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Anlegerentschädigung: Was ist die EdW und wann hilft sie dir?

von Anna Ostrowska, 26.07.2024

Weißt du, wie sicher dein Geld ist? Für dein Erspartes bei der Bank gibt es die Einlagensicherung, aber wie sieht es mit Aktien in deinem Depot aus? Die sind weg, wenn sie weg sind, weil Börsenhandel nun mal riskant ist? Einerseits leider schon. Andererseits gibt es in Deutschland auch bei Wertpapieren ein Sicherheitsnetz: die Anlegerentschädigung von der Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen, kurz EdW. Was das genau ist und wann sie greift, erklären wir dir in diesem Ratgeber.

Themen in diesem Artikel

Was ist die EdW?

Die Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen, kurz EdW, ist immer dann zuständig, wenn ein Wertpapierhandelsunternehmen nicht mehr zahlungsfähig ist. Die Aufgabe der EdW ist es dann, die Anleger*innen zu entschädigen. Nur, was bedeutet diese Anlegerentschädigung genau?

Fangen wir an bei den Wertpapierhandelsunternehmen. Das sind Unternehmen, die Dienstleistungen mit Wertpapieren anbieten, zum Beispiel Aktienhandel oder Anteile an ETFs und anderen Investmentfonds. Dazu gehören sogenannte Wertpapierhandelsbanken, Finanzdienstleistungsinstitute und Kapitalverwaltungsgesellschaften. Sie sind alle Mitglieder im Entschädigungssystem, für das die EdW zuständig ist.

Genauer gesagt: Die Unternehmen müssen sogar Mitglied in diesem Entschädigungssystem sein, denn das ist seit 1998 in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben. Damals trat eine entsprechende EU-Richtlinie für den Schutz von Anleger*innen in Kraft: das Anlegerentschädigungsgesetz, kurz AnlEntG.

Die Einlagensicherung

Neben der EdW gibt es noch weitere Sicherungseinrichtungen. Die wichtigste ist die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken, kurz EdB. Sie sorgt dafür, dass Bankkund*innen dank der Einlagensicherung bis zu 100.000 Euro zurückbekommen, falls ihre Bank zahlungsunfähig wird. Einige Banken bieten freiwillig eine höhere Sicherungssumme an.  

Als Einlagen zählen zum Beispiel Gelder, die auf einem Girokonto, einem Tagesgeldkonto oder auf einem Sparbuch liegen. Wertpapiere wie Aktien und ETF-Anteile zählen nicht zu den Einlagen. 

Wenn du als Neukund*in zu einem Wertpapierhandelsunternehmen kommst, ist das Unternehmen deswegen verpflichtet, dich zu informieren, zu welcher Sicherungseinrichtung es gehört und inwiefern dein Geld konkret geschützt ist.

Allerdings: Die EdW ist nicht für jedes Depot zuständig. Die oben erwähnten Wertpapierhandelsbanken sind Banken, die keine Vollbankerlaubnis haben, also nicht das gesamte Spektrum von Dienstleistungen einer Bank anbieten dürfen wie zum Beispiel Girokonten. Falls du also neben deinem Girokonto auch dein Depot bei deiner Hausbank hast, ist die EdW nicht für dich zuständig.

Was schützt die EdW genau?

Wie eingangs erwähnt, zahlt die EdW eine Anlegerentschädigung, wenn ein Wertpapierhandelsunternehmen nicht mehr in der Lage ist, das Geld auszuzahlen, das es seinen Kund*innen eigentlich auszahlen müsste, zum Beispiel die Dividenden ihrer Aktien.

Die EdW deckt also keine Verluste ab, die durch den Wertpapierhandel an sich entstanden sind. Sie wird auch nicht tätig, falls dich dein Wertpapierunternehmen schlecht beraten hat und du dadurch Geld verloren hast. Das alles ist und bleibt das Risiko beim Handel an der Börse.

Außerdem ist das Geld der Anleger*innen nicht in unbegrenzter Höhe geschützt. Die EdW zahlt „nur“ 90 Prozent der Forderungen und höchstens 20.000 Euro pro Anleger*in. Dabei ist es egal, auf wie viele Konten du dein Geld verteilt hast. Darüber hinaus muss in Euro oder einer anderen Währung eines EU-Landes angelegt sein.

Übrigens: Das Ganze wird finanziert aus den Mitgliedsbeiträgen der Wertpapierhandelsunternehmen. Sollte das Geld einmal nicht reichen, kann die EdW Sonderbeiträge von den Unternehmen einfordern oder einen Kredit aufnehmen.

Wie läuft eine Entschädigung ab?

Bevor irgendetwas passiert, werden potenzielle Fälle zunächst von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) überprüft. Die BaFin ist es nämlich auch, die die EdW beaufsichtigt. Erst, wenn die BaFin einen Entschädigungsfall bestätigt hat, wird die EdW tätig. Das bedeutet auch: Wenn du selbst Probleme mit deinem Wertpapierhandelsunternehmen bekommst, weil es sich weigert, Dividenden auszuzahlen, dann solltest du dich an die BaFin wenden.

Liegt nun ein Entschädigungsfall vor, ist die erste Aufgabe der EdW, die betroffenen Anleger*innen zu informieren. Bevor es so weit ist, kann allerdings einige Zeit vergehen, da die EdW zunächst die Kund*innenlisten und weitere Daten sorgfältig überprüfen muss.

Wenn Post von der EdW kommt, ist ein Formular dabei, mit dem sie das Ausmaß der Ansprüche erfassen will. Du bist dann aufgefordert, diese „Schadensmeldung“ auszufüllen und zusammen mit den notwendigen Belegen an die EdW zu senden. Für die Einsendung hast du ein ganzes Jahr Zeit – es empfiehlt sich natürlich, sich besser früher als später zurückzumelden.

Mit diesem Formular ist deine Pflicht auch schon erfüllt. Die EdW wird nun den Anspruch prüfen – in der Regel innerhalb von drei Monaten. Wenn tatsächlich Anspruch auf Entschädigung besteht, dann kümmert die EdW sich auch um den Rest: Du wirst über die Höhe informiert und der Betrag wird von der EdW auf das Konto überwiesen, das du angegeben hast.

Insolvenz: Wann ein Unternehmen pleite ist und was das bedeutet

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Depots bei Vollbanken

Wie bereits erwähnt ist die EdW nicht für Banken mit Vollbankerlaubnis zuständig. Diese fallen eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der Einlagensicherung. Nun sind aber Aktien und andere Wertpapiere keine Einlagen. Was also, wenn du ein Depot bei einer Bank mit Vollbankerlaubnis hast und diese zahlungsunfähig wird?  

Vorneweg eine Anmerkung: In der Praxis ist es seit 2008 selten vorgekommen, dass eine Bank insolvent wird, zumal sich die Auflagen seit der Finanzkrise verschärft haben, um eine Wiederholung zu verhindern. Aber nur mal angenommen, deine Bank wird insolvent – was wäre dann? Die gute Nachricht: Die Wertpapiere gehören nach wie vor dir, nicht der Bank. Deswegen sind diese Wertpapiere auch nicht Teil der sogenannten Insolvenzmasse (das sind alle Mittel, die ein insolventes Unternehmen noch hat). 

Und was könntest du in dieser Situation konkret tun? Da der Inhalt deines Depots dir gehört, kannst du veranlassen, dass dein Depot in eine andere Bank übertragen wird. Hier leider noch eine schlechte Nachricht: Du musst mit einer gewissen Wartezeit rechnen, in der du die Wertpapiere auch nicht handeln kannst. Wenn der Kurs einer deiner Aktien in dieser Wartezeit einbricht, wirst du für diese Verluste leider keine Kompensation bekommen. 

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