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In Start-ups investieren: Tipps für private Anleger*innen

von Anna Ostrowska, 03.07.2023

Jedes Unternehmen hat mal klein angefangen – auch heutige Multi-Milliarden-Euro-Giganten wie Apple, Google oder Amazon. Deren frühe Investor*innen oder Aktionär*innen hatten Glück und gut mitverdient. Das können Sie vielleicht auch eines Tages, wenn Sie Ihr Erspartes in ein erfolgreiches Start-up stecken. Welche Möglichkeiten Sie dafür haben, erfahren Sie in diesem Ratgeber. Und auch, warum Sie sehr gut überlegen sollten, bevor Sie in ein Start-up investieren. 

Themen in diesem Artikel

5 Möglichkeiten: So können Sie privat an Start-ups mitverdienen

Start-ups haben von außen betrachtet wenig mit traditionell geführten Unternehmen gemeinsam. Oft bestehen sie aus einer wie bunt zusammengewürfelten Truppe, die neue Wege gehen will. Auch in ihrer Art zu arbeiten. Und sie sind nicht nur an Krediten von Banken interessiert, sondern auch stark an Anleger*innen, die privat in Start-ups investieren wollen. Woher diese Neigung kommt, erklären wir weiter unten im Kapitel über Chancen und Risiken. 

Auf jeden Fall wirken die jungen Unternehmen mit ihrer ungewohnten Art vielfach offen, locker und hemdsärmelig. Trotzdem können Sie da nicht einfach ein paar Euro auf den Tisch legen und der Rest läuft irgendwie von selbst. Aber wie kann man dann in Start-ups investieren und von deren Verkauf oder von Aktiengewinnen profitieren? 

Da gibt es mehrere Wege. Eine geeignete Möglichkeit für kleinere Geldbeutel haben wir im Ratgeber zu Crowdinvesting näher beschrieben. Dabei stecken viele Anleger*innen jeweils kleine Summen in ein Unternehmen. Was es an weiteren direkten und indirekten Beteiligungsformen – auch für die wohlhabendere Klientel – gibt, erfahren Sie im Folgenden.

Crowdfunding

Um es gleich klar zu sagen: Beim Crowdfunding winken keine Geldgewinne. Stattdessen versprechen Start-ups ihren Förder*innen eine andere Art der Belohnung. Das kann eine einfache Dankeschön-Karte sein. Meist gibt es aber etwas, das das Unternehmen herstellt (zum Beispiel ein Gerät), entweder als Geschenk oder zum Vorzugspreis. Das wäre dann immerhin ein geldwerter Vorteil. Am einfachsten ist es, sich über digitale Crowdfunding-Plattformen zu beteiligen. Wer ausschließlich Gewinn in Form von klingender Münze sucht, wird mit Crowdfunding also nicht glücklich. 

Crowdlending

Diese Variante wird auch „lending-based crowdfunding“ genannt. Dabei geben Privatleute Start-ups einen Kredit. Den muss das Unternehmen innerhalb einer festgesetzten Zeit und mit vereinbarten Zinsen zurückzahlen. Eine Bank ist nicht im Spiel. Stattdessen läuft das Geschäft über Online-Plattformen, die die Kreditanträge von Start-ups prüfen sowie eine angemessene Zinshöhe und Laufzeit ermitteln. Anbieter sind beispielsweise Companisto, Invesdor oder Seedmatch. Anschließend wird der Antrag auf der Plattform veröffentlicht und wer will, kann sich daran bei manchen Plattformen schon ab 100 Euro beteiligen. 

Ein Business-Angel erklärt jungen Start-Up-Gründer*innen einen Businessplan
© istock/ vm /2022  Business-Angels unterstützen Start-ups nicht nur finanziell, sondern auch mit ihrer Erfahrung.

Business-Angel

„Geschäftsengel” sind in der Regel Investor*innen mit branchentypischer Erfahrung. Oft bringen sich aktive oder ehemalige Unternehmer*innen oder Manager*innen nicht nur mit Geld, sondern auch mit Rat und Tat in die Start-up-Entwicklung ein. Weil sie sich meist Projekte aussuchen, die sie interessieren (und die viel Gewinn versprechen), lassen sie dafür auch gern etwas springen. Teils sind da einige Zehntausend Euro oder mehr im Spiel. Business-Angels wollen vorwiegend direkt in Start-ups investieren – also ohne Umweg über Banken oder Online-Plattformen. 

Venture-Capital-Fonds

Venture-Capital ist per Definition, Geld, das Sie in junge, nicht börsennotierte Firmen stecken. Die deutsche Übersetzung des Begriffs lautet Risikokapital oder Wagniskapital. Oft investieren große Unternehmen viel Venture-Capital und erwerben damit Anteile an Start-ups. Das können aber auch Privatpersonen machen. 

Die grundsätzliche Idee hinter dieser Förderform: Start-ups mit Venture-Capital fit für einen Börsengang machen. Der spätere Gewinn ergibt sich im Erfolgsfall aus ansteigenden Aktienkursen und ausgezahlten Dividenden. Um daran mitzuverdienen, können Sie über spezialisierte Fonds in Venture-Capital investieren. Dazu erwerben Sie Aktien von Venture-Capital-Fonds, die selbst an der Börse gelistet sind. Die werden von Banken und Versicherungen aufgelegt, aber auch vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) oder von der staatlichen Förderbank KfW. 

Wichtig: Venture-Capital-Fonds werden in der Regel aktiv gemanagt. Das bedeutet, dass Expert*innen der Fonds die Beteiligungen überwachen und deren Mischung bei Bedarf ändern. Daraus ergeben sich recht hohe Verwaltungsgebühren. Hinzukommen ein Ausgabeaufschlag sowie Kosten für Marketing und Vertrieb. Das kann sich auf einen Anteil von zehn Prozent des eingesetzten Gelds summieren. Übrigens: 2021 wurden in Deutschland rund vier Milliarden Euro über Venture-Capital in Start-ups investiert. 

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© Lukas Mankow 

Direkte Beteiligung

Bekannte von Ihnen wollen ein Start-up aufziehen? Natürlich können Sie die Gründer*innen mit einem privaten Kredit unterstützen. Aber sicherheitshalber nur zu klaren und schriftlich vereinbarten Konditionen. Setzen Sie also den Umfang des Darlehens fest, die Höhe der Zinsen und die Laufzeit. Am besten lassen Sie das von einer juristischen Kanzlei oder einem Notariat machen. 

Das müssen Sie wissen: Chancen und Risiken

Streng genommen sind Start-ups ganz normale, frisch gegründete Unternehmen. Und wie andere aufstrebende Firmen müssen sie zu Beginn oft hart kämpfen. Meist ist ihre erste große Herausforderung, genug Geld aufzutreiben, um durchzuhalten, bis ihr Geschäftsplan aufgeht. Da Start-ups erst im Aufbau sind, haben sie kaum Produkte und zahlende Kund*innen. Also sind sie froh über jeden Euro, den sie bekommen. 

Grundsätzlich können sich Start-ups über Banken Kredite besorgen – so wie es zum Beispiel neue Handwerksbetriebe tun. Das ist bei Start-ups aber nicht so einfach. Warum? Weil klassische Finanzinstitute lieber in vertraute und damit leichter einschätzbare Branchen investieren. Aber davon kann bei den meisten Start-ups kaum die Rede sein. Und damit sind wir an dem Punkt, an dem sie sich doch von anderen Unternehmen im Anfangsstadium unterscheiden. 

Das zeigt bereits ihr Gattungsbegriff. Sie heißen nämlich nicht ohne Grund Start-ups und nicht etwa Existenzgründungen. Denn während die eher Betriebe auf klassischen Geschäftsfeldern sind, wollen Start-ups mit gänzlich neuartigen Ideen erfolgreich sein. Ob sie das schaffen, steht in den Sternen. Oft gibt es für ihre kreativen Produkte oder Dienstleistungen noch nicht mal einen Markt. Die Newcomer müssen also darauf vertrauen, dass ihre Angebote eine bislang unbekannte Nachfrage wecken. 

Aktiv sind sie mit ihren innovativen Hardware- und Softwarelösungen und anderem zum Beispiel in folgenden Bereichen:  

  • Onlineshopping 
  • Cloud-Computing 
  • Vertrieb 
  • Logistik 
  • Gastronomie 
  • Tourismus 
  • Mobilität 
  • Verwaltung 
  • Fitness 
  • Gesundheit 

Wenn eine Startup-Idee zündet, kann sie große Gewinne bringen. Im „Funding Index 2020“ der Crowinvesting-Plattform Seedmatch ist von einer jährlichen Rendite von bis zu 16 Prozent die Rede. Diese Aussicht weckt das Interesse von privaten Geldgeber*innen, die weniger Bedenken und Vorschriften haben als die streng regulierten Banken. 

Beispiele für drei bekannte und sehr erfolgreiche Start-ups, die frühen Investor*innen viel Geld gebracht haben (Stand: Mitte 2022): 

  • Snapchat Inc. (Messenger-Dienst, Gründungsjahr 2011, geschätzter Unternehmenswert rund 28 Milliarden Euro) 
  • Xiaomi (Elektronikhersteller, führender Smartphone-Produzent, Gründungsjahr 2010, geschätzter Unternehmenswert rund 26 Milliarden Euro) 
  • Pinterest (Social-Media-Plattform, Gründungsjahr 2010, geschätzter Unternehmenswert rund zwölf Milliarden Euro) 

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Doch bei Weitem nicht jedes Projekt erweist sich als Treffer. Der „Startup- und Innovationsmonitor 2020“ geht aufgrund mehrerer Quellen davon aus, dass in Deutschland zwischen 80 und 90 Prozent der jungen Unternehmen innerhalb der ersten drei Jahre scheitern. In den meisten Fällen ist das investierte Geld damit weg. Woran liegt die niedrige Erfolgsquote? Dafür gibt es mehrere Gründe: 

  • Die Geschäftsidee kommt zum falschen Zeitpunkt, also zu früh oder zu spät. 
  • Das Produkt oder die Dienstleistung geht an der Zielgruppe vorbei oder hat einfach keine. 
  • Der Preis des Erzeugnisses stimmt nicht, ist also zu günstig oder zu teuer. 
  • Den Gründer*innen mangelt es an wirtschaftlichen Kenntnissen. 
  • Die Teammitglieder sind nicht optimal zusammengesetzt und ergänzen sich nicht gut. 
  • Das Marketing setzt falsch an, ist übertrieben oder hat zu wenig Geld. 

Angesichts dieser Faktoren sollten Sie sich folgende Fragen stellen, bevor Sie in ein Start-up investieren. 

  • Können Sie sich das hohe Risiko und damit einen finanziellen Totalverlust Ihres eingesetzten Gelds leisten? 
  • Und wie viel von Ihrem Kapital wollen Sie in ein Start-up stecken? 

Wenden Sie sich im Zweifel an Fachleute, Ihre Bank oder an eine Verbraucherzentrale, um sich Rat zu holen. Zu beachten ist auch, dass Sie meist kein Mitspracherecht bei den geschäftlichen Entscheidungen des Unternehmens haben. Es sei denn, Sie treten als Business-Angel auf. Bis sich ein Erfolg einstellt, kann es sehr lange dauern. Deshalb müssen Sie damit rechnen, dass Ihr Kapital für mehrere Jahre gebunden ist. Die Skepsis von Banken kommt also nicht von ungefähr.   

 

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