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Pfandleihhaus: Wie funktioniert es? Wie hoch sind die Gebühren, Zinsen etc.?

von Dagmar Sörensen, 05.10.2023

In Zeiten der Inflation und Krise müssen immer mehr Menschen finanzielle Engpässe überbrücken, etwa für die fällige Nachzahlung bei Strom- oder Gasrechnungen. Oder auch, weil der Kühlschrank oder die Waschmaschine zur Unzeit den Geist aufgegeben haben und für eine Neuanschaffung kein Geld eingeplant war. Betroffene suchen dann häufig Pfandleihhäuser auf. Aber wie genau funktioniert so etwas eigentlich? Das erklären wir hier – und noch einiges mehr zu dem Thema. 

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • In einem Pfandleihhaus kommst du schnell und unkompliziert an Bargeld.  
  • Pfanddarlehen sind teuer und daher eher nur zur Überbrückung von finanziellen Engpässen geeignet. 
  • Nicht ausgelöste Pfänder werden öffentlich versteigert. 
  • Online-Pfandhäuser ersparen den persönlichen Besuch, die Auszahlung des Geldes benötigt dafür etwas mehr Zeit. 

Wann kann ein Pfandleihhaus die richtige Wahl sein?

Ob Pfandleihhaus, Pfandhaus, Leihhaus, gemeint ist immer dasselbe: ein Unternehmen, wo du ein Pfand hinterlegen kannst und dafür ein Darlehen bekommst. Und zwar sofort, ohne großen bürokratischen Aufwand, ohne Einkommensnachweis, ohne Schufa-Auskunft. Und es fragt auch niemand nach, wozu du das Geld benötigst. Einzige Bedingung: Du musst deinen Personalausweis vorlegen, um zu belegen, dass du mindestens 18 Jahre alt bist.  

Je nach Pfandgegenstand verlangen die Mitarbeitenden in Ausnahmefällen auch einen Eigentumsnachweis, etwa eine Rechnung. Das kann vor allem dann passieren, wenn Kund*innen und Wertgegenstände nicht so recht zusammenpassen, etwa wenn ein junger Mann eine teure Damenuhr verpfänden möchte. Denn verpfänden kannst du nur Dinge, die dir selbst gehören. Solltest du nicht Eigentümer*in sein und etwas im Auftrag beleihen wollen, musst du eine schriftliche Vollmacht vorweisen.  

Dein Pfand gehört weiterhin dir und du kannst es auslösen, wenn es dir finanziell wieder besser geht. Daher eignet sich eine Verpfändung besonders in Situationen, in denen du einen Engpass überbrücken musst. 

Was kann verpfändet werden?

Als Pfand kommt grundsätzlich alles infrage, was einen Wert hat. Das kann Schmuck sein, Uhren, Münzen, Goldbarren, aber auch Antiquitäten, Designerkleidung, Unterhaltungselektronik oder sogar Musikinstrumente bis hin zu Autos. Dabei gilt: Je wertvoller und gepflegter das Pfand ist, mit umso mehr Geld kannst du rechnen. 

Viele Pfandleihhäuser haben sich auf bestimmte Waren spezialisiert, bei denen sie eine entsprechende fachliche Expertise vorweisen können. Es lohnt sich also vorab zu klären, ob der angedachte Gegenstand in einem bestimmten Pfandhaus überhaupt angenommen wird.  

Experte betrachtet einen Edelstein mit einer Lupe
© istock/SeventyFour/2017  Im Pfandleihhaus werden die Wertgegenstände von Expert*innen begutachtet.

Wie funktioniert ein Pfandleihhaus?

Auch wenn Pfandleihhäuser noch immer ein etwas unseriöses Image haben: ihre Rechte und Pflichten sind gesetzlich geregelt, und zwar in der Pfandleiherverordnung (PfandlV). Damit ist sichergestellt, dass Pfandleihhäuser überall gleich funktionieren.  

Der Ablauf ist unkompliziert; mitunter dauert es nur Minuten, bis die Kund*innen Bargeld in der Hand halten. Und wie viel Geld bekommt man im Pfandleihhaus? Das hängt natürlich davon ab, was du als Pfand abgibst. Eine Höchstgrenze für Pfanddarlehen gibt es nicht. Allerdings bewegen sich die ausgezahlten Beträge in einem Pfandleihhaus in der Regel im mittleren dreistelligen bis mittleren vierstelligen Bereich. 

Schätzung und Angebot

Nachdem du deinen Wertgegenstand den Mitarbeitenden des Pfandleihhauses vorgelegt und dich ausgewiesen hast, schätzen Gutachter*innen den Pfandgegenstand und machen dir ein Angebot. Das kannst du annehmen, aber auch ablehnen. Das Angebot entspricht in der Regel etwa der Hälfte des tatsächlichen Wertes des Objektes – je nach Zustand und Art des Artikels kann es mehr oder weniger sein. Unterhaltungselektronik wird zum Beispiel eher vorsichtig bewertet, weil sie sehr schnell an Wert verliert. 

Pfandschein und Lagerung

Wenn du das Angebot annimmst, erhältst du einen Pfandschein – das ist gemäß Paragrafen sechs der Pfandleiherverordnung (PfandlV) vorgeschrieben. Der Pfandschein muss folgende Angaben enthalten: 

  • Beschreibung des Wertgegenstandes
  • Vereinbarte Kreditsumme 
  • Vereinbarte Kreditlaufzeit 
  • Zinsen und Gebühren des Pfandkredits 
  • Allgemeine Geschäftsbedingungen des Pfandleihhauses 
  • Eindeutige Pfandnummer 

Achtung: Der Pfandschein ist ein sogenanntes Inhaberdokument. Das bedeutet, jede Person, die den Pfandschein vorlegt, kann das Pfand auslösen! Entsprechend sorgfältig solltest du den Schein aufbewahren. 

Der Pfandgegenstand wird mit der Pfandnummer gekennzeichnet und verbleibt sicher verwahrt in Tresorräumen im Pfandleihhaus. Dabei muss das Objekt entsprechend der gesetzlichen Vorgaben mindestens zum Doppelten des Darlehens gegen Feuer- und Leitungswasserschäden und Einbruchdiebstahl versichert sein. 

Auszahlung und Auslösung

Mit dem Pfandschein bekommst du die vereinbarte Darlehenssummer ausgezahlt – entweder bar oder auf dein Girokonto. 

Deinen Pfandgegenstand kannst du jederzeit auslösen, indem du den Kreditbetrag zuzüglich der bis dahin aufgelaufenen Zinsen und Gebühren bezahlt hast. Du kannst den Pfandvertrag auch verlängern. Mehr dazu erfährst du im nächsten Kapitel.

Video: SWR Zur Sache!: Letze Rettung Pfandleihhaus

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© SWR 

Wie lange läuft ein Pfandkredit?

Der Gesetzgeber gibt vor, dass Pfandkredite eine Mindestlaufzeit von drei Monaten haben müssen. In dieser Zeit kannst du dein Eigentum jederzeit gegen Zahlung der Kreditsumme plus der angefallenen Zinsen und Gebühren wieder abholen. 

Wenn du in dieser Zeit das nötige Geld nicht beschaffen kannst, ist eine Verlängerung um weitere drei Monate möglich. Allerdings nur, wenn du vorher die bis dahin aufgelaufenen Zinsen und Gebühren bezahlst! 

Einige Pfandleihhäuser gewähren auch mehrere oder sogar beliebige Verlängerungen – das kannst du im konkreten Fall klären. Allerdings solltest du dabei die Kosten im Blick behalten. 

Wie teuer ist ein Pfanddarlehen?

Pfandleihhäuser wollen mit ihrem Geschäftsmodell Geld verdienen, umsonst gibt es ein Pfanddarlehen daher nicht. Allerdings sind sie nicht frei in der Gestaltung ihrer Konditionen. Die Pfandleiherverordnung legt fest, wie hoch Zinsen und Gebühren angesetzt werden dürfen: 

  • Der Zinssatz darf höchstens ein Prozent pro angefangenen Monat betragen.
  • Die Pfandgebühren dürfen bis zu einer Kreditsumme von 300 Euro gestaffelt zwischen 1 und 6,50 Euro pro Monat betragen (siehe Tabelle). Ab einer Kreditsumme von mehr als 300 Euro können die Gebühren frei verhandelt werden.
Vergütungsgrenze pro MonatKreditsummen bis
1 Euro 15 Euro 
1,50 Euro30 Euro 
2 Euro50 Euro 
2,50 Euro100 Euro 
3,50 Euro150 Euro
4,50 Euro200 Euro
5,50 Euro250 Euro
6,50 Euro300 Euro

Ein Pfanddarlehen ist also eine vergleichsweise teure Angelegenheit; je niedriger der Darlehensbetrag, umso höher sind im Verhältnis die Kosten. 

Beispiel: Dein Darlehen von 10 Euro kostet dich im Monat 10 Cent an Zinsen plus 1 Euro Gebühren. Dann musst du nach drei Monaten also zusätzlich zu den 10 Euro Darlehen 3,30 Euro an Zinsen und Gebühren bezahlen. Hochgerechnet auf ein Jahr entspricht das einem effektiven Jahreszins von 132 Prozent. 

Ein Darlehen von 100 Euro kostet dich hingegen monatlich 1 Euro an Zinsen und 2,50 Euro Gebühren; nach drei Monaten musst du also 100 Euro plus 10,50 Euro an Zinsen und Gebühren zurückzahlen, das entspricht einem effektiven Jahreszins von „nur” 42 Prozent.  

Auktionator erteilt bei einer Versteigerung den Zuschlag
© istock/RichLegg/2015  icht ausgelöste Gegenstände werden öffentlich versteigert.

Und wenn ich das Darlehen nicht zurückzahlen kann?

Die meisten Kund*innen lösen ihre Pfandobjekte wieder aus. Wenn du nach Ablauf deines Pfandleihvertrages das Geld nicht aufbringen kannst und den Vertrag auch nicht verlängerst, geht dein Pfand in den Besitz des Pfandleihhauses über.   

Frühestens einen Monat nach Ablauf des Vertrages und spätestens sechs Monate danach dürfen die Pfandleiher*innen den Gegenstand verwerten. Das bedeutet in der Regel, solche nicht ausgelösten Gegenstände werden im Rahmen einer öffentlichen Versteigerung durch öffentlich bestellte und vereidigte Auktionator*innen versteigert. 

Übersteigt der Versteigerungserlös den ausstehenden Darlehensbetrag zuzüglich Zinsen, Gebühren und anteiliger Veröffentlichungs- und Versteigerungskosten, bekommst du den Rest ausgezahlt.  

Wird der Pfandgegenstand bei einer Auktion nicht versteigert, dürfen die Pfandleiher*innen den Gegenstand auch frei verkaufen. 

Pfandschein verloren – was tun?

Mit dem Pfandschein bekommst du das Pfandobjekt wieder ausgehändigt. Du solltest ihn daher sehr gut aufbewahren. Wenn er doch einmal verloren geht, informiere umgehend das Pfandhaus. Die Mitarbeitenden erstellen daraufhin sofort einen Sperrvermerk, die Herausgabe erfolgt dann nur gegen Vorlage des Personalausweises. 

Junges Paar bewundert die Schmuckauslage vor einem Pfandleihhaus
© istock/ nycshooter /2011  In einem Pfandleihhaus lassen sich durchaus Schnäppchen machen.

Sind Schnäppchen möglich?

Tatsächlich hast du in einem Pfandleihhaus gute Chancen auf ein Schnäppchen. 

Zum einen bei den regelmäßig stattfindenden Auktionen, wo ganz unterschiedliche Dinge unter den Hammer kommen. Oftmals Schmuck und Uhren, aber auch Laptops, Münzen und sogar Autos. 

Vor den Versteigerungen können all diese Dinge besichtigt werden und du kannst schon einmal überlegen, worauf du bieten möchtest. Allerdings gilt hier die Regel: Gekauft wie gesehen. Soll heißen, eine Garantie bekommst du nicht. 

Und dann kannst du dich natürlich auch direkt in einem Pfandleihhaus umsehen. Dort werden die Dinge angeboten, die nicht versteigert wurden und somit durch die Pfandleiher*innen frei verkauft werden können.  

Was sind Online-Pfandhäuser?

Im Prinzip funktioniert ein Online-Pfandleihhaus genau wie ein „normales” Pfandleihhaus; sie unterliegen auch genauso der Pfandleiherverordnung. Du ersparst dir aber den persönlichen Besuch vor Ort. Stattdessen erklärst du den Pfandleiher*innen telefonisch oder schriftlich über das Kontaktformular auf der Internetseite, was du verpfänden möchtest. Daraufhin bekommst du erst einmal ein unverbindliches Angebot. 

Bist du damit einverstanden, schickst du das Pfandobjekt zur näheren Begutachtung per Post an das Pfandhaus. Einige Unternehmen bieten auch einen Abhol-Service an. Während des Transports ist dein Wertgegenstand versichert. 

Danach erhältst du ein verbindliches Angebot, in der Regel per Mail. Bist du immer noch einverstanden, kommt es zu einem Pfandkreditvertrag. Das Geld wird dir allerdings nicht bar ausgezahlt, sondern als Banküberweisung oder über Paypal. Auf diesem Wege erfolgt auch die Rückzahlung. 

Nachteil eines Online-Pfandhauses: Der ganze Prozess dauert etwas länger; du kommst also nicht ganz so schnell ans Geld. 

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