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NFT: Um was geht es dabei? Lohnt es sich, welche zu kaufen?

Thorsten Schierhorn
von Thorsten Schierhorn, 27.09.2022

Was sich in der Kryptowelt tut, spielt für Max und Sabine Mustermann oft keine Rolle – bis etwas davon in den Nachrichten auftaucht. Zum Beispiel, dass ein NFT bei einer Auktion mehrere Millionen Dollar erzielt hat. NF-was? Wenn das mit Internet zu tun hat, geht es doch bestimmt wieder nur um Nullen und Einsen. Und dafür so viel Geld? Na ja, das ist sicher die Ausnahme. Und trotzdem haben NFTs schon heute eine große Bedeutung. Was dahinter steckt, warum manche NFTs so wertvoll sind und ob sie sich als Geldanlage eignen, erfahren Sie hier.

Themen in diesem Artikel

Auf den Punkt

Auf den Punkt

  • NFTs sind ein digitales Zertifikat. 
  • Sie belegen, wem eine Datei gehört. 
  • NFTs sind in einer Blockchain gespeichert. 
  • Es gibt mehrere Anwendungsmöglichkeiten. 
  • NFTs sind als Geldanlage hochriskant. 

NFT: Was ist das?

Wem „gehört“ eine E-Mail, ein Bildchen auf Facebook, ein Tweet auf Twitter? Sprich: All die digitalen Dateien, die auf Computern und im Internet herumschwirren. Und die man mit ein paar Mausklicks unendlich kopieren kann. Gehören die überhaupt jemandem? Und wie erkennt man die Ursprungsversion? 

NFTs sollen diese Frage klären. Die Abkürzung NFT steht für „Non-Fungible Token“, zu Deutsch etwa „nicht-austauschbare Wertmarke“. Sie können es sich vorstellen wie ein Flugticket. Wenn Sie damit zum Flughafen gehen und Ihren Ausweis am Schalter vorzeigen, ist klar: Jawohl, Sie sind die Person, die den Flug antreten darf. Insofern ist das Ticket eine Wertmarke – Sie bekommen etwas dafür. 

Gleichzeitig ist es „nicht austauschbar“. Heißt: Sie können mit dem Ticket nicht einen anderen Flug antreten, es bezieht sich nur auf diesen einen. Außerdem kann auch niemand anderes in die Maschine steigen – das Flugticket gilt nur für Sie. Bei „austauschbaren“ Wertmarken ist das anders. So etwas könnte zum Beispiel ein 50-Euro-Schein sein. Ob Sie mit dem einen 50-Euro-Schein bezahlen oder mit einem anderen, ist egal: Sie bekommen das Gleiche dafür. Und wenn Sie jemand anderem den Geldschein geben, kann diese Person genauso damit einkaufen gehen. 

So viel zum Prinzip. Nur dass sich NFTs nicht auf einen Flug beziehen, sondern auf eine bestimmte digitale Datei. Um das besser zu verstehen, machen wir ein kleines Gedankenexperiment. Stellen Sie sich vor, Goethe hätte die Tragödie „Faust“ nicht vor rund 200 Jahren geschrieben, sondern gestern. Dann hätte er vermutlich einen Computer benutzt. Und sein Werk als Textdatei abgespeichert – auf seinem Laptop, und dazu noch eine Sicherheitskopie auf einem Stick und eine in der Cloud. Irgendwann würde er die Datei vielleicht einem Freund zum Probelesen senden. Und der sie einer Freundin. 

Nach kurzer Zeit gäbe es unzählige Dateien, alle mit demselben Inhalt. Wie könnte Goethe dann im Notfall beweisen, dass die erste, die „echte“ Faust-Datei von ihm ist? Dass nicht jemand anderes den Text verfasst hat? Genau: per NFT. Auch so ein NFT ist eine Computerdatei. Und in der könnte stehen: Die „Faust“-Datei auf Goethes Laptop, auf dem er das Werk ursprünglich getippt und abgespeichert hat, das ist sie, die Ur-Datei. Und Goethe ist der Besitzer. 

Besucher*innen einer Ausstellung vor einem großen Display mit einem digitalen Bild
© istock/ gremlin/2021  Digitale Kunst kann man kopieren – aber dank NFT kann man das Original erkennen.

Wofür werden NFTs genutzt?

Wer eine digitale Datei erstellt, kann auch ein NFT dafür erstellen (wie das geht, klären wir im nächsten Kapitel). Das NTF ist dann eine Art Echtheitszertifikat und Besitzurkunde zugleich. Solche NFTs kann man an speziellen Börsen verkaufen, manche erzielen horrende Preise (siehe Kasten). 

Dabei ist gar nicht immer klar, was Sie bei einem NFT genau erwerben. Denn verkauft wird wirklich nur das NTF, also das digitale Zertifikat. Das wäre in etwa so, als wenn Sie die Besitzurkunde für einen Ring kaufen – aber nicht den Ring dazu bekommen.  

Was nützt Ihnen also ein NFT? Das kommt darauf an. Stellen wir uns vor, es ginge um eine Musikdatei, von der Sie ein NFT erwerben. Bleiben die Urheberrechte bei den Künstler*innen? Oder kassieren Sie fortan Geld, wenn jemand das Lied kopieren will, nachsingen, als Soundtrack in einem Film benutzen? Das hängt von den Besitzrechten ab, die in dem NFT stehen. Das bedeutet, dass Sie unter Umständen nicht viel mehr davon haben als die NFT-Datei selbst – ohne weitere Vorteile. 

Warum sind dann manche dieser Non-Fungible Tokens so teuer? Weil sie für einige Leute einen Sammlerwert haben. Schließlich zahlen Liebhaber*innen auch viel Geld für eigentlich billige Schlumpf-Figuren oder alte, längst ungültige Briefmarken. Und im Unterschied zu anderen digitalen Dateien gibt es ein solches NTF nur einmal. 

Mittlerweile kommen NFTs in vielen Bereichen zum Einsatz, wo die Echtheit eines digitalen Objekts gefragt ist. Das sind zum Beispiel: 

  • Digitale Kunstwerke: Farbe und Pinsel gibt es immer noch, auch aus Ton und Marmor werden nach wie vor Kunstwerke erstellt. Aber eben auch rein digital. Zum Beispiel gibt es Künstler*innen, die Tausende kleiner Bilder farblich so zusammenstellen, dass sie zusammen ein neues Bild zeigen. So ein Werk kann man zwar endlos kopieren, aber genau wie bei einem Gemälde gibt es nur ein Original. Das Gleiche gilt für Musikaufnahmen.
  • Gaming Assets: In so gut wie jedem Onlinegame können Spieler*innen eine Abkürzung nehmen. Etwa durch besonders starke Spielfiguren, wundersame Waffen, eine Truhe voller virtueller Goldmünzen. Meistens gibt es solche Helferlein per In-App-Kauf. Wer aber vielleicht ein solches Asset im Spiel gewonnen oder „erspielt“ hat, könnte es per NFT weiterverkaufen. Gaming-Anbieter entwerfen bereits Ausrüstungsgegenstände extra für den Verkauf per NFT. 
  • Sammelkarten: Wer schon einmal Sammelkartenspiele wie Magic: The Gathering oder Pokémon gespielt hat, kennt den Wert besonders seltener Karten. Das gilt nicht anders in der digitalen Welt. Sammelkarten für Onlinespiele, von Fußballstars, von Blockbuster-Filmen: Von allen traditionellen Sammelgebieten gibt es mittlerweile NFT-Varianten. Selbst vom traditionellsten aller Sammelgebiete, den Briefmarken. 

Meine Zustimmung kann ich jederzeit unter Datenschutz widerrufen.

  • Sammlerobjekte: Die erste Ausgabe der Zeitschrift Micky Maus oder eine Eintrittskarte für das „Wunder von Bern“, dem Fußball-WM-Endspiel 1954 – für viele haben solche Objekte einen riesigen ideellen Wert. Deshalb blättern sie viel Geld auf den Tisch, um so etwas zu besitzen. Auch in der digitalen Welt gibt es mittlerweile solche Kultobjekte. Was wäre, wenn Sie den allerersten Videoclip kaufen könnten, der je auf YouTube veröffentlicht wurde? Das Manuskript einer berühmten Rede? Das erste digitale Foto, das je geschossen wurde? So etwas ist doch kaum etwas wert, glauben Sie? Der NFT vom allerersten Tweet auf Twitter (von Twitter-Gründer Jack Dorsey aus dem Jahr 2006) wechselte 2021 für 2,9 Millionen US-Dollar den Besitzer.
  • Dokumente: In der Corona-Pandemie gab es die ersten Impfnachweise, die man einfach auf dem eigenen Smartphone speichern konnte. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das auch beim Personalausweis und dem Reisepass möglich ist. Aber gehört das Dokument auf dem Smartphone wirklich zu dem oder der Besitzer*in? Und sind die Angaben nicht womöglich manipuliert? Dabei könnten NFTs ins Spiel kommen. Denn die sind fälschungssicher abgespeichert, wie wir im nächsten Kapitel sehen werden.

Top 3: Die teuersten NFTs

Top 3: Die teuersten NFTs

Im August 2022 sind diese drei NFTs die teuersten ihrer Art: 

1. The Merge: 91,8 Millionen US-Dollar 

Das Bild des Künstlers Pak zeigt zwei Objekte kurz vor der Verschmelzung und besteht aus 266.455 Fragmenten, die an rund 30.000 Sammler*innen verkauft wurden. 

2. Everydays: the first 5000 days: 69,3 Millionen US-Dollar 

Die Collage des Künstlers Beeple (im wahren Leben Mike Winkelmann) besteht aus 5.000 Einzelbildern, die jeweils an einem anderen Tag entstanden. 

3. Clock: 52,7 Millionen US-Dollar 

Und noch einmal Pak: Dieses Werk von ihm zeigt eine Uhr, die anzeigt, wie lange sich Wikileaks-Gründer Julian Assange in Haft befindet. Der Erlös sollte seine gerichtliche Verteidigung finanzieren. 

Wie erstelle ich ein NFT?

Wenn Sie eine digitale Datei per NFT zertifizieren lassen wollen, benötigen Sie zunächst einige Einheiten einer Kryptowährung sowie eine Wallet, in der die Krypto-Münzen gespeichert sind. Den eigentlichen NFT erstellen Sie dann auf einer NFT-Handelsplattform, zum Beispiel OpenSea oder Rarible. Dort hinterlegen Sie die Informationen, um welche Datei es geht (etwa mit einer Beschreibung und der Internetadresse, wo die Datei gespeichert ist). Die Informationen werden dann mit einem individuellen Code versehen und alles in einer Datei verpackt – fertig ist das NFT. Dieses „Minting“, wie das Erstellen eines NFTs heißt, kostet allerdings Gebühren, deshalb die Krypto-Münzen. 

Schließlich landen die NFTs in einer Blockchain (meistens auf der von der Kryptowährung Ethereum). Das ist eine Datenbank, auf die viele Teilnehmer*innen Zugriff haben. Genauer gesagt liegen die Daten auf den Servern aller dieser Teilnehmer*innen gleichzeitig. 

In einer Blockchain werden verschiedene Dateien zu Blöcken zusammengefasst. Neue Dateien bilden neue Blöcke, und so reihen sich die Blöcke wie bei einer Kette aneinander. Der Clou: Jeder Block besitzt einen Hashtag, der mathematisch mit dem des Vorgänger-Blocks verknüpft ist. Wenn nun jemand auf dem eigenen Rechner eine Datei oder einen Block manipuliert, stimmt die mathematische Logik nicht mehr. Und auf allen Rechnern und Servern wird das sichtbar. 

Blockchains sind dadurch fälschungssicher. Der beste Ort also, um NFTs sicher abzuspeichern, zu kaufen und zu verkaufen. Denn wenn ein NFT den oder die Besitzer*in wechselt, wird das ebenfalls in der Blockchain festgehalten. So ist jederzeit klar, wem eine bestimmte digitale Datei gehört. 

Mehr zur Blockchain lesen Sie im Artikel „Einfach erklärt: Wie eine Blockchain funktioniert“. 

Darstellung einer Blockchain als Blöcke mit kryptischen Zahlensätzen
© istock/matejmo/2018  In einer Blockchain sind die NFTs mit anderen Dateien in Blöcken mathematisch verknüpft und damit sicher vor Manipulationen

Lohnt es sich, in NFTs zu investieren?

NFTs eignen sich als Geldanlage genauso wie Gemälde oder Sammelkarten: Wenn Sie das richtige Stück erwischen, kann es stark im Wert steigen. Aber nur dann, wenn auch viele andere ein Interesse daran haben und den Preis hochtreiben. Wenn nicht, dann haben Sie Ihr Geld umsonst investiert. 

Was hinzukommt: Für Banken und Börsen gibt es ein weltweites Regelwerk. Auf dem Markt für NFTs gibt es das (noch) nicht. Es kann also passieren, dass Sie an eine betrügerische Handelsplattform geraten, über die die angebotenen NFTs gar nicht verkauft werden. Oder was ist, wenn jemand auf mehreren Blockchains ein NFT für dasselbe Objekt erstellt hat? Dann würden die Eigentumsverhältnisse schnell unübersichtlich. Und wer garantiert Ihnen, dass die Verkäufer*innen überhaupt das Recht hatten, den NFT zu erstellen? Vielleicht sind sie gar nicht die Urheber*innen des Objekts, sondern haben es einfach irgendwo im Internet gefunden und „gestohlen“. 

Sie sehen: Mit einem NFT gehen Sie ein hohes Risiko ein. Für eine sichere Geldanlage sind andere Formen besser geeignet. 

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