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Alles nur ein Mythos? Der Cost-Average-Effekt einfach erklärt

von Detlev Neumann, 26.08.2024

Klar, Aktien und Wertpapierfonds bieten viele interessante Renditechancen. Wenn da nur nicht diese schwankenden Kaufkurse wären ... Zum Glück hilft dagegen der Cost-Average-Effekt, der auf lange Sicht die Durchschnittspreise senkt. So jedenfalls heißt es bei mancher Anlageberatung. Doch Vorsicht: Auch der Cost-Average-Effekt kann die Gesetze des Marktes nicht aushebeln. Und einige halten ihn sogar für einen Mythos. Was hinter dem Durchschnittskosteneffekt steckt, enthüllen die KlarMacher.

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • Der Cost-Average-Effekt entsteht, wenn mit der Zeit bei regelmäßiger Investition in Wertpapiere der durchschnittliche Kaufpreis sinkt. 
  • Ob sich der Effekt einstellt, hängt von der Lage der Märkte und Börsen ab. 
  • Einmalige Investitionen ergeben keinen Cost-Average-Effekt, können aber trotzdem lohnender sein als das regelmäßige Anlegen von Geld. 

Was ist der Cost-Average-Effekt?

Der Cost-Average-Effekt, auch bezeichnet als Durchschnittskosteneffekt, wird unter Geldanleger*innen häufig diskutiert. Er soll vor allem dann entstehen, wenn du regelmäßig den gleichen Betrag in Wertpapiere wie ETF-Anteile investierst. Der Gedanke dahinter: Wer das länger macht, hat von schwankenden Kaufkursen weniger finanzielle Nachteile als mit der einmaligen Anlage der gesamten Summe. Bei einer einmaligen Anlage kaufst du auf einen Schlag Aktien oder Fondsanteile, ohne später noch etwas draufzulegen – und das eben zu dem Preis, den das Wertpapier zu diesem einen Zeitpunkt gerade hatte. 

Und so funktioniert der Cost-Average-Effekt:

  • Variable Anteile: Da der investierte Betrag immer gleichbleibt, bekommst du bei niedrigen Kursen mehr Anteile und bei hohen Kursen weniger Anteile.  
  • Durchschnittlicher Kaufpreis: Weil du mehr Anteile bei niedrigen Kursen und weniger Anteile bei hohen Kursen erwirbst, kostet dich ein Anteil mal weniger und mal mehr Geld. Daraus ergibt sich ein durchschnittlicher Kaufpreis (Cost Average). Der kann niedriger sein als der Preis bei der einmaligen Anlage der gesamten Summe. 
  • Geringeres Risiko: Diese Strategie verringert das Risiko, zum ungünstigsten Zeitpunkt einen großen Betrag zu investieren, weil sie den Einsatz über eine längere Zeit verteilt und so Marktschwankungen glättet.  

Erreichen kannst du das beispielsweise mit regelmäßigen monatlichen Einzahlungen in einen Sparplan, in eine bestimmte Aktie oder in einen ETF

Eine Anlageberaterin zeigt an einem Laptop einer Kundin schwankende Kursentwicklungen
© istock/SrdjanPav/2024  Bei der Anlageberatung wird zuweilen mit dem Cost-Average-Effekt für regelmäßiges Investieren argumentiert.

Cost-Average-Effekt: Berechnung und Beispiel

Dreh- und Angelpunkt des Cost-Average-Effekts ist der Durchschnittspreis deiner Anlage. Und so ermittelst du ihn: Du teilst die Menge deiner gekauften Anteile durch die gesamte investierte Summe. Dazu ein vereinfachtes Beispiel ohne Gebühren

Angenommen, du legst monatlich 100 Euro in Anteile eines Aktienfonds an. Im ersten Monat beträgt der Preis jeweils 20 Euro. Du bekommst also für deine 100 Euro fünf Anteile. Im nächsten Monat kostet ein Fondsanteil 10 Euro. Macht dann für die 100 Euro zehn Anteile. Wie dieses Auf und Ab über sechs Monate mit jeweils 100 investierten Euro aussehen könnte, zeigt die folgende Tabelle.

MonatPreis pro AnteilMenge der gekauften AnteileMonatliche Kosten
1. Monat20 Euro5100 Euro
2. Monat10 Euro10100 Euro
3. Monat50 Euro2100 Euro
4. Monat10 Euro10100 Euro
5. Monat5 Euro20100 Euro
6. Monat10 Euro10100 Euro

In diesem Beispiel hast du am Ende der sechs Monate insgesamt 600 Euro für 57 Anteile ausgegeben. Um den Cost-Average-Effekt zu berechnen, teilst du die 600 Euro durch 57 Anteile (600÷57). Das Ergebnis: Du hast für jeden Anteil im Schnitt etwa 10,53 Euro bezahlt – obwohl die Preise zwischen zehn und 50 Euro schwankten. 

Und was wäre, wenn du nicht eine festgelegte Summe anlegst, sondern unter den gleichen Konditionen eine stets gleichbleibende Anzahl von Anteilen kaufst? Auch dazu eine Tabelle. 

MonatPreis pro AnteilMenge der gekauften AnteileMonatliche Kosten
1. Monat20 Euro10200 Euro
2. Monat10 Euro10100 Euro
3. Monat50 Euro10500 Euro
4. Monat10 Euro10100 Euro
5. Monat5 Euro1050 Euro
6. Monat10 Euro10100 Euro

In diesem Fall hast du 60 Anteile gekauft und damit in etwa so viele wie im obigen Beispiel. Gekostet haben sie dich allerdings nicht 600 Euro, sondern 1.050 Euro. Das entspricht einem Durchschnittspreis von 17,50 Euro. Das ist deutlich mehr als im ersten Beispiel mit rund 10,53 Euro. 

In der dritten fiktiven Variante kaufst du alle Anteile auf einen Schlag im ersten Monat, in dem ein Anteil eben 20 Euro kostet. Für 57 Anteile hättest du dann 1.140 Euro bezahlt, also deutlich mehr als die 600 Euro im ersten Beispiel.  

Hier hat also das erste Beispiel mit der regelmäßigen Investition einer festen Summe durch den Cost-Average-Effekt das beste Ergebnis. 

Mythos oder Realität?

In der Theorie und in den obigen Beispielen wirkt der Cost-Average-Effekt sehr überzeugend. Ist er das aber auch in der Praxis? Klar ist: Die Preise für Wertpapiere schwanken immer wieder – je nach Angebot und Nachfrage. Fallen die Kurse im Vergleich zum Einstiegspreis, verstärkt sich der Cost-Average-Effekt über die Anlagedauer. Erhöhen sie sich, wird er kleiner oder bleibt sogar aus. Was jeweils wann passiert, lässt sich aber kaum vorhersehen. 

Ist der Cost-Average-Effekt also nur ein Mythos? Ein schöngerechnetes Verkaufsargument von Anbietern, die Kund*innen regelmäßige Investitionen vorschlagen, um sie damit langfristig an sich zu binden? Nicht unbedingt. Abhängig von der Börsen- und Marktlage kannst du tatsächlich mit einer auf Dauer sowie regelmäßige Einzahlungen ausgerichteten Investitionsstrategie vom Cost-Average-Effekt profitieren. Bevor du dich aber dafür entscheidest, solltest du dir über die Vor- und Nachteile des Konzepts klar sein. 

Die Vorteile: 

  • Indem du kontinuierlich gleiche Beträge investierst, verminderst du die Gefahr, eine große Summe zum ungünstigsten Zeitpunkt anzulegen. 
  • Außerdem setzt du so dein Geld planvoll und kontrolliert ein und lässt dich nicht zu womöglich überstürzten Entscheidungen verleiten. 
  • Auch kann so der durchschnittliche Kaufpreis mit der Zeit sinken. 

Die Nachteile:

  • Regelmäßige Käufe können zu höheren Transaktionskosten führen, wenn für jeden Anteilskauf Gebühren im Depot anfallen. 
  • Der Cost-Average-Effekt funktioniert am besten in einem volatilen, also stark schwankenden Umfeld. Das allerdings birgt oft höhere Verlustrisiken.  
  • Und mit einmaligen Investitionen lassen sich besser Gelegenheiten nutzen und mehr Gewinne erzielen – wenn du den richtigen Moment abpasst

Achtung: Erfahrungsgemäß gehen die Kurse von vielen Wertpapieren im Laufe der Zeit nach oben. Aber darauf verlassen kannst du dich nicht. Außerdem besteht bei Aktien und Co. stets ein Verlustrisiko. Um das zu verringern, solltest du dein Geld möglichst breit auf unterschiedliche Anlageformen verteilen. 

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