Macht Geld glücklich?
Sprüche wie „Geld allein macht nicht glücklich” oder „Geld ist nicht alles” gibt es zuhauf. Klar: Geld ist wichtig, weil es vieles im Leben leichter und angenehmer macht. Damit lässt sich öfter verreisen, ein tolles Auto fahren, in einem Haus im Grünen wohnen und rundum zufrieden sein. Aber ist das wirklich so? Sind reiche Personen glücklicher als weniger betuchte? Und wenn ja: Wie viel Geld macht glücklich? Wir haben nachgeschaut.
Themen in diesem Artikel
Auf den Punkt
- Unterschiedliche Studien kommen zu dem Ergebnis, dass die Einkommenshöhe eine entscheidende Rolle bei der Zufriedenheit der Menschen spielt.
- Menschen mit höherem Einkommen sind tendenziell zufriedener mit ihrem Leben.
Geld allein macht nicht glücklich, aber ...
... es trägt entscheidend zum Glücksempfinden bei. Geld für Essen, Strom und Heizung, sowie ein Dach über dem Kopf brauchen wir (fast) alle. Wer nicht genug für seine Grundbedürfnisse hat, ist eher unzufrieden mit seinem Leben. Untersuchungen bestätigen das (mehr dazu im nächsten Kapitel).
Doch die Rolle von Geld für das Glücksempfinden der Menschen ist ohne Frage individuell. Die einen sind selig, wenn sie auf einem schnellen Motorrad durch die Landschaft düsen. Andere freuen sich, wenn sie viel kaufen können und andere wiederum, wenn sie viel Zeit mit ihrer Familie verbringen.
Vor allem Gemeinschaft und Gesundheit sind zwei entscheidende Faktoren für die Zufriedenheit der Menschen – und nicht direkt käuflich. Doch auch da kann es Zusammenhänge mit der finanziellen Situation geben! Werfen wir mal einen Blick in die Studien dazu.
Studien: Wie viel Geld macht glücklich?
Es gab bereits einige Untersuchungen zum Verhältnis der finanziellen Situation mit der Zufriedenheit in anderen Lebensbereichen.
Ab welchen Gehalt ist man glücklich?
Im Jahr 2020 untersuchte Professor Elmar Brähler von der Universität Leipzig, was sich wie auf die Lebenszufriedenheit der Menschen in Deutschland auswirkt. Dazu gehörten unter anderem die finanzielle Ausstattung und die Wohnverhältnisse (Eigentum oder Miete). Beide Faktoren sind wichtig für den Grad der Zufriedenheit.
- Menschen, die in einer eigenen Immobilie leben, sind mit der Wohnsituation, ihren sozialen Beziehungen, ihrer Freizeit und ihrer finanziellen Situation zufriedener als jene, die zur Miete wohnen.
- Das gilt auch für das Haushaltseinkommen pro Kopf – also alle Einnahmen des privaten Haushalts abzüglich der direkten Steuern. Je höher es ausfällt, desto zufriedener sind die Menschen. Dabei wurden allerdings nur drei Einkommensstufen abgefragt: bis 1.000 Euro, zwischen 1.000 und 3.000 Euro, über 3.000 Euro netto pro Monat.
Die Ergebnisse lassen sich laut Brähler vor allem dadurch erklären, dass genug Geld die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, den Besuch von Kulturveranstaltungen, die Pflege von Hobbys sowie Urlaube ermöglicht. Und um auf die Eingangsfrage zurückzukommen: Ab einem Gehalt von mehr als 3.000 Euro netto sind Menschen statistisch gesehen glücklicher. Aber: Die Studie ist von 2020. Wegen der Inflation und der Krisen dürfte der Betrag heute höher ausfallen.
Macht Geld wirklich glücklich?
Meine Zustimmung kann ich jederzeit unter Datenschutz widerrufen.
Reiche Menschen versus Normalverdiener*innen
Ähnliche Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Einkommen und Glück zeigte die Untersuchung des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) aus dem Jahr 2020: Menschen, die unterdurchschnittlich verdienen, sind deutlich unzufriedener mit ihrem Leben als ...
- Gutverdienende („obere Mittelschicht”), welche über dem Durchschnitt verdienen, und
- Wohlhabende. Als wohlhabend gelten Personen, deren Einkommenshöhe zu den obersten zehn Prozent in Deutschland zählt.
Am zufriedensten sind die Millionäre und Millionärinnen. Aber: Auch hier beeinflusst nicht Geld allein die Zufriedenheit.
- Sehr reiche Menschen gehen in ihrer Freizeit tendenziell mehr Aktivitäten wie einem Ehrenamt oder Sport nach, ärmere hingegen eher passiven Freizeitbeschäftigungen wie Fernsehen.
- Superreiche haben meistens Jobs, in denen sie sehr eigenständig entscheiden können.
Übrigens: Das Durchschnittseinkommen von ledigen Angestellten ohne Kinder (Steuerklasse I/0) in Deutschland lag 2022 bei geschätzten 25.583 Euro netto – das sind rund 2.132 Euro pro Monat.
Ab wann macht Geld nicht mehr glücklicher?
Auch dieser Frage sind schon einige Forschende nachgegangen. Und tatsächlich: Aus der neuesten Studie des US-Psychologen Matthew Killingsworth kristallisierte sich heraus, dass es nicht unbedingt eine „Grenze” gibt, ab der ein Mehr an Geld die Lebenszufriedenheit steigert.
Laut älterer Untersuchungen lag diese Grenze bei rund 60.000 Euro. Sprich: Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass noch höhere Einkommen kein größeres Glücksgefühl erzeugen.
Allerdings sind diese Studien in den USA durchgeführt worden und nicht unbedingt eins zu eins auf Deutschland oder Europa übertragbar. Doch stimmen die Ergebnisse tendenziell mit denen aus der Studie des DIW in Deutschland überein, wonach Millionär*innen am glücklichsten sind (siehe vorhergehenden Abschnitt).
Umfrage: Macht Geld glücklich?
Bei einer Umfrage von IfD Allenbach im Jahr 2000 antworteten 61 Prozent der Befragten in Deutschland, dass Geld und Glück nichts miteinander zu tun haben. Nur 37 Prozent sind der Meinung, dass Geld glücklich macht.
Wo sind die Menschen am glücklichsten?
Studien zur Lebenszufriedenheit der Menschen in OECD-Ländern (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) weisen ebenfalls darauf hin, dass Menschen in wohlhabenden Ländern zufriedener sind. Durchschnittlich am glücklichsten ist demnach die Bevölkerung in:
- Finnland
- Island
- Dänemark
- Schweiz
- Niederlande
Statistisch gesehen unzufriedener sind die Menschen in Ländern mit einem geringeren durchschnittlichen Einkommen, wie:
- Türkei
- Südafrika
- Kolumbien
- Griechenland
- Russland
Doch auch dort ist oft nicht das Geld allein ausschlaggebend für das Glücksempfinden der Bevölkerung. Auch Faktoren wie Meinungs- und Entscheidungsfreiheit und ein funktionierendes Gesundheitssystem spielen eine Rolle.
Wie hat dir der Artikel gefallen?