Die deutsche Schuldenuhr: Warum sie so wichtig ist und was sie genau anzeigt
Sie tickt und tickt und tickt – die Schuldenuhr in Deutschland zeigt an, wie hoch die Staatsschulden sind. Und wie viele Schulden davon auf jeden von uns entfallen. Doch wie viel ist das? Und was nutzt es, das zu wissen? Hier erfahren Sie es.
Themen in diesem Artikel
- Was soll eine Schuldenuhr bringen?
- Wie viele Schulden hat Deutschland auf der Uhr?
- Wie setzen sich die Schulden zusammen?
- Verschuldung in Europa: Wie stehen wir im Vergleich da?
Was soll eine Schuldenuhr bringen?
Früher war es für die Bürger in Deutschland kaum nachvollziehbar, wie viele Schulden der Staat angehäuft hat. Die erste Schuldenuhr in Deutschland sollte das ändern und sichtbar machen, wie die Politik mit ihrer finanziellen Verantwortung umgeht. Sie entstand 1995 auf Initiative des Bundes der Steuerzahler (BdSt) und wurde an seinem früheren Sitz in Wiesbaden angebracht. Später zog die Schuldenuhr mit dem BdSt nach Berlin um und ins Internet ein.
Doch der Gesamtbetrag auf der Uhr ist so riesig, dass das Ausmaß der Schulden dadurch noch nicht wirklich greifbar ist. Deshalb zeigt die Schuldenuhr ebenso einen Pro-Kopf-Wert an. Dieser bemisst, wie viele Schulden der deutsche Staat gerechnet auf jeden einzelnen Einwohner hat.
Nach der Schuldenuhr des BdSt folgten viele Online-Ableger davon, die jedoch alle unterschiedliche Beträge anzeigen. Warum, erklärt der folgende Abschnitt „Wie viele Schulden hat Deutschland auf der Uhr?“
Wo sind die deutschen Schuldenuhren zu finden?
Es gibt inzwischen diverse Schuldenuhren in Deutschland. Hier sind Beispiele dafür, wo einige von ihnen im Internet zu finden sind:
- Bund der Steuerzahler: Die Schuldenuhr des BdSt finden Sie unter steuerzahler.de. Im wahren Leben hängt sie in der Nähe des Reichstags in Berlin.
- Auf der Seite staatsverschuldung.de gibt es eine weitere Schuldenuhr, die von einem Steuerberater und Rechtsanwalt ins Leben gerufen wurde.
- Auch im Wissensbereich der Börse findet sich unter boerse.de eine Schuldenuhr.
- Der Vergleichsdienst Smava bietet unter smava.de neben einer Schuldenuhr für Deutschland auch eine für weitere Länder der Eurozone.
Wie viele Schulden hat Deutschland auf der Uhr?
Alle deutschen Schuldenuhren haben eines gemeinsam: Sie ticken nicht ganz richtig. Der Grund: Die genaue Neuverschuldung für ein Jahr steht immer erst am Anfang des Folgejahres fest. Deshalb zeigen die Schuldenuhren immer nur korrekte Zahlen für die Zeit bis zum Ende des vorangegangenen Jahres, also derzeit bis 2019. Die Neuverschuldung für das aktuelle Jahr können die jeweiligen Betreiber der Schuldenuhren immer nur schätzen. Deshalb gehen sie nie ganz genau und zeigen teils deutlich unterschiedliche Werte an.
Auf allen deutschen Schuldenuhren stehen inzwischen aber mehr als zwei Billionen Euro, also über 2.000 Milliarden Euro. Beispielsweise die Uhr des BdSt zeigt in dieser Sekunde genau 2.282.339.535.905 Euro an (aktualisiert am 08.01.2021, um 09:40 und 14 Sekunden). Auf jeden Einwohner Deutschlands gerechnet macht das einen Betrag von 27.435 Euro. Diese Schulden bemessen sich seit Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Und der Betrag steigt immer weiter an. Besonders seit Beginn der Corona-Krise hat die Schuldenuhr wieder Fahrt aufgenommen. In jeder Sekunde erhöht sich der gesammelte Schuldenberg momentan um 6.855 Euro (Stand: 08.01.2021).
Übrigens: Als die Uhr des BdSt 1995 an den Start ging, war die Pro-Kopf-Verschuldung noch etwa halb so groß wie jetzt. Im Laufe ihrer Geschichte zählte sie auch nur sehr selten rückwärts und zeigte damit einen Abbau der Staatsschulden an. So war es etwa ab 2018 – bis Deutschland durch die Corona-Krise erneut Schulden aufnehmen musste.
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Wie setzen sich die Schulden zusammen?
Die Zahlen auf der Schuldenuhr des BdSt setzen sich beispielsweise aus den Krediten zusammen, die Bund, Länder und Gemeinden aufnehmen. Und zwar in ihren sogenannten Kernhaushalten – diese vereinen etwa Ausgaben von Gerichten, Ämtern und Behörden. Hinzu kommen die Schulden von sogenannten Schattenhaushalten, auch Nebenhaushalte genannt. Das sind Gelder, die für besondere Aufgaben abseits der „normalen“ Haushalte gebraucht werden – zum Beispiel für Investitionen in Kindertagesstätten und Schulen oder auch zur Bewältigung der Finanzkrise.
Der Großteil der Verschuldung entfällt mit rund 64 Prozent auf den Bund. Es folgen die Länder mit einem Anteil von knapp 30 Prozent. Die Schulden der Gemeinden machen immerhin noch rund 6 Prozent des Wertes auf der Uhr aus (Stand: Juni 2020).
Verschuldung in Europa: Wie stehen wir im Vergleich da?
Deutschland ist nicht das einzige Land, das einen riesigen Schuldenberg zu verantworten hat. Noch etwas höher verschuldet waren laut einer Untersuchung von Statista im vierten Quartal 2019 etwa Großbritannien und Frankreich. Italien war zu der Zeit der Staat mit den meisten Schulden in der Europäischen Union mit 2,41 Billionen Euro. Deutschland landete mit „nur“ 2,05 Billionen Euro Schulden auf dem vierten Platz. Deutlich abgeschlagen folgten darauf Spanien, Belgien und die Niederlande mit etwas mehr als einer Billion bis knapp 400 Milliarden Euro Schulden. In der EU am wenigsten auf der Schuldenuhr stehen hatten Ende 2019 Lettland, Malta und Estland. Die drei Schlusslichter kamen im Vergleich auf geringe ein- bis zweistellige Milliardenbeträge.
Die Corona-Krise dürfte hier aber einige Verschiebungen mit sich bringen. Diverse Staaten mussten deshalb bereits tief in die Staatskassen greifen und zusätzliche Schulden in mehrstelliger Milliardenhöhe aufnehmen. Die Statistik für 2020 könnte daher deutlich anders ausfallen.
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