
Retouren: So belasten sie unser Portemonnaie und unsere Umwelt

Schöne, günstige Onlinewelt. Die Shops sind rund um die Uhr geöffnet, die Auswahl ist schier unendlich, die Händler locken mit immer neuen Top-Angeboten. Und was einem nicht passt oder gefällt, das geht eben zurück zum Absender – ganz unkompliziert und in der Regel sogar kostenlos. Kostenlos? Nicht wirklich. Sehen Sie mal, warum Sie unterm Strich doch für die Retouren blechen. Und wie auch die Umwelt kräftig draufzahlt.

56 Prozent aller deutschen Online-Shopper schickten 2020 mindestens einmal eine bestellte Ware wieder zurück. Ganz oben auf der Retourenliste: Kleidungsstücke. Rund jedes zweite Textil hatte nicht gepasst oder gefallen – und wurde wieder zum Händler geschickt. Bei manchen Käufer*innen ist dies sogar vorprogrammiert. Sie bestellen das gleiche Stück in verschiedenen Größen und machen zu Hause die Anprobe. Ganz so, als würden sie in der Boutique mehrere Artikel mit in die Umkleidekabine nehmen. Nur dass hier kein*e Verkäufer*in die aussortierten Stücke zurück an den Haken hängt, sondern sie per Auto zurück zum Onlineshop transportiert werden.
Das hat seinen Preis. Zwar sind solche Retouren meistens kostenlos. Neun von zehn Händlern verzichten auf eine Extra-Gebühr für die Rücksendung. Trotzdem fallen Kosten an: Transport, Rücknahme, Sortierung und Neuverkauf oder Entsorgung schlagen jedes Mal mit rund 20 Euro zu Buche. Das errechnete die Forschungsstelle Retourenmanagement der Uni Bamberg. Aber woher nehmen die Händler das Geld, wenn nicht über eine Gebühr? Zum einen haben die Onlineshops weniger Kosten als Ladengeschäfte oder geben sich mit einem schmaleren Gewinn zufrieden. Den Rest schlagen sie einfach bei den Preisen der Waren drauf. Die wären also ohne Retouren für alle Kund*innen günstiger zu haben.
Eine CO2-Bilanz wie ein Dauerverkehr zwischen Hamburg und Moskau
Und auch die Natur zahlt ihren Preis. Zwar ist Einkaufen im Internet unterm Strich umweltfreundlicher als das Einkaufen im klassischen Ladengeschäft. Behaupten nicht etwa nur die Händler, sondern auch das Umweltbundesamt. Sein Argument: Ein Transporter liefert immerhin viele online bestellte Pakete auf einmal aus. Sonst würden die Kund*innen jeweils selbst zum Geschäft fahren – nicht selten mit dem Auto.
Das heißt aber nicht, dass der Onlinehandel die Wunderwaffe gegen den Klimawandel ist. Zu viele Minuspunkte trüben die Ökobilanz. Zum einen bekommt man viele Produkte noch umweltfreundlicher: zu Fuß im Laden um die Ecke. Zum anderen fällt jede Menge Verpackungsmüll an. Und auch das mit dem ökologisch besseren Transport gilt nur eingeschränkt. Schon allein deshalb, weil jede vierte Zustellung nicht beim ersten Mal klappt. Obendrauf kommen dann noch die Retouren.

Was die für die Umwelt bedeuten, haben die Uni-Forscher*innen der Uni Bamberg ebenfalls ausgerechnet. Danach sorgten die Rücksendungen allein im Jahr 2018 – also noch bevor der Onlinehandel durch Corona abermals boomte – für Luftverunreinigungen, die rund 238.000 Tonnen CO2 entsprechen. Das ist so viel, als würde man täglich 2.200-mal von Hamburg nach Moskau fahren.
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