
Preis-Leistungs-Duell: Handwerkerbörse vs. Nachbarschaftshilfe

Nach einer Anfrage auf einer Handwerkerbörse im Internet steht schnell ein Fachmann bereit. Neue Fliesen für die Veranda, frische Schindeln fürs Dach, ein Bidet fürs Badezimmer? Alles möglich. Ein vierstelliger Betrag ist aber locker drin. Also doch selbst Hand anlegen? Vielleicht greift Ihnen ja der Nachbar unter die Arme. Und war Schwiegerpapa nicht immer so handwerklich begabt? Wann lohnt sich was, wo lauern Gefahren? Zeit für einen Vergleich.
Themen in diesem Artikel
- Kosten: Bei wem bleibt mehr im Portemonnaie?
- Kompetenz: Kann sich das Ergebnis sehen lassen?
- Pflichtbewusstsein: Wer wird pünktlich fertig?
- Nerv-Faktor: Bei wem hält der Geduldsfaden länger?
- Schadensfall: Wo gibt es das Geld zurück?

Kosten: Bei wem bleibt mehr im Portemonnaie?
Handwerkerbörsen sind sehr praktisch, denn dort finden Sie auf einem einzigen Portal jede Menge Anbieter für viele Arbeiten. Und obendrein kommen Sie dort auch noch recht günstig an fachmännische Hilfe. Der Grund: Neulinge kämpfen auf den Online-Plattformen mit interessanten Angeboten um erste Kunden. Und größere Betriebe können dort leere Seiten in ihren Auftragsbüchern füllen. Im Gegenzug machen sie einen guten Preis. Trotzdem müssen Handwerker ihren Lohn, Sozialbeiträge, Fahrtkosten, Miete, Werkzeug und vieles mehr berechnen – plus Steuer. Eine Handwerkerstunde kostet deshalb hierzulande zwischen 40 und 60 Euro.
Doch merke: Auch der Nachbar oder Kumpel freuen sich über eine Gegenleistung. Ihren freiwilligen Mitstreitern ein paar Schnittchen und Getränke während der Arbeit spendieren, ist quasi Pflicht. Als Dank kommt nach erfolgreichem Projektende auch eine Einladung zum Essen gut an. Natürlich sollten Sie sich revanchieren und den tatkräftigen Gefährten bei Bedarf Ihre Unterstützung anbieten. Ganz umsonst wird es also auch mit Bekannten nicht.
Wichtig: Achten Sie darauf, dass Sie Hilfe ausschließlich im freundschaftlichen Rahmen annehmen! Wenn Sie zum Beispiel Ihren Nachbarn “richtig” beauftragen und ihm eine konkrete Entlohnung versprechen, dann ist das Schwarzarbeit – und damit verboten.
Und nicht vergessen: Das Material kommt in beiden Fällen obendrauf – beim Bau in Eigenregie müssen Sie aber auch noch für den Transport sorgen.
Trotzdem: Beim Preis kommt kein Handwerker gegen Selbermachen mit Freiwilligen an. Erster Zwischenstand: 0:1.

Kompetenz: Kann sich das Ergebnis sehen lassen?
Ihren höheren Lohn kontern die Profis von der Handwerkerbörse direkt mit ihrem fachmännischen Können. Das wird auf jedem Portal ausreichend dokumentiert: Gesellenbrief, Meisterbrief, Eintrag in die Handwerkskammer, Versicherungen für den Schadensfall – alles kann in der Handwerkerbörse eingesehen werden. Und wem das nicht reicht, liest sich die Kundenbewertungen durch. Damit können Sie sicher sein: Maurer, Fliesenleger, Elektriker und Co. wissen, was sie tun. Doch was ist, wenn die frisch installierte Leitung trotzdem leckt, die neue Sauna nicht anspringt oder die ausgewechselten Fliesen von der Wand fallen? Dann haben Sie das Recht, dass der Handwerker die Mängel beseitigt (§ 13 VOB/B).
Können Sie da mithalten? Und was ist mit Ihrem Nachbarn? Ist der wirklich so geschickt, wie er behauptet? Oder wackelt am Ende der Einbauschrank und die Mustertapete zeigt kein einheitliches Bild? Das nehmen manche für die Preisersparnis vielleicht in Kauf. Müssen sie auch. Denn wenn ein Mangel besteht – das Ergebnis also nicht so ausfällt wie gewünscht –, dann können Sie Ihren Nachbarn nicht dafür belangen.
Eine rechtliche Garantie auf ein korrektes Ergebnis gibt es nur beim Fachmann. Deshalb Ausgleich: 1:1.
Pflichtbewusstsein: Wer wird pünktlich fertig?
Der Handwerker alter Schule will den Auftrag gründlich und zügig beenden. Erst recht, wenn Sie einen Fixpreis vereinbart haben. Deshalb steht er so gut wie immer pünktlich zur verabredeten Zeit auf der Matte. Oder er ruft an, wenn es mal wegen Krankheit oder aus anderen Gründen nicht klappt.
Der freiwillige Helfer ist häufig nicht ganz so zuverlässig. Kann er auch gar nicht sein. Schließlich hilft er Ihnen in seiner Freizeit, sofern ihm sein Hauptberuf die nötige Luft und Energie lässt. Und dann können immer noch der Abtanzball der Großnichte, das Vereinstreffen oder die Betriebsversammlung dazwischenkommen.
Wer also die Sonnenmarkise nicht erst zum Herbstbeginn fertig haben will, hat mit einem Handwerker meistens bessere Aussichten.
Ein Profi ist eben ein Profi. Neuer Stand deshalb: 2:1.

Nerv-Faktor: Bei wem hält der Geduldsfaden länger?
“Ich muss nochmal los, Material holen.” “Kann man hier irgendwo rauchen?” “Oh, ich habe mir die Schuhe nicht abgetreten.” Das kommt Ihnen bekannt vor? Die Dinge, mit denen einem Handwerker auf die Nerven gehen können, ist lang. Schließlich holen Sie sich Fremde ins Haus. Denen wollen Sie nicht ständig über die Schulter gucken. Aber sie ganz allein in Ihren privaten Räumen lassen? Also wenigstens aufräumen. Und hinterher natürlich nochmal durchwischen. Egal, wie eigenständig Handwerker arbeiten: Ohne Sie geht es eben doch nicht. Schon allein, weil Sie zuhause sein müssen, um den Handwerker hereinzulassen.
Doch auch mit dem Nachbarn kann es Ärger geben. Es ist zwar sehr nett, dass er Ihnen hilft. Aber vielleicht macht er in Ihren Augen eine Pause zu viel, und prompt können Sie auch nicht weiterarbeiten. Vielleicht nörgelt er ständig über die Muster von Tapete oder Fliesen (“Ich muss hier ja nicht wohnen.”). Vielleicht fragt er nebenbei nach ein paar Ihrer Familiengeheimnisse, die ihn nun wirklich nichts angehen. Schon so manche Freundschaft ist beim gemeinsamen Herumwerkeln zerbrochen.
Ärger lauert überall, deshalb kein Punkt für eine Seite. Es bleibt beim Zwischenstand: 2:1.
Schadensfall: Wo gibt es das Geld zurück?
Der Farbklecks, der beim Anstreichen auf dem teuren Teppich gelandet ist. Der Riss im Mauerwerk nach dem Anbringen des neuen Regals. Der Werkzeugkoffer, der versehentlich aus der Hand rutscht und den Glastisch zerschmettert. Das sind nur drei der möglichen Schäden, die bei Handwerksarbeiten entstehen können.
Und dann? Bei Handwerkern können Sie sich entspannt zurücklehnen. Denn die müssen für alle Schäden aufkommen, die von ihnen verursacht werden. Auch wenn ein Gehilfe oder ein Subunternehmen am Werk war: Der Betrieb bzw. seine Betriebshaftpflichtversicherung zahlt. Dafür müssen Sie allerdings den Schaden nachweisen, also zum Beispiel Fotos machen oder einen Zeugen nennen.
Und bei Nachbarn und Freunden? Hier ist die Lage nicht so eindeutig. Bei Gefälligkeitsdiensten nehmen die Gerichte häufig einen “stillschweigenden Haftungsausschluss” an. Das bedeutet: Dem Bauherrn muss klar sein, dass ein freiwilliger Helfer kaum für Schäden geradestehen will. Deshalb gibt es dann auch kein Geld. Es sei denn, der Helfer hat eine Haftpflichtversicherung, die auch bei Gefälligkeiten gilt (“Gefälligkeitsschaden-Klausel”). Dann springt die Versicherung ein.
Wer mögliche Schäden in jedem Fall bezahlt haben will, setzt besser auf einen Handwerker. Endstand deshalb: 3:1.
Fazit: Sparen oder Sicherheit?
Fazit: Sparen oder Sicherheit?
Wenn Sie handwerkliches Geschick besitzen und einen versierten Helfer kennen, können Sie per Eigenbau eine Menge Geld sparen. Geht dabei allerdings etwas schief, müssen Sie dafür ganz allein geradestehen – ohne die nötigen Versicherungen auch finanziell. Auf der sicheren Seite sind Sie dafür bei einem professionellen Handwerker. Da läuft zwar auch nicht immer alles glatt. Aber der Gesetzgeber verlangt, dass er dann alle Mängel beseitigt bzw. für einen Schaden bezahlt. Diese Sicherheit ist vielen Bauherrn den Aufpreis wert.
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