Bezahlen

Das Handy als digitaler Geldbeutel: So bezahlst du schnell und kontaktlos

von Thorsten Schierhorn, 17.10.2024

Wir bestellen damit Pizza und das Taxi, wir buchen Tickets, spielen damit in der Bahn, chatten und machen einen schnellen Schnappschuss: Das Smartphone muss einfach dabei sein. Nur an der Ladenkasse greifen wir zum Portemonnaie oder zur Karte? Das ist nicht nötig. In vielen Geschäften und Restaurants ist längst das Bezahlen per Handy möglich. Doch wie funktioniert das und welche technischen Voraussetzungen gibt es?

Themen in diesem Artikel

Wie kann ich mit meinem Handy bezahlen?

Die wichtigste technische Bedingung für das Bezahlen mit dem Handy ist, dass dein Smartphone einen NFC-Chip besitzt. Das ist bei fast allen modernen Geräten der Fall. Die Abkürzung NFC steht für Near Field Communication („Nahfeldkommunikation“), eine Technologie ähnlich dem bekannten Bluetooth. Sie ermöglicht es zwei Geräten, die sich in nahem Abstand zueinander befinden, Daten miteinander auszutauschen. Dafür muss das Lesegerät an der Kasse ebenfalls mit NFC ausgestattet sein. Das erkennst du an dem Wellensymbol – oder du fragst einfach eine*n Mitarbeiter*in.

Grafik NFC-Symbol auf Smartphone und Bezahlterminal

Darüber hinaus benötigen du noch eine App, mit der du die Bezahlung durchführst. Solche Apps leiten dein Geld an den Händler weiter. Das kann auf vier Weisen funktionieren:

  • Über die Kreditkarte: Wenn du die Daten deiner Kreditkarte in der App hinterlegt hast, wird diese mit dem Einkauf belastet.
  • Als Lastschrift: Dafür gibst du die Daten deines Girokontos an, von dem der entsprechende Betrag abgebucht wird.
  • Mit Guthaben: Dabei kaufst du eine Guthabenkarte, beispielsweise in der Drogerie oder dem Supermarkt. Auf der Karte steht eine Anleitung. Wenn du der folgst, ist deine App mit Guthaben aufgeladen, das du verbrauchen kannst.
  • Über einen Drittanbieter: In manchen Apps hinterlegst du deine Daten nicht direkt. Stattdessen verknüpfst du die App mit einem anderen Anbieter deines Vertrauens, beispielsweise PayPal. Dieser wickelt dann die Zahlung über dein Girokonto, deine Kreditkarte oder ein Guthaben ab – je nachdem, was du festgelegt hast.

Sobald dein Smartphone mit NFC und App ausgestattet ist, kannst du kontaktlos bezahlen. Dafür hältst du dein Handy nah an das Lesegerät an der Kasse. Bei Beträgen ab 50 Euro musst du noch eine persönliche Identifikationsnummer (PIN) eingeben. Online brauchst du für das Bezahlen mit dem Handy nicht zu sein. Aber vergiss nicht, NFC einzuschalten!

Welche App-Anbieter gibt es?

Von Software-Entwicklern über Einzelhändler bis hin zu Finanzdienstleistern: Viele Unternehmen haben Apps, mit denen du mobil bezahlen kannst. Der Markt ist sehr umkämpft, und so mussten in den vergangenen Jahren auch immer wieder Anbieter das Handtuch werfen. Hier findest du einen Überblick über die wichtigsten Apps, die du zum Bezahlen mit dem Handy nutzen kannst. Diese werden an vielen Stellen akzeptiert:

  • Apple Pay: Wer mit einem Apple-Gerät mobil bezahlen möchte, kommt um Apple Pay nicht herum. Dieses wird in der App „Wallet“ eingerichtet und funktioniert mit unterschiedlichen Kreditkarten, ganz bequem und sicher auch mit den Kreditkarten der Hanseatic Bank. Alternativ arbeitet Apple Pay auch mit Finanzdienstleistern wie Klarna, Revolut oder VIMpay zusammen (siehe unten).
  • Google Pay: Willst du mit einem Android-Handy bezahlen, kannst du bei dem Bezahlsystem Google Pay ebenfalls mehrere Kreditkarten hinterlegen. Zudem kooperiert Google mit Dienstleistern wie Paypal, Klarna, Boon und VIMpay. Auch Google Pay kannst du mit den Kreditkarten der Hanseatic Banken nutzen.
  • Payback: Diese App funktioniert auf dem Iphone ebenso wie auf Android-Geräten. Du kannst damit bei den Payback-Partnern wie Alnatura, Aral, Rewe und dm per Lastschriftverfahren bezahlen. 
  • PayPal: Hast du ein Android-Handy, kannst du dein PayPal-Konto mit Google Pay verbinden. Auf diese Weise bezahlst du direkt mit dem Handy über PayPal – laut Anbieter überall, wo kontaktlose Zahlungen mit Mastercard akzeptiert werden.
  • Wero: Bist du bei der Sparkasse und willst mit dem Handy bezahlen, aktivierst du Wero in deiner Sparkassen-App. Damit sendest du innerhalb weniger Sekunden Geld an ein anderes Konto und bezahlst so bei Dienstleistern, die diese Möglichkeit anbieten.
  • Einzelhändler: Manche Einzelhändler wie Edeka, Famila oder Netto haben ihre eigene Unternehmens-App um eine Zahlfunktion ergänzt. Rabattaktionen und Coupons werden in der Regel automatisch berücksichtigt und gelten manchmal nur beim Bezahlen mit dieser App. Für den Einkauf in anderen Geschäften sind diese Anwendungen nicht geeignet. Dafür funktionieren sie in der Regel mit Einmal-PIN und ohne NFC.
  • Finanzdienstleister: Unzählige Finanzdienstleister wie zum Beispiel VIMpay, boon, Klarna und Revolut bieten Apps, mit denen du online und vor Ort bezahlen kannst. In der Regel musst du dafür eine Kreditkarte oder dein Bankkonto mit der App verknüpfen. Für weitere Finanzdienstleistungen fallen unter Umständen Gebühren an.
Frau hält den Arm mit ihrer Smartwatch an ein Bezahlterminal
© istock/AegeanBlue/2019  Mit der richtigen App können Sie auch mit Smartwatch oder Fitnesstracker bezahlen.

Bezahlen mit Fitnesstracker und Smartwatch

Nicht nur mit dem Smartphone, auch mit Fitnesstracker und Smartwatch kannst du kontaktlos bezahlen. Voraussetzung auch hier: Die Geräte sind mit NFC ausgestattet. Außerdem müssen die nötigen Apps in einigen Fällen noch auf einem gekoppelten Smartphone installiert und eingerichtet werden. 

Bei Fitnesstrackern ersetzen unter anderem einige Modelle von Fitbit und Garmin das Bargeld. Fitbit Pay kooperiert nur mit wenigen Banken, funktioniert aber über die boon-App und Revolut. Garmin Pay lässt sich mit boon und VIMpay nutzen. Bei der Apple Watch kannst du Apple Pay nutzen, bei einer Samsung Galaxy Smartwatch die App Samsung Pay.

Ist es sicher, mit dem Handy zu bezahlen?

Bequemlichkeit ist schön und gut – aber ist das Verfahren sicher? Um dich und dein Geld zu schützen, gibt es bei NFC mehrere Sicherheitsmaßnahmen. So läuft die Übertragung nur, wenn du dein Smartphone ganz nah an das Lesegerät hältst. Aus größerem Abstand funktioniert der Datenaustausch nicht und kann weder abgefangen noch manipuliert werden.
Sollte dir einmal das Smartphone entwendet werden, hält sich der Schaden durch Handyzahlungen trotzdem in Grenzen: Kriminelle können sich nur bis zur Höchstgrenze von 50 Euro pro Einkauf bereichern und das auch nur bis 150 Euro. Danach müssen sie – je nach deiner Sicherungsmethode – die PIN in deinem Handy eingeben oder sich mit biometrischen Daten wie Fingerabdruck oder Gesichtserkennung ausweisen.

Zudem kannst du selbst ein paar Sicherheitsvorkehrungen treffen:

  • Sichere Sie dein Zugriff auf Ihr Handy gut ab und verraten Sie niemandem deine PIN.
  • Prüfen Sie regelmäßig deine Kontoauszüge auf falsche Abbuchungen.
  • Lass deine Ihre Kreditkarte beziehungsweise dein Konto sperren, falls jemand Zugang zu deinen Daten haben könnte.

Was passiert mit meinen Daten?

App-Betreiber und Zahlungsanbieter können deine Einkäufe genau verfolgen – wenn sie es denn wollen. Das Interesse ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Apple etwa hat den Anspruch, die Kundeninformationen besonders gut zu schützen, und greift nicht auf deine Zahlungsdaten zu. Google dagegen gibt in seiner Datenschutzerklärung an, zahlreiche Informationen zu erheben und zu nutzen. Teilweise kannst du dagegen widersprechen, etwa wenn Informationen über deine Bonität an Tochtergesellschaften weitergegeben werden sollen.

Was hast du wann in welcher Menge gekauft? Einzelhändler mit eigenen Apps sind meist in der Lage, aufgrund deiner Einkäufe ein recht genaues Profil von dir zu erstellen. Interessierst du dich mehr für Sport oder für Kultur? Legst du Wert auf Schnäppchen? Mit diesen Erkenntnissen wollen die Händler dir genau zugeschnittene Werbung und Angebote schicken. 

Was im Einzelnen mit deinen Daten passiert, kannst du in den jeweiligen Datenschutzhinweisen der Apps nachlesen. Zum Teil darfst du auch vorab wählen, ob du einer bestimmten Nutzung zustimmst. Payback beispielsweise erstellt nur ein Käuferprofil von dir, wenn du einwilligst.

Ein junges Paar steht mit einem gefüllten Einkaufswagen vor einem Supermarktregal und betrachtet die Auslage
© istock/Tomml./2019  Ob Ihr Einkauf vom Händler erfasst wird und er die Daten etwa für personalisierte Angebote nutzen kann, erfahren Sie in den Geschäftsbedingungen der Bezahl-Apps.

Was heißt es, per Handy-Rechnung zu bezahlen?

Mit dem Handy zu bezahlen, muss nicht immer mobil und kontaktlos sein. Besonders beim Einkauf in Onlineshops kannst du oft auch die Option „Bezahlung per Handyrechnung“ wählen. Der Betrag, den du ausgibst, erscheint zusätzlich zu den üblichen monatlichen Kosten auf deiner Handyrechnung. Sogar das Parken kannst du teilweise so mit dem Handy bezahlen. 

Die Mobilfunkanbieter möchten damit ein weiteres sicheres Bezahlverfahren anbieten. Der Nachteil daran ist allerdings, dass es immer schwieriger wird, den Überblick über alle Ausgaben zu behalten, wenn zusätzlich zu den gewohnten Abrechnungen über Girokonto und Kreditkarte am Ende des Monats noch weitere Rechnungen ins Haus flattern.

 

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