
Preis-Leistungs-Duell: Fitnessstudio hängt Freeletics ab

Mit den Einkaufstüten rauf in den zweiten Stock – und schon schnaufen Sie wie ein Nashorn bei der Geburt? Ihr liebstes Kleidungsstück ist schon wieder zu eng? Keine Frage: Ein bisschen mehr Fitness kann Ihnen nicht schaden. Wenn nur die Götter davor nicht den Schweiß gesetzt hätten. Aber jetzt soll es endlich-wirklich-ganz-bestimmt losgehen? Ganz großes Indianerehrenwort? Dann versprechen Ihnen Fitnessstudios und Apps wie „Freeletics” gleichermaßen einen gestählten Körper. Zu Recht? Und zu welchem Preis? Die KlarMacher machen ein Probetraining.
Themen in diesem Artikel
- Preis: Wo kriegt das Portemonnaie Muskelkater?
- Anleitung: Wer sagt, wo’s langgeht?
- Abwechslung: Wo tritt man nicht nur auf der Stelle?
- Wetter: Wo lässt Petrus die Muskeln spielen?
- Gemeinschaft: Wo ist geteiltes Leid doppelte Trainingsfreud?
- Motivation: Wo bleibt der innere Schweinehund im Körbchen?

Preis: Wo kriegt das Portemonnaie Muskelkater?
Die Preistafel eines Fitnessstudios ist häufig länger als die Speisekarte in einem China-Restaurant. Und ähnlich übersichtlich. Oft gibt es einen wilden Mix aus Monatsgebühren, Servicepauschalen, Aufnahmegebühren, Kosten für den Mitgliedsausweis und vielem mehr. Auch wichtig für die Preisfrage: Ist das Training nur in einem bestimmten Studio erlaubt oder in allen Filialen derselben Kette? Geöffnet nur werktags bis 16 Uhr oder rund um die Uhr? Mit Spa oder ohne? Wollen Sie einen Personal Trainer oder Massagen? Womöglich gibt es auch einen Assistenten, der für Sie die Übungen übernimmt, während Sie einen Cocktail genießen.
Je nachdem, was Sie wählen, kostet ein Gym zwischen 10 und 100 Euro pro Monat.
Doch auch die Apps gibt es nicht geschenkt. In kostenlosen Versionen müssen Sie Werbung über sich ergehen lassen, außerdem ist das Übungsangebot fast immer eingeschränkt. Für das komplette Programm mit allen Übungen, Videos, individuellem Trainingsplan, Ernährungstipps und vielen bunten Buttons sind monatlich meistens zwischen 5 und 15 Euro fällig.
Die Geldbörse kommt in den Studios schneller ins Schwitzen. Punkt für die Apps zum 0:1.
Anleitung: Wer sagt, wo’s langgeht?
Ein individueller Trainingsplan ist das A und O beim Sport. Doch die Betreuung durch einen Trainer im Fitnessstudio hat ihren Preis. Der schlägt sich in höheren Mitgliedsbeiträgen oder einer Extragebühr nieder. Im besten Fall erklärt Ihnen dann aber ein zertifizierter Experte, was Sie auf dem Weg zum Athletenkörper am besten tun. Und ob es schon für das Olympia-Programm reicht oder drei Sit-ups pro Stunde erstmal genug sind.
Bei Freeletics und Co. heißt der Trainer Algorithmus. Anhand Ihrer Daten wie Alter, Gewicht und Fitnesszustand errechnet die Software, welche Übungen in welchem Rhythmus für Sie geeignet sind. Ob Sie die aber richtig ausführen, längst eine Pause brauchen oder eine Übung machen, die für Sie gar nicht geeignet ist – das verrät Ihnen die App nicht.
Die künstliche Intelligenz der App zieht gegen den Profi den Kürzeren. Ausgleich zum 1:1.

Abwechslung: Wo tritt man nicht nur auf der Stelle?
Im Fitnessstudio stehen die Geräte aufgereiht wie die Zuschauer auf der Südtribüne: Crosstrainer, Laufbänder, Rudergeräte, Hantelbänke, Ergometer, Kraftstationen und alles andere, was einem schon beim Zugucken den Schweiß aus den Poren treibt. Da bastelt sich jeder schnell seinen Weg von Station zu Station zusammen – vorausgesetzt, das Wunschgerät ist gerade frei.
Und die Apps? Bei denen brauchen Sie keine Geräte, oder bestenfalls einen starken Ast für Klimmzüge. Schließlich wusste man sich auch schon lange vor der Erfindung von Stepper und Co. zu helfen, zum Beispiel mit Liegestütze, Kniebeugen und Hampelmann. Freeletics und die App-Kollegen geben den Klassikern nur coole Namen und würfeln sie neu zusammen. Immerhin: Freeletics verspricht über 900 Workout-Variationen.
Für jedes Trainingsziel und jede Muskelgruppe bieten beide genügend Übungen. Punkt für beide: 2:2.
Wetter: Wo lässt Petrus die Muskeln spielen?
Fitnessstudios haben alles, was wetterempfindliche Sportfreaks brauchen: Heizung, Lüftung und nicht zuletzt ein Dach. Wenn nur der Hin- und Rückweg nicht wäre. Wer nicht gerade mit dem Auto in die Tiefgarage und von da aus per Fahrstuhl ins Gym fährt, ist jedem Regenschauer, jedem Sturm, jedem Schneegestöber und jeder Hitzewelle gnadenlos ausgesetzt.
Und die App-Athleten? Runter vom Sofa, los geht’s! Wetter? Welches Wetter?
Petrus ärgert nur die Studiobesucher mit Wind und Wetter. Punkt für die Apps zum 2:3.

Gemeinschaft: Wo ist geteiltes Leid doppelte Trainingsfreud?
Apps wie Freeletics lassen einem die freie Wahl: Trainieren Sie allein, zu zweit oder schwitzen Sie als Teil einer Massenbewegung. Nur suchen müssen Sie mögliche Mitstreiter im Zweifel selbst.
Im Fitnessstudio ist das nicht nötig. Wer allein sein will, zeigt dies deutlich durch den Kopfhörer und den starren, angestrengten Blick ins Nichts. Wer aber Gleichgesinnte sucht, wird in einem der zahlreichen Kurse schnell fündig. Oder er ködert einen Freund zwecks gemeinsamer Ertüchtigung. In manchen Fitnessstudios gibt es dafür auch noch einen Preisbonus.
Mitstreiter gibt es im Gym noch mehr als Eiweiß-Shakes. Ausgleich zum 3:3.
Motivation: Wo bleibt der innere Schweinehund im Körbchen?
Erfolg und Misserfolg des Trainings hängen an einer Frage: Bleiben Sie langfristig am Ball? Die Apps setzen dabei auf Ihre Eigenmotivation. Niemand zwingt Sie runter vom Sofa. Niemand drängt Sie, eine Übung bis zum Schluss durchzuziehen. Niemand hindert Sie daran, eine Übung auch mal ausfallen zu lassen. Immerhin: Das Aufraffen ist einfach. Von der Couch zum „Trainingsplatz“ ist es oft nur ein Meter. Zwei bis drei Sit-ups sind da immer drin. Und wie schnell werden es dann zehn oder mehr?!
Das Fitnessstudio verlangt einen längeren Anlauf. Aber wenn Sie erst einmal da sind, gibt es kaum einen Weg zurück. Denn wo alle anderen Gas geben, steht man ungern Däumchen drehend daneben. Sondern hängt sich rein, bis die gesamte geplante Einheit bis zum letzten Schweißtropfen absolviert ist.
Der Gruppenzwang erzielt den entscheidenden Treffer fürs Fitnessstudio: Sieg mit 4:3.
Fazit: Mehr Trimm im Gym
Fazit: Mehr Trimm im Gym
Keine Frage: Fitnessstudios haben ihren Preis, aber dafür bei allen wesentlichen Kriterien die Nase vorn: Abwechslung, professionelle Anleitung, Kurse, Mitstreiter. Wer sich jedoch gut selbst aufraffen und allein trainieren kann, spart mit Apps jede Menge Geld.
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