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Bank 2030: Wie bezahlen wir morgen? Zwei Experten blicken voraus

Thorsten Schierhorn
von Thorsten Schierhorn, 26.03.2020

Reicht an der Kasse bald ein Augenblinzeln? Haben wir künftig noch Bargeld in der Tasche? Welche neuen Features brauchen wir dringend in einer Bank-App? Mit solchen Fragen rund um die Bank der Zukunft beschäftigen sich Maria Rechcygier und Rüdiger Mause. Sie gehören zum „Acceleration Hub“ der Hanseatic Bank. Dieser Bereich entwickelt in crossfunktionalen Teams die Lösungen für die Bankkunden von morgen. Aber wie sieht die Welt in Zukunft aus? Für die KlarMacher werfen Maria und Rüdiger einen Blick auf die Bank 2030.

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Wie bezahlen wir in Zukunft?

Maria: Auf jeden Fall weiterhin und verstärkt mobil, vor allem per Smartphone. Einfach deshalb, weil ich es ohnehin immer dabei habe.

Rüdiger: Weiterhin? Wir müssten in Deutschland erst einmal dahin kommen, wirklich überall mobil bezahlen zu können. Aber welcher Marktstand nimmt eine Girocard oder bietet NFC an?

Maria: Da sind wir Deutschen eben traditionell. Ganz anders als zum Beispiel China. Dort gibt es schon Testläufe, per Gesichtserkennung zu bezahlen.

Rüdiger: Ja. Und es gibt Tests, wie die Menschen mithilfe ihrer Iris bezahlen, sich also per Augenscan ausweisen. Oder mit der Herzfrequenz, die ist erstaunlicherweise bei jedem individuell. Das hat schon Vorteile. Zum Beispiel habe ich beide Merkmale immer bei mir. Und den Chip eines Smartphones oder einer Kreditkarte könnte man orten, meine Iris und Herzfrequenz nicht. Aber dafür müsste ich erst mal meine Herzfrequenz messen und registrieren lassen. Ob die Menschen dazu bereit wären?

Maria: Oder dazu, für die Gesichtserkennung an der Kasse eines schwedischen Möbelhauses das Gesicht in eine Kamera zu halten? Es wird wohl noch eine ganze Zeit lang Trägermedien geben, also Smartphone oder Kreditkarte. Und die Girocard. Der Deutsche liebt seine Girocard.

Experte Rüdiger Mause
Rüdiger Mause

„Sobald es in Deutschland ein gesellschaftspolitisches Umfeld gibt, das sagt, wir schaffen Bargeld ab, kann es sehr schnell gehen.“

Wie lange gibt es noch Bargeld?

Rüdiger: Sobald es in Deutschland ein gesellschaftspolitisches Umfeld gibt, das sagt, wir schaffen Bargeld ab, kann es sehr schnell gehen. Wie schnell, zeigt das Beispiel Schweden. Dort sind kleine Läden nicht mehr verpflichtet, Bargeld anzunehmen. Das hat auch das Kundenverhalten rasant verändert. Selbst am Obststand auf dem Markt bezahlen die Schweden heute mobil. Aber wenn es so einen Umschwung bei uns nicht gibt, haben wir auch 2030 oder 2040 noch Bargeld.

Maria: Die nächste Generation wird so oder so immer weniger mit Bargeld bezahlen. Einfach deshalb, weil sie digital aufwächst. Im Moment bietet Bargeld hier und da noch etwas, das andere Zahlungswege nicht bieten. Zum Beispiel das Gefühl, als Kind sein Taschengeld direkt in die Hand gedrückt zu bekommen, es zu sehen und zu fühlen. Aber das, was das in uns auslöst, kann man womöglich auch anders erreichen. In einer App könnten Münzen wie in einem Sparschwein klingeln, am Ende einer Nachricht über einen Geldeingang steht ein Smiley. Das würde unser Belohnungsgefühl vielleicht genauso anregen. Dann verliert Bargeld weiter an Bedeutung, bis wir es irgendwann nicht mehr brauchen.

Smartphone und Kreditkarte auf einem Glastisch
© istock/RomanovRV/2017  Smartphone und Kreditkarte werden die nächsten Jahre an den Kassen dominieren, erwarten die Experten.

 

Expertin Maria Rechcygier
Maria Rechcygier

„Die Bank-Features der Zukunft werden dem Kunden helfen, finanzielle Zusammenhänge besser zu verstehen.“

Wie sicher werden unsere Bankdaten sein?

Rüdiger: Wie heute auch: So sicher wie möglich. Nur was heißt sicher? Die Hacker rüsten ja genauso permanent auf wie die Entwickler von Sicherheitssystemen. So wie sie heute viele Passwörter schnell knacken, werden sie auch aktuellere Sicherheitsbarrieren eines Tages überwinden. Sogar Iris und Herzfrequenz  werden sie irgendwann den Schutzsystemen vorgaukeln können. Das Katz- und Maus-Spiel zwischen Cyber-Sicherheit und Kriminellen wird weitergehen.

Maria: Es wird hier leider keine perfekte Lösung geben. Aber mit den gegebenen Sicherheitsmaßnahmen, wie zum Beispiel Visa Secure bei Kreditkartenzahlungen, sind die Kunden erst einmal auf der sicheren Seite. Durch die aktuellen Sicherheitsverfahren, die seit Einführung der PSD2 Pflicht für alle Banken und Fintechs sind, ist die Hürde noch einmal erhöht worden, um an zahlungsrelevante Daten zu kommen – weil man für vieles inzwischen einen zweiten Faktor benötigt. Diese Richtlinie gibt unter anderem vor, welche Art von Faktoren wann genutzt werden können. Die iTAN-Liste verschwindet und neue Faktoren entstehen. So werden zum Beispiel, wie von Rüdiger bereits erwähnt, immer häufiger biometrischen Faktoren genutzt. Ebenso glaube ich fest daran, dass mobile Lösungen wie AppTan- Apps vieles ablösen werden, um sichere Einmalpasswörter zu erzeugen oder generell Bankdaten und Bezahlfunktionen abzusichern. Betrüger müssen also gleich mehrere Hürden überwinden.

Computer scannt ein weibliches Gesicht
© istock/metamorworks/2017  Nutzen wir Gesichtserkennung 2030 schon längst zum Bezahlen?

Was hat die Bank 2030 alles im Angebot?

Rüdiger: Zum Beispiel Instant Payment, also eine Blitzüberweisung, die sofort auf dem Konto landet beziehungsweise abgebucht wird. Das wird 2030 gang und gäbe sein. Oder die Bedienung komplett über Spracheingabe. Einfach weil wir Menschen bequem sind. Warum sollen wir dann noch tippen?

Maria: Es wird auch mehr Transparenz und Übersicht geben. Wo habe ich einen Vertrag abgeschlossen, wo habe ich was bezahlt? Wie kann ich den Preis nachvollziehen? Die Bank-Features der Zukunft werden dem Kunden helfen, finanzielle Zusammenhänge besser zu verstehen. Künstliche Intelligenz wird das unterstützen, indem sie die Informationen bündelt, die der Kunde wirklich braucht. Auch der Schutz der digitalen Identität wird eine immer größere Rolle spielen. Nicht nur beim Geld, auch bei Gesundheitsakten zum Beispiel.

Rüdiger: An dem Beispiel sieht man, wie die Dinge zusammenwachsen. Heute redet man von einer Health App einerseits, von sozialen Netzwerken wie Instagram andererseits, von Chat-Tools wie WhatsApp – und man redet noch von einem Bankkonto mit Bezahlfunktion. Das wird alles immer weiter miteinander verschmelzen. Facebook zum Beispiel will eine eigene Währung einführen, umgekehrt werden wir vielleicht bald über die Bank-App Bilder von unserem Mittagessen posten. Und die Bank, die dabei die Bedürfnisse nach Schutz und Bequemlichkeit am besten befriedigt, die wird die Nase vorn haben.

Das ist der Acceleration Hub der Hanseatic Bank

Das ist der Acceleration Hub der Hanseatic Bank

Der Acceleration Hub ist ein eigener Bereich innerhalb der Hanseatic Bank. Er besteht aus sogenannten Solution Lines, zu denen mehrere crossfunktionale Teams gehören. Jede Solution Line fokussiert sich auf ein einzelnes Kundenbedürfnis. Die daraus ableitbaren Lösungen werden eigenverantwortlich umgesetzt. Etwa in Form von neuen Features für die Hanseatic Bank Mobile App. Unter anderem gingen die individuellen Sperrmöglichkeiten für die Kreditkarte über die App (zum Beispiel von Online-Zahlungen) aus dem Acceleration Hub hervor.

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