Grafik Preis-Leistungs-Duell Discounter vs. Kleingarten
Sparen

Preis-/Leistungs-Duell: Kleingärtner geben Discountern den (Obst-)Korb

Thorsten Schierhorn
von Thorsten Schierhorn, 02.08.2019

Die einen bücken und quälen sich unter brütender Sonne im Kleingarten, die anderen greifen locker in die bunt-einladende Auslage beim Discounter um die Ecke. Viele Wege führen eben zu Obst und Gemüse. Doch wer kommt billiger weg? Wo freut sich auch die Natur? Wer bietet die frischere harte Schale mit weichem Kern? Die KlarMacher wollen es genau wissen.

Themen in diesem Artikel

Preis: Wo wird man ausgequetscht wie eine Zitrone?

Ein Kilo Äpfel für zwei Euro und weniger, Birnen für einige Cent, Zwiebeln und Gurken zum Hinterherschmeiß-Preis: Discounter sind die Billigheimer unter den Obst- und Gemüsehändlern. Im Fokus bei den Preisen steht vor allem die Banane. Denn sie zählt zu den Produkten, deren Preise die Kunden genau kennen und daran beurteilen, wie günstig ein Geschäft ist – genauso wie zum Beispiel Butter oder Schokolade. Deshalb sind hier die Preiskämpfe besonders heftig.

Na und, denkt sich da der Kleingärtner triumphierend. Sein selbst gezüchtetes Obst und Gemüse kostet zwar jede Menge Arbeit, doch dafür gibt es die Hauptzutaten Sonne und Wasser sogar geschenkt. Aber halt: Trotzdem ist seine Ernte nicht umsonst. Denn da sind ja noch die Miete für den Garten, die Kosten für die Samen, den Dünger, die Anfahrt … Wer genau hinhört, kann bei jedem Biss in den vermeintlichen Gratis-Apfel den Kostenzähler klingeln hören.

Discounter-Preis gegen Kleingärtner-Kosten ist wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Deshalb zur Sicherheit Punkt für beide: 1:1.

Frische: Wo steht das Obst noch voll im Saft?

Ernten, zwischenlagern, zum Großhändler transportieren, wieder zwischenlagern, zur Filiale bringen, ausladen, einräumen, auf Kunden warten, in den Einkaufskorb und mit nach Hause nehmen, irgendwann essen – die Früchte beim Discounter haben schon einiges hinter sich, bevor sie vertilgt werden. Nicht selten waren sie schon zwei Wochen lang auf Weltreise. Frisch bleiben sie da nur, weil sie unterwegs in eine Art Kälteschlaf versetzt werden. Bananen zum Beispiel werden anschließend in extra Reifekammern mit einem Gas besprüht, bis sie den optimalen Reifegrad erreicht haben. Natürliche Frische sieht anders aus. 

Der Kleingärtner hat es da einfacher: ernten, essen – fertig.

Frischer als aus eigener Hand geht es nicht: Punkt für den Kleingärtner zum 1:2.

Mädchen in einem Garten hat drei Himbeeren auf die Finger gesteckt und isst eine davon
© istock/Halfpoint/2017  Lagerzeit: drei Sekunden. Da hält kein noch so frischer Frische-Supermarkt mit.

Qualität: Wo findet man Äpfel wie aus dem Paradies?

Ist die Tomate süß und saftig oder doch eher eine geschmacksbefreite Wasserbombe? Steckt hinter der Avocado-Schale cremiges, grünes Fruchtfleisch oder der trockene, bräunliche Überrest vergangener Lecker-Glanzzeiten? Zwischen “Boah, ist ja köstlich” und “Was soll das denn sein? ” ist beim Discounter alles drin – und liegt dort manchmal einträchtig nebeneinander.

Als Grünling sammelt auch der Kleingärtner so manche Überraschung in seinem Erntekorb. Doch ein, zwei Ernten später weiß man, wo einem der (Salat-)Kopf steht. Mit dem richtigen grünen Daumen kommt einem dann bald nur noch Selbstangebautes auf den Teller. Zumal es mit dem Stolz auf die eigene Arbeit gleich nochmal so gut schmeckt.

Eigenes Anpacken lohnt sich auch bei Obst und Gemüse. Die Kleingärtner bauen die Führung aus: 1:3.

Vielfalt: Wo gibt es alles von A(rtischocke) bis Z(ucchini)?

Warum gab es in der DDR keine Bananen? Nein, keine Sorge, jetzt folgt kein abgedroschener Witz. Sondern die simple Wahrheit: Weil sich dort keine Bananen anbauen ließen – genauso wenig wie in Westdeutschland, das aber die Südfrüchte weltweit einkaufen konnte. Und auch Orangen, Ananas oder Oliven sucht man auf deutschen Feldern meistens vergeblich. Einem Supermarkt-Einkäufer ist das womöglich gar nicht bekannt. Denn alle Früchte, die irgendwo auf der Welt geerntet werden, findet er auch in der Auslage. Wenn nicht in dem einem Markt, dann spätestens im nächsten.

Der Kleingärtner muss sich bei seinem Sortiment nach den hiesigen Bedingungen richten. Dann hat er zwar immer noch eine üppige Auswahl – aber vermutlich kaum den Platz, um alles auch anzubauen.

Selbst der engagierteste Kleingärtner kauft zu. Der Discounter schließt auf zum 2:3.

Mutter zeigt Tochter im Supermarkt eine Ananas
© istock/Filipovic018/2017  Aus aller Welt kommen die Früchte in der Supermarkt-Auslage.

Bequemlichkeit: Wo gibt es Rüben ohne Rückenschmerzen?

Umgraben, pflanzen, gießen, düngen, Unkraut jäten, Schädlinge entfernen und Nützlinge aussetzen – für den richtigen Hobbygärtner die reine Freude. Niemals käme er auf die Idee, sein Tun auf der eigenen Scholle als Arbeit zu bezeichnen. Wochenende für Wochenende treibt es ihn ins Grüne vor der Haustür oder in der Schrebergartenkolonie. Stunde um Stunde und Rückenschmerz um Rückenschmerz investiert er in seine Passion. Aber bei seinen Mitbürgern stößt er damit oft auf Unverständnis.

Denn die große Mehrheit greift auf dem Erdbeerfeld lieber zum fertig gefüllten Korb. Einen Apfelbaum haben viele zuletzt in “Max und Moritz” gesehen. Sie glauben, eine Salatgurke wachse in der Plastikfolie. Und so greifen sie beim Discounter einmal kurz in die Auslage, packen die Früchte in den Einkaufswagen und fahren die “Ernte” nach Hause.

Staunend sehen die Discount-Einkäufer auf die ackernden Hobbygärtner und gleichen souverän zum 3:3 aus.

Nachhaltigkeit: Wo gibt die Natur gern?

“Wer den Acker pflegt, den pflegt der Acker”, so eine alte Bauernweisheit. Und sie gilt auch noch heute. Der Kleingärtner und sein Feld sind beste Kumpel, Kameraden, Komplizen.

Da muss der Discounter-Einkäufer verschämt in der Ecke stehen. Sein Obst und Gemüse werden nicht selten rund um den Erdball geflogen und verschifft. Unzählige Lastwagen fahren sie dann in die Geschäfte. Wenn es denn überhaupt in die Geschäfte kommt: Fast jede dritte Banane zum Beispiel wird laut Schätzungen vorher aussortiert und weggeworfen weil sie nicht ansprechend genug aussieht. Auch nicht besser: die Ökobilanz der Avocado. Für ein Kilogramm der Frucht, also etwa zweieinhalb Stück, verbraucht man beim Anbau stolze 1.000 Liter Wasser. Bei einem Kilo Salat hingegen sind es gerade mal 130 Liter.

Trotzdem ist man auch bei einheimischen Früchten nicht immer auf der grünen Seite. Zumindest nicht, wenn sie von Feldern stammen, die mit reichlich Pestiziden vor Insekten geschützt werden. Immerhin: Auch beim Discounter gibt es immer mehr Bio-Angebote.

Mit einem dicken Ausrufezeichen fahren die Kleingärtner den Sieg ein: 4:3.

Fazit: Wer kann, baut an

Fazit: Wer kann, baut an

Wer die Möglichkeit, einen grünen Daumen und den nötigen Ehrgeiz hat, genießt bestes Obst und Gemüse aus dem eigenen Anbau. In hoher Qualität, günstig und mit dem leckeren Selber-gemacht-Geschmack. Doch wenn im Fruchtkorb nicht das Immergleiche landen soll, muss dann und wann eben doch der Gang zum Händler her. Vor allem die Discounter bieten Vitamine zum Billigpreis. Doch in Sachen Frische und Nachhaltigkeit haben sie dafür in der Regel das Nachsehen.

Wie hat dir der Artikel gefallen?

1

Das könnte Sie auch interessieren: