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Wechseln und Sparen? Was du beim Stromanbieterwechsel beachten musst

Thorsten Schierhorn
von Thorsten Schierhorn, 30.07.2025

Schon gewusst? Deutschland gehört zu den Ländern mit den höchsten Strompreisen auf der Welt. Das heißt aber auch: Hier gibt es besonders viel zu sparen. Etwa indem du möglichst wenig Energie verbrauchst. Und du kannst prüfen, ob du den Stromanbieter wechselst. Andere Lieferanten haben vielleicht günstigere Tarife, oder sie locken mit einem Wechselbonus. Wann sich ein Wechsel lohnt, was du beachten musst und welche Fallstricke es gibt – die KlarMacher verraten es dir.

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • Um zu wissen, ob sich ein Stromanbieterwechsel für dich lohnt, musst du deinen Jahresverbrauch kennen – den findest du auf deiner letzten Stromrechnung. 
  • Vergleichsportale helfen dir, Preise zu vergleichen und den günstigsten Tarif zu finden. 
  • Achte genau auf die Bedingungen für Bonuszahlungen – oft gelten die nur im ersten Jahr. 
  • Wähle am besten eine kurze Vertragslaufzeit, um flexibel zu bleiben. 
  • Stromanbieter dürfen den Wechsel auch ablehnen. 
  • Egal, was beim Wechsel passiert: Ohne Strom bleibst du nie sitzen. Zur Not tritt der Grundversorger deines Wohnortes ein.  

Lohnt sich ein Stromanbieterwechsel für mich?

Wenn du wissen willst, wie viel du durch einen Stromanbieterwechsel sparen kannst, musst du deinen Jahresverbrauch kennen. Den findest du auf deiner letzten Jahresabrechnung. Darauf stehen zum einen die verbrauchten Kilowattstunden sowie der zugehörige Arbeitspreis. Und zum anderen alle weiteren Kosten, inklusive der Grundgebühr – dem sogenannten Grundpreis. 

Der nächste Schritt führt dich ins Internet: Du findest eine Vielzahl an Tarifrechnern und Vergleichsportalen, die auf den Stromanbieterwechsel spezialisiert sind. Gib auf einer der Seiten deine Postleitzahl sowie den Jahresverbrauch ein. Wenige Sekunden später wird dir eine Liste mit den günstigsten Energieversorgern für deine Region angezeigt. 

So verdienen Vergleichsportale ihr Geld

Die Nutzung von Vergleichsportalen ist für dich kostenlos. Die Portale finanzieren sich über Provisionen von Anbietern oder über Werbung. Beachte, dass du einen Energieliefervertrag mit dem Stromanbieter abschließt, nicht mit dem Vergleichsportal. Folglich solltest du Tarife und Konditionen vor Abschluss eines Vertrags mit den Angaben auf der Internetseite des Anbieters abgleichen.

Vergleiche die berechneten Kosten des Vergleichsportals mit deiner letzten Jahresabrechnung. So siehst du, wie viel du bei welchem Stromanbieter sparen würdest. Bei vielen Portalen wird die Preisersparnis direkt berechnet und ebenfalls in der Liste angezeigt. Aber: Auf keinen Fall sofort zuschlagen! Denn es gibt einiges, worauf du beim Wechseln des Stromanbieters achten musst, damit sich der vermeintliche Spareffekt nicht in Luft auflöst. 

Was muss ich beim Stromanbieter-Vergleich beachten?

Die meisten Vergleichsportale haben voreingestellte Filter, sodass nicht immer die besten Angebote ganz oben erscheinen. Deshalb solltest du bei den folgenden Punkten ganz genau hinzuschauen.

Boni und Wechselprämien

Es herrscht ein reger Konkurrenzkampf unter den Stromanbietern. Deshalb locken viele Energieversorger mögliche Neukund*innen mit einmaligen Boni oder Wechselprämien. Doch bezüglich Bonuszahlungen beim Stromanbieterwechsel solltest du auf der Hut sein.

Oft ziehen die Vergleichsportale die Wechselprämien vom angezeigten Strompreis ab. Das heißt: Die wahren Strompreise sind höher. Denn die Boni gelten meistens ausschließlich im ersten Vertragsjahr, ab dem zweiten Vertragsjahr kann der Tarif dafür umso teurer sein.

Vorsicht: Belieferungszeit ist nicht dasselbe wie Vertragslaufzeit!

Einen Neukund*innenbonus gibt es oft nur, wenn du dem Stromanbieter mindestens zwölf Monate lang treu bleibst. Doch selbst, wenn du erst danach kündigst, kann der Bonus unter Umständen verfallen. Denn die Bonuszahlung gilt oftmals nicht bei einer Vertragslaufzeit, sondern einer Belieferungszeit (!) von zwölf Monaten. Der Vertrag wird aber in der Regel abgeschlossen, bevor der Strom des neuen Anbieters tatsächlich fließt. 

Lies also unbedingt die Bonusbedingungen im Kleingedruckten, bevor du deinen Stromanbieter wechselst. Ist der Bonus an die Vertragslaufzeit gebunden, ist dir die Auszahlung nach zwölf Monaten sicher. 

Stell dir den Filter auf dem Vergleichsportal deiner Wahl so ein, dass Bonuszahlungen nicht bei der Preisberechnung berücksichtigt werden. Dann kannst du die tatsächlich anfallenden Kosten einfach und unkompliziert vergleichen – auch über das erste Jahr hinaus. 

Der Strompreis pro Kilowattstunde und der Grundpreis sind auch langfristig und ohne Boni günstiger als dein jetziger Tarif? Dann kannst du gucken, wer dir zusätzlich noch eine Prämie für den Wechsel anbietet – und wie hoch diese ausfällt. Achte aber darauf, dass im Kleingedruckten keine weiteren Bedingungen stehen, die dir in den Folgejahren – im wahrsten Sinne des Wortes – einen Strich durch die Rechnung machen.  

Kündigungsfrist und Vertragslaufzeit

Apropos Folgejahre: Es bringt dir keinen Vorteil, wenn du dich von vornherein besonders lange an einen Energieanbieter bindest. Eine lange Vertragsdauer bedeutet keine günstigeren Strompreise. Es gibt keinen „Treuerabatt“ wie zum Beispiel bei manchen Club-Mitgliedschaften, die bei längeren Laufzeiten niedrigere Monatsbeiträge nehmen.

Ein Mann und zwei Frauen trainieren auf Laufbändern in einem Fitnessstudio
© istock/Tempura/2019  Im Fitnessstudio gilt: Je länger der Vertrag läuft, desto günstiger. Beim Stromanbieter gilt das nicht unbedingt.

Die Strompreise beim neuen Anbieter sind in etwa gleich – du willst aber von den Wechsel-Boni profitieren? Dann such am besten nach Tarifen mit einer Mindestvertragslaufzeit von maximal zwölf Monaten. Des Weiteren sollte die Kündigungsfrist höchstens einen Monat betragen, sodass du stets flexibel bleibst. 

Hinweis: Falls du in den Sucheinstellungen eines Vergleichsportals nicht die Bedingungen zu Mindestvertragslaufzeit und Kündigungsfrist filtern kannst, entscheide dich besser für ein anderes Vergleichsportal.  

Zahlungsfrequenz und Abschlagszahlungen

In der Regel verlangen Stromanbieter zwölf monatliche Zahlungen, die sogenannten Abschläge. Die Höhe der Abschlagszahlung richtet sich nach dem Jahresverbrauch, wie du ihn im Voraus angibst. Dabei bedeuten niedrige Abschläge nicht, dass auch der Strompreis niedrig ist. Denn am Ende des Jahres gibt es eine Endabrechnung. Zu der ist jeder Stromanbieter verpflichtet. 

In der Jahresabrechnung werden die Abschlagszahlungen dem tatsächlichen Verbrauch gegenübergestellt. Wenn du deinen Jahresverbrauch bei Vertragsabschluss zu niedrig angesetzt hast, musst du den Rest nachzahlen. Das heißt im Umkehrschluss: War dein tatsächlicher Stromverbrauch niedriger als geplant, erhältst du eine Rückzahlung. 

Achtung: Bei manchen Anbietern zahlst du nicht für einen Monat, sondern für einen längeren Zeitraum im Voraus. Wenn du deine Stromkosten in nur einer Zahlung für ein gesamtes Jahr vorschießen sollst, spricht man von einem Vorkasse-Tarif. 

Das Problem: Wenn ein Energieanbieter insolvent geht, erhältst du deine Abschlagszahlung in der Regel nicht zurück. Deshalb solltest du unnötige Vorauszahlungen oder Vorkasse-Tarife vermeiden, indem du auf Vergleichsportalen ausschließlich nach Stromtarifen mit einer monatlichen Abschlagszahlung suchst. Übrigens: Deine Stromversorgung ist bei einer Pleite deines Anbieters gesichert – die übernimmt der örtliche Grundversorger.

Der Notgroschen für die Stromnachzahlung

Du hast zu einem günstigeren Stromanbieter gewechselt – und trotzdem flattert eine saftige Nachzahlung ins Haus? Gut, wenn du vorgesorgt hast! Mit dem TagesGeld der Hanseatic Bank bist du flexibel und bekommst trotzdem attraktive Zinsen. So bleibt der Schreck im Briefkasten nur halb so wild.

Zum TagesGeld

Darf der Stromanbieter meinen Wechsel ablehnen?

Kurz und schmerzlos: Ja. Stromanbieter dürfen Neukund*innen ablehnen – und sie machen von diesem Recht durchaus Gebrauch. Zum Beispiel aus den folgenden Gründen:

  1. Laufende Verträge: Wenn dein bestehender Energieliefervertrag eine Restlaufzeit von mehreren Monaten hat, wird ein neuer Stromanbieter den Wechsel vermutlich ablehnen.
  2. Verpasste Fristen: Die Frist zum Wechsel des Stromanbieters ist in deinem bestehenden Vertrag festgehalten. Wechselst du zu spät, verlängert sich dein Vertrag, und der neue Stromanbieter lehnt den Wechsel ab.
  3. Mangelnde Bonität: Der Stromanbieter darf die Bonität von potenziellen Neukund*innen prüfen. Kund*innen mit schlechtem Schufa-Score können abgelehnt werden.
  4. Falsche Angaben: Du hast einen Tippfehler bei deiner Anschrift oder Zählernummer gemacht und dein Stromanschluss konnte nicht gefunden werden? Wenn dem Energieversorger die falschen Daten vorliegen, kann der Wechsel nicht erfolgen. Durch Korrektur der fehlenden oder falschen Angaben ist dieses Problem meist schnell behoben.

Was passiert, wenn ein Stromanbieter den Wechsel ablehnt?

Beim Anbieterwechsel besteht kein Risiko, dass du plötzlich im Dunkeln sitzt. Lehnt ein Stromanbieter den Wechsel ab oder kommt es aus anderen Gründen zur Verzögerung, wirst du vom sogenannten Grundversorger deines Ortes beliefert.

Darüber hinaus kann es vorkommen, dass ein Stromanbieter den Wechsel unbegründet ablehnt. Und das darf er auch. Denn in Deutschland gilt „Vertragsfreiheit“, das heißt: Es besteht kein Abschlusszwang. Der Energieversorger muss einen Auftrag also nicht annehmen. Das gilt vor allem für Kund*innen mit einem hohen Jahresverbrauch oder Bonusjäger*innen, die jedes Jahr ihren Tarif wechseln wollen. 

Gehörst du zu den Kund*innen, die jährlich wechseln? Dann kannst du einer Ablehnung beim Wechsel des Stromanbieters vorbeugen: Kündige deinen aktuellen Vertrag fristgerecht und fordere den ehemaligen Versorger auf, personenbezogenen Daten zu löschen und intern zu sperren. Somit kann und darf ein neuer Stromanbieter deine Daten nicht zur Kund*innenauswahl verwenden. 

 

Grafik Stromanbieter wechseln

Häufige Fragen: Worauf muss ich beim Stromanbieterwechsel achten?

Mit dem Strompreis allein ist es nicht immer getan. Auch diese Fragen stellen sich rund um das Thema Stromanbieterwechsel:

Wie wechsle ich meinen Stromanbieter? 

Wenn du dich für einen Stromanbieter entschiedest und dort einen Vertrag geschlossen hast, läuft alles Weitere von selbst. Dein neuer Anbieter übernimmt sowohl die Kündigung des alten Vertrags als auch die Ummeldung beim Netzbetreiber. 

Der Wechsel des Stromanbieters ist ein rein formaler Vorgang. Es muss weder eine technische Fachkraft kommen noch der Stromzähler oder die Verkabelung ausgetauscht werden. Du benötigst lediglich deine Zählernummer sowie den Zählerstand zum Wechselzeitpunkt. 

Muss ich beim Stromanbieterwechsel auf eine Preisgarantie achten? 

Nein. Ein Stromtarif mit Preisgarantie bietet dir keinen entscheidenden Vorteil – vor allem rechtfertigt er keinen teureren Tarif. Im Fall einer Preiserhöhung hast du immer ein  Sonderkündigungsrecht und kannst zu einem günstigeren Anbieter wechseln. 

Wie lange dauert der Wechsel des Stromanbieters?

Der Wechsel sollte nicht länger als zwei bis drei Wochen dauern. Doch selbst wenn sich der Stromanbieterwechsel hinauszögert, sitzt du nicht plötzlich im Dunkeln. Im Zweifel springt der Grundversorger in der Übergangszeit ein. 

Welche Kündigungsfristen gibt es beim Stromanbieterwechsel?

Die Kündigungsfrist ist im Stromvertrag mit deinem Anbieter geregelt. Je nach Tarif und Stromanbieter gibt es unterschiedliche Vertragsmodelle, Laufzeiten und Kündigungsfristen. Sieh in deinem Vertrag nach, welche Kündigungsfrist für dich gilt. Davon unabhängig hast du immer ein Sonderkündigungsrecht, wenn dein Stromanbieter die Preise erhöht.  

Zusätzlich zum Stromanbieterwechsel im Alltag Strom sparen

Neben dem Stromanbieterwechsel gibt es eine weitere Möglichkeit im Alltag Stromkosten zu sparen: den Stromverbrauch reduzieren. Beispielsweise kannst du darauf achten, möglichst energiesparend zu waschen, Lebensmittel effizient zu lagern und zuzubereiten sowie die technischen Geräte in den Energiesparmodus zu versetzen. 

Dein Kühlschrank ist schon ziemlich in die Jahre gekommen? Dann lohnt sich vielleicht ein neues, effizienteres Modell, um langfristig Strom einzusparen. Wann das infrage kommt, liest du in unserem Ratgeber „Strom sparen: Mit diesen Tipps senken Sie die Kosten”. 

Stromanbieterwechsel nach Umzug: Wie lang ist die Kündigungsfrist?

Wenn du gerade in eine neue Wohnung gezogen bist oder deinen Anbieter noch nie gewechselt hast, wirst du höchstwahrscheinlich durch den Grundversorger deines Wohnorts beliefert. In diesem Fall garantiert der Gesetzgeber eine Kündigungsfrist von 14 Tagen.

Funktioniert der Wechsel des Stromanbieters auch automatisch? 

Es gibt Dienste, die sich auf Wunsch eigenständig um die Optimierung deines Stromtarifs kümmern. Solche Dienste nennen sich Wechselservice oder Wechselbot. Zu den bekanntesten zählen Switch Up oder Wechselpilot. Ihr Angebot reicht von unverbindlichen Tarifvorschlägen bis hin zum jährlichen automatisierten Stromanbieterwechsel. 

Ein Wechselservice ist bequem, weil du dich nicht selbst um den Anbietervergleich, Kündigungsfristen und Vertragsabwicklung kümmern musst. Die größten Ersparnisse beim Stromanbieterwechsel erzielst du jedoch, wenn du selbstständig regelmäßig wechselst.

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