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Studium finanzieren: Diese Möglichkeiten gibt es

von Tanja Viebrock, 11.10.2022

Machen wir uns nichts vor: Studieren kostet eine Menge Geld, selbst wenn man nicht auf eine teure Privatuni geht. Auch das Studium an einer staatlichen Hochschule muss man sich erst einmal leisten können. Während Azubis von Anfang an zumindest ein wenig Geld verdienen, zahlen Studenten für ihre Ausbildung erst einmal drauf. Semesterbeitrag, Wohnen, Essen und vielleicht auch noch ein bisschen Leben wollen bezahlt werden. Die KlarMacher zeigen, wie Sie ein Studium finanzieren, ohne den Eltern auf der Tasche zu liegen.

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Was kostet ein Studium überhaupt?

Um eine Finanzierung vernünftig planen zu können, sollte man wissen, wie viel Geld man überhaupt braucht. Natürlich hängt es immer von den jeweiligen Umständen ab, wie viel ein Studium kostet: Wer in Kassel studiert, braucht in der Regel weniger Geld fürs Wohnen als Studenten, die ein Zimmer in München bezahlen müssen. Und auch bei den Semesterbeiträgen gibt es große Unterschiede: Während Studierende an der Universität Erlangen-Nürnberg nicht einmal 130 Euro pro Semester zahlen, müssen ihre Studienkollegen an der Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität knapp das Dreifache berappen. (Stand: Sommersemester 2021).

Durchschnittlich 819 Euro haben Studierende in Deutschland im Jahr 2016 pro Monat für Miete, Lebenshaltung und Freizeitgestaltung ausgegeben. Auf die Zahl kam die 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks. Die Folgestudie ist noch in Arbeit – doch günstiger dürfte das Studentenleben seitdem nicht geworden sein. Für ein Studium von 10 Semestern können Sie also grob mit Kosten von knapp 50.000 Euro rechnen.

Student arbeitet am Schreibtisch in seinem Wohnheimzimmer
© istock/SeanZeroThree/2017  Selbst wenn das Studentenleben alles andere als luxuriös ist, kostet es doch einiges an Geld.

 

Eine stolze Summe, keine Frage. In den meisten Fällen rechnet sich die Investition auf lange Sicht aber, denn Uni-Absolventen verdienen später meist deutlich besser. Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ifo aus dem Jahr 2017 ist ihr Einkommen aufs gesamte Arbeitsleben gesehen im Schnitt satte 65 Prozent höher als das derjenigen, die eine Ausbildung absolviert haben. In Zahlen sind das rund 390.000 Euro. Der Aufwand lohnt sich also, selbst wenn das Studium für Sie nicht ganz einfach zu finanzieren ist. Folgende Möglichkeiten haben Studenten:

1. BAföG: Geld vom Staat – aber nicht für jeden

Der Klassiker unter den Studienfinanzierungen: Mit dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (kurz: BAföG) will der Staat sicherstellen, dass sich auch Menschen aus weniger wohlhabenden Familien eine Ausbildung leisten können. Ob und in welcher Höhe die Leistung gezahlt wird, hängt vor allem vom Einkommen der Eltern ab und ob es Geschwister gibt, die sich ebenfalls noch in der Ausbildung befinden. Maximal sind 861 Euro möglich. (Stand: Februar 2021).

Die Pluspunkte beim BAföG: Die Hälfte des ausgezahlten Betrags ist ein Geschenk des Staates. Empfänger müssen nur 50 Prozent der erhaltenen Leistung zurückzahlen. Zinsen fallen nicht an und die Rückzahlungsmodalitäten sind relativ entspannt.

Der Haken: Relativ viel Papierkrieg – und zwar jedes Jahr aufs Neue. Außerdem wird BAföG nur während der Regelstudienzeit gezahlt.

Student füllt einen Antrag aus
© istock/damircudic/2019  Einen Studienkredit kann jeder Student beantragen, beispielsweise zur Finanzierung der Abschlussphase.

2. Studien- oder Bildungskredit: Schnell verfügbar, langfristige Folgen

Wer keinen Anspruch auf BAföG hat, kann sich das Geld fürs Studium auch bei einer Bank leihen. Als Student einen „normalen Kredit” zu bekommen ist schwierig. Die Banken wollen dafür meistens bestimmte Sicherheiten sehen, beispielsweise einen festen Job mit regelmäßigem Einkommen. Deshalb gibt es spezielle Studienkredite. Dabei wird der Darlehensbetrag in der Regel nicht auf einen Schlag ausgezahlt. Stattdessen erhalten Sie bei einem Studienkredit jeden Monat einen festen Betrag auf Ihr Konto überwiesen, oft liegt der Höchstbetrag bei 650 Euro pro Monat.

Video: KfW-Studienkredit: Alle Infos über Auszahlung und Rückzahlung

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© KfW Bankengruppe 

Bildungskredite wiederum können in der Regel erst in fortgeschrittenen Semestern abgeschlossen werden. Sie sind beispielsweise dazu gedacht, die Abschlussphase des Studiums zu finanzieren, wenn Sie aufgrund der Prüfungen weniger jobben können. Auch zur Finanzierung eines Auslandsaufenthaltes oder Praktikums können sie genutzt werden.

Was für einen Studien- oder Bildungskredit spricht: Ein solches Darlehen ist für jeden erhältlich, der studiert. Damit ist ein Studien- oder Bildungskredit oft die einzige Alternative, das Studium zu finanzieren, wenn kein Anspruch (mehr) auf BAföG besteht. Beispielsweise, weil die Regelstudienzeit überschritten wurde.

Nachteile: Abhängig von der Höhe der monatlichen Zahlungen und der Laufzeit können sich bis zum Ende des Studiums relativ hohe Schulden anhäufen, die auch noch verzinst werden. Die Zinsen für Studienkredite sind zwar vergleichsweise niedrig, aber trotzdem sorgt das in den ersten Jahren im Job oft für Rückzahlungsstress. Deshalb sollte ein Studienkredit nicht leichtfertig aufgenommen werden. Versuchen Sie den monatlichen Auszahlungsbetrag so gering wie möglich zu halten und den Kredit nur zum Aufstocken zu benutzen.

3. Elternunterstützung: Nicht jedermanns Sache

Studentin hält bei ihrer Abschlussfeier ein Schild mit der Aufschrift „Thanks Dad“, im Hintergrund der stolze Vater
© istock/fstop123/2018  Dass Eltern ihren Kindern das Studium finanzieren, ist keine Selbstverständlichkeit.

 

Rein rechtlich gesehen sind Eltern dazu verpflichtet, ihre Kinder während der ersten Ausbildung finanziell zu unterstützen. Viele Studierende haben also Anspruch auf Unterhalt. Wie hoch dieser ausfällt, hängt vor allem vom Einkommen der Eltern ab. Die Beträge beim Kindesunterhalt orientieren sich an der sogenannten Düsseldorfer Tabelle. Wenn die Eltern die finanzielle Unterstützung im Studium verweigern, kann der Unterhalt theoretisch sogar eingeklagt werden. Aber gegen die eigenen Eltern vor Gericht ziehen? Das ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Und mancher Studierende möchte seinen Eltern auch einfach nicht auf der Tasche liegen.

Deal zur Güte: Für studierende Kinder kann bis zu deren 25. Geburtstag ein Kindergeldanspruch bestehen. Bekommen die Eltern Kindergeld, ist es ein fairer Deal, den Betrag ans Kind weiterzureichen. Abhängig von der Anzahl der Geschwister sind das immerhin 204 bis 235 Euro pro Monat. Davon lässt sich schon ein Viertel der durchschnittlichen Lebenshaltungskosten bestreiten.

4. Stipendien: Auch ohne Top-Noten möglich

Junge Frau liest Brief mit Stipendiumszusage und freut sich
© istock/fizkes/2018  Ein Stipendium zu erhalten, ist gar nicht so aussichtslos wie viele Studenten denken.

 

Ein Stipendium als Möglichkeit der Studienfinanzierung haben viele gar nicht auf dem Zettel. Vermutlich, weil sie davon ausgehen, dass sie eh keine Chance darauf haben. Dabei braucht es gar nicht zwingend ein Einser-Abi oder andere überdurchschnittliche Leistungen, um als Student Zuschüsse zu erhalten. Förderungsmöglichkeiten gibt es beispielsweise auch für: 

  • Studierende mit besonderem sozialen oder kirchlichem Engagement
  • studierende Mütter
  • Arbeiterkinder
  • Waisen
  • Studenten mit Migrationshintergrund

Es gibt unzählige solcher Förderungsmöglichkeiten in Deutschland. Dementsprechend unterschiedlich fallen auch die jeweiligen Leistungen aus. Bei manchen Stipendien sind über 800 Euro drin, andere zahlen nur Zuschüsse für Bücher oder Arbeitsmaterialien. Einen guten Überblick bieten speziellen Informationsportale im Internet, beispielsweise der Stipendienlotse des Bildungsministeriums.

Video: Studieren mit Stipendium ist der Jackpot!

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Viel Licht, wenig Schatten! Besser als mit einem Stipendium kann man sein Studium kaum finanzieren. Denn das Geld muss nicht zurückgezahlt werden und man muss vergleichsweise wenig dafür tun, wenn man die Bewerbung hinter sich gebracht hat. Einziger Haken: Nicht jeder bekommt eins. Viele Geldgeber fordern zudem bestimmte Leistungsnachweise. Aber die will man im Normalfall ja eh erbringen.

5. Nebenjob: Im Idealfall gut für Geldbeutel und Karriere

Junge Studentin bearbeitet an einem Büroarbeitsplatz Akten
© istock/sturti/2013  Ein inhaltlich relevanter Studentenjob bringt nicht nur Geld, sondern auch Karriereoptionen.

 

Ohne Nebenjob geht es in vielen Fällen nicht: Die Mehrheit der Studierenden arbeitet nebenbei noch. Natürlich ist es anstrengend, Studium und Nebenjob unter einen Hut zu bringen. Doch der Stress lohnt sich oft nicht nur in finanzieller Hinsicht. Mit einem Job, der inhaltlich mit dem Studium oder dem angestrebten Beruf zu tun hat, kann man nach dem Abschluss bei vielen Unternehmen punkten. Manchmal ergibt sich aus einem Studentenjob sogar die erste Festanstellung nach dem Studium. 

Wichtig beim Jobben: Wer zu viel verdient, muss mit Abzügen rechnen. Bei Minijobs auf 450-Euro-Basis und kurzfristigen Beschäftigungen in den Semesterferien, die auf drei Monate oder 70 Tage pro Jahr beschränkt sind, gibt es in der Regel keinen Stress wegen Sozialversicherung und BAföG. Bis zu 5.421,84 Euro dürfen BAföG-Empfänger pro Jahr abzugsfrei hinzuverdienen, das sind gut 450 Euro im Monat (Stand: Wintersemester 2020/2021).

Video: Das sind die besten Nebenjobs der Welt!

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Wer sein Studium ohne BAföG finanzieren muss, für den kann sich ein Job mit höherem Verdienst lohnen. Dabei sollte man aber im Hinterkopf haben, dass ein jährliches Einkommen über dem Grundfreibetrag von 9.744 Euro versteuert werden muss (Stand: Februar 2021). Bei einem Verdienst von über 450 Euro monatlich werden außerdem Beiträge zur Renten- und Arbeitslosenversicherung abgezogen. 

Eine gute Alternative sind Werkstudentenverträge: Dabei fallen zwar Rentenversicherungsbeiträge an. Aber solange die maximale Stundenzahl (im Normalfall 20 pro Woche) nicht überschritten wird, müssen Werkstudenten auch bei einem monatlichen Verdienst von über 450 Euro keine Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung zahlen.

Fazit: Der Stress lohnt sich! Im besten Fall bringt ein Studentenjob nicht nur Geld in die Kasse, sondern Pluspunkte für den Lebenslauf oder erste Branchenkontakte, die sich nach dem Abschluss auszahlen. Und selbst wenn nicht: Irgendwie macht es – trotz allem Stress – ja auch Spaß, mal aus dem Uni-Trott rauszukommen und Geld zu verdienen.

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