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Wissenschaft küsst Praxis: Alles über das duale Studium

von Thorsten Schierhorn, 24.10.2022

Erst vom Hörsaal in die Bibliothek, dann Bücher wälzen und lernen für die Zwischenprüfung: Im Studium können Sie sich ausgiebig mit Ihren Lieblingsthemen befassen – aber sind vom beruflichen Alltag weit weg. Nicht so bei einem dualen Studium. Da bekommen Sie akademische Weihen und Berufspraxis in einem. Und sogar schon ein erstes Gehalt. Aber was für duale Studiengänge gibt es eigentlich, wie kommen Sie an einen Arbeitgeber und wie viel kann man da verdienen? Die KlarMacher haben die Antworten.

Themen in diesem Artikel

Was genau ist ein duales Studium?

Duales Studieren gibt es bereits seit den 1970er-Jahren, seit den 2000ern erlebt dieses Studienmodell einen deutlichen Aufwärtstrend. Den Unterschied zum normalen Studium verrät schon der Name: „Dual“ steht für „zwei Möglichkeiten“ oder „zwei Wege“. Konkret heißt das, dass Sie an der Uni studieren und gleichzeitig in einem Unternehmen arbeiten. Wie die Theorie- und Praxiszeiten verteilt sind, ist je nach Modell unterschiedlich. In manchen Studiengängen wechseln Sie tageweise zwischen Hörsaal und Job, in anderen wöchentlich. Auch Uni- und Praxisphasen in längeren Blöcken sind möglich. Folgende Modelle gibt es:

  • Ausbildungsintegrierendes duales Studium: Hier machen Sie eine Ausbildung in einem Unternehmen und studieren gleichzeitig an der Uni – am Ende haben Sie zwei Abschlüsse in der Tasche.
  • Kooperatives oder praxisintegrierendes duales Studium: Hier sind Sie nicht als Azubi, sondern als Praktikant*in oder normale*r Arbeitnehmer*in bei Ihrem Praxispartner angestellt – am Ende haben Sie „nur“ einen Hochschulabschluss.
  • Berufsintegrierendes duales Studium: Sie haben bereits eine Ausbildung hinter sich und arbeiten in einem Unternehmen. Mit einem dualen Studium bilden Sie sich weiter und eröffnen sich neue Karrierechancen. Die Arbeitszeit wird entsprechend reduziert. Mit einem Meisterbrief oder Berufsabschluss plus dreijähriger Berufstätigkeit können Sie an einigen Universitäten sogar ohne Abitur oder Fachabitur dual studieren.
  • Berufsbegleitendes duales Studium: Auch hier arbeiten Sie bereits in einem Unternehmen, und zwar in Vollzeit. Das Studium absolvieren Sie parallel dazu in einem Abend- oder Fernstudium.

Die meisten Unis haben feste Unternehmen als „Praxispartner“ für das duale Studium. Einfach an der Uni einschreiben ist also nicht. In der Regel müssen Sie zuerst einen geeigneten Arbeitgeber finden (wenn Sie nicht schon einen haben) – mit dem unterschriebenen Ausbildungsvertrag können Sie sich dann an der Uni einschreiben. Die Praxispartner bieten regelmäßig freie Stellen für dual Studierende an – in den üblichen Jobbörsen wie beispielsweise Stepstone oder indeed, aber auch auf Fachportalen wie Wegweiser Duales Studium

Grundsätzlich ist es möglich, ein duales Studium auch mit einem Arbeitgeber zu absolvieren, der bislang nicht als Partner bei der Uni gelistet ist. Das müssen Sie aber unbedingt vorher abklären! Bei einigen wenigen, meist privaten Hochschule läuft es übrigens auch andersherum: Hier müssen Sie sich für ein duales Studium bewerben und häufig eine Aufnahmeprüfung bestehen, dann bekommen Sie automatisch einen Ausbildungsvertrag mit dem Praxispartner.

Lächelnde duale Studentin mit Unterlagen unter dem Arm im Uniflur
© istock/gpointstudio/2015  Über 100.00 Studierende in Deutschland nutzen bereits die Kombi aus Studium und Beruf.

Was sind die Vorteile des dualen Studierens?

Egal, nach welchem Modell Sie studieren: Die Kombination aus Lernen und Praxis hat dem „normalen“ Studium einiges voraus:

  • Sie sammeln schon während der Uni-Zeit wertvolle praktische Erfahrungen. Durch die Anwendung können Sie das Gelernte besser verinnerlichen und gegebenenfalls anpassen.
  • Ihr erprobtes Wissen macht Sie für potenzielle künftige Arbeitgeber interessant – interessanter vielleicht als Hochschulabsolvent*innen ohne praktische Kenntnisse.
  • Sie bekommen ein Gehalt von Ihrem Ausbildungspartner. Kein Vermögen, aber gutes Geld, mit dem sich prima das Studium finanzieren lässt.

Mögliche Nachteile eines dualen Studiums

Grundsätzlich hat das duale Studieren viele Vorteile. Sie müssen sich aber bewusst sein: Das Pendeln zwischen zwei Welten kann und wird anstrengend sein. Je nach Branche müssen Sie eventuell Schicht- oder Wochenenddienste und Überstunden leisten, auch in den Semesterferien – gerade im sozialen Bereich und der Gastro- oder Eventbranche. Zusätzlich müssen Sie für die Uni lernen und Arbeiten schreiben. Ein „Studentenleben“ mit Partys, wie man es sich landläufig vorstellt, bleibt da häufig auf der Strecke. Zudem prallen eventuell unterschiedliche Anforderungen, Anschauungen und Arbeitsweisen aufeinander: Es kann sein, dass Sie im Studium etwas lernen, das im Betrieb ganz anders gehandhabt wird. 

Eine Physiotherapeutin beugt das Bein einer Patientin
© istock/Ziga Plahutar/2019  Während eines dualen Studiums können Sie Gelerntes gleich praktisch umsetzen – zum Beispiel als Physiotherapeut*in.

Von A wie Accounting bis Z wie Zoll: Welche dualen Studiengänge gibt es?

Das Angebot an dualen Studiengängen in Deutschland wird immer größer. Ende November 2019 gab es laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BBIB) exakt 1.662 duale Studiengänge in Deutschland, und zwar in den unterschiedlichsten Branchen. Ob Banker-Karriere oder soziale Arbeit, Eventmanagement oder öffentlicher Dienst: Vieles ist möglich. 

FachrichtungMögliche Studiengänge (Auswahl)Beliebte Arbeitgeber (Auswahl)
BWL, Finanzen und ManagementBWL, Accounting & Controlling, Management & Finance/Handel/Hotellerie, Finanzwirt (Steuer), Vermögensmanagement, Baumanagement, Wirtschaftsrecht, JuraBanken, Versicherungen, Hotel- und Gastrogewerbe, Eventbranche, Konzerne, Logistikunternehmen, Energieversorger
Gesundheit und FitnessPhysio- oder Ergotherapie, Ökotrophologie, Hebammenkunde, Sportmanagement, Pharmazie, Medizintechnik, Health-ManagementKrankenkassen, Reha- und Gesundheitszentren, Kliniken, soziale Einrichtungen, Pharma-Unternehmen, Fachmedien, Medizintechnik-Hersteller
Informatik/ITMaschinenbau, Bauingenieurwesen, Elektro- oder Fahrzeugtechnik, Architektur, Mathematik, Vertriebs- oder WirtschaftsingenieurwesenAutobauer, Schifffahrts- und Flugzeugbranche, Bauunternehmen, Telefonanbieter, Tech-Firmen, Bundeswehr, Energieversorger
Ingenieurwesen und TechnikMaschinenbau, Bauingenieurwesen, Elektro- oder Fahrzeugtechnik, Architektur, Mathematik, Vertriebs- oder WirtschaftsingenieurwesenAutobauer, Schifffahrts- und Flugzeugbranche, Bauunternehmen, Telefonanbieter, Tech-Firmen, Bundeswehr, Energieversorger
Medien und KommunikationJournalismus, digitale Medien, Grafikdesign, MedienmanagementMarketingagenturen, Online- und Printmedien, öffentliche Einrichtungen
Soziale Arbeit und PädagogikSozialpädagogik, Soziale Arbeit, Soziales ManagementKindergärten, Jugendzentren, Alten- und Pflegeheime, Obdachloseneinrichtungen, Behörden
Tourismus und EventEvent-, Messe-, Kongressmanagement, Culinary Management, BWL, Flugsicherheit (Fluglotse)Messen, große Hotel- und Gastrobetriebe, Veranstalter, Deutsche Flugsicherung, Reisekonzerne
Verwaltung und öffentlicher DienstPublic Administration, Soziale Arbeit, Jura oder BWLPolizei, Zoll, Finanzamt, Deutsche Bahn, Deutsche Post, Telekom, Bundeswehr, kommunale Verwaltung, Bundesbehörden

Welche Unis bieten ein duales Studium an?

Die Auswahl an Hochschulen mit dualen Studiengängen ist ansehnlich: 250 Universitäten und Hochschulen in allen Bundesländern bieten mittlerweile die Kombi aus Theorie und Praxis an (eine Liste finden Sie auf duales-studium.de). Bei einigen ist auch ein Fernstudium möglich. Freie Plätze sind jedoch häufig rar, denn die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot. Die Zahl der Praxispartner steigt aber – genau wie die der dualen Studiengänge und der dual Studierenden – seit Jahren deutlich:

JahrAnzahl dualer StudiengängeAnzahl KooperationsunternehmenAnzahl dual Studierender
200451218.16840.982
200971226.12148.796
2014*150541.46694.723
2019*166251.060108.202

Quelle: AusbildungPlus-Datenbank des BBIB (Stand: 2019); *Werte beziehen sich ausschließlich auf Studiengänge für die Erstausbildung

Duales Studium an der IUBH

Neben den traditionellen Unis bietet die IUBH Internationale Hochschule ein sehr breit gefächertes Angebot an dualen Studiengängen. An 28 Standorten in Deutschland können Sie in nahezu jedem Fachbereich einen Bachelor- oder Masterabschluss machen – per Online- oder Präsenzstudium, in Teil- oder Vollzeit.

Klicken Sie hier, um die Inhalte von YouTube anzuzeigen.

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© Copyright: IUBH Duales Studium 

Bewerbung: Wo und wie funktioniert das?

Ohne einen Ausbildungsvertrag können Sie sich in der Regel nicht für ein (ausbildungsintegrierendes) duales Studium einschreiben. Nur wo sollen Sie sich bewerben? Folgende Überlegungen sind hilfreich: 

  • Was genau wollen Sie studieren? 
  • Gibt es eine Hochschule, an die Sie unbedingt wollen, wegen des Studieninhalts oder auch des Wohnorts? Dann erkundigen Sie sich, mit welchen Praxispartnern die Uni zusammenarbeitet und bewerben Sie sich dort.
  • Wollen Sie bei einem bestimmten Unternehmen die Ausbildung machen? Bewerben Sie sich – und schreiben Sie sich mit dem Ausbildungsvertrag an der Partner-Uni ein.

Bewerbung: Anschreiben, Tipps und Muster

Damit Sie letzten Endes einen Vertrag in den Händen halten, müssen Sie den potenziellen Arbeitgeber zunächst mit einem perfekten Bewerbungsschreiben auf sich aufmerksam machen. Viele Unternehmen nehmen Bewerbungen mittlerweile auch oder sogar ausschließlich online entgegen – meist als PDF, in dem alle Elemente (das Anschreiben, der Lebenslauf und Zeugnisse, eventuell ein Motivationsschreiben) zu einem Dokument zusammengefügt sind. Doch ob in Papierform oder digital, die Regeln sind dieselben. Folgende Tipps sollten Sie beherzigen:

  • Der erste Eindruck ist bekanntlich der entscheidende. Eine klare, saubere Form ist deshalb ein absolutes Muss, genau wie eine fehlerfreie Rechtschreibung. Achten Sie auch darauf, dass Firmenname und Ansprechperson korrekt sind. 
  • Führen Sie an, wie Sie auf die Stelle aufmerksam geworden sind, was Sie daran reizt und warum genau Sie der oder die Richtige dafür sind. Gehaltsvorstellungen sollten Sie nur nennen, wenn ausdrücklich danach gefragt wird. 
  • Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr, formulieren Sie möglichst auf den Punkt.
  • Je nach Branche muss das Anschreiben streng formal sein oder kann auch kreativer ausfallen.

Muster für Bewerbungsschreiben für viele unterschiedliche Berufsgruppen finden Sie beispielsweise auf bewerbung.net oder bewerbung.co. Auch die Bundesagentur für Arbeit bietet Tipps und eine Checkliste.

Eine junge Frau im Bewerbungsgespräch bei einem Partnerunternehmen für das duale Studium
© istock/Pekic/2017  Ein perfektes Bewerbungsschreiben ist Voraussetzung für die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch.

Gehalt: Was verdienen dual Studierende?

Bei den Gehältern verhält es sich im dualen Studium wie bei gewöhnlichen Ausbildungsplätzen: Je nach Branche, Arbeitgeber und Wohnort variieren sie stark. Laut der Übersicht über Azubi-Gehälter in rund 170 Berufen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BBIB) reicht die Spanne im ersten Ausbildungsjahr von etwa 500 bis rund 1.000 Euro brutto, im dritten Jahr von etwa 700 bis gut 1.400 Euro brutto. Steuern und Sozialabgaben werden hier noch abgezogen; viele Arbeitgeber schlagen aber Zusatzleistungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld auf.

Generell gilt: Im Westen gibt es mehr Geld als im Osten, und große Konzerne zahlen meist mehr als mittelständische Betriebe. Auch die Branche spielt eine nicht unerhebliche Rolle. Jobs in Industrie und Wirtschaft werden in der Regel besser bezahlt als beispielsweise solche im Event- oder Pflegebereich.

Duales Studium bei der Hanseatic Bank

Auch die Hanseatic Bank ist Praxispartnerin für duale Studiengänge. Vier Fachrichtungen sind möglich:

  • Business Administration (Studium an der Hamburg School of Business Administration, kurz HSBA)
  • Business Informatics (ebenfalls Studium an der HSBA)
  • Wirtschaftsrecht (Studium an der FOM Hochschule Hamburg)
  • Marketing & digitale Medien (ebenfalls Studium an der FOM Hochschule Hamburg)

Mehr Details finden Sie auf dieser Seite.

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