
Nachhaltige Geldanlagen: Mehr als grüne Investments und Ökofonds

Du spielst mit dem Gedanken, nachhaltig zu investieren und damit etwas zu Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit beizutragen? Oder fragst du dich einfach, was es mit „grünen” Geldanlagen auf sich hat? Hier findest du den KlarMacher-Guide zum nachhaltigen Investieren. Wir erklären etwa, wann Geldanlagen als nachhaltig gelten, ob sie Vorteile gegenüber anderen Investments haben und worauf du achten solltest.
Themen in diesem Artikel
- Wann gilt eine Geldanlage als nachhaltig?
- Welche Arten von nachhaltigen Geldanlagen gibt es?
- Rendite versus Risiko: Wie vorteilhaft sind grüne Geldanlagen?
- Wie kannst du in nachhaltige Geldanlagen investieren?

Auf den Punkt
- Nachhaltige Geldanlagen sollen einen positiven Beitrag für die Umwelt und den Klimaschutz sowie zu ethischen und sozialen Aspekten leisten.
- Anhand der ESG-Kriterien lässt sich die Nachhaltigkeit von Geldanlagen bewerten.
- Auch Nachhaltigkeits-Siegel helfen bei der Auswahl.
- Es gibt verschiedene Ansätze, gezielt in Nachhaltigkeit zu investieren.
Wann gilt eine Geldanlage als nachhaltig?
Eine allgemeingültige Definition für nachhaltige Geldanlagen gibt es nicht. Grundsätzlich sollen sie einen positiven Effekt haben für die Umwelt und den Klimaschutz. Ebenso sollen ethische und soziale Aspekte beachtet werden. Das heißt zum Beispiel, man investiert nur in Unternehmen, die einen fairen Lohn zahlen und keine Kinder beschäftigen. Gesetzlich festgelegte Kriterien, wann eine Geldanlage nachhaltig ist und wann nicht, gibt es in Deutschland aber noch nicht.
Die Nachhaltigkeit von Investitionen zu bewerten ist also selbst für Expert*innen oftmals gar nicht so einfach. Die Europäische Union hat verschiedene Richtlinien für nachhaltige Investitionen beschlossen, die bei der Einschätzung helfen können:
- EU-Taxonomie-Verordnung zu ökologisch-nachhaltigen Investitionen
- EU-Offenlegungsverordnung zu nachhaltigen Investitionen
- EU-Nachhaltigkeitsfaktoren (PAI) zu negativen Auswirkungen von Investitionsentscheidungen
Klingt kompliziert? Keine Angst: Es gibt noch weitere Kriterien, mit denen du die Nachhaltigkeit eines Investments erkennen kannst.
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ESG: Anforderungen an nachhaltiges Wirtschaften
Eine Messlatte für nachhaltige Investments sind die sogenannten ESG-Kriterien, wobei ESG für Environment, Social, Governance steht. Ins Deutsche übersetzt bedeutet es in etwa Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Die Bedingungen in diesen Bereichen sollen ständig verbessert werden, das ist die Idee hinter den ESG-Kriterien.
Wichtig zu wissen ist dabei: Bewertet wird nicht die Geldanlage selbst, sondern der Anbieter, der dahinter steht. Das ist der sogenannte Emittent. Dabei handelt es sich häufig um Unternehmen, die Aktien oder andere Wertpapiere ausgeben. Aber es können beispielsweise auch Versicherungen oder sogar Staaten sein. Eine Geldanlage gilt demnach als nachhaltig, wenn ihr Emittent die ESG-Kriterien erfüllt.
Wie die Bewertung nach ESG oder auch anderen Kriterien abläuft und welche Aspekte darin genau einfließen, hängt stark davon ab, wer die Beurteilung vornimmt. Eine objektive Bewertung ist zudem oft schwierig. Denn meist müssen sich die prüfenden Stellen dabei auf die Angaben der jeweiligen Emittenten verlassen. Die folgende Grafik zeigt einige Beispiele für typische allgemeine Punkte, die in eine Bewertung anhand von ESG-Kriterien einfließen können.

Um nach ESG-Kriterien als nachhaltiges Investment zu gelten, müssen in der Regel in allen Bereichen bestimmte Mindestanforderungen erfüllt werden. Häufig legt der Anbieter der Geldanlagen selbst diese Anforderungen fest – also beispielsweise die Bank oder Kapitalverwaltungsgesellschaft. Dadurch kann die Nachhaltigkeitsbewertung sehr subjektiv ausfallen.
Wer sich auf diese individuelle Einstufung nicht gänzlich verlassen möchte, kann auch selbst Kriterien für die eigene Geldanlage bestimmen – siehe dazu auch die unterschiedlichen Anlagestrategien im Abschnitt „Welche Arten von nachhaltigen Geldanlagen gibt es?”.
Unabhängige Siegel bringen mehr Transparenz in der Bewertung
Eine weitere Orientierung bieten Siegel von unabhängigen Organisationen, die Geldanlagen auf ihre Nachhaltigkeit hin prüfen. Sie ermöglichen eine standardisierte und damit besser vergleichbare Bewertung. Auf internationaler Ebene haben sich verschiedene Siegel etabliert, jedes von ihnen mit seinen eigenen Bewertungsmaßstäben.
- Forum Nachhaltige Geldanlagen e. V. (FNG): Das Siegel gehört zu den bekanntesten im deutschsprachigen Raum. Es bezieht sich auf Fonds und basiert auf Bewertungen diverser Nachhaltigkeitskriterien. Erfüllen die von dem Fachverband geprüften Geldanlagen dessen eigene ESG-Kriterien, werden sie mit dem Siegel ausgezeichnet. Zusätzlich können die Fonds bis zu drei Sterne erhalten, wenn sie sich durch besonderes Engagement hervorheben. Diese Sterne werden dann auf dem Siegel mit abgebildet. Von jeglicher Auszeichnung ausgeschlossen sind Investments in bestimmten Branchen, wie etwa Rüstung, Fracking oder Atomkraft.
- ECOreporter Siegel: Dieses stammt ebenfalls Deutschland und wird von einem Fachmagazin für nachhaltige Geldanlagen vergeben. Unabhängige Finanzjournalist*innen prüfen neben Fonds auch andere nachhaltige Finanzprodukte – nach ihren eigenen Standards und Mindestanforderungen. Voraussetzung ist immer ein nachhaltiges Kerngeschäft der Anbieter. Zusätzlich zum Siegel gibt es ein Testat, also eine Zusammenfassung der Prüfung.
Weitere bekannte Öko-Siegel sind ESG4Real (Niederlande), SRI und Greenfin (Frankreich), Nordic Swan Ecolabel (Nordische Länder), LuxFLAG (Luxemburg) oder das Österreichische Umweltzeichen. Auch internationale Ratingagenturen wie MSCI und Morningstar haben eigene Bewertungssysteme entwickelt und veröffentlichen neben den klassischen Bonitäts-Ratings auch Nachhaltigkeits-Scores. Die Ratingagentur ISS ESG hat sich auf die Bewertung nachhaltiger Geldanlagen spezialisiert und führt zudem Biodiversitäts-Screenings durch.
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Welche Arten von nachhaltigen Geldanlagen gibt es?
Zwar erfüllen nachhaltige Anlagen gewisse Grundstandards in Sachen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – aber wie stark sich ein Unternehmen in den einzelnen Bereichen engagiert, kann sehr unterschiedlich sein. Die eine Firma punktet beim Umweltschutz, die andere beim sozialen Engagement.
Wenn du bewusst investieren willst, solltest du dir überlegen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für mich persönlich? Dabei helfen unterschiedliche nachhaltige Anlagestrategien, die etwa Fondsmanager*innen nutzen. Vielleicht findest du darunter einen Ansatz, der zu deinen Vorstellungen passt.
Hier einige der wichtigsten Nachhaltigkeitsstrategien im Überblick. Sie lassen sich teilweise auch kombinieren.
Ausschluss- oder Negativkriterien
Hierbei kommt ein Investment in Unternehmen mit bestimmten Geschäftstätigkeiten von vornherein nicht infrage. Häufig schließt man etwa Firmen aus, die
- in der Tabak- oder Waffenindustrie tätig sind,
- Kernenergie erzeugen,
- Tierversuche durchführen,
- Glücksspiel oder Pornografie anbieten,
unter menschen- und arbeitsrechtlich fragwürdigen Bedingungen produzieren, etwa indem sie Kinderarbeit tolerieren.
Best in Class
Bei den „Best in Class” handelt es sich um Unternehmen, die innerhalb ihrer Branche oder auch Anlageklasse am nachhaltigsten sind – also beispielsweise die strengsten ESG-Kriterien erfüllen. Angenommen, du möchtest in den Energiesektor investieren. Dann legst du dein Geld bei den Unternehmen an, die Strom oder Wärme unter allen Energieproduzenten am nachhaltigsten herstellen.

Impact Investing
Hierbei handelt es sich um Investments in Unternehmen, die eine messbare nachhaltige Wirkung erzielen. Entsprechende Geschäftsmodelle können etwa das Ziel haben, Abfälle zu reduzieren, erneuerbare Energien zu produzieren oder auch Armut zu bekämpfen.
Normbasiertes Screening
Nach dieser Strategie kommen nur Investments in Unternehmen infrage, die sich an gewisse Richtlinien halten, was etwa den Umweltschutz oder auch die Arbeitsbedingungen angeht. Maßstab können hier beispielsweise die Leitsätze der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) sein oder auch der United Nations (UN) Global Compact. Beide gehören zu den weltweit wichtigsten Instrumenten, die sich für verantwortungsvolle Unternehmensführung einsetzen.
Stimmrechtsausübung & Engagement
Bestimmte Geldanlagen ermöglichen es Anleger*innen, ein Stimmrecht auszuüben. Als Aktionär*in kannst du beispielsweise mit deinem Stimmrecht die Geschäftstätigkeiten des jeweiligen Unternehmens mit beeinflussen. Das ist eine noble Idee, Erfolg hat das aber nur, wenn auch viele andere Aktionär*innen die gleichen nachhaltigen Ideen vertreten.
Wer als Privatanleger*in mehr Einfluss auf Unternehmen nehmen möchte, kann sein Geld in einen Investmentfonds stecken. Denn so werden viele Stimmrechte gebündelt – und das Fondsmanagement kann im Namen aller Anleger*innen direkt mit den Unternehmen sprechen, Vorschläge machen und sich für eine nachhaltigere Unternehmensführung einsetzen. Zwar gibst du dein eigenes Stimmrecht ab, aber gemeinsam ist der Einfluss deutlich größer.

endite versus Risiko: Wie vorteilhaft sind grüne Geldanlagen?
Im Grunde gibt es bei nachhaltigen Geldanlagen nicht mehr oder weniger Risiken als bei anderen Investments. Wie risikoreich du investierst, hängt maßgeblich von der Anlageklasse ab, also der Art des Investments. Denn ob nachhaltig oder nicht: Einzelaktien eines Unternehmens zu kaufen ist immer riskanter, als in einen breit gefächerten Fonds zu investieren. Denn ein Fonds besteht aus mehreren Wertpapieren, beispielsweise Aktien oder Anleihen. Stürzt eines der Wertpapiere ab, können Gewinne der anderen das unter Umständen ausgleichen. Bei Einzelaktien sinkt mit dem Kurs auch immer der Wert Ihrer Geldanlage. Ein gewisses Risiko, bis hin zum Totalverlust, gibt es allerdings überall.

Auch bei der Rendite unterscheiden sich nachhaltige Geldanlagen meist nicht herausragend von ihrem klassischen Gegenstück. Wer auf grüne Investments setzt, kann also nicht unbedingt von einem höheren Gewinn ausgehen. Andersherum musst du mit einer nachhaltigen Geldanlage auch keine niedrigere Rendite befürchten. Die Performance hängt letztendlich immer vom Einzelfall ab.

Wie kannst du in nachhaltige Geldanlagen investieren?
Du möchtest nun gern in nachhaltige Geldanlagen investieren, aber wo anfangen? Du solltest dich in jedem Fall ausführlich informieren und beraten lassen. Denn vor allem Geldanlagen, die an der Börse gehandelt werden, können sehr risikoreich sein.
Du kannst dich im ersten Schritt an deine Bank wenden. Unter Umständen findest du durch die Beratung dort bereits die passenden Produkte für dich. Seit dem 2. August 2022 sind beratende Anbieter übrigens sogar dazu verpflichtet, deine Nachhaltigkeitspräferenzen abzufragen – wegen des EU-Aktionsplans „Finanzierung nachhaltigen Wachstums”.
Oder du gehst selbst auf die Suche nach der richtigen Anlage, zum Beispiel mithilfe der FNG-Fondsliste. Sie zeigt alle Geldanlagen, die zuletzt mit dem Siegel ausgezeichnet wurden (Stand: 2025).
Weitere Anlaufstellen sind:
- Die Website „Geld bewegt“ von der Verbraucherzentrale Bremen. Sie informiert über das Geld anlegen für Mensch und Umwelt.
- Der Fair Finance Guide des gemeinnützigen Vereins Facing Finance e.V. Hier erfahren Anger*innen unter anderem, welche ökologischen Verpflichtungen bestimmte Anbieter nachgehen.
Tipp: Wenn du bei deiner Hausbank nicht in das von dir ausgesuchte Anlageprodukt investieren kannst, suchst du dir einen entsprechenden Anbieter. Zum Beispiel eine Direktbank. Einige von denen setzen sich sogar besonders für Nachhaltigkeit ein. So schlägst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
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