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Studentenwohnheim oder WG: Was kostet wie viel? Wer passt wohin?

von Thorsten Schierhorn, 15.09.2022

Der Start eines Studiums ist der Start in ein neues Leben. Die meisten angehenden Akademiker*innen verlassen dafür erstmals das Elternhaus und suchen sich eine neue Bleibe. Auch für Sie geht es jetzt an die Uni? Und dabei wollen Sie mit Gleichgesinnten unter einem Dach wohnen? Das ist nicht nur geselliger, sondern auch günstiger. Zur Wahl stehen dann Studentenwohnheim und WG. Was Sie wobei beachten müssen, erfahren Sie hier.

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Zimmerpreise: Welche Kosten kommen auf mich zu?

Studentenwohnheime werden meistens vom jeweiligen Bundesland oder einer privaten Institution (Kirchen, Stiftungen, Rotes Kreuz) subventioniert. Entsprechend niedrig sind im Vergleich die Mieten. Je nach Studentenwohnheim gibt es verschiedene Unterkünfte: 

  • Am günstigsten – und häufigsten – sind Einzelzimmer auf einer Etage mit Gemeinschaftsküche, einem Bad und einem Gesellschaftsraum.
  • Als nächsthöhere Stufe gibt es Apartments mit mehreren Schlafzimmern. Das ist so ähnlich wie in einer Wohngemeinschaft.  
  • Wer es privater mag und mehr Geld zur Verfügung hat, mietet sich ein Einzelzimmer mit eigenem Bad und Küchenzeile. 

In kleineren Städten liegen die Mietpreise teilweise noch zwischen 150 und 300 Euro pro Zimmer im Studentenwohnheim, in den Metropolen ist die Preisspanne deutlich größer: Dort kostet ein Zimmer zwischen 200 und 700 Euro. 

Im Durchschnitt liegt die durchschnittliche monatliche Bruttowarmmiete in deutschen Wohnheimen vom Studentenwerk bei rund 260 Euro pro Unterkunft. Im BAföG-Höchstsatz beträgt die Wohnpauschale übrigens 360 Euro (Stand: September 2022). Immerhin: Die Zimmer sind in aller Regel möbliert. 

In einer klassischen Wohngemeinschaft – fast alle Studierenden nutzen nur die Abkürzung WG – dagegen sprengen die Preise schnell solche Rahmen: Der Durchschnittspreis für ein WG-Zimmer in einer deutschen Stadt liegt bei rund 420 Euro. In Kleinstädten wie Paderborn oder Halle sind zwar noch WG-Zimmer unter 300 Euro drin. In Metropolen dagegen kann ein Zimmer auch problemlos 500 bis 750 Euro kosten, teilweise werden sogar Preise jenseits der 1.000-Euro-Marke ausgerufen. (Stand: 2022) 

WG-Gruppe blickt skeptisch zu einem Bewerber
© iStock/M_a_y_a/2017  In Wohngemeinschaften entscheidet die Gruppe, wer einziehen darf und wer nicht.

Wie finde ich was?

Die Bewerbungsabläufe für ein Studentenwohnheim und WGs sind grundlegend verschieden.  

 Studentenwohnheim finden

Apartments in einem Studentenwohnheim sind ähnlich begehrt wie jeder andere Wohnraum in deutschen Städten. Wenn Sie sich eins ergattern wollen, steht Ihnen eine umfangreiche Prozedur bevor.

  • Erste Anlaufstelle für Bewerbende ist das jeweilige Studierendenwerk (manchmal auch Studentenwerk genannt) der Universitätsstadt beziehungsweise der Region. Dort finden Sie eine Übersicht der öffentlichen Wohnheime und die nötigen Informationen für Ihre Bewerbung. Sie haben es auf eine der drei deutschen Städte mit den meisten Student*innen abgesehen? Die folgenden Links führen zu den Wohnheim-Portalen der Studierendenwerke von Berlin, München und Köln.
  • Plätze in Wohnheimen privater Träger werden in der Regel nicht zentral über das Studierendenwerk vergeben, sondern es ist eine Bewerbung direkt beim Heim oder dem Träger notwendig.
  • Fast immer ist der Nachweis über das Studium in der jeweiligen Stadt notwendig, entweder durch die Immatrikulationsbescheinigung oder den Zulassungsbescheid. Speziell kirchliche Wohnheime erwarten darüber hinaus oft soziales gesellschaftliches Engagement oder verlangen ein Motivationsschreiben.
  • Bei manchen Wohnheimen ist auch eine Bewerbung mehrere Monate im Voraus und ohne vorliegende Zulassung möglich, zum Beispiel für Studienanfänger*innen.

WG finden

Aushänge und Angebote für WG-Zimmer findet man jederzeit. Noch einige mehr findet man gegen Semesterende, manche WG-Bewohner*innen das Studium beendet haben und ausziehen. Im Internet gibt es spezialisierte Portale wie wg-gesucht.de und wg-suche.de. Aber auch der Blick auf Aushänge an der Uni oder in Geschäften und Cafés kann sich lohnen. Denn viele WGs versuchen auf diese Weise den Interessent*innenkreis einzugrenzen. Wer in denselben Lokalitäten verkehrt, kommt als neue*r Mitbewohner*in vielleicht eher infrage.

Entscheidend bei der Suche nach einem WG-Zimmer: Passen Altbewohner*innen und Bewerber*in zusammen? Ratgeber, wie Sie bei einem WG-Casting am besten, natürlichsten, sympathischsten rüberkommen, füllen ganze Bibliotheken.

Video: 5 Mitbewohner-Typen, die jeder kennt

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Wie lange muss ich bis zum Einzug warten?

Eine WG entscheidet meistens binnen Tagen, ob sie eine bewerbende Person in ihrem Kreis aufnimmt. Wann der Einzug beginnen kann, wird in aller Regel schon aus der Ausschreibung klar. Ist das Zimmer schon frei oder muss der*die Vorgänger*in erst noch ausziehen? Ist noch ein neuer Anstrich nötig? In den allermeisten Fällen gehen maximal ein paar Wochen ins Land.

Ganz anders sieht das in Studentenwohnheimen aus. Bei der ersten Bewerbung bekommt kaum jemand den Zuschlag. Die Zahl der Bewerbenden für die freien Plätze ist einfach zu hoch, in manchen Städten kommen auf eine Wohnheim-Unterkunft bis zu 50 Student*innen. Deshalb sollten Sie prüfen, ob über das Studierendenwerk eine Bewerbung für mehrere Heime gleichzeitig möglich ist. Parallel können Sie es bei privaten Trägern versuchen. Das erhöht die Chance, in einem Haus unterzukommen, das weniger Interessent*innen anlockt.

Es hat nicht geklappt? Dann sehen Sie genau in den Bewerbungsbedingungen nach. In vielen Fällen landen Sie auf einer Warteliste. Dann müssen sie meistens in regelmäßigen Abständen bestätigen, dass ihr Interesse noch besteht. Dafür kommt in der Regel eine Anfrage per Mail. Ansonsten ist Geduld gefragt: Die Wartezeit bei deutschen Studentenwohnheimen kann zwischen zwei und fünf Semestern betragen. Vorsicht: Manche Bewerbungen gelten nur für das kommende Semester, beim nächsten Mal muss ein neuer Antrag gestellt werden.

Junger Mann und junge Frau am Billardtisch
© istock/Geber86/2017  In den meisten Studentenwohnheimen ist eine hauseigene Kneipe nur wenige Meter entfernt.

Wie lebt es sich wo?

Studentenwohnheime liegen häufig in unmittelbarer Nähe der Universitäten. So können die Akademiker*innen in spe morgens auch mal ein paar Minuten länger schlafen und noch schnell zu Fuß in den Hörsaal sprinten. In die Szeneviertel haben sie es abends deshalb nicht unbedingt weiter – da sich die Hotspots in vielen Städten um die Uni herum gebildet haben.

Aber müssen sie überhaupt das Gelände verlassen? Einer der großen Vorteile von Studentenwohnheimen ist die eigene Party-Infrastruktur. Von der eigenen Kneipe über den Fitnessraum bis zum Garten zum Grillen und Chillen: Viele Wohnheime bieten weit mehr als nur ein Dach über dem Kopf. Hier findet man auch immer schnell Gesellschaft.

Ihre Zimmernachbar*innen können Sie im Studentenwohnheim in der Regel nicht auswählen. Denn die Verwaltung sucht sie aus. Ein Mitspracherecht haben Sie kaum. Die persönliche Sympathie ist also nicht gewährleistet.

Das ist in der WG ganz anders. Das „Casting”, das viele Wohngemeinschaften veranstalten, hat seinen guten Grund. Schließlich lebt man hier zusammen auf engstem Raum, teilt Badezimmer, Küche und Wohnzimmer. Ein harmonisches Miteinander kann da wichtiger sein als die perfekte Lage. Und als Bonus sind vielleicht ein Kickertisch oder eine Dartscheibe drin.

Digital studieren und den Umzug sparen

Keine Lust auf einen Umzug oder die anstrengende Wohnungssuche? Heute gibt es zahlreiche Möglichkeiten digital zu studieren. Ein Überblick der Hochschulen finden Sie zum Beispiel auf der Webseite von Studycheck.de Übrigens: Auch wenn Sie bei ihren Eltern wohnen bleiben, gibt es eine Wohnpauschale von BAföG von höchstens 59 Euro. 

Was muss ich noch bedenken?

Studentenwohnheim:

  • Strom, Telefon, DSL und WLAN, Fernsehanschluss, Waschmaschine, Hausmeister*in: Fast alles wird im Studentenwohnheim zentral organisiert und zusammen mit der Miete abgerechnet.
  • In Studentenwohnheim herrschen meistens strenge Regeln zu Lärm, Hygiene, Besuchen. Haustiere sind fast immer verboten.
  • Die öffentlichen Räume und Flure werden häufig von einer Reinigungsfirma geputzt. In den Küchen, Duschen und Toiletten dagegen heißt es oft: Dafür sind die Mieter*innen selbst zuständig.

Wohngemeinschaft:

  • Viele Wohngemeinschaften verstehen sich auch als Lebensgemeinschaft. Sein „eigenes Ding machen” ist da auf Dauer nicht gern gesehen. Dafür findet man schnell Anschluss und jemanden zum Reden bei Problemen oder fürs Kino.
  • Die gemeinsame Nutzung von Kühlschrank, Möbeln, Mülleimer und Co. spart Kosten. Sie kann aber auch zu Ärger führen. Denn häufig gibt es verschiedene Vorstellungen davon, wem was gehört und wie pfleglich man damit umgeht.
  • Auch die Frage, wer welchen Anteil an den Strom- oder Heizkosten trägt, wird oft heiß diskutiert.
  • Fast alle WGs besitzen einen Putzplan, wer wann zum Beispiel fürs Geschirrspülen (oder den Geschirrspüler) zuständig ist. Und bei fast allen WGs sorgt er für Auseinandersetzungen.

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