
Preis-Leistungs-Duell: Dauerkarte ledert Pay-TV ab

Die Karte. Das Bier. Die Wurst. Fußball im Stadion geht ganz schön ins Geld. Aber live ist nun mal live. Nur muss das wirklich bei jedem Wetter sein? Und immer diese Menschenmenge? Während zu Hause der Fernseher mit Riesen-Bildschirm und Surround-Sound wartet? Schluss mit dem Ballgeschiebe. Wir dribbeln uns durchs Pro und Contra: Wo gibt es den besseren Fußball fürs Geld?
Themen in diesem Artikel
- Kosten: Wie viel Ablöse wird fällig?
- Nebenkosten: Wie teuer ist die Reservebank?
- Anreise: Klein-Klein oder freier Raum?
- Atmosphäre: Wo schlägt das Fußballherz schneller?
- Sicht: Wo ist das Auge auf Ballhöhe?
- Wetter: Platz an der Sonne oder nasse Dusche?
- Gesellschaft: Wo bieten sich genügend Mitspieler an?
- Toiletten: Wo geht’s schneller zur Sache?
- Die Stars: Wo verströmen sie mehr Aura?

Kosten: Wie viel Ablöse wird fällig?
Nicht viel günstiger fällt der Live-Kick vor der Glotze aus. Zumal der Fan für die gepflegte Rundum-Versorgung gleich zwei Abos braucht: eins von Sky, eins von Eurosport. Sky startet mit monatlich rund 20 Euro, ohne Einsteigerangebot kann das Bundesliga-Paket bis zu 40 Euro kosten. Eurosport nimmt je nach Abo-Modell zwischen 4,50 und 7 Euro pro Monat. Pro Jahr kommen da einige Hundert Euro zusammen, mehr als bei mancher Dauerkarte.
Auf beiden Seiten sind verschiedene Preis-Optionen drin, doch günstig geht anders. Erstes Abtasten, noch keine Treffer: 0:0.
Nebenkosten: Wie teuer ist die Reservebank?
Die goldene Regel für jede Fantruppe, die was auf sich hält: Wer im Stadion aufs WC geht, bringt für alle Bier mit. Dann noch die obligatorische Wurst, ein Aufnäher, ein Schal – und schon ist mehr Geld weg als für den Eintritt. Sowas kann dem Fernseh-Fan kaum passieren. Denn der kauft das Bier vorher für einen Bruchteil der Stadionpreise beim Discounter. Dazu gleich noch ein paar Snacks, fertig ist das Catering. Und die Fanartikel? Lässt man sich zum Geburtstag schenken. Sieht im Wohnzimmer ja eh niemand.
Stadion ist, wenn das Portemonnaie genauso leidet wie die Stimme. Pay-TV geht in Führung: 1:0.

Anreise: Klein-Klein oder freier Raum?
Egal, wie zentral, ob Millerntor oder Bernabeu: Kein Stadion ist so nah wie das eigene Wohnzimmer. Und das heißt in der Regel: im Auto durch den Stau quälen oder in Bus und Bahn eingequetscht zwischen XXL-Fahne und Bierbauch stehen, bevor du zum Dank auch noch ewig vor der Einlasskontrolle warten darfst. Doch dafür kann man sich nirgends so schön in Stimmung bringen, mit Gleichgesinnten fachsimpeln und zusammen die größten Vereinslieder der 80er, 90er und dem Besten von heute anstimmen. Das Erlebnis Live-Fußball fängt eben schon vor dem Stadion an.
Das Pay-TV dagegen lockt dich mit wenigen Metern Fußweg. Überdacht. Wenn du magst, in Unterhose. Nur nicht über den Hund oder den Teppich stolpern. Stimmung allerdings sieht anders aus.
Stimmung oder Bequemlichkeit? Beide treffen, neuer Stand: 2:1.
Atmosphäre: Wo schlägt das Fußballherz schneller?
Fangesänge. La Ola. Sprechchöre. Fachgesimpel mit links, rechts, oben, unten. Raunen bei jedem Torschussversuch Richtung Eckfahne. Den Schiedsrichter der Bestechlichkeit beschuldigen. Gegnerische Fangruppen übertönen. Mitjubeln. Mitjammern. Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt. Überwältigt von der Macht der Masse.
Oder: Dann und wann den Fernseher anbrüllen.
Noch Fragen?
Treffer Marke “Tor des Jahres” für die Dauerkarte. Ausgleich zum 2:2.

Sicht: Wo ist das Auge auf Ballhöhe?
In manchen Stadien scheinen mittlerweile mehr Kameras als Zuschauer zu sein. Jede Szene zeigt das Fernsehen genauso aus Maulwurf- wie aus Vogelperspektive. Kein Schweißtropfen auf der Stirn der Spieler entkommt unentdeckt. Abseits oder nicht überprüfen Sie selbst in Dutzenden Wiederholungen mit kalibrierter virtueller Linie. Also keine Chance für den Stadionblick aus zig Metern Entfernung?
Nicht unbedingt. Denn im Fernsehen entscheiden Kameraleute und der Regisseur, was es zu sehen gibt und was nicht. Im Stadion beobachten Sie vielleicht schon vor allen TV-Zuschauern, wer zum Einwechseln herangerufen wird. Was auf den Rängen los ist. Was es für Schubsereien abseits der Ballhöhe gibt. Gegen einen echten Kennerblick kommt eben keine Bildregie an.
Adlerauge oder das ganze Bild, beide können punkten: 3:3.
Wetter: Platz an der Sonne oder nasse Dusche?
So gut wie alle Stadien in den deutschen Profiligen sind mittlerweile komplett überdacht. Die legendäre “Wasserschlacht von Frankfurt” bei der WM 1974 fände heute also nur noch auf dem Rasen statt, während sich die Zuschauer das nasse Spektakel aus dem Trockenen ansehen könnten. Eine Heizung im Winter ist aber nur dem Rasen und bestenfalls den oberen Zehntausend in den Logen vergönnt. Und beim Hin- und Rückweg ist der Stadionbesucher erst recht den Elementen ausgesetzt.
Doch was ist das? Der Treffer für das Pay-TV wird vom Schiedsrichter wieder zurückgenommen. Denn der Videobeweis brachte ans Licht: Bei Sonnenschein geht nichts über einen Fußballbesuch an frischer Luft, während der Fernsehfan in der Bude hocken bleibt.
Das Pay-TV-Publikum pfeift, doch es bleibt beim 3:3.

Gesellschaft: Wo bieten sich genügend Mitspieler an?
TV-Fußball ist wie Küssen: Allein macht es deutlich weniger Spaß. Also ist der Fernsehfan immer wieder auch Gastgeber. Für den besten Fußballkumpel. Oder die ganze Clique. So durchlebt man Lust und Leid an einem Spiel gemeinsam und kann auch gleich noch ein paar fachkundige Kommentare an den Mann bringen. Sofern jemand Zeit hat und vorbeikommt. Sonst guckt man das Spiel eben allein.
Ob wohl jemand vorbeikommt? Für den Dauerkarten-Besitzer eine völlig abwegige Frage. Meistens sitzt oder steht er ohnehin bei seinen besten Fußball-Freunden. Und falls die gewohnte Begleitung einmal ausfällt, sind vor Ort immer noch Tausende, die Stimmung verbreiten.
Fußball ist ein Mannschaftssport. Das gilt auch für die Zuschauer. Neuer Stand deshalb: 3:4
Toiletten: Wo geht’s schneller zur Sache?
Je nach Stadion schwankt die übliche WC-Situation irgendwo zwischen Könnte-besser-sein und Geht-ja-gar-nicht. Denn wer nicht gerade eine Loge sein Eigen nennt, steht meistens eine gefühlte Halbzeit lang in der Schlange, um dann ein Örtchen benutzen zu dürfen, bei dem ein Prüfer vom Gesundheitsamt in Ohnmacht fallen würde.
Und der TV-Zuschauer? Muss vielleicht mal einem Gast den Vortritt lassen. Aber ansonsten kann er sich in gewohnten Gefilden niederlassen.
Die Not mit der Notdurft im Stadion bringt dem Pay-TV den Ausgleich: 4:4.

Die Stars: Wo verströmen sie mehr Aura?
Cristiano Ronaldo in Großaufnahme direkt bis in die Nasenlöcher sehen oder lieber dem örtlichen Lokal-Messi ein “Beweg dich gefälligst” hinterherbrüllen? Hat beides etwas für sich. Aber beim Fußball ist es wie bei der Musik: Der Gitarrist in der Fußgängerzone entlockt einem bestenfalls freundlichen Beifall. Richtig aufregend aber wird es, wenn man einmal die großen Stars live und in echt und in Farbe sieht. Egal, wie alt man ist und wie viele große Namen man schon hat kommen und gehen sehen: Einem Star unverstellt und ohne Bildschirm dazwischen bei der Arbeit zuzusehen, den man bislang nur aus dem Fernsehen kennt, macht aus jedem abgezockten Dauerbesucher einen kindlichen Bewunderer. Das geht aber nur im Stadion. Und per Dauerkarte hat man innerhalb einer Saison die Stars der gesamten Liga zu Gast.
Abstauber-Tor in letzter Sekunde für die Dauerkarte. Endstand 4:5.
Fazit: Fußball “pur” oder Edelvariante
Das Pay-TV bietet pure Bequemlichkeit. Beim Fußball gemütlich auf dem heimischen Sofa hocken, mit Freunden oder ohne, günstige Getränke und Snacks dabei und die eigene Toilette nur ein paar Meter entfernt.
Doch es hat seine Gründe, warum Woche für Woche Millionen von Fans in die Stadien und zu den Bolzplätzen dieser Republik pilgern – egal was es kostet, egal wie kalt es ist, egal wie wenig Toiletten es gibt. Denn live ist nun einmal live. Mit allem Drum und Dran: den Schreien auf und abseits des Platzes, dem Jubel, dem Geruch von Bratwurst und Bier und dann und wann ein Regenschauer. Zweifel? Dann sehen Sie einmal in die glänzenden Kinderaugen eines kleinen Fußballfans, wenn er zum ersten Mal ins Stadion geht. Da hält kein Fernsehen mit.
Wie hat dir der Artikel gefallen?