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Bildungsurlaub beantragen: So geht’s – und so läuft das mit den Kosten

von Thorsten Schierhorn, 15.03.2022

Zum Italienischkurs an die Riviera? Zum Anti-Stress-Training in die bayerischen Alpen? Reden Sie doch mal mit Ihrem Chef darüber! Der muss Ihnen dazu nämlich frei geben. Denn zusätzlich zu Ihrem normalen Urlaub haben Sie in (fast) allen Bundesländern Anspruch auf Bildungsurlaub. Wie Sie den beantragen und wie das Ganze finanziell geregelt wird, lesen Sie hier.

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Auf den Punkt

Auf den Punkt

  • Bildungsurlaub ist ein Sonderurlaub, in dem sich Arbeitnehmer*innen beruflich weiterbilden können.
  • Er wird zusätzlich zum regulären Urlaub gewährt.
  • In allen Bundesländern außer Sachsen und Bayern besteht auf Bildungsurlaub ein gesetzlicher Anspruch.
  • Die Kosten für Kurse und Seminare im Rahmen des Bildungsurlaubs müssen Arbeitnehmer*innen selbst zahlen, ebenso Anreise und Unterkunft.

Was ist Bildungsurlaub überhaupt?

Bildungsurlaub sind bezahlte Urlaubstage, die Ihr Arbeitgeber Ihnen zusätzlich zum vertraglich vereinbarten Urlaub gewähren muss, damit Sie sich in dieser Zeit beruflich weiterbilden können. Diese Weiterbildung kann, muss aber nicht direkt etwas mit Ihrem ausgeübten Beruf zu tun haben. 

Sie können zum Beispiel als Industriekauffrau einen Französischkurs belegen oder als Verwaltungsangestellter ein Yoga-Seminar zur Stressreduzierung machen. Hauptsache, die neuen Kenntnisse bringen Ihnen im (Berufs-)Leben irgendeinen Nutzen. Auch politische Weiterbildung ist als Bildungsurlaub möglich. Damit keine Diskussionen aufkommen, welche Bildungsangebote sinnvoll sind und welche nicht, hat fast jedes Bundesland eine Datenbank mit anerkannten Kursen und Seminaren.

Und wer trägt die Kosten? Bezahlen müssen Sie die Weiterbildungsmaßnahme selbst. Das gilt auch für die An- und Abreise sowie gegebenenfalls den Aufenthalt vor Ort. Ihr Gehalt bekommen Sie während dieser Zeit aber weiter. 

Bildungsurlaub: Diese Voraussetzungen müssen erfüllt sein

Bildungsurlaub: Diese Voraussetzungen müssen erfüllt sein

Um Bildungsurlaub machen zu können, müssen nur wenige Voraussetzungen erfüllt sein. Sofern Sie nicht in Bayern oder Sachsen arbeiten, haben Sie als Arbeitnehmer*in auf jeden Fall Anspruch darauf. Allerdings erst nach einer bestimmten Frist. Je nach Bundesland müssen Sie mindestens sechs oder zwölf Monate bei Ihrem Arbeitgeber beschäftigt sein. Länderspezifisch geregelt ist auch ein möglicher Bildungsurlaub für Auszubildende und Beamt*innen. Welche Länder-Regelung im Einzelfall gilt? Das hängt ab vom Ort der Arbeitsstelle und nicht von Ihrem Wohnort.

Wie viel Bildungsurlaub steht mir zu?

Bildungsurlaub ist Ländersache. Doch keine Angst: Was sich nach einem unüberschaubaren Flickenteppich anhört, ist relativ einheitlich geregelt. Bildungsurlaub (auch Bildungsfreistellung oder Bildungszeit genannt) müssen Arbeitgeber in allen Bundesländern mit Ausnahme von Sachsen und Bayern gewähren. Die Zahl der Tage, die Sie zu Weiterbildungszwecken freinehmen können, ist in diesen Ländern überall gleich: Es sind fünf Tage pro Jahr – beziehungsweise zehn Tage in zwei Jahren – die Sie frei einteilen können. 

Einzige Ausnahme bildet das Saarland. Dort muss der Arbeitgeber sechs Tage Bildungsurlaub pro Jahr gewähren. Der Haken daran: Ab dem dritten Tag müssen Sie für die Hälfte der Zeit „arbeitsfreie Zeit“ einbringen. Das sind reguläre Urlaubstage, Wochenenden oder Feiertage. Oder Sie müssen diese Zeit durch Überstunden „nacharbeiten“.

Eine Gruppe ,acht Yoga-Übungen
© istock/Koh Sze Kiat/2021  Auch Yoga gilt als Bildungsurlaub, weil es allgemein die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit fördert.

Wie kann ich Bildungsurlaub beantragen?

Beim Antrag auf Bildungsurlaub kann es je nach Bundesland leichte Abweichungen geben, etwa bei den Fristen, die Sie und der Arbeitgeber dabei einhalten müssen. Im Großen und Ganzen funktioniert die Sache aber immer so:

  • Informieren Sie sich, welche Bildungsangebote für Sie infrage kommen. Anerkannte Kurse und Seminare finden Sie im Internet auf den entsprechenden Seiten der Bundesländer oder zum Beispiel auf kursfinder.de oder bildungsurlauber.de.
  • Melden Sie sich beim jeweiligen Veranstalter an. Er schickt Ihnen dann die Unterlagen, die Sie für den Antrag auf Bildungsurlaub beim Arbeitgeber benötigen.
  • Reichen Sie den Antrag so früh wie möglich beim Arbeitgeber ein. Wenn er ihn genehmigt, können Sie den Bildungsurlaub antreten. Reagiert er innerhalb einer bestimmten Frist nicht (meist zwei bis drei Wochen), gilt der Antrag ebenfalls als genehmigt. Lehnt Ihr Chef den Antrag ab, weil „dringende betriebliche Belange“ dagegen sprechen, suchen Sie einen Ersatztermin oder lassen Sie sich fachkundig beraten, zum Beispiel vom Betriebsrat.
  • Während des Bildungsurlaubs sind Sie verpflichtet, an dem gebuchten Kurs oder Seminar teilzunehmen. Darüber bekommen Sie auch eine Bestätigung. Die reichen Sie nach dem Urlaub bei Ihrem Arbeitgeber ein. Den Spanischkurs an der Costa del Sol buchen und dann die zusätzlichen freien Tage am Strand verbringen, läuft also nicht. Wohl aber sind seit der Corona-Pandemie auch Online Kurse möglich. 
Eine Arbeiterin und ein Arbeiter in einem Werk diskutieren über ein Schriftstück.
© istock/Yoyo/2020  Viele Unternehmen geben zu den Kosten eines Bildungsurlaubs etwas hinzu.

Gibt es Zuschüsse zum Bildungsurlaub?

Manche Arbeitnehmer*innen fragen sich: Wer zahlt den Bildungsurlaub, wenn ich ihn mir finanziell nicht leisten kann? Einige Unternehmen gewähren in der Tat Zuschüsse zu den Kosten eines Bildungsurlaubs. Verpflichtet sind sie dazu aber nicht. Erkundigen Sie sich am besten in der Personalabteilung, wie Ihr Arbeitgeber das handhabt. 

Ein Programm des Bundesbildungsministeriums, das eine Beteiligung an 50 Prozent der Weiterbildungskosten vorsah, ist leider Ende 2021 ausgelaufen. Nordrhein-Westfalen bietet für einige Maßnahmen aber noch einen so genannten Bildungsscheck in Höhe von 50 Prozent an. Voraussetzung ist ein Einkommen zwischen 20.000 und 40.000 Euro im Jahr.

Außerdem schießen einige gesetzliche Krankenkassen ihren Mitgliedern bis zu 75 Euro für einen Bildungsurlaub zu, wenn sich die Weiterbildung um gesundheitliche Themen dreht – also zum Beispiel um Ernährungsfragen oder Entspannungstechniken. Immerhin: Die Ausgaben für Bildungsurlaub können Sie in voller Höhe von der Steuer absetzen. So holen Sie sich zumindest einen Teil der Kosten vom Staat zurück.

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