zahlungen genutzt werden sollte. Sondern auch für Verträge aller Art.

Buterin hatte daraufhin die Ethereum-Plattform entwickelt und im Jahr 2015 auf eigene Faust gestartet, nachdem die Bitcoin-Macher kein Interesse an seiner Idee hatten. Der neue virtuelle Marktplatz bekam auch gleich eine eigene Währung, den “Ether”. Deshalb also: Das Gegenstück zum Bitcoin ist der Ether, während Ethereum die gesamte Plattform ist, auf der die Millionen Nutzer aktiv sind.

Zwei junge Männer reichen sich nach einem Vertragsabschluss lächelnd die Hände.
© istock/skynesher/2017  In der Welt von Ethereum läuft die Abwicklung eines Vertrages ganz automatisch.

Das Herzstück von Ethereum: Das sind die “Smart Contracts”

Bei der Blockchain werden alle Zahlungsvorgänge in einer riesigen Datenkette aneinandergehängt, die auf allen angeschlossenen Rechnern abgespeichert wird. So ist es beim Bitcoin, und so ist es auch bei Ethereum. Aber in der Blockchain von Ethereum können noch weitere Transaktionen gespeichert werden als nur die Zahlung von einem Konto auf das andere. Möglich sind Verträge aller Art. Diese nennt man “Smart Contracts”. Sie sind das Herzstück der Ethereum-Plattform.

Ein Beispiel: Händler A kauft 1.000 Pullover bei Hersteller B. Beide vereinbaren: Der Hersteller liefert bis zum 1.5., der Händler bezahlt dann innerhalb einer Woche. Diese Vereinbarung wird als Programmcode in der Blockchain gespeichert. Im Code steht auch ein Link zur Software, die den Wareneingang überwacht.

Am Stichtag 1.5. prüft die Software, ob die Pullover tatsächlich geliefert wurden. Dann wird die Zahlung automatisch ausgelöst und die vereinbarte Ether-Summe wandert vom Händler-Konto auf das des Herstellers. Sind die Pullover nicht pünktlich eingetroffen, wird der Vertrag gelöst. Wenn vereinbart, erhält der Händler eine Entschädigung.

Symbolbild Blockchain: Eine Männerhand zeigt auf einen Bildschirm mit mehreren verknüpften und verschlüsselten Datenblöcken
© istock/NicoElNino/2017  Die Smart Contracts von Ethereum nutzen eine Blockchain – wie alle Kryptowährungen.

Was sind die Vorteile der “Smart Contracts”?

In einem Smart Contract wird alles festgehalten, was für die Vereinbarung wichtig ist – wie bei einem herkömmlichen Vertrag auch. Doch sobald der Smart Contract in der Blockchain hinterlegt ist, läuft alles automatisch. Niemand muss mehr den Ablauf prüfen, eine Überweisung auslösen, alles kontrollieren – vieles vom üblichen Aufwand rund um einen Handel fällt weg. Das spart viele Kosten. Zudem sorgt die Blockchain für Transparenz und Sicherheit. Denn weil alle Ethereum-Nutzer eine Kopie der Blockchain besitzen, kann niemand mehr unbemerkt etwas manipulieren.

Die Smart Contracts können nicht nur für den Handel eingesetzt werden. Mit seinen Wenn-dann-Automatismen sind auch zahlreiche andere Einsatzgebiete denkbar:

  • Wahlen und Abstimmungen
  • Versicherungen
  • Crowdfunding, also das Sammeln von Geld für ein Projekt
  • virtuelle Ausweise
  • Grundbucheinträge
  • und vieles mehr

Kann man Ether schürfen?

Für viele ist es das Zauberwort beim Thema Kryptowährung: Mining, zu Deutsch “Bergbau”. Gemeint ist, dass man Kryptowährungen “schürfen” kann, genauso wie Gold aus einer Mine. Und doch ganz anders.

Um die Blockchain am Leben zu erhalten, braucht man Rechnerleistung. Die wird von den angeschlossenen Nutzern zur Verfügung gestellt. Sie rechnen die verschiedenen Transaktionen der Ethereum-Plattform in Datenblöcke um, die dann der Blockchain hinzugefügt werden. Alle fünf Sekunden gibt es einen neuen Blockchain-Block. Derjenige, dessen Rechner diesen Block erstellt hat, erhält einige Ether als Belohnung. Doch da es viele “Miner” gibt, ähnelt das Schürfen einer Lotterie. Alle rechnen den nächsten Block aus, aber nur einer wird der Blockchain hinzugefügt – also bekommt auch nur einer den Gewinn. Und der ist auch noch recht klein. Mit dem Schürfen lässt sich also nichts verdienen.

Außerdem ist immer wieder in der Diskussion, ob es für die Gesamtmenge an Ether eine Maximalmenge geben soll. Ab diesem Zeitpunkt würden keine neuen Ether vergeben und mit dem Mining wäre es vorbei.

Mann liegt auf einer Decke am Pool und betrachtet die Kurse von virtuellen Kurse auf dem Tablet
© istock/grinvalds/2018  Die Spekulation mit Kryptowährungen ist nicht empfehlenswert, wenn man eine sichere Geldanlage sucht.

Prognose: Wohin geht die Reise von Ethereum?

Sie denken darüber nach, eine Kryptowährung zu kaufen und Ihr Geld in Ether zu stecken, um bei einem späteren Verkauf vielleicht einen kleinen Gewinn zu machen? Immerhin sollen doch manch einer zum Millionär geworden sein, weil er rechtzeitig in Kryptowährungen investiert hat. Nichts da. Wenn Sie kein Zockergeld übrig haben, gilt: Finger weg!

Zwar stehen die Chancen gut, dass Ethereum bzw. Ether unter den vielen konkurrierenden Kryptowährungen überleben wird. Schließlich ist das Cyber-Geld sehr etabliert. Das erste Blockchain-Smartphone “Exodus 1” zum Beispiel akzeptierte anfangs neben Bitcoin einzig Ether als Zahlungsmittel. Die Smart Contracts könnten zudem in der Wirtschaft eine immer größere Rolle spielen. Und die Ethereum-Entwickler liefern immer wieder interessante technische Neuerungen und halten die Plattform auf diese Weise aktuell. Trotzdem ging es seit dem Rekordhoch im Januar 2018 (damals kostete ein Ether über 1.000 Euro) vor allem in eine Richtung: abwärts. Anfang 2019 kostete er zeitweise sogar weniger als 100 Euro.

Außerdem erwarten manche Experten, dass die Blockchain irgendwann von einer anderen Technologie abgelöst wird – und dann für sämtliche Kryptowährungen das Ende gekommen ist. Vielleicht auch für die ganze Ethereum-Plattform.

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