Wissen

Thesaurierende Fonds: Das Prinzip dahinter einfach erklärt

von Thorsten Schierhorn, 24.04.2024

Du willst in ein ETF investieren und stehst jetzt vor der Wahl: ausschüttend oder thesaurierend? Soll heißen, willst du deine Rendite ausgezahlt bekommen oder direkt wieder investieren? Was genau ist der Unterschied? Wie funktioniert dieses Thesaurieren überhaupt? Und was ist mit der Steuer? Dies und mehr erfährst du hier.

Themen in diesem Artikel

Was sind thesaurierende und ausschüttende Fonds?

Wenn du Geld in ein ETF oder einen Investmentfonds einzahlst, erwirbst du damit Anteile an diesem Fonds. Die Fondsgesellschaft investiert dieses Geld dann weiter. Bei einem ETF kauft es Aktien aus dem Aktienindex, den es nachbildet. Zum Beispiel gibt es DAX-ETFs, die also nur Aktien der Unternehmen kaufen, die im Deutschen Aktienindex gelistet sind. Bei einem Investmentfonds dagegen treffen die Fondsmanager*innen die Entscheidung, wo das Geld investiert wird. Das können auch Immobilien oder Rohstoffe sein oder Ähnliches. Bleiben wir fürs Erste aber bei Aktienfonds, die hauptsächlich Aktien kaufen. Wo kommt nun deren Gewinn her? 

Ganz einfach: Wenn der Kurs der gekauften Aktien steigt, sind sie mehr wert. Die Unternehmen können ihre Aktionär*innen an Gewinnen beteiligen, indem sie Dividenden ausschütten – ob und wie viel, wird auf der Hauptversammlung dieser Unternehmen entschieden. In Deutschland passiert das in der Regel einmal im Jahr. Und diese Dividenden gibt es auch für den Teil der Aktien, die dein ETF oder Aktienfonds hält. 

Nebenbei: Normalerweise entscheiden die Aktionär*innen auf diesen Hauptversammlungen, was mit den Gewinnen passiert. Als Anleger*in bei einem Fonds darfst du aber nicht mitstimmen. Das Stimmrecht hat die Fondsgesellschaft. 

Und wenn der Fonds dann von allen Unternehmen die entsprechenden Dividenden eingesammelt hat? Dann stellt sich die Frage: Was soll mit den Dividenden passieren? Im Wesentlichen gibt es zwei Möglichkeiten: 

  • Ausschüttende Fonds: Die Dividenden, die der Fonds aus seinen Aktien erhält, werden in einem festgelegten Turnus an die Anleger*innen ausgezahlt. Meist passiert das einmal pro Jahr, manchmal häufiger. Aus solchen Fonds bekommst du also Gewinne auf dein Konto ausgezahlt. Du hast damit ein zusätzliches, passives Einkommen
  • Thesaurierende Fonds: Diese Fonds zahlen die Dividenden nicht aus, sondern behalten sie ein und investieren das Geld automatisch wieder. Wie das genau funktioniert, schauen wir uns gleich an. 

Bei einer Liste von Fonds wirst du häufiger die Kürzel „Dis“ oder „Acc“ im Namen sehen. Die stehen für genau diese Unterscheidung. „Dis“ oder „Dist“ ist kurz für das englische „distribution“, also Verteilung, und bezeichnet ausschüttende Fonds. „Acc“ steht für das englische „accumulation“, also Anhäufung, und steht für thesaurierende Fonds. 

Sparplan für thesaurierende Fonds

Sparplan für thesaurierende Fonds

Wenn du langfristig in einen Fonds investieren willst, geht das besonders gut mit einem Sparplan. Du legst also eine Summe fest, von der du monatlich automatisch neue Anteile kaufst. Das geht oft schon ab 25 Euro pro Monat. Du kannst deine Sparrate jederzeit anpassen.

Was bedeutet Thesaurierung genau?

Was machen thesaurierende Fonds mit dem Geld, das sie von den Unternehmen als Dividende überwiesen bekommen? Die Antwort: Sie kaufen mehr Aktien. Dabei gibt es die Wahl, von der Dividende einer Aktie auch entsprechend mehr Aktien von genau diesem Unternehmen zu kaufen, oder die Dividenden immer anteilig auf alle Aktien im Fonds zu verteilen. 

Das bedeutet für dich als Anleger*in: Deine Fondsanteile gewinnen an Wert. Dazu eine (vereinfachte) Beispielrechnung: Nehmen wir an, du hast einen Anteil an einem thesaurierenden ETF. Dieser Anteil ist aktuell 100 Euro wert. Dieses Jahr stehen Dividenden von sieben Euro pro Anteil an. Von diesen sieben Euro kauft der Fonds entsprechend mehr Aktien. Für deinen Anteil bedeutet das: In ihm sind jetzt mehr Aktien enthalten als vorher. Er ist nicht mehr nur 100 Euro wert, sondern 107. Im nächsten Jahr kann der Fonds noch mehr Dividenden aus diesen zusätzlichen Aktien einstreichen, die ebenfalls investiert werden. Es funktioniert also wie der Zinseszins.  

Wundermittel ETF – warum es auch bei Indexfonds gute und schlechte gibt 

Klicken Sie hier, um die Inhalte von YouTube anzuzeigen.

Meine Zustimmung kann ich jederzeit unter Datenschutz widerrufen.

© Hessischer Rundfunk 

Wichtig: Die Börsenkurse steigen natürlich nicht immer und es gibt nicht jedes Jahr eine satte Dividende. Manchmal verlieren Fondsanteile an Wert, wenn es wirtschaftlich nicht gut läuft. Deswegen sollten Fondsanteile immer als langfristige Investition gesehen werden, die ihren Wert im Schnitt und über die Zeit steigern. 

Wir haben bisher nur über ETFs und Aktienfonds mit ihren Dividenden gesprochen. Der Prozess funktioniert aber auch bei anderen Arten von Investmentfonds, zum Beispiel Rentenfonds, die vor allem in Anleihen investieren. Bei thesaurierenden Rentenfonds werden mit den gewonnenen Zinsen neue Anleihen gekauft. Die Manager*innen von thesaurierenden Immobilienfonds investieren Mietgewinne in weitere Immobilien. Und so weiter. Es geht immer darum, das Fondsvermögen zu erhöhen. 

Übrigens: Der Begriff „thesaurierend“ kommt vom altgriechischen Wort thesauros, das eine Vorrats- oder Schatzkammer bezeichnet. 

Eine Frau betrachtet Aktienkurse auf ihrem Smartphone
© istock/izusek/2023  Investments in thesaurierende Fonds sollten immer langfristig beurteilt werden, nicht nach täglichen Kursschwankungen.

Die Abgeltungssteuer bei thesaurierenden Fonds

Auf Gewinne aus sogenannten Kapitalerträgen fällt in Deutschland die Abgeltungssteuer an. Zu diesen Kapitalerträgen zählen auch Dividenden und damit deine Gewinne aus Fondsanteilen. Bei ausschüttenden Fonds ist sofort klar, was besteuert wird, nämlich die Gewinne, die du auf dein Konto ausgezahlt bekommst.  

Was aber, wenn du in einen thesaurierenden Fonds investierst und keine Gewinne ausgezahlt bekommst? Wie sieht es dann aus mit deinem ETF und Steuern? Steuerfrei bleibt dein Investment leider nicht. In Deutschland ist nämlich festgelegt, dass ausschüttende und thesaurierende Fonds bei der Besteuerung gleich behandelt werden sollen. 

Bei thesaurierenden Fonds passiert deswegen Folgendes: Der Staat setzt eine sogenannte Vorabpauschale an. Diese Summe wird vor allem nach den Gewinnen des Fonds festgelegt. Auch der Basiszins ist entscheidend (den legt das Bundesministerium für Finanzen zum 1. Januar und 1. Juli immer neu fest). Und von dieser Vorabpauschale werden dann die Abgeltungssteuer (und gegebenenfalls Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag) fällig. Die Bank, bei der dein Depot liegt, kümmert sich darum.  

Das heißt: Auch, wenn du nur thesaurierende Fonds hast, solltest du einen Freistellungsauftrag stellen, damit du vom Sparerpauschbetrag profitierst. Dabei handelt es sich um einen eigenen Freibetrag auf die Abgeltungssteuer, der aktuell bei 1.000 Euro für Alleinstehende und 2.000 Euro für Ehepaare liegt (Stand: 2024). Diese Summe wird dann von der Vorabpauschale abgezogen und du musst entsprechend weniger Steuern zahlen. Wie das geht, erfährst du in unserem Ratgeber „Freistellungsauftrag: So stoppst du die Steuern für Zinsen und Dividenden“. 

Übrigens: Bei Fonds mit einem Aktienanteil von mindestens 51 Prozent, also Aktienfonds und den üblichen ETFs, bleiben 30 Prozent der Gewinne steuerfrei. Auch das rechnet deine Depot-Bank automatisch ein. 

Rendite ohne Risiko

Rendite ohne Risiko

Wenn du dein Geld in einen Fonds investierst, gilt das als relativ sichere Anlage, vor allem langfristig. Was aber, wenn du für ein konkretes, vielleicht auch kurzfristigeres Ziel sparst wie eine Urlaubsreise, und der Kurs zum benötigten Zeitpunkt gerade im Keller hängt?  

Es gibt auch Möglichkeiten, dein Geld unabhängig von der Börse anzulegen, zwar mit weniger Chance auf hohe Renditen, aber dafür ohne Risiko auf Kursverluste. Zum Beispiel bietet die Hanseatic Bank Sparbriefe mit festen Laufzeiten und Zinsen – du weißt also von Anfang an genau, wie viel Rendite du am Ende ausgezahlt bekommst. 

Für wen lohnen sich thesaurierende Fonds?

Ob du lieber in einen ausschüttenden Fonds oder einen thesaurierenden Fonds investieren möchtest, hängt davon ab, welches Ziel du mit deiner Geldanlage verfolgst. Auf Dauer lohnen sich thesaurierende Fonds mit ihrem Zinseszinseffekt in der Regel mehr. Das ist zum Beispiel interessant, wenn du deine Anlage als private Altersvorsorge nutzen willst, um deine Rentenlücke zu schließen.  

Ausschüttende Fonds haben auch Vorteile, vor allem das regelmäßige zusätzliche Einkommen. Hier steht es dir jedes Jahr frei, was du mit deinen Gewinnen machst. Du kannst sie zum Beispiel in deine Urlaubskasse tun. Oder du kannst deine ausgeschütteten Gewinne selbst weiter investieren. Entweder, indem du mehr Fondsanteile kaufst, oder indem du sie anderswo anlegst. Ausschüttende Fonds bieten dir also mehr Flexibilität. 

Genau diese Flexibilität fehlt den thesaurierenden Fonds. Möchtest du früher an Geld, das im Fonds angelegt ist, zum Beispiel, weil eine größere Anschaffung ins Haus steht, dann bleibt dir nur die Möglichkeit, Fondsanteile zu verkaufen. Im Gegenzug musst du aber keine Zeit darauf verwenden, abzuwägen, was du mit deinen Gewinnen machst. Sie steigern automatisch weiter dein Vermögen. 

Das könnte dich auch interessieren:

Wie hat dir der Artikel gefallen?

1