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CFD-Handel: Was ist das? Was müssen Anfänger*innen wissen?

von Thorsten Schierhorn, 18.07.2023

Aus einem kleinen Vermögen über Nacht ein großes machen – wer träumt nicht davon? Ein Weg dorthin führt über den Finanzmarkt. Welche Aktien sind günstig zu haben und werden im Wert steigen? Welche Edelmetalle sind bald teurer? Für einen satten Gewinn musst du Aktien & Co. nicht einmal kaufen. Es geht auch einfacher: mit CFDs. Das sind Finanzanlagen, bei denen du schon mit geringen Summen einsteigen kannst. Aber Vorsicht: Wer falsch investiert, dem drohen hohe Verluste. Was CFDs genau sind und wie sie funktionieren, erfährst du hier.

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

Auf den Punkt

 

  • Mit CFDs spekulierst du auf fallende oder steigende Kurse, zum Beispiel von Aktien oder von Rohstoffen.
  • Beim CFD-Handel winken hohe Gewinne. Es gibt aber auch überdurchschnittliche Risiken. Beides liegt am sogenannten Hebeleffekt, bei dem sogar kleine Kursschwankungen extremen Profit oder Verlust bedeuten können.
  • Wer in den CFD-Handel einsteigen will, sollte nur mit seriösen CFD-Händlern zusammenarbeiten.
  • Auf die Gewinne bei CFDs wird die Abgeltungssteuer von 25 % fällig.
  • Der CFD-Handel wird auch als „CFD-Trading“ bezeichnet.

CFDs – kurz erklärt

Die Abkürzung CFD bedeutet „Contracts for Difference“, zu Deutsch Differenzverträge. Dahinter verbergen sich Finanzinstrumente, mit denen du viel Geld verdienen – aber auch verlieren kannst. Und das Ganze funktioniert so: 

Bei einem CFD schließt du mit jemand anderem einen Vertrag: Du „wettest“ mit deinem Vertragspartner, wie sich ein bestimmter Vermögenswert (zum Beispiel Aktien, Rohstoffe, Edelmetalle, Währungen) entwickelt. Steigt der Wert einer bestimmten Menge oder fällt er? Wenn du auf steigende Werte gesetzt hast (in der CFD-Welt „Long-Geschäfte“ genannt) und liegst damit richtig, bekommst du die Wertsteigerung vom anderen ausbezahlt. Umgekehrt musst du die Differenz zahlen, wenn der Wert stattdessen gesunken ist. Setzt du auf fallende Kurse, nennt man das „Short-Geschäfte“. Hier gewinnst du, wenn die Kurse tatsächlich sinken, andernfalls musst du die Wertsteigerung ausbezahlen. Solange du einen CFD hältst, nennt man das „offene Position“ oder „offener Trade“. Sobald du den Gewinn einstreichst beziehungsweise den Verlust ausgleichst, wird die Position „geschlossen“. Das kannst du zu jedem Zeitpunkt tun, CFDs haben in der Regel keine festgelegte Laufzeit. 

Es gibt zwei Besonderheiten beim CFD-Handel (auch CFD-Trading genannt): 

1. Du kaufst die Vermögenswerte nicht. Sprich: Du besitzt zu keinem Zeitpunkt die Aktien oder die Rohstoffe, um die es geht. Es gibt nur den Vertrag mit der „Gegenpartei“, die darauf spekuliert, dass der Wert sich anders entwickelt als von dir gedacht. 

2. Du setzt wenig Kapital ein. Du handelst sozusagen auf Kredit und hinterlegst lediglich eine geringe Sicherheitsleistung, die sogenannte Margin. Die Höhe der Sicherheitsleistung kann zwischen 1 und 10 Prozent der gehandelten Summe betragen. Trotzdem bekommst du die vollen 100 Prozent der Wertdifferenz – oder musst sie bezahlen. Im Finanzjargon heißt das „Hebeleffekt“: Je geringer die Sicherheitsleistung, desto größer ist der Hebel und desto höhere Gewinne und Verluste sind möglich (Mehr dazu im nächsten Kapitel). 

CFDs werden übrigens nicht wie andere Wertpapiere an der Börse gehandelt. Du kannst sie nur außerbörslich (auf Englisch „over the counter“, kurz OTC) erwerben. Dabei läuft das Geschäft über einen Broker (= ein Finanzhändler). Der bringt die Vertragspartner zusammen und legt die Kurse und die Konditionen für die CFD-Deals fest. Damit der Broker für dich tätig werden kann, benötigst du ein Konto und spezielles CFD-Depot bei einem CFD-Anbieter. Hier zahlst du deine Sicherheitsleistung beziehungsweise das Kapital ein, mit dem du spekulieren willst. Der Broker zahlt dir darauf auch den Gewinn aus – oder zieht den Verlust ein. 

Ursprünglich nicht für Privatanleger*innen gedacht

Ursprünglich nicht für Privatanleger*innen gedacht

Entwickelt wurden CFDs 1974 in Großbritannien, weil dort für die klassischen Spekulationsgeschäfte eine Steuer fällig wurde. Die konnte man auf diese Weise umgehen. In den 1990er-Jahren erreichten die CFD-Geschäfte einen größeren Umfang. Gehandelt wurden die Verträge allerdings nur von professionellen Händlern, die damit andere Anlagen absichern wollten. Wegen ihrer einfachen und transparenten Funktionsweise haben sich CFDs seit einigen Jahren auch bei Privatanleger*innen am deutschen Markt etabliert.

Wie funktioniert der Hebeleffekt?

Privatanleger*innen können mit CFDs auch mit wenig Kapital große Gewinne einfahren – solange sie auf die richtige Wertentwicklung setzen. Das liegt an dem Hebeleffekt. Was es damit auf sich hat, gucken wir uns gleich genauer an. 

Aber wo große Gewinne locken, kann auch der Verlust beträchtlich sein. Da kommt es gerade recht, dass Anleger*innen mit CFDs auch auf Vermögenswerte spekulieren können, die für sie sonst nicht zugänglich sind. Zum Beispiel auf Zinsentwicklungen oder die Preise von Rohstoffen wie Zucker oder Öl. So lässt sich das eingesetzte Geld auf mehrere Anlagen verteilen. Der Sinn: Wenn die eine Anlage Verlust einfährt, sorgt die andere vielleicht für einen Gewinn. Aber eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht. 

Geschäftsmann wirft auf einer unbefahrenen Straße mit Geldscheinen um sich
© istock/ridvan_celik/2016  Bei CFDs sorgt der sogenannte Hebeleffekt für überdurchschnittliche Gewinnmöglichkeiten.

Und der Hebeleffekt? Der kann einen Gewinn vervielfachen. Beispiel: Du willst – wie die Finanzexpert*innen sagen würden – einen Long-CFD auf eine Aktienposition in Höhe von 10.000 Euro handeln. Einfacher ausgedrückt: Du willst bei einem Aktienpaket im Wert von 10.000 Euro auf steigende Kurse wetten. Dafür musst du eine Sicherheitsleistung von 5 Prozent hinterlegen. Dein Kapitaleinsatz beträgt also lediglich 500 Euro – ein Zwanzigstel des eigentlichen Aktienwertes. Der Hebel beträgt in diesem Beispiel also 20, weil Gewinn und Verlust 20 x so hoch sind wie dein eigentlicher Einsatz. 

Denn: Steigt die Aktie nun um 1 Prozent, machst du einen Gewinn von 100 Euro. Dein Kapital beträgt jetzt 600 Euro – eine Steigerung um 20 Prozent (wohlgemerkt: obwohl die Aktie nur um 1 Prozent zugelegt hat). Andersherum gilt jedoch: Fällt die Aktie beispielsweise um 2 Prozent, bedeutet das einen Verlust von 200 Euro. Bei 500 Euro Einsatz ist das ein Minus von 40 Prozent. 

Übrigens: Wann es Prozent heißt und wann Prozentpunkte, erfährst du in diesem Ratgeber. 

Wichtiges Detail: Dividendenzahlungen bei CFDs

Wichtiges Detail: Dividendenzahlungen bei CFDs

Wenn du bei einem CFD auf die Entwicklung von Aktien spekulierst, kannst du auch eine Dividende mitnehmen (eine jährliche Auszahlung von Gewinnen an die Aktionär*innen). Als Long-Investor*in bekommst du am Tag der Ausschüttung um die 85 Prozent der Dividende gutgeschrieben. Aber Achtung: Als Short-Anleger*in bist du verpflichtet, deinem CFD-Anbieter diesen Betrag auszuzahlen!

Welche Risiken gibt es beim CFD-Handel?

CFD-Trading birgt Risiken, die über den Handel mit herkömmlichen Finanzprodukten hinausgehen. Durch den geringen Kapitaleinsatz und den Hebeleffekt kannst du überproportionale Verluste einfahren. CFD-Trading eignet sich deswegen nur für erfahrene Anleger*innen. 

Auch wenn du für eine Kurswette per CFD fast kein Kapital benötigst, kann sich das ganz schnell ändern. Nämlich dann, wenn sich der Wert nicht so entwickelt, wie du es erwartet hast. Wenn du stark ins Minus rutschst, verlangen manche CFD-Anbieter weitere Sicherheiten über die anfängliche Margin hinaus. Dafür greifen sie auf das verfügbare Guthaben auf deinem CFD-Konto zurück. 

Solche „Nachschüsse“ beim CFD-Trading für Privatanleger*innen sind zwar seit 2017 vom Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) verboten. Trotzdem kann es unangenehm werden. Möglicherweise kannst du beim selben Anbieter keine weiteren CFDs mehr eingehen, um damit einen anderen auszugleichen. Im schlimmsten Fall kann der Anbieter den Trade sogar vorzeitig beenden, wenn das Kontoguthaben nicht ausreicht. Erholen sich die Kurse wieder, bist du daran nicht mehr beteiligt. 

Und noch ein Risiko gibt es, das sogenannte Emittentenrisiko. Denn anders als beim Kauf von Aktien oder Gold besitzt du bei einem CFD lediglich ein Schuldversprechen deines CFD-Vertragspartners. Wenn dieser zahlungsunfähig wird, kannst du dein Vermögen verlieren, – selbst wenn deine Spekulation aufgegangen ist. 

Junger Mann am Schreibtisch faltet enttäuscht die Hände vor dem Gesicht
© istock/Delmaine Donson/2021  Per Gesetz sind die Verlustmöglichkeiten bei CFDs zwar begrenzt – aber im Ernstfall kann es weitere unangenehme Folgen geben.

Gebühren beim CFD-Trading

Du kannst CFDs in der Regel gebührenfrei handeln, auch Depotgebühren erheben die meisten Anbieter nicht. Lediglich beim CFD-Handel auf Aktien und Futures (= ein Finanzprodukt, das ab 2023 für Kleinanleger*innen verboten ist) werden Transaktionsgebühren fällig. Bei allen anderen verdienen die CFD-Anbieter indirekt über den sogenannten Spread – das ist die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs. In diesem Fall bezahlst du etwas mehr als den aktuellen Marktwert und erhältst andersherum beim Verkauf etwas weniger. 

Wenn du deinen CFD nicht zu Geld machst beziehungsweise den Verlust nicht ausgleichst, musst du ihn auch über Nacht im Depot behalten (eine sogenannte Overnight-Position). Dafür fallen Finanzierungskosten an, sie werden auch Übernachtgebühren oder Rollover-Gebühren genannt. Die Höhe dieser Gebühr ist meist an einen Referenzzinssatz gekoppelt und richtet sich in der Regel danach, um was für einen CFD es sich handelt. 

Traderin sitzt nachts am Schreibtisch mit Bildschirmen, im Hintergrund die erleuchtete Stadt
© istock/gorodenkoff/2022  Bleiben CFD über Nacht in deinem Depot, wird eine Übernachtgebühr fällig.

Den richtigen Broker finden

Du willst – trotz der Risiken – in den CFD-Handel einsteigen? Dann solltest du wegen des Emittentenrisikos vor allem darauf achten, dass du an einen vertrauenswürdigen Broker gerätst. Seriöse Anbieter sind reguliert. Das heißt, sie unterliegen der staatlichen Finanzaufsicht und sind an Einlagensicherungssysteme angeschlossen. Wie gut der Schutz ausfällt, hängt davon ab, in welchem Land der Anbieter seinen Sitz hat. Innerhalb der EU sind Anleger*innen übrigens am besten abgesichert. Auf diese Punkte solltest du außerdem achten: 

  • Auswahl der Trading-Plattform: Welchen Funktionsumfang bietet die Plattform und wie sieht es mit der Bedienerfreundlichkeit aus?
  • CFD-Auswahl: Welche Aktien, Rohstoffe und Co. du handeln kannst, hängt vom CFD-Broker ab.
  • Gebühren: Jeder Broker legt individuell fest, wann und welche Transaktionsgebühren er erhebt oder wie hoch die Kosten für Overnight-Positionen sind. Auch die Mindesteinzahlung kann von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich hoch sein.
  • Spreads: Je nachdem, was du handeln willst, und je nach Anbieter kann der Spread unterschiedlich hoch ausfallen. Ein Vergleich bei verschiedenen Anbietern lohnt sich.
  • Risikomanagement: Mit speziellen Orderzusätzen kannst du deine Positionen absichern und das Risiko beim CFD-Handel begrenzen. Dazu gehören zum Beispiel das Stop-Limit (dann wird der CFD verkauft, wenn der Kurs ein von dir bestimmtes Minus erreicht hat, bevor der Verlust noch größer wird) und der Trailing-Stop (Wenn die Kurse steigen, wird das Stop-Limit automatisch weiter oben angesetzt.)
Geschäftsfrau sitzt mit Laptop und Papieren am Schreibtisch
© istock/Viorel Kurnosov/2022  Bei CFD-Anbietern mit Sitz im Ausland musst du dich selbst um die richtige Versteuerung kümmern.

CFDs richtig versteuern

CFDs sind sogenannte Termingeschäfte. Wie der Name schon sagt, wird hierbei ein Geschäft inklusive Liefermenge und Preis vereinbart, das aber erst zu einem bestimmten Termin gilt. Erträge aus solchen Termingeschäften unterliegen in Deutschland der Abgeltungsteuer und werden pauschal mit 25 Prozent versteuert. Hinzu kommen 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer in Höhe von 8 beziehungsweise 9 Prozent. Gebühren und Finanzierungskosten (Overnight-Kosten) wirken sich steuermindernd aus. Pro Person und Jahr gilt ein Freibetrag von 801 Euro, den du mit einem Freistellungsauftrag geltend machen kannst. CFD-Anbieter mit Sitz in Deutschland führen die Steuern automatisch ab und versenden eine Jahressteuerbescheinigung. 

Und was passiert bei Verlusten? Diese können seit 2021 nur noch mit Gewinnen aus anderen Termingeschäften verrechnet werden. Dafür führen Banken einen eigenen Verlustverrechnungstopf. Das funktioniert so: Wenn du einen Verlust erzielst, wird dieser im Verlusttopf eingetragen und mit künftigen Gewinnen verrechnet. Hast du bereits Gewinne im laufenden Jahr erzielt, wird der Verlust davon abgezogen und du bekommst bereits gezahlte Steuern erstattet. Jährlich darfst du allerdings nur Verluste bis maximal 20.000 Euro verrechnen. Darüber hinausgehende Verluste können auf die Folgejahre übertragen und auch da mit Gewinnen verrechnet werden. 

Broker mit Sitz außerhalb Deutschlands führen übrigens keine Abgeltungssteuer ab. Hier musst du dich selbst um die Versteuerung deiner Gewinne kümmern. Du trägst sie in die Anlage KAP der Einkommensteuererklärung ein. Daraus kann sich ein Liquiditätsvorteil ergeben, da die Steuern nicht sofort, sondern nur einmal im Jahr nachgelagert fällig werden. Wer die Angaben jedoch vergisst, kann schnell Probleme mit dem Finanzamt bekommen. 

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