Prozent und Prozentpunkte: Das ist der Unterschied – ganz einfach erklärt
Mal wieder Wahlabend. Und mal wieder sausen die Moderator*innen im Fernsehen mit ihren Händen über Balken und Tortendiagramme, jonglieren mit Daten, reihen eine Analyse an die andere. Und mittendrin immer neue Zahlen, wie viel eine Partei gewonnen oder verloren hat. Dabei nennen es die Moderator*innen mal Prozente, mal Prozentpunkte. Ist das etwa dasselbe? Oder gibt es da einen Unterschied? Und wenn ja, welchen? Die KlarMacher machen Sie fit für den nächsten Wahlabend – und für alle anderen Prozentangaben.
Themen in diesem Artikel
- Prozentrechnungen: Der Gesamtwert ist immer 100
- Prozente: Vorsicht, Falle!
- Prozentpunkte: Für Verschiebungen innerhalb einer Prozentskala
Prozentrechnungen: Der Gesamtwert ist immer 100
Das Wort Prozent kommt vom lateinischen „per centum“, das heißt übersetzt „von Hundert“. Warum? Weil Prozente den Anteil an einer Gesamtmenge angeben. Und diese Gesamtmenge ist immer 100 Prozent – egal, ob es sich bei der Gesamtmenge um 80 Euro, 6 Kilo Äpfel oder zwei Millionen Fahrzeuge handelt. Schon können wir verschiedene Anteile in Prozent ausrechnen:
- Nehmen wir an, Ihr Lohn beträgt 80 Euro pro Tag. Die bilden in unserer Beispielrechnung also den Gesamtwert von 100 Prozent. Wenn Sie 25 Prozent Steuern zahlen müssen, werden Ihnen 20 Euro abgezogen.
- Sie haben mit einem Freund oder einer Freundin gemeinsam 6 Kilo Äpfel gepflückt. Diesmal sind also die 6 Kilo Äpfel 100 Prozent. Die Äpfel teilen Sie gleichmäßig, jede*r bekommt 3 Kilo – also 50 Prozent.
- In einem Land werden insgesamt zwei Millionen Fahrzeuge pro Jahr verkauft. 500.000 davon sind von der Marke „Traumauto“. Das bedeutet, Traumauto hat in diesem Land einen Marktanteil von einem Viertel, sprich 25 Prozent – gemessen an den 100 Prozent des Gesamtmarkts von zwei Millionen Fahrzeugen.
Das Problem: Was ist, wenn es nicht um Euro, Äpfel oder Fahrzeuge geht, sondern um Prozente? Mit dieser Frage sind wir schon ganz nah beim Unterschied zwischen Prozent und Prozentpunkten.
Prozente: Vorsicht, Falle!
Für die nächste Rechnung macht unsere Beispielfirma von gerade eben einen mächtigen Sprung nach vorn:
In dem einen Jahr hat die Firma Traumauto noch einen Marktanteil von 25 Prozent. Im nächsten Jahr schafft sie einen Marktanteil von 50 Prozent. Frage: Um wie viele Prozent ist der Marktanteil gestiegen?
Gucken Sie ruhig noch einmal auf die Zahlen und rechnen Sie nach.
Ist Ihre Antwort: um 25 Prozent?
Dann liegen Sie leider falsch. Denn mit Prozenten ist es dasselbe wie bei unseren Beispielen mit Euro, Äpfeln und Fahrzeugen. Der Ausgangswert beim Traumauto war 25 Prozent. Wenn der Marktanteil von Traumauto im nächsten Jahr doppelt so hoch ist, ist er also nicht um 25 Prozent gestiegen, sondern um 100 Prozent.
Noch ein paar Beispiele:
- Wenn die Zinsen von 2 auf 4 Prozent steigen, dann werden die Aufschläge bei einem Kredit nicht um 2 Prozent teurer, sondern um 100 Prozent.
- Wenn eine Partei von einer Wahl zur nächsten von 10 Prozent der Wahlstimmen auf 15 Prozent klettert, hat sie nicht etwa 5 Prozent dazugewonnen. Sondern sie hat noch einmal die Hälfte ihres bisherigen Stimmenanteils drauflegen können, sprich 50 Prozent.
- Im Jahr 2000 griffen noch rund 20 Prozent der Deutschen täglich zur Zigarette. Im Jahr 2025, so die Prognosen, sollen es nur etwa 15 Prozent sein. Ein Rückgang von 5 Prozent? Nein, sondern um ein Viertel, also um 25 Prozent.
Die Falle ist stets dieselbe: Wer eine prozentuale Verschiebung ausrechnen will, muss immer den Ausgangswert als 100 Prozent betrachten. Das gilt auch, wenn der Ausgangswert wie in unseren Beispielen 2 Prozent, 10 Prozent und 20 Prozent lautet.
Prozentpunkte: Für Verschiebungen innerhalb einer Prozentskala
Blicken wir noch ein weiteres Mal auf unsere Beispielfirma Traumauto, die den Marktanteil aus ihrer Sicht um 100 Prozent steigern konnte. Wie aber können wir es ausdrücken, dass der Marktanteil von 25 auf 50 Prozent gestiegen ist? Ganz einfach: Hier kommen die Prozentpunkte ins Spiel. Sie geben Verschiebungen innerhalb einer Prozentskala an (in diesem Fall den Anteil am Gesamtmarkt der verkauften Autos). Also: Der Marktanteil von Traumauto ist um 25 Prozentpunkte gestiegen.
Sehen wir uns jetzt noch einmal die Beispiele aus dem vorigen Kapitel an:
- Die Zinsen steigen von 2 auf 4 Prozent? Das bedeutet, sie liegen dann zwei Prozentpunkte höher.
- Eine Partei erhält erst 10 Prozent, dann 15 Prozent der Wahlstimmen? Dann ist ihr Stimmenanteil um 5 Prozentpunkte gestiegen.
- Der Anteil der Raucher*innen sinkt von 20 auf 15 Prozent der Bevölkerung? Dann sinkt er um 5 Prozentpunkte.
Wenn Sie darauf achten, werden Sie feststellen: Selbst Politiker*innen oder Fernsehmoderator*innen sind bei der Frage „Prozent oder Prozentpunkte“ nicht immer ganz sattelfest. Vor allem heißt es oft Prozente, wo eigentlich Prozentpunkte gemeint sind. Doch Sie können solche Fehler jetzt ganz schnell aufdecken.
War der Inhalt für dich hilfreich?
Teile den Artikel: