Wissen

Zukunftstrend Co-Working: Gemeinsam erfolgreicher arbeiten

von Detlev Neumann, 05.06.2024

Im Homeoffice ist es dir zu einsam und zu langweilig? Dann könnte Co-Working etwas für dich sein. Dabei tust du dich mit anderen zusammen und ihr arbeitet in einem Büro – zusammen und trotzdem jede*r für sich. Die Technik macht’s möglich: Dank mobilem Internet, Cloud-Anwendungen und Video-Konferenzlösungen bist du nicht mehr an feste Arbeitsplätze gebunden und kannst überall vom Laptop arbeiten. Wir erklären, was Co-Working so interessant macht – und für wen es sich eignet.

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

  • Beim Co-Working arbeiten mehrere Personen unabhängig voneinander unter einem Dach.
  • Kosten sparen und gemeinsam mehr erreichen: In diesen Shared-Spaces herrscht oft eine offene, partnerschaftliche und belebende Arbeitsatmosphäre.
  • In einen Co-Working-Space kannst du dich flexibel stunden-, tage- oder monatsweise einmieten.
  • Die Kosten für einen Arbeitsplatz in Deutschland liegen je nach Standort und Ausstattung zwischen 100 und 450 Euro pro Monat.
  • Co-Working ist steuerlich absetzbar. Du kannst Miete, Fahrtkosten und gegebenenfalls sogar Verpflegungsmehraufwand geltend machen.

Das steckt hinter Co-Working

Der Begriff „Co-Working” kommt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie „zusammenarbeiten”. In der Praxis bedeutet das: Menschen mit unterschiedlichen Jobs arbeiten unter einem Dach – aber unabhängig voneinander. Oft sind das Freelancer*innen, Freiberufler*innen und Kreative. Auch Start-ups und Agenturen machen beim Co-Working mit. Sogar große Unternehmen nutzen es, zum Beispiel, wenn sie eine inspirierende Atmosphäre für ihre kreativen Köpfe benötigen, Teams auslagern oder Umbauarbeiten in den eigenen Büroräumen überbrücken müssen.   

Hinter der Idee steckt aber mehr als die gemeinsame Nutzung von Büroflächen. Das Ganze nennt sich auch Shared-Spaces (gemeinsam genutzte Räumlichkeiten). Co-Working lebt von der Community, also vom sozialen Miteinander. Hier treffen Menschen mit ganz unterschiedlichen Charakteren und beruflichen Hintergründen aufeinander. Im Idealfall inspirieren und unterstützen sie sich und bringen einander so voran. In den Shared-Spaces herrscht oft eine ganz besondere Atmosphäre. Sie ist geprägt durch Offenheit, Partnerschaftlichkeit und Austausch.  

Co-Working-Events

Ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens beim Co-Working sind Veranstaltungen, die die Community selbst organisiert. Egal ob Vorträge, Fortbildungen oder der Stammtisch: Auch nach Feierabend steht bei den Aktivitäten die Gemeinschaft im Mittelpunkt. Das hilft dabei, den eigenen Horizont zu erweitern, die persönlichen Fähigkeiten zu entwickeln oder das eigene Netzwerk zu stärken.

So funktionieren Shared-Spaces

Das Grundprinzip des Co-Workings ist schnell erklärt: Jede*r kann sich stunden-, tageweise, für mehrere Wochen oder Monate in einem Co-Working-Space einmieten. Dieser besteht meist aus einer offenen Bürofläche mit individuellen Arbeitsplätzen und Räumlichkeiten, die alle gemeinschaftlich nutzen. Strom, Heizung, Telefon und W-LAN sind inklusive; du musst also nur noch Laptop und Smartphone mitbringen und kannst mit der Arbeit loslegen. 

Co-Working-Spaces sind ganz unterschiedlich organisiert und ausgestattet. Normalerweise sind Arbeitsmittel wie Beamer, Whiteboard, Drucker, Scanner oder Kopierer für jede*n verfügbar. Neben Gemeinschaftsräumen wie Toilette und Küche, gibt es oft zusätzlich Konferenz-, Seminar- und Tagungsräume oder spezielle, abgeschottete Telefonier- und Skype-Rooms. Mittlerweile vermieten einige Co-Working-Spaces auch separate Büros oder sogar ganze Büroetagen für mehr Privatsphäre. 

Für die Stärkung des Wir-Gefühls gibt es meist großzügige Relaxzonen mit Cafeteria, Kicker oder Tischtennisplatte. Einige Co-Working-Spaces bieten auch Räumlichkeiten für spezielle Berufsgruppen, wie zum Beispiel spezielle Maker-Spaces für 3D-Druck oder handwerkliche Tätigkeiten. 

Junge Menschen plaudern bei einem Kaffee
© istock/Drazen_/2020  Eine Cafeteria darf beim Co-Working nicht fehlen.

In Ballungsräumen ist die Kinderbetreuung oft direkt an den Co-Working-Space angeschlossen. Es gibt auch All-Inklusive-Modelle mit Getränke- und Kaffee-Flats oder eigenem Community-Management. Das ist zwar etwas teurer, dafür kannst du dich aber voll auf deine Tätigkeit konzentrieren und musst dich nicht um Organisatorisches kümmern. 

Flex-Desk und Fix-Desk: Das ist der Unterschied

Bei der Anmietung lassen sich grundsätzlich zwei Konzepte unterscheiden. Die sogenannten Flex-Desks werden stunden- oder tageweise vergeben. Die Arbeitsplätze verfügen über eine Standardausstattung und wechseln ständig ihre Besitzer*innen. Wenn du dich für diese Variante entscheidest, bist du immer flexibel und kannst deinen Arbeitsort jederzeit frei wählen. Wenn du Pech hast, ist dein Lieblingsplatz aber bereits besetzt. Flex-Desks sind oft im offenen Bereich untergebracht, wo es durchaus mal turbulenter zugehen kann. 

Viele Anbieter stellen mittlerweile auch separate Büros zur Verfügung, in denen deine Privatsphäre geschützt ist und du in Ruhe arbeiten kannst. Das sind meist sogenannte Fix-Desks, die du über längere Zeit anmietest und bei denen dir ein fester Arbeitsplatz zugeordnet ist. Diesen darfst du dann auch individuell gestalten und hast deine Arbeitsmaterialien immer am Platz. Du kannst dir sogar eine eigene Postadresse einrichten lassen. 

Co-Working – Vorteile und Nachteile

Ein Co-Working-Arbeitsplatz ist im Vergleich zu eigenen angemieteten Büroräumen eine kostengünstige und flexible Option. Die Miete ist relativ günstig, und du musst keine langfristigen Mietverträge eingehen oder kostspielige Büroausstattung anschaffen. Seinen Erfolg hat der Trend aber nicht allein finanziellen Überlegungen zu verdanken. 

Wenn du das Wohnzimmer als Arbeitszimmer nutzt, brauchst du feste Strukturen und viel Disziplin. Für viele Menschen ist es besser, Heim und Büro klar voneinander zu trennen. So kommst du auch nicht auf die Idee, zwischendurch oder nach Arbeitsschluss mehr zu arbeiten. Wenn du den Laptop in deinem Co-Working-Space zuklappst, weißt du: Jetzt beginnt meine Freizeit. 

Einfach ausgestatteter Arbeitsplatz mit Schreibtisch, Stuhl und Stifte
© istock/Prostock-Studio/2020   Ein Schreibtisch mit Standardausstattung ist die günstigste Co-Working-Lösung.

Wer in einem Co-Working-Space arbeitet, kann zudem von einem branchenübergreifenden Austausch und gegenseitiger Hilfe in der Community profitieren. Die Vielfalt setzt kreative Energien frei und ist ein Nährboden für neue Ideen. Die dynamische Arbeitsumgebung ist das Richtige für alle, die nicht allein arbeiten möchten oder in Gesellschaft motivierter und produktiver sind. Und: Zum Networken brauchst du nicht mehr auf spezielle Events zu gehen, fruchtbare Kooperationen und neue Aufträge ergeben fast von ganz allein.

Vorteile im Überblick:

  • Verhältnismäßig günstige Miete
  • Kurze Kündigungsfristen
  • Flexible Arbeitsplatzwahl in der ganzen Welt
  • Vorhandene Infrastruktur
  • Wissen teilen
  • Gemeinschaftliche Arbeitsatmosphäre
  • Networking & professionelle Kontakte
  • Eigene Büro-Organisation entfällt
  • Örtliche Trennung von Arbeit und zu Hause
  • Spannende Freizeitaktivitäten

Mit fremden Personen auf beschränktem Raum zu arbeiten, kann aber auch Nachteile haben. In den offenen Büros geht es oft etwas lauter zu. Wenn du lieber für dich und zurückgezogen arbeitest, ist Co-Working wahrscheinlich nicht das Richtige für dich. Zudem gibt es viel, das dich vom zielgerichteten Arbeiten ablenken kann. Ein paar Runden zocken am Kicker, gemütliche Kaffeepausen in der Lounge und der eine oder andere Plausch mit dem Tischnachbarn – schon ist der Tag vorbei, ohne dass du vielleicht dein Pensum geschafft hast. 

Nachteile im Überblick:

  • Unruhige Arbeitsatmosphäre
  • Ablenkungsmöglichkeiten
  • Kein fester Arbeitsplatz
  • Limitiertes Platzangebot
  • Eingeschränkte Privatsphäre

Anbieter und Preise: Das sind die Kosten

In Deutschland gibt es etwa 600 Co-Working-Standorte. Für einen Tag Co-Working bezahlst du nicht mehr als für ein paar Kaffee. Monatlich kostet ein Flex-Desk in Deutschland durchschnittlich etwa 200 Euro. Wie hoch die Rechnung tatsächlich ausfällt, ist allerdings je nach Standort und Ausstattung des Co-Working-Space sehr unterschiedlich. Zu den günstigsten Plätzen gehören Leipzig und Düsseldorf. Im Süden ist es teurer: In Stuttgart und München musst du bis zu 450 Euro für einen Arbeitsplatz berappen. 

Geschäftiges Gemeinschaftsbüro, in dem Menschen am Laptop arbeiten, andere herumlaufen und miteinander diskutieren
© istock/vm/2016  In Shared-Spaces kann es auch mal turbulenter zugehen.

Es gibt viele Tarife und Bezahlmodelle. Große Anbieter arbeiten oft mit einem Mitgliedersystem, das Zugang zu seinen Co-Working-Spaces in aller Welt bietet. Bestimmte Optionen musst du dann kostenpflichtig hinzubuchen. Zu den bekanntesten Anbietern zählen WeWork und Mindspace. Kleinere Anbieter betreiben oft nur einen einzigen Co-Working-Standort. Diese haben meist eine einfache Tarifstruktur mit Stunden-, Tages- oder Monatssätzen.

Co-Working im Ausland

Es gibt auch im Ausland viele Co-Working-Spaces. Barcelona, New York, Singapur – digitale Nomaden finden vor allem in Metropolregionen ein großes Angebot. Auch an exotischen Traumurlaubszielen ist Co-Working auf dem Vormarsch. Du möchtest Urlaub, Entspannung und Arbeit in Einklang bringen? Dann ist vielleicht ein Co-Working Space im costa-ricanischen Dschungel oder in einem Yoga-Retreat auf Bali das Richtige für dich. 

So kannst du Co-Working von der Steuer absetzen

Die Kosten für eine berufliche Tätigkeit im Co-Working-Space lassen sich von der Steuer absetzen. Anders als beim häuslichen Arbeitszimmer ist der Kostenabzug nicht begrenzt. Du kannst die Miete in voller Höhe als Werbungskosten (Arbeitnehmer*in) beziehungsweise Betriebsausgaben (Selbständige) geltend machen. Das gilt auch, falls du an verschiedenen Arbeitsplätzen tätig bist. Wenn du beispielsweise zu Hause ein Arbeitszimmer eingerichtet hast und dich ab und zu im Co-Working-Space einmietest, kannst du die Miete für den Co-Working-Arbeitsplatz und bis zu 1.250 Euro jährlich für das heimische Arbeitszimmer geltend machen. 

Auch die Fahrtkosten zum Co-Working-Arbeitsplatz sind über die Pendlerpauschale steuerlich abzugsfähig. Grundsätzlich gilt, dass Arbeitnehmer und Selbständige für die Fahrt zur ersten Tätigkeitsstätte die Entfernungspauschale geltend machen dürfen, und zwar unabhängig vom gewählten Verkehrsmittel. Das heißt: Sogar wenn du zu Fuß gehst, kannst du 30 Cent pro Entfernungskilometer für die einfache Strecke von der Steuer absetzen. Seit 2021 gilt für längere Arbeitswege sogar ein Satz von 35 Cent ab dem 21. Kilometer. 

Video: Was ist eigentlich ... Co-Working?

Klicken Sie hier, um die Inhalte von YouTube anzuzeigen.

Meine Zustimmung kann ich jederzeit unter Datenschutz widerrufen.

© Bundesministerium für Arbeit und Soziales 

Wenn der Co-Working-Space nicht deine erste Betriebsstätte ist, gibt es noch mehr steuerliche Vorzüge. Denn dann gilt der Aufenthalt als Dienstreise und du kannst deine Aufwendungen als Reisekosten geltend machen. Als erste Betriebsstätte gilt der Ort, wo du mehr als ein Drittel deiner regelmäßigen Arbeitszeit verbringst. Wenn du also nur gelegentlich in einem Co-Working-Space arbeitest, kannst du 

  1. die Anfahrt mit dem eigenen Pkw mit der Entfernungspauschale für die tatsächlich gefahrenen Kilometer (also Hin- und Rückfahrt statt einfacher Strecke) und  
  2. deinen Verpflegungsmehraufwand (14 Euro pro Tag bei Aufenthalt am Co-Working-Arbeitsplatz von mehr als 8 Stunden) ansetzen.

Wie hat dir der Artikel gefallen?

4

Das könnte Sie auch interessieren: