Junge mit Sonnenbrille und Cocktail auf einer Liege in tropischer Kulisse
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Taschengeld: Was ist angemessen, wie viel ist zu viel?

Thorsten Schierhorn
von Thorsten Schierhorn, 10.01.2021

„Mama, Mama, kaufst du mir die Bonbons? Und die Zeitschrift?” Wer hat noch nicht diesen Kampf an der Supermarktkasse geführt. Wie gut, wenn man dann sagen kann: „Dafür bekommst du doch Taschengeld”. Damit kann das Kind allein entscheiden, ob es die Bonbons oder doch lieber die Zeitschrift haben will. Oder sollte es für beides reichen? Wie viel braucht ein Kind, wie viel ist angemessen? Die KlarMacher haben nachgezählt.

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Grafik angemessenes Taschengeld pro Alter

Taschengeld? Wozu überhaupt?

Als Eltern müssen Sie für Ihr Kind ohnehin schon allerhand zahlen: Essen, Kleidung, das Dach über dem Kopf. Und mit den Geburtstagsgeschenken für die Freunde, den Ausflügen und dem Fußballverein kommt noch so einiges obendrauf.

Und dann auch noch Taschengeld zahlen? Das Kind kann doch fragen, wenn es noch den einen oder anderen Euro extra braucht. So oder so ähnlich denken viele Eltern. Doch Experten sehen das anders: Ein Kind soll (und muss) schließlich ebenso lernen, mit Geld umzugehen. Und das geht nur, wenn es selbst eine Summe zur Verfügung hat, über die es frei entscheiden kann. Will es das Geld lieber für einen größeren Wunsch sparen? Oder alles für Süßigkeiten ausgeben? Teils, teils? Solche Entscheidungen kann der Nachwuchs schon mit wenigen Cent im Vorschulalter üben. Es sollte aber möglichst nicht zu viel Geld sein. Was „zu viel” ist? Das zeigen die Obergrenzen in den Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts (siehe Tabellen). Bekommt das Kind sehr viel mehr Taschengeld, könnte es laut den Experten das Geld nicht wirklich schätzen lernen.

Ein Recht auf Taschengeld gibt es aber nicht. Sie sind also nicht dazu verpflichtet, ein Taschengeld auszuzahlen.

Angemessenes Taschengeld im Alter von 4-10 Jahren

Das Deutsche Jugendinstitut hat Empfehlungen ausgearbeitet, wie viel Taschengeld in welchem Alter angemessen ist. Demnach sollten auch kleine Kinder schon eine kleine Summe bekommen, über die sie frei verfügen können. Bis zum Ende der Grundschule ist es sinnvoll, das Taschengeld einmal die Woche auszubezahlen. Denn mit der Planung über einen ganzen Monat hinweg sind die Kleinen häufig noch überfordert.

AlterTaschengeld
4-5 Jahre0,50-1,00 Euro pro Woche
6 Jahre1,00-1,50 Euro pro Woche
7 Jahre1,50-2,00 Euro pro Woche
8 Jahre2,00-2,50 Euro pro Woche
9 Jahre2,50-3,00 Euro pro Woche
  

Stand: 2020, angepasst nach Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts von 2017

Mädchen blickt auf sein Sparschwein und einzelne Münzen
© istock/D-Keine/2017  Mädchen blickt auf sein Sparschwein und einzelne Münzen

Angemessenes Taschengeld ab dem Alter von 10 Jahren

Mit der weiterführenden Schule steigen die Ansprüche und die Möglichkeiten der Kinder – und damit die Taschengeld-Wünsche. Jetzt wird es laut Expertenmeinung Zeit, dass die Kinder lernen, sich das Geld über einen ganzen Monat aufzuteilen. Also wird eine Auszahlung alle vier Wochen empfohlen. Später im Erwachsenenleben gibt es das Geld schließlich auch nur einmal im Monat.

AlterTaschengeld
10 Jahre16,00-18,50 Euro pro Monat
11 Jahre18,50-21,00 Euro pro Monat
12 Jahre21,00-23,50 Euro pro Monat
13 Jahre23,50-26,00 Euro pro Monat
14 Jahre26,00 -31,00 Euro pro Monat
15 Jahre31,00-39,00 Euro pro Monat
16 Jahre39,00-47,00 Euro pro Monat
17 Jahre47,00-63,00 Euro pro Monat
18 Jahre und älter63,00-79,00 Euro pro Monat
  

Stand: 2020, angepasst nach Empfehlungen des Deutschen Jugendinstituts von 2017

Was ist, wenn die Eltern nicht so viel Taschengeld zahlen können?

Das Haushaltsgeld ist knapp? Sie haben mehrere Kinder, und das Budget langt nicht für so viel Taschengeld? Denken Sie daran: Die genannten Summen sind nur eine Empfehlung. Die Höhe des Taschengeldes ist nicht entscheidend. Wichtig ist vor allem, dass Ihr Kind überhaupt eine gewisse Summe bekommt, um den Umgang mit Geld zu lernen. Deshalb ist in einer solchen Lage Folgendes wichtig:

  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind offen über die finanzielle Situation der Familie. Erklären Sie dem Kind, warum es vielleicht weniger Geld bekommt als seine Freunde.
  • Zahlen Sie lieber eine geringere Summe, aber dafür möglichst regelmäßig und verlässlich.
  • Behandeln Sie alle Kinder möglichst gleich. Sprechen Sie es offen an, wenn sich Ihre finanzielle Lage ändert und das jüngere Kind vielleicht weniger Taschengeld bekommt als das größere in diesem Alter.

Wenn das Geld Ihrem Kind nicht reicht, kann es sich ab einem Alter von 15 Jahren etwas dazuverdienen (mit Erlaubnis der Eltern bei bestimmten Tätigkeiten auch ab 13 Jahren).

Was ist der Taschengeldparagraf?

Was ist der Taschengeldparagraf?

Der Paragraf 110 des Bürgerlichen Gesetzbuchs ist als „Taschengeldparagraf” bekannt. Er besagt, dass Minderjährige ohne Zustimmung der Eltern mit ihrem (Taschen-)Geld rechtswirksame Verträge schließen können. Sprich: Wenn sich das Kind vom Taschengeld Eis oder Schokolade kauft, können die Eltern den Kauf nicht rückgängig machen. Das gilt aber natürlich nicht immer und in jedem Fall. Eine teure Uhr oder ein Smartphone zum Beispiel fallen nicht unter den Paragrafen. Und den Kauf von Schnaps verbietet bei Minderjährigen schon der Jugendschutz.

Grafik Übersicht Wofür Taschengeld ausgeben

Wofür dürfen Kinder ihr Taschengeld ausgeben?

Erziehungsexperten sagen: für was sie wollen. Denn die Kinder sollen ja lernen zu entscheiden, was ihnen wichtig ist und was nicht. Da gehört es einfach dazu, dass sie hier und da ihr Geld für Dinge ausgeben, die in Ihren (Eltern-)Augen vielleicht nutzlos und unvernünftig erscheinen. Andere Kinder dagegen sparen vielleicht schon früh für größere Anschaffungen. Beides ist erlaubt, beides gehört zum Lernprozess. Machen Sie Ihrem Nachwuchs also möglichst keine Vorgaben. Das gilt natürlich nicht für Alkohol und Zigaretten oder Ähnliches.

Das Kind frei entscheiden zu lassen bedeutet aber auch: Erheben Sie keine Vorwürfe, wenn das Kind schon zwei Tage nach dem letzten Taschengeld angelaufen kommt und „Nachschub” möchte. Es ist seine Sache, ob und wofür es das Geld schon ausgegeben hat. Aber es ist ebenso seine Sache, wenn nun nichts mehr übrig ist. Anstatt Geld nachzuschießen, können Sie dem Kind aber dabei helfen, das Geld besser einzuteilen, etwa mit einem Sparschwein oder einem eigenen Sparkonto.

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